Hallo,
Hallo,
Genau diese Angst fördern Mütter von Jahr zu Jahr mehr, indem
sie ihre Kinder über Jahre hinweg in die Schule begleiten -
auf Wegen wohlgemerkt, die unzählige andere Kinder längst
alleine bewältigen. Derzeit sind wieder allüberall die
Klammermütter zu beobachten, die ihre Erstklässler tatsächlich
am Händchen führen und ihnen die Schultasche tragen, anstatt
ihrem SCHULkind auf dem SCHULweg mehr und mehr
Eigenständigkeit zu vermitteln und sich möglichst schnell
überflüssig zu machen.
Das finde ich etwas pauschal geschrieben. Ich wohne in Berlin. In Berlin werden die meisten Kinder mit fünf eingeschult. Vor uns liegt eine große Strassenkreuzung. Mit „groß“ meine ich zwei Spuren in jede Richtung und kein Auto unter 60 km/h. Heute morgen um kurz vor acht waren also die ganzen Krümel auf dem Weg zur Schule und standen wie die Lemminge am Strassenrand, weil die Ampeln ausgefallen sind (kein Ausnahmefall). Keine Polizei weit und breit. Ich und noch ein paar andere Gluckenmütter haben dann Gruppen von Kindern, die zu meiner Zeit noch im Sandkasten spielten über die Strasse geholfen. So ganz ungefährlich war das nicht.
Dann gibt es noch die Kinder, die in Panik geraten wenn sie einen Hund begegnen - sie rennen einfach über die Strasse um die Straßenseite zu wechseln.
Dann gibt es noch Gegenden, wo morgens um kurz vor Acht noch die übriggebliebenen Gestalten der letzten Nacht ihren Weg nach Hause suchen.
Das ist die Realität in der ich lebe. Da ich mein Kind nicht auf eine Brennpunktschule schicken möchte, muss ich auf einen anderen Bezirk ausweichen und fahre es jeden Tag in die Schule und hole es wieder ab. So ist das hier, genauso wie in New York, Kapstadt oder London - entweder man wohnt im richtigen Bezirk oder man karrt sein Kind in die Schule.
Bei uns wird die Schultasche nur zum Wochenende nach Hause geschleppt und da helfe ich auch gerne, denn meist gibt’s dann noch eine Sporttasche und einen Rucksack. Die Dinger sind oft so schwer, dass ich sie kaum entspannt tragen kann und wenn ich diese kleinen Geschöpfe in der ersten Klasse ansehe empfinde ich nur eins: Mitleid.
Es kommt der Tag, wo das Kind groß, selbstbewusst und frech ist den Großstadtdschungel zu bewältigen und ich vertraue darauf, dass die meisten Eltern wissen wann es soweit ist. Hier in Berlin kenne ich kaum jemanden, der sein Kind in der ersten Klasse alleine auf den Schulweg schickt. Sei es wegen des unübersichtlichen Strassenverkehrs, Hundephobie oder weil auf dem Schulweg irgendetwas ist, dass dem Kind Angst macht (durchgängig geöffnete Clubs, Oberschulen mit mobbenden Teenagern). Am allerwenigsten denkt man da sicher über Entführungen nach, aber hey, die passieren auch, wenn auch seltener als Rechtsabbieger-Todesfälle.
Mein Kind hat in der ersten Klasse einen Sicherheitstrainingskurs absolviert und ich muss sagen, dass es super war. Die Kinder haben in Rollenspielen gelernt sich zur Wehr zu setzen und auf ihr Bauchgefühl zu hören. Es wurden Karten erstellt mit maximal 5 Namen drauf und mit diesen 5 Personen darf das Kind mitgehen und sonst mit niemanden - auch nicht mit der Polizei. Es wurden auf alle Tricks aufmerksam gemacht (Süßigkeitenangebote, Locken mit Tierbabys etc) bei Fremden, aber auch diskutiert, wo ein Kind ein Recht hat „nein“ zu sagen (z.B. wenn es von einem Verwandten nicht geknuddelt oder geküsst werden möchte). Da wurde keinem Kind Angst eingejagt, sondern das Selbstbewusstsein geschult.
Um zur Frage zurückzukommen: von der Connie-Reihe gibt es ein Buch über nicht mit Fremden mitzugehen. Das ist einfach und verständlich geschrieben. Für etwas ältere Kinder (ab 8) gibt es auch „Rico, Oskar und die Tiefenschatten“, wo Kindesentführung thematisiert wird.
Viele Grüße