Hallo menschenfreund
Das Konzept der Cargolifter AG war doch ideal. Ich denke nur
wie einfach damit sperrige Güter hätten transportiert werden
können.
Jaa, das war genial. Punkt zu Punkt Transport durch den relativ barrierefreien Luftraum ohne dabei auf dem gesamten Weg alles wegzuräumen; Anlagen hätten aus einem Stück gebaut werden können; Am Boden nur punktförmig eine Infrastruktur aufbauen zu müssen und nicht auf dem gesamten Weg (in entlegene Gegenden).
Worin lag denn nun das technische Problem, dieses Wunderwerk
zu vollbringen. Nach der Pleite waren ja noch viele
Luftfahrtunternehmen wie Boeing usw. interessiert, sind aber
alle abgesprungen. Keiner wollte oder konnte das Luftschiff
fertigbauen. Ich stell mir ein großes Aluminiumgestell vor mit
einer Hülle drum und viel Gas drin. theoretisch machbar in
jeglicher Größe. Wo ist das Problem?
Die Ausdauer wohl. Aber daran mangelts immer in der Privatwirtschaft, oder meinst du, daß ohne politische Absicht es je den Flug zum Mond gegeben hätte?
Eine Rakete ist im Prinzip auch nur ein großer Tankbehälter mit einem Auspuff dran. Soviel zum Unterschied zwischen Theorie und Praxis…
Danke vorab und mich interessiert die technische Seite nicht
die finanzielle Geschichte von Cargolifter.
Das ist schön:smile:
Wie ich schon weiter oben angedeutet habe, finde ich die Idee gut.
Die technischen Schwierigkeiten waren nicht das Entscheidende, sondern die platzende Aktienblase.
Die größten (absehbaren) technischen Probleme waren:
- Leergewicht
- Der Balastausgleich
- Die Manövrierbarkeit
Zu 1: 160 Tonnen Nutzlast war ganz schön ambitioniert, deshalb hatte man wohl auch sogleich mit einer Tragstruktur aus Carbon begonnen und erst im laufe der Entwicklung aus praktischen und finanziellen Gründen auf Alu geschwenkt.
Ein Riesenfehler, der Enscheidende für die Insolvenz, dann dadurch verzögerte sich der Erstflug um ein ganzes Jahr (laut Plan).
Alu hat aber den Vorteil, daß man viel mehr Erfahrung damit hat als mit Carbon und Änderungen (die sich ganz sicher durch die Erprobung ergeben hätten) leicht „dranschrauben“ lassen.
Die 160 Tonnen waren damit nicht mehr drin (wurde durch die Blume auch zugegeben, was natürlich den Markt auf Sperrige aber leichte Strukturen einschränkte).
Weitere Probleme gabs mit dem Antrieb, denn alles was stark und sparsam genug wäre, für Schiffe und Kraftwerke gebaut ist und damit wohl viel zu schwer für etwas was fliegen soll.
Oder man nimmt Turbinen und tankt alle 100 km…oder 160 Tonnen Nutzlast bestehen aus Sprit…
Das mit dem Tanken wäre technisch nicht so ein Problem geworden, aber finanziell ein Desaster.
So kommen wir zum Problem 2, Lastenausgleich. Dieser tritt schliesslich schon im Flug auf und nicht erst beim Abladen. Solange man fliegt hätte man dagegen steuern können, aber sobald man langsamer geworden wäre, wärs kräftig nach oben gegangen.
Meiner Meinung nach wäre man also ums abblasen oder verflüssigen nicht herumgekommen. Beides sehr kostspielig.
Vielleicht hätte man auch mit den Triebwerken dagegensteuern können (wie beim NZ Luftschiff).
In jedem Fall hätte sich dabei das Problem der Steuerung einer wahnsinnig Trägen und gleichzeitig windempfindlichen Masse ergeben.
Im Flug ists ja nicht so schlimm wenns plötzlich 100 meter Abweichung gibt, aber beim Laden?
Ich glaube, man wäre trotz Autopilot und Manövertriebwerken auf gutes Wetter angewiesen gewesen.
Wie ein roter Faden zieht sich das Problem der Wirtschaftlichkeit durch das Ganze:
Wenig Nutzlast = Kleinerer Markt, weniger zu verdienen.
Triebwerke = Wenn schwach, gehts langsam und man muss Winde kräftig berücksichtigen, also noch mehr Zeitverlust. Und Manövrieren ist nicht.
Wenn stark, ein unbezahlbarer Spritkonsum.
Schlechte Manövrierbarkeit (oder schlecht beherrschbare Windempfindlichkeit) heißt fliegen nur bei guter Wetterlage. Damit fällt sicher 2/3 der Zeit flach.
Und damit stellt sich die Sinnfrage des Ganzen: Wenn ich es genauso langsam auch auf der Straße kann, was solls?
Fazit: Zu viel gewagt, zu viele Fragen, zu wenig Wissen und viel zu wenig Geld und Geduld.
Grundsätzlich baut man um ein existierendes Triebwerk herum, nicht um nicht existierende Powersuperspar 10 MW TDIs…
Hätte man erst etwas in der Größenordnung vom NZ gebaut, mit einer Nutzlast im bereich von 20-50 Tonnen, hätten die Mittel bis zum Test ausgereicht, dann wäre schnell auch die Frage der technischen Realisierbarkeit beantwortet gewesen und Investoren hätten mehr Vertrauen gehabt und man hätte vielleicht auch Boeing (und andere, DHL, TNT, UPS…) gewinnen können.
Übrigens, der Zeppelin NT hat 600 PS bei fast 11 Tonnen Gewicht. Ist doch irre wenig, oder?
Übrigens, genau so war der Rettungsplan in letzter Sekunde:
Mit dem Testballon Geld zu verdienen. Statt es nur für Tests (Füllverhalten, Lastaufnahme, Material) zu verwenden, hätte man Jahre vor dem Erstflug schon etwas Geld verdient, Werbung gemacht, usw. (Nutzlast war bei 70 Tonnen glaub ich!)
Tja, es hat eben nicht sollen sein, das Schicksal war auch dagegen: Ein Gewitter hat das Ding zerfetzt.
C’est la vie…
Ciao
Thud