Chronische schuldgefühle und zwanghafte dankbarkeit

in meiner kindheit habe ich gelernt, dass man die fresse zu halten hat. als erwachsener mach ich das aber immer noch. ich bin ein erfolgreich abdressiertes zootier.

ich habe ein generelles problem mit dankbarkeit. ich finde es vollkommen normal zu geben. ich finde es eine zumutung zu nehmen und erst recht nehmen zu müssen. ich stelle die interessen anderer über die meinigen. immer. das ist nicht nur schädlich, weil ich innerlich weiß, dasds das falsch ist; es hat mein leben kaputt gemacht.

ich habe permanent das gefühl, ich müsste allen für alles dankbar sein und kann der größten sch**** noch etwas positives abgewinnen.

3 beispiele:

  • als freiberufler war ich zum schluss nicht mehr in der lage, rechnungen zu schreiben, weil ich schuldgefühle hatte, obwohl ich die arbeit gemacht und alle zufrieden waren. das wurde von manchen auch gewinnbringend ausgenutzt.
  • ich lass mich seit 2,5 jahren von einer behörde über den tisch ziehen und bin nicht im stande den widerspruch aufzusetzen - wissend wie das geht, welche rechtsmittel ich einlegen kann und wie man in der öffentlichkeit terz macht. ich kann nur stellvertretend sehr laut werden. für andere. die das selbst nicht hinkriegen.
  • ich stehe früh auf und habe das gefühl, schon das ist ist falsch

wenn ich schuld schreibe, dann steht das hier nicht nur so da, sondern ich beschreibe tatsächlich dieses gefühl der schuld: dieses gefühl, dass man als kind hat, wenn man mamas lieblingsvase zerschmeißt. das begleitet mich selbst dann, wenn ich im recht bin; wenn es gar nichts gibt, was falsch war. es ist chronisch.

mit all dem kann ich irgendwie umgehen.

der grund für dieses posting:
ich bin seit 2 jahren in pt und mir wurde wegen 43.8 eine traumatherapie nahegelegt. vielleicht erleb ich die sogar. denn seit der pt wird das alles nicht besser, sondern nur schlimmer.
ich sitze an meiner scheibe brot (eine scheibe brot mit nichts) und habe das gefühl jemandem dankbar sein zu müssen. dankbar dafür, dass ich diese scheibe brot habe und essen darf. weit und breit ist aber kein mensch. und ich habe das brot gekauft und bezahlt. von meinem geld. dass ist manchmal so schlimm, dass ich tagelang gar nichts runterkrieg. ich merk das auch schon nicht mehr, weil ich mich so mit arbeit zuknall, dass dafür auch gar keine zeit ist. ich bin gestern 2 mal umgekippt und finde das jetzt bedenklich. deshalb, weil ich keine magersucht oder sowas habe. ich bin eher ziemlich gleichgültig: ich esse im normalfall was ich will und wie ich will.

wenn ich mal ne rechnung nicht verschicke oder mir irgendwas falsch berechnet wird: damit kann ich leben. den punkt mit dem essen finde ich existenzgefährdend.
ich hab das problem mit dem essen in der tp angesprochen: meine therapeutin ging nicht darauf ein und hat das thema gewechselt.

mein bmi* ist 19.1 und das ist normal. ich nehme weder wesentlich ab noch irgendwie zu. nebenbefund sind zwanghafter perfektionismus, arbeitssucht, depressionen, 40.01 und eine ganze liste anderer sachen außer schizo.

vielleicht hat hier jemand einen rat. oder weiß, wie man das nennt. via google lande ich nur in magersuchts-foren. ich weiß nicht mal, wonach ich suchen soll. und ich will das weg haben!

vielen dank für eure zeit.

* eine schöne einheit, um größe und gewicht zu anonymisieren.

Eventuell einen Wechsel des Therapeuten/in erwägen, ggf. auch eine ganz andere Psychotherapie?

  • Bei welcher Richtung PT bist Du momentan?

  • Bietet sie ein fundiertes Gesundheitskriterium/ Modell der intakten Seele, zwischenmenschlichen Beziehungen, angeborenen Bedürfnisse)?
    Hat sie Dich auch darüber informiert,

  • dass so etwas unbedingte Voraussetzung dafür darstellt, genauso fundierte Diagnosen bzgl. der pathologischen Abweichungen (gut dressiertes Zootier) erheben zu können, ihrerseits die Vorbedingung der eigentlichen Therapie = bewusste Verhaltensänderung in Richtung ‚Wieder-Auswilderung‘?

  • das die Erhebung einer Diagnose leider keine kurzfristige Angelegenheit ist, in Abhängigkeit a) von Schwere der Problematik, b) Frequenz der Sitzungen steht?

Liebe® Urf, das mit der Traumatherapie ist vielleicht eine gute Sache. Ich habe z. B. viel Gutes über Somatic Experiencing gehört. Insgesamt stimme ich Joshuan zu, dass du vielleicht mal eine andere Art von Therapie ausprobieren solltest. Mir hat Gestalttherapie sehr gut getan, da wird viel mit den inneren Kindern gearbeitet. Das sind Anteile von dir, die in deiner Kindheit von den Erwachsenen nicht gesehen wurden. Diese Anteile unterdrückt man als Erwachsener dann selber. Gute Infos zu der Methode findest du hier: http://www.gestalttherapie.de/informationen/gestaltt…. Außerdem klingt deine Beschreibung stark nach einem systemischen Problem: Wer in deiner Familie hat wirklich Schuld auf sich geladen? Wer musste hungern oder ist verhungert? Um das herauszufinden würde ich dir begleitend zur Therapie zu einer Familienaufstellung raten. Schon mal davon gehört? Falls nicht, schau doch mal im Netz, z. B. http://www.sorge-dich-nicht-liebe.de/familienaufstel….
Gute Besserung wünscht Toewanda

Hallo,

hier noch Infos zur Familienaufstellung:

http://www.gwup.org/component/content/article/92-psy…

Gruß
vV

3 Like