Baguette vs Weißbrot
Hallo jo_enn,
ja, Franzosen backen ganz anders.
Das, was hierzulande als Weißbrot oder gar „Baguette“ (sit venia verbo) angeboten wird, ist in Frankreich allenfalls in der alleruntersten Supermarktschublade zu finden: Fade, trocken, ohne Biss, und zum Ausgleich für das schaumgummiartige Substrat im Inneren mit einer beinharten, krachend - bröseligen Kruste außenrum.
Sehr wenige Bäcker in D beherrschen das Baguettebacken.
Noch schlimmer das US-Gummibrot „Toastbrot“ - das könnte in F tatsächlich als Wischlappen durchgehen.
Und genauso schlimm das, was in den meisten Bäckereien in D den Leuten als „Krossang“ oder so ähnlich angedreht wird - damit kann man einem aus dem Nest gefallenen Franzosenkind auch keine Freude bereiten.
Am ehesten vielleicht, wenn Du Zugang zu einem Bäcker hast, der zu den 2-5 Prozent gehört, die ordentliche Rosinenbrötchen oder Hefezöpfe machen können - falls die Mädels nicht schon beim Anblick von Rosinen hysterische Anfälle bekommen.
Falls Du im nordwestlichen Quadranten Deutschlands wohnst, würde ich es mal mit Gerster probieren - das ist wegen des säuerlichen Geschmacks zwar ganz anders als Baguette, aber würde den Lütten vermutlich in einiger Hinsicht entgegenkommen: Falls dazu eine extrem süße, milde Konfitüre (z.B. Mirabelle, Pfirsich, Aprikose, Feige) zur Verfügung steht.
- Wie auch immer: Mich überrascht es ein bissel, dass die Mädels der Fremde überhaupt keinen Reiz abgewinnen können - sind sie zu jung dafür, haben sie sich vielleicht überhaupt nicht für den Austausch interessiert, sondern ihre Eltern, die sie schon jetzt auf eine Sprache mit besseren Arbeitsmarktchancen dressieren wollen? Ich fand beim Schüleraustausch mit 15 Jahren alles ohne Ausnahme in Frankreich klasse, hab mir das zur Not auch zurechtgedichtet und zurechtgebogen, bis es klasse war - und ich glaube nicht, dass das eine besondere Eigenart von mir war.
Was spricht eigentlich dagegen, die beiden zu fragen, was ihnen besser gefiele? Wenn sie auf dem üblichen Magersuchtstrip kleiner Mädchen sind, begeistern sie sich vielleicht z.B. für das riesige Reformköstler- und Essgestörtensortiment, das es in D im Gegensatz zu F an jeder Ecke gibt: Irgendein Sojabrabsch aus der Schnabeltasse zum Frühstück, je synthetischer desto besser, käme ihnen vielleicht entgegen?
Wie auch immer - auch wenn das französische Frühstück wie in den meisten romanischen Ländern sehr einfach, leicht und wenig ist, hat der Franzose als solcher keine besondere Physis, die ihn daran hindern würde, auch schon vor 21 Uhr normal zu essen - ich kannte einen Lehrer aus der Bretagne, dem es großes Vergnügen machte, seine etwas schmaler und leichter gebauten Kolleginnen zu schockieren, indem er sich morgens um Zehn zur Frühstückspause im Lehrerzimmer fingerdick grobe Leberwurst aus dem Eichsfeld auf den Pumpernickel aus Soest gipste und dazu eine leckere Halbe Augustiner Lager in den Steinkrug einschenkte. Einer besonders Naiven hat er bei so einem Anlass mit Erfolg weisgemacht, auf der Flasche stehe deswegen „Lager“, weil das Bier von Häftlingen gebraut würde, die in Bayern selber bloß Haferbrei, Kohlsuppe und Wasser bekämen und mit Stockhieben bestraft würden, wenn sie sich am Gerstenmalz vergriffen.
Empfehlung: Erklär den Mädels mal, was „when in Rome, do as the Romans do“ bedeutet. Dann haben sie allemal die Möglichkeit, zu erzählen, was ihnen besser gefiele.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder