Hi
Christian Klar ist hart bestraft worden für seine
Verweigerungshaltung. Dies ist ja auch der Grund dafür, dass
Mohnhaupt seit 2 Jahren draussen ist und Klar noch immer
drinnen. Beide wurden für exakt die selben Straftaten
verurteil. Noch dazu kommen Haftbedingungen für Klar die kein
anderer Häftling in den letzten Jahren in der BRD erdulden
musste. Klar war von 1985 - 1992 praktisch vollständig
isoliert. 23 Stunden in der Zelle, Hofgang alleine, kein
Kontakt zu Mithäftlingen und kein Recht an
Gemeinschaftsveranstaltungen teilzunehmen. Zellendurchsuchung
mehrmals am Tag und kein unbewachter Besuch. Körperkontakt war
ebenfalls untersagt. Erst nach einem (oder waren es mehrere?)
Hungerstreik wurden nach und nach seine Haftbedingungen
angepasst.
Das ist nach heutigem Verständnis nicht OK gewesen, aber was vor mehr als 16 Jahren anders gesehen wurde als heute ist kein Argument, für das sich irgendwer etwas kaufen kann. Damals waren Klar uns seine Truppe je nicht nur eine Handvoll Terroristen, sondern der Staat sah sich von ihnen komplett bedroht. Daraus resultierten besondere Haftbedingungen. Heute, aus der Entfernung, denkt man anders darüber und auch über Haftbedingungen, ich sehe aber nicht dass man daraus irgendetwas ableiten kann.
Er lässt ja entgegenkommen dadurch erkennen, dass er dem
bewaffnetem Kampf eine Absage erteilt hat.
Das ist kein Entgegenkommen, sondern die selbstverständliche Normalität. daraus kann ich noch nicht ableiten dass er sich besonders bemüht und deswegen auch ein moralisches Recht auf besonderes Entgegenkommen des Staates verdient.
Dennoch konnte seine Schuld nicht bewiesen werden - nur die
Mitgliedschaft in einer Gruppe. Die RAF kam dem Staat
natürlich auch insofern entgegen, dass alle ihre Mitglieder
grundsätzlich Verantwortung für alle Taten übernahmen,
unabhängig davon wer was gemnacht hat.
Das ist kein „Entgegenkommen“. Man hätte sowieso ermittelt aus welcher Richtung die Taten geschahen… Die RAF hat den Staat in seinen Grundfesten bedroht, es also aufgrund von Bekennerschreiben so darzustellen als hätten die Terroristen etwas „für“ den Staat getan, verdreht die Wahrnehmung, die man seinerzeit hatte.
Klar wurde für den Mord
an Schleyer verurteil, obwohl er zu keiner Zeit zum Kommanso
gehörte. Er wurde für den Mord an Buback verurteil obwohl er
es nach Aussage von Boock nicht gewesen war und er wurde für
den Mord an Ponto verurteilt obwohl Mohnhaupt geschossen hat.
„Gemeinschaftlicher Mord“ heißt aber dass es nicht darum geht ob man derjenige war, der abgedrückt hat, sondern da sind alle, die maßgeblich beteiligt waren, zu Recht mit dran. Und Klar hat selber nichts dazu beigetragen den Anteil seiner Beteiligung aufzuklären - dann kann er nicht andererseits fragen wieso seine Schuld nicht differenzierter beurteilt wird. So weiß man nur dass er ganz nah dabei und beteiligt war, und legt ihm dieses folgerichtig zur Last.
Ich hatte weiter unten bereits ausgeführt, dass ein Bruch mit
der eigenen Vita für bestimmte Personen nicht zu realisieren
ist. Der Sinn des gesamten Lebens würde in Frage gestellt,
wenn man sein eigenes Tun kritisch reflektieren und die
Schlüsse daraus ziehen würde. Sah man zigtausendfach bei
Angehöhrigen der Wehrmacht und SS nach dem 2. Weltkrieg.
Es bringt aber doch nichts bei seiner Linie zu bleiben wenn es ein Holzweg ist. Wer innere Größe hat und intelligent ist erkennt auch wenn er sich verrannt hat und korrigiert den Kurs. Ich denke schon dass Geradlinigkeit kein besonderer Wert ist wenn sie mit einem Verrennen in die falsche Richtung einhergeht.
Dann schaue Dir auf „Youtube“ mal die Interviews mit Klar an.
Welchen Eindruck macht er da auf Dich? Den des intelektuellen
Kopfes der gefürchteten RAF, der mit blendender Rede die
Schaar der Symphatisanten mehrt? Wohl kaum!
Reden kann man viel und „Eindrücke“ sind auch kein besonders guter Indikator. Was zählt, sind Taten. Ich sehe in diesem Fall dass jemand nach wie vor nicht erkennt dass er sich zu Morgen herabgelassen hat und dieses kein Weg für politische Veränderungen sein kann, und dass er bis heute, obwohl er sagt dass der Weg falsch war, nicht bereit ist den immer noch unter den Taten leidenden Opfern und Angehörigen derselben ein wenig Hilfestellung zu geben indem er wenigstens auspackt.
Das, was er tut und sagt, ist in keiner Weise „Entgegenkommen“, nur weil er nicht weiterhin für Gewalt eintritt und weil er lange im Knast sitzt, sehe ich noch keine Gründe für besonders großzügiges Verhalten ihm gegenüber. Ich glaube dass die Meisten aus reinem Mitleid wegen der langen Haft argumentieren, aber nicht die Fakten bewerten.
Gruß,
MecFleih