Christentum und Altes Testament

Servus allerseits.
mal eine Religionswissenschaftliche Frage:

Kann man rein von der wissenschaftlichen Definition des Christentums her Christ sein und gleichzeitig das Alte Testament als Teil der Glaubensbasis ablehnen?

Gruß
Mike
(DerdakeinerechteAhnungvonhat)

Kann man rein von der wissenschaftlichen Definition des
Christentums her Christ sein und gleichzeitig das Alte
Testament als Teil der Glaubensbasis ablehnen?

Tach Mike,

kurz und schmerzvoll: Nein!

Setzen wir der Einfachheit halber einmal voraus, daß „das Christentum“ sich legitimerweise auf Jesus von Nazareth beruft, dann kann es von seiner Herkunft aus dem und seiner Verwurzelung im Judentum platterdings nicht absehen.

Gruß - Rolf

Servus Du,
Dann bist Du wie ein Hirnamputierter. Lass halt die Schöpfungsgeschichte und die Landnahme weg, wenn Du damit nichts anfangen kannst. Wir Christen schieben Gott allerlei Gemeinheiten zu, obwohl die Menschen schuld sind. Entdecke die Psalmen. Tauche ein in die schillernde Darstellungswelt des Orients.

heile

Peter S.

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Danke aber

Danke für deine Antwort (sehr netter Vergleich), aber das Frage betrifft nicht mich persönlich oder meine Glaubensüberzeugungen, sondern ist wirklich rein Religionswissenschaftlich gestellt wertfrei gemeint.

Gruß
Mike

Servus allerseits.
mal eine Religionswissenschaftliche Frage:

Kann man rein von der wissenschaftlichen Definition des
Christentums her Christ sein und gleichzeitig das Alte
Testament als Teil der Glaubensbasis ablehnen?

Dafür müsste man zunächst mal definieren, was ein „Christ“ ist.
Mein Hausdiakon pflegt diese Frage mit „Der ist ein Christ, der
an Jesus Christus als Gottes Sohn glaubt!“ zu beantworten, und
dafür braucht’s streng genommen überhaupt keine Bibel.

Gruß,

Malte

wer B sagt, muß auch A sagen
Hi Mike,

mal eine Religionswissenschaftliche Frage:

Eine religionswissenschaftliche Frage wäre in diesem Zusammenhang eher, aus welcher Denktradition es zu der Bezeichnung Christos = Moschiach = Gesalbter (und in Folge: der Gesandte) kam, da die Salbung zum Initiationsritual orientalischer Könige (und so auch des israelitischen Königs) gehörte.

Deine so gestellte Frage ist vielmehr eine der sog. Fundamentaltheologie: Nach der Formulierung im ersten Johannesbrief 1.Joh.2.22,23 ist das Bekenntnis 1. des Jesus als Christus und 2. des Jesus als Sohn des Vaters = Sohn Gottes das entscheidende.

Beides macht aber keinen Sinn ohne die Schriften des Tanach, in denen ja gerade der Gott fundiert ist, als dessen Gesalbter bzw. Gesandter bzw. als dessen Sohn der Mensch Jesus bekannt wird - genauer: „geglaubt“ wird. Dieses so verstandene „Glauben in ihn“ (pisteuein en auton, ein Spezialterminus, den der Autor des Johannesevangeliums eingeführt hat) war dementsprechend auch die früheste Selbstbezeichnung der „Christen“: pisteis = die Glaubenden.

Außerdem wurde der historische Auftritt dieses „Gesandten Gottes“ als „Neuer Bund“ (zwischen dem Gott und dem Menschen) interpretiert, was ja die Bezeichnung „Neues Testament“ gerade bedeutet. Auch diese Interpretation macht nur Sinn vor dem Bekenntnis auch eines „Ersten Bundes“ (neuere Theologien sprechen nicht mehr vom „Alten“, sondern weniger mißverständlich vom „Ersten Testament“). Dieser Bund Gottes mit dem Menschen ist aber gerade der fundamentale Inhalt der Torah und damit der übrigen Schriften des Tanach.

