Hi
Deutlicher kann man seinen Wohnsitz im Elfenbeinturm kaum
dokumentieren… („der größte Teil der Bevölkerung ist
verantwortungslos“)
Ganz im Gegenteil. Nur, wer im Elfenbeinturm sitzt glaubt, dass der größte Teil der Bevölkerung wirklich verantwortungsbewusst handelt. Nur wer die Realität berücksichtigt kommt zu der Erkenntnis, dass dies tatsächlich nur eingeschränkt der Fall ist.
Dir ist schon klar, daß der Ausdruck „ich nehme mir das Recht
heraus…“ nicht bedeutet, daß man glaubt ein bestimmtes Recht
im juristischen Sinn zu haben?
Völlig klar.
Übrigens empfinde ich das Mißachten von Gesetzen aus
Bequemlichkeit wirklich als verantwortungslos…
Hat auch niemand etwas anderes behauptet.
Aber etwas anderes würde mich interessieren: Du behauptest ja
nicht, selbst immer alle Gesetze zu beachten. Wann wird es
denn für Dich verantwortungslos? Sagst Du Dir selbst: „was ich
hier jetzt mache ist zwar völlig verantwortungslos, aber meine
Bequemlichkeit ist halt größer“?
Da ich das nicht glauben kann, mußt Du Dir doch auch ein
eigenes moralisches Gerüst zugelegt haben, um entscheiden zu
können, ob eine konkrete Gesetzwidrigkeit verantwortbar ist
oder nicht.
Ganz im Gegenteil, und das ist der entscheidende Teil dieser Argumentation und insbesondere im Hinblick auf die Aussagen des Ausgangspostings und dessen Urheber.
Ich habe hierfür kein moralisches Gerüst. Wenn ich Gesetze aus Bequemlichkeit überschreite, ist das falsch. Das bedeutet, das wenn man mir das vorwirft, man hiermit auch Recht hat.
Und deshalb versuche ich auch nicht, wie die andere genannte Person, durch irgenwelche pseudopolitischen und dogmatisch Weltfremden Argumentationen mein Verhalten als richtig darzustellen in dem Sinne: Das Gesetz ist ja sinnlos, ich kann das beurteilen und daher ist mein Verstoß nichts falsches.
Wir alle sind nicht perfekt und wir alle übertreten Gesetze. Der Punkt ist nur, dass man dann einfach dazu stehen sollte, dass man Fehler macht, dass es falsch ist und dass man zumindet die Absicht hat, dies nicht mehr zu tun.
Das ist ein gewaltiger Unterschied zu: Ich entscheide selbst, welche Gesetze einzuhalten sind und welche nicht.
Ich gestehe jedem halbwegs normalem Menschen zu,
eigenverantwortlich zu handeln.
Ich nicht. Das zeigt die Erfahrung des Juristen, ein Blick in die öffentliche Meinungsbildung, etc.
Aber: Das ist auch nicht schlimm. Der Mensch ist zu sehr Emotionen, Trieben und Handeln nach Eigeninteresse unterworfen, als dass er in einer Gemeinschaft wie der unseren wirklich umfassend oder ausreichend verantwortlich handeln würde. Eben dazu gibt es ja den Staat und Gesetze und auch die Pflicht, sich an diese zu halten. Wenn man meint, ein Gesetz sei sinnlos, kann man über die öffentliche Meinungsbildung versuchen, die Politik zu beeinflusse. Gibt es einen solchen Konsens nicht, dann ist das halt Pech oder es gibt einen Grund dafür, warum die anderen nicht auch dafür sind.
Und, hier zum Ausgangsthema, bei der Einhaltung von Tempolimits muss wohl nicht wirklich überlegen, ob es einen überwiegenden Konsens in der Bevölkerung gibt, dass sie nicht einzuhalten wären. Daher gibt es einen Grund, warum sie noch immer in Deutschland so existieren, wie sie sind.
Dies schließt
selbstverständlich auch Gesetzesverstöße grundsätzlich ein.
Und das auf gar keinen Fall. Hier werden wir nicht zusammen kommen.
Und bist Du Dir so sicher, dass
andere nicht vielleicht Gesetze für sinnlos halten, die Du für
sehr wichtig hälst?Und genau deshalb ist es ausgesprochen wichtig, daß auch die
Begründung für Gesetze vermittelt wird und nicht nur deren
Inhalt. Im Falle des Verkehrsrechtes wird dies im Rahmen der
Fahrschulausbildung ja auch versucht.
Die von Dir angesprochene Diskrepanz erlebe ich übrigens
„täglich“ bei meiner Arbeit. Ich glaube es gibt weniges, was
so mühsam ist, wie einem Laien die Bedeutung von
Brandschutzvorschriften zu erläutern.
Damit bist Du der Frage aus dem Weg gegangen. Wenn Du für Dich deklarierst, dass Du bestimmte Gesetze hinterfragen und nicht einhalten musst (weil ja eigenverantwortlich), dann musst Du das anderen ebenso zugestehen.
Das bedeutet hier: Wer immer der Ansicht ist, dass Brandschutzvorschriften von Leuten aus dem Elfenbeinturm kommen und dass er das Recht hat diese zu hinterfragen und verantwortungsbewusst genug ist, diese Vorschriften nicht einzuhalten, dem darfst Du nicht widersprechen. Denn er nimmt nur das selbe für sich in Anspruch wie Du auch für Dich.
Oder willst Du behaupten, dass es nur eine ausgewählte Anzahl von Menschen gibt, die dieses Recht für sich in Anspruch nehmen können, also auch für andere mitentscheiden können, ob diese selbst Gesetz hinterfragen und übertreten dürfen, und das Du natürlich zu diesen Menschen gehörst?
Wenn, dann richtig.
Im Übrigen ist es nicht wirklich überzeugend, von
„Elfenbeinjuristen“ zu sprechen. Ich glaube kaum, dass Du den
Gang eines Gesetzgebungsverfahrens, die Bearbeiter der
Gesetzesvorlagen im Ministerium und die Mitglieder der
jeweiligen Ausschüsse wirklich kennst. Das klingt eher nach
einer etwas hilflosen Rechtfertigung für eigene
Gesetzesverstöße.Der Zusammenhang des Gesetzgebungsverfahrens und der daran
Beteiligten mit dem hier diskutierten erschließt sich mir
nicht wirklich…
Das sollte er aber, da Du von denjenigen aus dem Elfenbeinturm geredet hast, die Gesetze erstellen. Und damit sprichst Du exakt das Gesetzgebungsverfahren an und dann solltest Du hierüber und über die Beteiligten auch Kenntnisse besitzen. Ansonsten ist der Elfenbeinturmhinweis lediglich eine Phrase.
aber es ist ein schönes Killerargument,
Nein, es ist der Verweis auf die tatsächlichen Gegebenheiten Deines Elfenbeintumrs. Stellst Du also eine solche Behauptung auf, solltest Du Dich mit letzterem auch Beschäftigt haben.
vor
allem die „hilflose Rechtfertigung“.
Da Du nicht mehr als den Begriff „Elfenbeinturm“ gebracht hast, um diese Aussage zu untermauern, ist es auch so.
Gruß
Dea