Coronavirus und Schulen

Liebe Experte und Interessierten!

In Rheinland-Pfalz werden nun auch Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern abgesagt, um die Ausbreitung des #coronavirus zu verlangsamen. Das führt mich zu der Frage: Ist eine Schule mit mehr als 1000 Schülern dann etwas anderes? Ist da aus irgendwelchen Gründen die Ansteckungsgefahr geringer?

Wenn ich bedenke, wie schon die normale Grippe die Schule regelmäßig wellenartig erfasst und berücksichtige, dass den allgemeinen Hygienehinweisen kaum gefolgt werden kann, weil es auf den Schülertoiletten schon seit Monaten keine Seife mehr gibt, dann frage ich mich schon, warum da noch soviele Menschen zusammenkommen dürfen.

Ich bin an einer Berufsschule mit insgesamt fast 3000 Schülern, von denen täglich etwa die Hälfte in der Schule sind. Wenn ich mich dann in den Klassen umhöre, mit wieviel Eigenverantwortung die Schüler die Sachlage handhaben (keine besonderen Hygiene- oder sonstigen Maßnahmen, weil ja alles nur Panikmache sei, selbst wenn sie gehört haben, Corona sei eigentlich Ebola), dann halte ich die Schule doch für einen großen Viren-Umschlagplatz.

Wie seht ihr das?

Gruß, Diva

#coronavirus

[Überschrift editiert, verschlagwortet vom www Team]

Hi,

stell Dir mal vor, wie das mit den Leistungsnachweisen und Prüfungen und Vorrückensentscheidungen wird…

die Franzi

ähm… wenn die Schule geschlossen wird oder wenn der Virus sich ausbreitet?

Hi,

Wenn die Schule geschlossen wird. Wenn unsere Schule geschlossen würde, könnten wir keine abiturprüfungen halten und keine Abiturzeugnisse vergeben - blöd auf dem zweiten Bildungsweg.
Wenn der Virus sich ausbreitet, haben wir vergleichbares wie bei jeder Grippewelle. Es gibt nachtermine, und die Prüfungen werden von erkrankten Schülern im Herbst nachgeholt.

Die Franzi

Es geht um Vermeidung des Kontakts im Kontext zur Notwendigkeit. Die Notwendigkeit einer Freizeitveranstaltung ist halt geringer und meistens auch verschiebbar.

Wenn Du Schulen mit einbezieht, müsste man auch Unternehmen mit mehr als 1000 Leuten (Mitarbeiter und Besucher) einbeziehen. Da gibt es dann Einige von … bis zum Kaufhaus, welches sicher ein höheres Risiko birgt als Schulen. An Schulen sind es nahezu immer die gleichen Personen, die miteinander in Kontakt kommen.

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Hallo,
ausser Schliessen der Schule gaebe es die Moeglichkeit, Seife zu organisieren. Moeglicherweise muessten die Schueler etwas Geld spenden oder selbst Seife mitbringen, um die Verantwortung fuer die gemeinsame Seife zu wecken. 3 Seifenspender incl der Seife kosten 1 Kaffee-to-go.

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Und wenn die Schulen wegen des Coronavirus geschlossen würde könnte man keine Nachprüfung im Herbst anbieten? Wieso das?

Ist es also sinnvoller, das Virus sich ausbreiten zu lassen? Oder gehst du davon aus, dass das alles nur Panikmache ist und Corona nicht gefährlicher ist als jede andere Grippe?

Und dann ist das Ansteckungsrisiko geringer?

Immerhin kommen unsere Schüler aus einem Umkreis von bis zu 200 km. Junge Menschen haben viele Kontakte auch außerhalb der Schule. Die gehen Shoppen, in Clubs und Shishabars - und nächsten Tag wieder in die Schule. Spielt das dabei keine Rolle?

Interessant, dass du hier von der Schülerverantwortung sprichst.
Die Schulträger müssen da nicht erwähnt werden?

Ich hab übrigens für meine Klassen Seife und Papiertücher gekauft.