Gruß

Metapher

Der Begriff Christ, bedeutet zunächst einmal, dass sich jemand als ein Anhänger Jesu Christi bezeichnet.
http://de.wikipedia.org/wiki/Christ

Es wird dabei aber keine Aussage gemacht, inwiefern ein Christ alle Lehren Jesu Christi verstanden haben muss und sie umsetzt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Namenschrist

Beispielsweise hat Jesus Christus seinen Anhängern bis auf eine Ausnahme die Scheidung verboten. Wer von den durchschnittlichen Christen weiß dies überhaupt? Und wen interessierts?
Dementsprechend lassen sich auch Teile des Neuen Testaments finden, die der durchschnittliche Christ ablehnt.

Das Christentum macht ohne das Alte Testament keinen Sinn, weil es fest darin verankert ist. Jesus Christus zitiert ständig daraus. Ohne das Alte Testament bleibt vieles unverständlich und hängt vieles in der Luft. Deshalb, wird jeder Christ, der seinen Glauben ernst nimmt, die Bibel nicht partiell, sondern vollständig verwenden.

Gruß
Carlos

Servus Mike

Ich habe Sie ganz missverstanden.
es tut mir leid.
Mein Gewissen hat mich um diese Zeit aus dem Bett gerissen.

Verzeihung PS

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Lieber Mike,

Eine interessante Frage, die umso vielschichtiger wird, je länger man darüber nachdenkt.

Mein erster Gedanke war: Freilich, warum denn nicht (ich bin in Glaubensdingen höchst undogmatisch).

Doch je länger desto mehr reifte die Ansicht: Nein, das funktioniert nicht.
Daran liegt in erster Linie die Formulierung „ablehnen“. Hättest du geschrieben, dass man das alte Testament in Teilen oder fast gänzlich kritisch betrachtet oder gar ignoriert, dann würde ich mir noch ein zögerliches Ja abringen. Schließlich beschränkt sich das Glaubensbekenntnis für das alte Testament ja auch auf „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.“
Wer aber das alte Testament als Ganzes ablehnt, der muss konsequenterweise auch so viele Dinge aus dem neuen Testament als Fortführung des alten verneinen, dass es mit den christlichen Überzeugungen schwierig wird.

Irgendwie funktioniert es ja auch nicht, im ersten Stock wohnen zu wollen und das Erdgeschoss abzureißen.

Grüße
Hardey

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Hallo, Mike,
Ich glaube das wird nix. Ohne das AT bleiben weite Teile des NT unverständlich. Und Teile des AT lassen sich nur aus vorausgehenden Kulten erklären.
Notfall kann man den Keller noch weglassen, aber ohne das Erdgeschoß ist ein Dach wenig sinnvoll.

Gruß
Eckard

kein Problem :smile:

Danke für deine Antwort (sehr netter Vergleich), aber das
Frage betrifft nicht mich persönlich oder meine
Glaubensüberzeugungen, sondern ist wirklich rein
Religionswissenschaftlich gestellt wertfrei gemeint.

Gruß
Mike

Servus Mike

Ich habe Sie ganz missverstanden.

Das kommt vor :smile:
Darum habe ich meine Frage ja auch nochmal klargestellt, nicht damit die Diskussion irgendwie in die nicht gewollte Richtung abdriftet.

es tut mir leid.

Ist nicht nötig, denn ich fühle mich in keinster Weise inkommodiert.

Mein Gewissen hat mich um diese Zeit aus dem Bett gerissen.

Also wegen MIR hätte das Gewissen ruhig noch bis zum Weckerklingeln schlafen können *grins*

Und der Vergleich mit dem „Hirnamputiert“ werde ich bei passender Gelegenheit anbringen :smile:

Gruß
Mike

Hallo Michael

Kann man rein von der wissenschaftlichen Definition des
Christentums her Christ sein und gleichzeitig das Alte
Testament als Teil der Glaubensbasis ablehnen?

