Damit Euch hier nicht zu langweilig wird

…sollte auch hier auf eine Gedanken aufmerksam gemacht worden sein.

Ein Hallo an Euch,

in einem anderen Zirkel (nicht Internet) sind wir kürzlich wieder bei der Problemstellung angestanden, was „die Philosophie“ sein würde.
Also welche Unterscheidungskriterien zu anderen Disziplinen herausfindbar wären.

Das Problem ist blitzartig keines mehr gewesen, als man die Fragestellung von der abstrakten („die Philosophie“) auf die persönliche Ebene verlagert hat. Nämlich insofern, als die Frage relevant gemacht wurde: wann ist jemand ein „Philosoph“?
Bei allen anderen Disziplinen ist diese Frage konkret beantwortbar: Wann ist jemand ein „Biologe“, ein „Physiker“, ein „Psychologe“, ein „Katholik“ etc.?

Erst auf dieser Grundlage war es dann möglich, endlich eine konkret von den anderen Disziplinen unterscheidende Denk- und Zielorientierung auch in der praktischen Diskussion festzulegen, von der man dann sagen kann, jemand vertritt diese oder er vertritt sie nicht.

Wenn dann dieser Aspekt in der Diskussion offen liegt, ist man nämlich bei weitem nicht mehr so anfällig für allfällige „Störmanöver“ von Vertretern anderer Disziplinen, ohne daß man diese dann selber aber ablehnt.
Sie sind dann gewissermaßen sogar die „Nahrung“ jedes „Philosophen“.
Denn ein ganz zentraler Aspekt kam in der Diskussion auch heraus, daß nämlich ein „Philosoph“ wohl die Intentionen der anderen Disziplinen kennen muß, sie zwar nicht ablehnt, sehr wohl aber den sprachlichen Vorbringungen kritisch gegenüber steht. Insofern, als er konsequent einmahnen wird, Behauptungen (Theorien) nicht im Sinne von: „Das ist so!“, vorzubringen, wenn nicht für alle anderen nachvollziehbar ist, daß es wirklich so ist.

Die Diskussion ist erst am Anfang und viele Unterscheidungen entwickeln sich jetzt. Spannend ist sie allemal.
Ich wollte das hier nur kurz wissen lassen, weil „philosophische“ Diskussionen ja nur dann konfliktfrei funktionieren können, wenn auch tatsächlich „Philosophen“ miteinander diskutieren.
Ein „Philosoph“ wird besipielsweise mit einem „Biologen“ oder einem „Psychlogen“ nie auf einen grünen Zweig kommen können.
Wenn allerdings die Möglichkeit der Unterscheidung besteht, wird diese Tatsache nicht mehr zum Konflikt.
Beides kann man jedenfalls nicht sein, „Philosoph“ und z.B. „Psychologe“. Wie man ja auch nicht ein wenig schwanger sein kann.

Grüße
Gert

Hallo.

Philosophie ist die Lehre vom Denken. Denken findet im Kopf statt. Und der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann *g*
Daran gemessen ist es gar nicht so einfach zu sagen WAS einen Philosophen ausmacht. M.E. erkennt man einen solchen an seinem Bildungsgrad(seinen Äusserungen zu) aus anderen Disziplinen (Mathe, Physik, …): je allgemeiner die Formulierungen in der (Fach)Richtung, desto philosophischer der Redner. Nicht vergessen: aufgrund der Denkeigenschaften kann ein Philosoph die logischen Fehler von Vertretern anderer Fachrichtungen leichter aufdecken. Ausserdem gilt es zu beachten das man schon philosophiert, wenn man die Philosphie versucht zu quantifizieren/kritisieren/gut zu heissen…

Genug der Philosophie
mfg M.L.

Hallo,

habe Deine Meinung noch kurz vor dem outloggen gesehen, daher noch rasch was dazu.

Daran gemessen ist es gar nicht so einfach zu sagen WAS einen
Philosophen ausmacht.

