Entschuldige. Ich bediene zwei Zielgruppen, von denen eine meine Abbildungen aus dem effeff kennt. Das ist hier natürlich nicht der Fall. Da sind Erklärungen natürlich erforderlich: auf der X-Achse sind die Tage abgetragen, an denen der Durchschnitt ermittelt wurde. Wert „1“ ist der am 1. Mai ermittelte achttägige gleitende Durchschnitt, der somit den Durchschnitt der Daten vom 24. April bis 1. Mai umfaßt. Wert 41 wurde dementsprechend am 10. Juni ermittelt und der letzte Wert (ohne Angabe auf der X-Achse) ist der vom 11. Juni.
Das ist überhaupt keine Frage. Die Verlangsamung des Rückgangs kann z.B. darauf zurückzuführen sein, daß der Nenner immer kleiner wird. Allerdings ging der Nenner zwischenzeitlich um ungefähr 50% zurück, ohne daß sich die Rate aus dem Korridor zwischen 4 und 5% bewegte. Es kann auch sein, daß wir Ende Mai an einem Punkt waren, an dem in kurzer Folge viele der schweren Fälle aus der Hochphase der Epidemie entlassen wurden und die danach entlassenen Fälle aus einer Zeit resultieren, in der weniger Menschen pro Tag in die Intensivstationen aufgenommen wurden. Dafür aber kommt mir der Knick zu plötzlich. Das hätte ja eigentlich ein schleichender Effekt sein müssen, der auch früher hätte eintreten müssen.
Ich leite aus meinen Zahlen keine Handlungsanregungen ab, sondern frage mich, ob diese Zahlen nicht als Frühindikator in Frage kommen - genau so, wie die Zahl der Todesfälle dazu taugt, die tatsächliche Zahl an Infektionen zu berechnen.
Das Grundproblem, was wir bei den Zahlen des RKI haben (und das ist weder etwas neues noch ketzerisch oder gar als Kritik gemeint), ist, daß diese auf bestätigten Fällen aufbauen, die nun einmal bestätigt sein müssen, d.h. denen ist ein Test vorausgegangen. Auch die Zahl der Todesfälle hat eine begrenzte Aussagekraft, weil eben nicht jeder, der stirbt, getestet wurde und wird. Die Leute, die auf der Intensivstation liegen, sind aber mit Sicherheit alle getestet. Natürlich sind darin dann auch Unfallopfer enthalten, die sowohl Unfallopfer als auch CoViD-19-positiv sind, aber ich glaube, deren Zahl verfälscht die Statistik nicht.
Ja, könnte man meinen. Aber aus der Nähe betrachtet, sieht das ein bißchen anders aus. Wir haben hier im Herbst Kommunalwahlen. Ob es daran liegt oder ob Laschet sich einen Kampf mit Söder liefert, werde die Schulen, Kindergärten, Restaurants und Fitnessstudios eher aufmachen kann … keine Ahnung. Aber mit Wissenschaft oder gar so vorausschauendem Handeln, wie Ihr das Unterstellt, hat das alles nichts zu tun. Die Kindergärten haben hier schon seit einer Woche wieder geöffnet. Hätte man einen Feldversuch durchführen wollen, hätte man die Reihenfolge umkehren müssen: erst die Schulen, dann die Kindergärten. Allein schon, weil es den größeren leichter fällt, Abstände und andere Regeln einzuhalten. Vom Ministerium kommen auch so phantastische Vorgaben wie die Maskenpflicht bei Übergabe und Entgegennahme der Kinder. Daß die dazwischen mit den Erzieherinnen stundenlang aufeinanderhocken (und zwar mehr als vorher, weil die Gruppen nicht mehr gleichzeitig ins Außengehege dürfen) und sich dabei wunderbar anstecken können, wurde bei der Maßnahme offensichtlich vergessen.
Außerdem wird zeitgleich mit der allgemeinen Schulöffnung hier in NRW so gelockert, daß Privatfeiern ohne Abstand mit bis zu 50 Personen wieder erlaubt sein werden. Sollte hinter der Schulöffnung tatsächlich ein Versuch stecken (was ich bezweifle), dann wird der dadurch konterkariert, denn wenn man mehrere Lockerungen auf einmal durchführt, weiß man nach zwei Wochen - wenn die Wirkung an der Zahl der positiven Tests ersichtlich wird - nicht mehr, an was es nun gelegen hat.