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Klar könnte man. Nur blöd, wenn man sich bis Juli für ein Studium anmelden muß und dafür ein Abiturzeugnis braucht.

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Da wird doch auch der Lage angemessen nachgebessert werden…
Zumal die Unis Maßnahmen ergreifen werden.
Man darf gespannt sein, was wann beschlossen werden wird und wie die das wuppen.
Aus A weiss ich, dass den Studenten ausdrücklich keine Nachteile für ihr Studium versichert worden sind, als sie die Unis dicht gemacht haben.
Ich glaube ja, dass das noch unser geringstes Problem sein wird.

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Ich schrieb ja nicht, daß ein unlösbares Problem darstellt, sondern daß das halt blöd ist und nur weil NRW oder Hessen eine unbürokratische Lösung findet, heißt das auch nicht, daß man sich problemlos aus Hamburg ohne Abiturzeugnis an eine Uni in München, Frankreich oder Südkorea bewerben kann.

Davon abgesehen ist die Schließung von Schulen und Kindergärten auch damit verbunden, daß Schüler und Kindergartenkinder auf einmal ohne Betreuung dastehen, was wiederum zur Folge hat, daß Elternteile zu Hause bleiben müssen, was wieder Folgen für die Arbeitgeber hat, aber auch für die Eltern, die bspw. als Selbständige nicht von zu Hause arbeiten können.

Kurz gesagt: es ist der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz zu beachten.

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Das ist wohl der Konflikt dieser Tage.
Epidemiologie versus Wirtschafts- und Sozialpolitik.
Hoffen wir, dass die Entscheidungsträger mindestens die meisten Ebenen, die von ihren Entscheidungen betroffen sein werden, zumindest erkennen und nicht nur davon „wissen“.

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Hi,

Corona ist im Bereich der Gefährlichkeit einer Grippe. Die Maßnahmen dienen der Verlangsamung und Eindämmung, weil covid 19 ansteckender zu sein scheint als die Grippe, weil die Inkubationszeit länger ist- man zeigt selbst noch keine Symptome, infiziert aber die Umgebung. Je mehr Menschen gleichzeitig krank sind, desto mehr schwere Fälle, die intensivnedizinisch betreut werden müssen, gibt es, und irgendwann gibt es keine krankenhausbetten mehr. Dann müssen die ärzteüberlegen, wer aufgenommen wird: der notkaiserschnitt oder der 80jährige mit Herzschwäche und 40 Fieber wegen corona.

Wir haben über tausend Schüler, davon machen jeden Mai die Hälfte die Abiturprüfung, Fachabi oder vollabi. Für manche der fachabiturienten geht es im nächsten Jahr weiter mit der 13. Klasse, die mit damit vollabi abschließt. Zugangsvoraussetzung ist das bestandene fachabi. Es ist nicht möglich, am Anfang des Schuljahres, wenn wir wieder hunderte neue Schüler haben, die Prüfungen nachzuschreiben. Wir sind mit dem einweisen der neuen Schüler beschäftigt. Die mündlichen englischprüfungen dauern 2 Wochen, erst danach können die übrigen schriftlichen Prüfungen stattfinden, 1 Woche, wir brauchen 3 Wochen zum korrigieren, 1 Woche für die notenkonferenz und die Entscheidung der Schüler für eine mündliche Prüfung sowie die terminierung der mdl Prüfungen, 1 Woche für Durchführung, Konferenz und Bekanntgabe der Ergebnisse. Jetzt ist es Ende November, die Hälfte des ersten Halbjahres ist vorbei. Die, die studieren wollen, haben ein Semester verpasst, die, die in der 13. weitermachen wollen, haben so viel Stoff verpasst, dass sie den Anschluss nicht schaffen können und erst nächstes Jahr weitermachen können.