Ich glaube (sic!), dass man diese (durchaus interessante und tiefgreifende) Fragestellung nicht mit JA oder NEIN beantworten sollte (auch wenn Jesus sagte: Deine Rede sei JA JA oder NEIN NEIN…hier hätte er vielleicht eine Ausnahme zugelassen, insbesondere nach dem er Hegel gehört hätte), sondern dass man sie DIALEKTISCH beantworten kann/sollte, denn einerseits baut -wie schon hier beschrieben- das Neue Testament ja auf dem Alten Testament auf, andererseits baut es es auch ein Stück weit ab, wie bei einer Art Restauration oder Renovierung. Man kann es auch als eine Art Reformation beschreiben. Etwa so, wie der Biddhismus auf den Hinduismus aufbaut und ihn ein Stückchen relativiert bzw. verändert.
Gruß,
Branden

Hi,

das Alte Testament ist die Wurzel des Neuen Testaments. Ohne AT gäb theorethisch Jesus gar nicht und ohne AT versteht man vieles vom NT gar nicht so wirklich.
Der Gott des AT ist ja auch der Gott des NT - nur „offenbarter“.

Grüße
Chris

Mt 5,17

Kann man rein von der wissenschaftlichen Definition des
Christentums her Christ sein und gleichzeitig das Alte
Testament als Teil der Glaubensbasis ablehnen?

Hai Mike,

nein.
Jesus sagt:

17Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. a 18Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein bTüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. 19Wer nun ceines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich.

Gruß, Joe

Vorsicht - nur für intellektuell offene Leute
Hi Joe

19Wer nun ceines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich

Da hat sich doch so ein kleines FREUDsches Fehlleistungs-Kerlchen eingeschlichen und aus „eines“ einfach mal „ceines“ (=keines) gemacht.
Was sollen wir dazu denken, Joe?
Eine gewisse Ambivalenz deinerseits in der betreffenden Aussage vielleicht? :wink:
Gruß,
Branden

Hi Branden,

Da hat sich doch so ein kleines FREUDsches
Fehlleistungs-Kerlchen eingeschlichen und aus „eines“ einfach
mal „ceines“ (=keines) gemacht.

ts ts ts - diese Freudianer. Überall wittern sie gleich Fehlleistungen … BTW - Fehlleistungen zu sehen, wo keine sind, ist ja wohl auch eine Fehlleistung - worauf lässt diese denn nun wiederum schließen?

Zur Sache: da wurde einfach nur etwas etwas schludrig mit copy&paste gearbeitet. Das ‚c‘ ist ein Verweis auf eine Fußnote, die wiederum auf auf Kapitel 2 Vers 10 des Jakobusbriefes verweist.

Übrigens - um das Thema des Threads nicht ganz außer Auge zu lassen - lässt sich auf bibel online gerade anhand solcher Verweise sehr anschaulich nachvollziehen, auf welch vielfältige Weise sich das ‚Neue Testament‘ auf das sog. ‚Alte‘ bezieht. Ohne Kenntnis des ‚Alten‘ ist es gar nicht möglich, das ‚Neue‘ hinreichend zu verstehen.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hi Ralf

Ohne Kenntnis des ‚Alten‘ ist es gar nicht
möglich, das ‚Neue‘ hinreichend zu verstehen.

Inhaltlich hatte ich ja schon (zwei Zeilen drunter)einiges dazu gesagt. Aber neben dem Inhalt interessiert mich halt auch oft so ein Nebenschauplatz. :wink:
Gruß,
Branden

offtopic

BTW - Fehlleistungen zu sehen, wo keine sind,
ist ja wohl auch eine Fehlleistung -
worauf lässt diese denn nun wiederum schließen?

laß mich mal spekulieren: auf „intellektuelle Offenheit“ vielleicht?

