Das ist das erste mal, daß mir ein Lehrer jenseits des naturwissenschaftlichen Unterrichts erzählt, was nicht möglich ist. Vor dem Hintergrund weiß ich auch nicht, was Deine Bemerkung soll. Daß die Arbeiten irgendwann nachgeschrieben werden, korrigiert und per Konferenz festgesetzt werden müssen, ist keine Frage der Annahmen oder der Organisation, sondern eine Tatsache. Wie lange die Korrektur dauert und ob es von Schritt A zu Schritt B zwei Tage oder zwei Wochen dauert, ist diskutabel, aber es ändert nichts daran, daß man sich mit einem Abiturzeugnis, das man im Spätherbst erhält, nicht bis zum Sommer an einer Uni oder anderen Schule anmelden bzw. bewerben kann.
Natürlich kann man sich auf den Standpunkt stellen, daß man das Zeugnis auch nachreichen kann, aber was macht man mit den fraglichen Studienplätzen? Hält man die für die Abiturienten frei, die noch nachschreiben müssen oder vergibt man die Plätze an andere, die Zeugnisse haben? Was ist, wenn man Plätze freigehalten hat und es stellt sich dann heraus, daß 25% derjenigen, die sich angemeldet haben, leider durchgefallen sind? Was ist mit denen, die wegen des Freihaltens keinen Studienplatz bekamen, eine Weltumseglung oder ein Studium in einer anderen Stadt oder eine Ausbildung zum Hundefriseur begonnen haben?
Was ist, wenn die Plätze nicht freigehalten werden und auf einmal tausende von Leuten verlangen, nachträglich einen Studienplatz zu erhalten? Stellt man dann noch Professoren ein und stellt ein paar Extratische in die Hörsäle? Nur ein paar ganz praktische Fragen, auf die es Antworten geben muß, bevor man einfach mal einen Abiturjahrgang sabotiert. Und die Antwort darauf kann nur lauten: laß uns um Gottes Willen alles versuchen, um dieses Szenario zu verhindern, weil die Konsequenzen für tausende, wenn nicht hunderttausende Menschen nicht absehbar sind.
Ein anderer Aspekt der ganzen Sache: was ist mit den Referendaren, die sich in der Endphase der Ausbildung zum Lehrer befinden? Dürfen die Veranstaltungen stattfinden und können die ihre Ausbildung abschließen? Oder werden die Veranstaltungen abgesagt, so daß im Ergebnis aber Fristen gerissen bzw. Voraussetzungen für Prüfungen usw. nicht erfüllt sind? Was macht man mit den Menschen, was ist mit den Schulen und Schülern, denen auf einmal ein ganzer Ausbildungsjahrgang an fertigen Junglehrern fehlt?
Es ist halt vieles nicht so einfach, wie sich das so mancher vorstellt.