Usw usf

Die Franzi

Ich finds immer lustig, wenn Lehrer aufzählen, was alles nicht möglich ist :slight_smile:
Wir werden noch vieles erleben, das möglich gemacht wird, wenn das Virus uns weiter einschränkt. So gesehen eine kleine Chance in der Krise: Wir können lernen, dass „Unmögliches“ plötzlich doch geht. Besonders die Lehrer :-)))

Generell finde ich es sinnvoll, Schulen ERSTMAL offen zu lassen - sie sind halt wichtig und schon ein gewisses Risiko wert.
Wenn erste Fälle in der Stadt auftreten, sollten die jweiligen Schulen aber schon geschlossen werden…

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Das ist das erste mal, daß mir ein Lehrer jenseits des naturwissenschaftlichen Unterrichts erzählt, was nicht möglich ist. Vor dem Hintergrund weiß ich auch nicht, was Deine Bemerkung soll. Daß die Arbeiten irgendwann nachgeschrieben werden, korrigiert und per Konferenz festgesetzt werden müssen, ist keine Frage der Annahmen oder der Organisation, sondern eine Tatsache. Wie lange die Korrektur dauert und ob es von Schritt A zu Schritt B zwei Tage oder zwei Wochen dauert, ist diskutabel, aber es ändert nichts daran, daß man sich mit einem Abiturzeugnis, das man im Spätherbst erhält, nicht bis zum Sommer an einer Uni oder anderen Schule anmelden bzw. bewerben kann.

Natürlich kann man sich auf den Standpunkt stellen, daß man das Zeugnis auch nachreichen kann, aber was macht man mit den fraglichen Studienplätzen? Hält man die für die Abiturienten frei, die noch nachschreiben müssen oder vergibt man die Plätze an andere, die Zeugnisse haben? Was ist, wenn man Plätze freigehalten hat und es stellt sich dann heraus, daß 25% derjenigen, die sich angemeldet haben, leider durchgefallen sind? Was ist mit denen, die wegen des Freihaltens keinen Studienplatz bekamen, eine Weltumseglung oder ein Studium in einer anderen Stadt oder eine Ausbildung zum Hundefriseur begonnen haben?

Was ist, wenn die Plätze nicht freigehalten werden und auf einmal tausende von Leuten verlangen, nachträglich einen Studienplatz zu erhalten? Stellt man dann noch Professoren ein und stellt ein paar Extratische in die Hörsäle? Nur ein paar ganz praktische Fragen, auf die es Antworten geben muß, bevor man einfach mal einen Abiturjahrgang sabotiert. Und die Antwort darauf kann nur lauten: laß uns um Gottes Willen alles versuchen, um dieses Szenario zu verhindern, weil die Konsequenzen für tausende, wenn nicht hunderttausende Menschen nicht absehbar sind.

Ein anderer Aspekt der ganzen Sache: was ist mit den Referendaren, die sich in der Endphase der Ausbildung zum Lehrer befinden? Dürfen die Veranstaltungen stattfinden und können die ihre Ausbildung abschließen? Oder werden die Veranstaltungen abgesagt, so daß im Ergebnis aber Fristen gerissen bzw. Voraussetzungen für Prüfungen usw. nicht erfüllt sind? Was macht man mit den Menschen, was ist mit den Schulen und Schülern, denen auf einmal ein ganzer Ausbildungsjahrgang an fertigen Junglehrern fehlt?

Es ist halt vieles nicht so einfach, wie sich das so mancher vorstellt.

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Hi,

ich weiß nicht, wofür ich jetzt gebasht werde. Gehen tut es auf die beschriebene Weise und auf andere Weisen. Aber es ist eben die Anmeldefrist für das Wintersemester vorbei, der Stoff, den der Lehrplan vorschreibt (den ich nicht gemacht habe, sondern nur ausführen muss)wird nicht geschafft, und Schüler bestehen das Schuljahr nicht.
Natürlich kann das Kultusministerium entsprechende Vorschriften erlassen, die das schlimmste verhindern. Aber wenn die Schüler ein Notabi bekommen, welche Uni nimmt sie dann, bzw. wie kommen sie zurecht im Studium, wenn das Vorwissen fehlt? Und wenn as Schuljahr einfach wiederholt wird (in gewisser weise die einfachste Lösung) - es gibt garantiert Eltern, die uns dann die Hölle heiß machen, weil ihr Kind ein Jahr seines Lebens verliert.

die Franzi

Ich sehe das (hier aus dem italiennahen Oberbayern) so, dass es wohl schlau wäre, baldmöglichst mit den Osterferien zu beginnen und die dann bis Mitte/Ende April regulär laufen zu lassen.
Diese Zeit sollte reichen, um die Epidemie nicht zu verhindern, aber besser handhaben zu können, d.h. inbesondere Erkrankungspeaks zu vermeiden.