SCNR

M.

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Hallo Zusammen!

Viele interessante Aspekte, die den Zusammenhang AT/NT durchaus plausibel wiederspiegeln.
Aber Mike fragte:

(…) als Teil der Glaubensbasis ablehnen?

Zum Verständnis ist das AT unabdingbar, aber ethisch/inhaltlich?

Ohne jetzt mit exakten Fundstellen „zurückzuschlagen“ ist doch das AT in vielen Punkten (sei es, daß Gott die Nachkommen bis ins siebte Gleid strafen wird, Mord, Totschlag, gewaltsame Landnahme, die Sache mit dem geforderten Menschenopfer (auch wenn es nur eine Prüfung sein sollte)) extrem gewaltbehaftet, um nicht zu sagen blutrünstig.

Im AT ist Gott ein strafender Gott
Im NT vollzieht Gott in den Aussagen Jesus aber dazu eine fast schon radikal zu nennende Wandlung: Nunmehr ist es ein gütiger Gott, ein verzeihender Gott (man denke nur an: rechte Wange, linke Wange…).

Insofern finde ich die Frage nach der Ablehnung der Inhalte des AT als Teil der Glaubensbasis berechtigt, denn viele Punkte passen einfach nicht zu den Aussagen von Jesus.

Ein Widerspruch in der Gestalt Gottes zwischen AT/NT!?!?!

Natürlich könnte man jetzt mit einzelnen(!) Zitaten AT/NT meine Aussage sicherlich wiederlegen, aber es geht mir wie gesagt nicht um einzelne Textstellen, sondern um das Gesamtbild. Und das Gesamtbild besagt eben in meinen Augen eine „Wandlung“ vom strafenden zum gütigen Gott - eine Diskrepanz zwischen AT/NT.

Auch ich bin absolut der Meinung, dass das AT unabdingbar für das Verständnis des NT ist! Inhaltlich jedoch, von der Intention her gibt es jedoch in meinen Augen sehr große Unterschiede, die ich ebenfalls (wie Mike?) nicht in eine „Linie“ bekomme.

Inwieweit sind also Teile des AT ethisch/moralisch und somit als Basis für den christlichen Glauben nicht zu berücksichtigen (`„abzulehnen“ erscheint mir nicht korrekt, denn die Verbindungen AT/NT sind ja eminent)?

Sorry, wenn ich keine Antwort auf die Frage von Mike geben konnte, aber vielleicht den Widerspruch herausgestellt habe oder vielmehr meine Frage drangehängt / Mikes Freage erweitert habe.

Was mich aber zusätzlich dazu interessieren würde: Die Juden, die sich ja nur auf die Tora stützen (vergleichbar mit unserem AT) - inwieweit ist die polarisierte Gottesdarstellung mit den ethisch/moralischen Grundsätzen der Moderne denn vereinbar? Ich denke hier nur z.B. an die Opfer-Riten. Tieropfer werden ja m.W. nicht mehr so durchgeführt. Stattdessen wird ein symbolisches Opfer getätigt. Wie wird diese Abweichung gegenüber der Tora denn begründet?

Grüße

Midir

Hallo Midir,

Im AT ist Gott ein strafender Gott

das kann ich so verallgemeinert nicht erkennen.
Einige meiner Lieblingsstellen der Bibel sind aus dem alten Testament.
Bsp. Jes 42:

Siehe, das ist mein Knecht - ich halte ihn - und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen. 2Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. 3bDas geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus. 4Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, cbis er auf Erden das Recht aufrichte; und die Inseln warten auf seine Weisung.

Manches aus dem AT hat Jesus selbst korrigiert bzw. erweitert.
Bsp Mat 5,21;5,27 und insbesondere 5,38 (das gerne zitierte Auge um Auge).

@Branden: Ich habe die Markierungen von Bibelonline wieder nicht gelöscht, aber Du als Intellektueller wirst es schon richtig lesen :smile:

Gruß, Joe