Es gibt, außer bezüglich der Betreuung der jüngeren Schüler, keinen sonderlichen Grund, diese drei Wochen bis zu den Osterferien noch durchzuziehen, wenn ansonsten Veranstaltungssperren sind.

Außerdem wird sowieso mal da, mal dort der Unterricht anlässlich von Verdachtsfällen ausfallen.
Da wäre ein genereller Stopp besser.
Z.B. musste ich heute um 11.00 meine Tochter abholen, weil erst zu deser Zeit beschlossen wurde, den Unterricht bis Montag auszusetzen.
Beim Sohn meiner Lebensgefährtin ging am Wochenende das Gerücht in den Whatsapp-Elterngruppen rum, es gäbe in der Klasse einen Corona-Fall. Da waren dann am Montagmorgen nur 7 Schüler da.
Solche Dinge werden sich häufen, wenn die Erkrankungen mal im größeren Stil da sind.

Hinsichtlich des ausgefallen Schulstoffs verkürzt man dann halt die Pfingst- und/oder Sommerferien um je eine Woche. Das sollte doch nun wirklich kein Problem sein.

Gruß
F.

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Wenn alle Kinder auf einen Schlag für sechs Wochen zu Hause sind, von denen die Eltern wenigstens drei Wochen nicht als Ferien eingeplant hatten, wird folgendes passieren: die Kinder werden in wechselnden Kombinationen von Familie zu Familie herumgereicht, so wie es halt gerade paßt, d.h. ein Erwachsener Urlaub/Gleitzeit nehmen oder von zu Hause arbeiten kann. Dort werden sie auf die größeren Geschwister treffen, sie werden gemeinsam (aber in wechselnden Gruppen) zum Sport gehen, ins Kino, ins Eiscafé, zum Schwimmen, Schlittschuhlaufen, auf den Spielplatz oder in den Indoor-Spielplatz.

Gebremst wird dadurch nichts, sondern allenfalls beschleunigt, weil die Durchmischung unter den Kindern schneller und stärker stattfinden wird als unter normalen Umständen. Die Kinder werden natürlich weiterhin alleine zur Musikschule usw. gehen, wo sie dann die frisch eingesammelten Viren auch außerhalb des schulischen Umfeldes transportieren können. Gleichzeitig treffen sich Erwachsene bei der Übergabe der Kinder, die sich sonst nie oder nur seltener begegnen.

Mal abgesehen von den Leuten, die da Urlaube gebucht haben. Da sehe ich schon jetzt wegen der abgesagten Klassenfahrten eine riesige Klagewelle auf die Schulträger zukommen, auch wenn sich zumindest das Schulministerium NRW auf den Standpunkt stellt, daß am Ende die Eltern Pech gehabt haben. Ob sich das wirklich so verhält, würde ich bei einer abgesagten SKI-Klassenfahrt nach Österreich (so bei Freunden passiert, weil Österreich so nah an Südtirol liegt) tatsächlich mal gerichtlich prüfen lassen.

Bei einem vorgezogenen Ende der Schulferien sieht das noch mal ganz anders aus, weil es sich dabei nicht um eine Maßnahme zur Gefahrenabwehr handeln würde, sondern um eine organisatorische Maßnahme.

Gruß
C.

Ja, es ist geringer. Mit jeder „Verbreitungsebene“ potenziert sind der Kontakt. Mit deiner Argumentation kann man auch gleich sagen „wir unterlassen jegliche Vorsorge“.

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