Ist es dann, wenn man eine zentrale Zielsetzung heraus schält, die es immer schon gegeben hat. Aber wie gesagt, damit muß man sich erst einmal auseinander zu setzen beginnen, weil diese in der „Lehre“ etwas zugeschüttet ist.

M.E. erkennt man einen solchen an seinem
Bildungsgrad(seinen Äusserungen zu) aus anderen Disziplinen
(Mathe, Physik, …): je allgemeiner die Formulierungen in der
(Fach)Richtung, desto philosophischer der Redner. Nicht
vergessen: aufgrund der Denkeigenschaften kann ein Philosoph
die logischen Fehler von Vertretern anderer Fachrichtungen
leichter aufdecken.

Na ja, ist ja schon ein konkreter Denkvorschlag. Ich meine ja nur, daß jedenfalls sich diese Aspekte dann in den konkreten Diskussionen nicht mehr darstellen.

Genug der Philosophie

Verstehe zwar nicht, was Du damit meinst, aber wenn jemand von der „Philosophie“ genug hat, dann braucht er ja nicht dabei mit zu tun. Gezwungen wird doch niemand, oder?
Und mehr als diesen Gedanken hier einmal formuliert zu haben, weil eben die Diskussionen nicht so laufen, wollte ich gar nicht.

Grüße
Gert

Ich möchte diesmal statt eines eigenen Beitrags, einen kleinen Dialog von Sri Aurobindo empfehlen, der nicht nur amüsant ist, sondern auch eine tiefe Lehre enthält:

http://www.rolf-helmecke.privat.t-online.de/literatu…

nur zu
rolf

Hallo Rolf,

bin zwar schon mit einem Fuß bei der Türe draus gewesen sozusagen, aber das mußte ich mir heute noch rasch geben.
Nicht nur köstlich, sondern plastisch unsere „Realität“.
Vielleicht sollte man nur nicht gleich so mit dem „Holzhammer“ ans Thema heran gehen.
Oder vielleicht ist es ja gar kein „Holzhammer“.

Grüße
Gert

Brettbeschreibung
Hallo Gert,

wenn du die Brettbeschreibung bis zum Schluss liest, findest du einen Link von Metapher zur Frage, was Philosophie ist.

Zur Sicherheit hier noch einmal:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Daraus ergibt sich klar, was ein Philosoph tut, zumindest grundsätzlich.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hi, dazu muss ich noch einwerfen, dass eine Menge Leute, die sich Philosophen nennen, oder gar offizielle Titel an Hochschulen haben - gar keine Philosophen sind.

Eben weil sie nicht selbt denken im Sinne, dass sie eigenständige Denkleistungen zur Weiterentwicklung philosophischer Ideen erbringen.

Man sollte in diesen Fällen eher von Philosphiehistorikern oder Philosophiegschichtelehrern sprechen.

Philosophen im eigentlichen Sinn sind schon immer selten gewesen.

A.

Hi, dazu muss ich noch einwerfen, dass eine Menge Leute, die
sich Philosophen nennen, oder gar offizielle Titel an
Hochschulen haben - gar keine Philosophen sind.

Ach je… sie haben sogar Titel… und Kleider auch noch, ja sowas.

Eben weil sie nicht selbt denken im Sinne, dass sie
eigenständige Denkleistungen zur Weiterentwicklung
philosophischer Ideen erbringen.
Man sollte in diesen Fällen eher von Philosphiehistorikern
oder Philosophiegschichtelehrern sprechen.

Jaja… und das setzt ja keinerlei eigene Denkleistung voraus. Hach, was war ich aber auch bis jetzt falsch gewickelt. Bin ich froh, dass mir das jetzt endlich mal richtig erklärt hat.
Man lernt nie aus. Warst Du etwas zu lange in Wiesbaden?

Man sollte in diesen Fällen eher von Philosphiehistorikern
oder Philosophiegschichtelehrern sprechen.

Philosophen im eigentlichen Sinn sind schon immer selten
gewesen.

Nenn mir doch bitte mal einen Lehrer von Heidegger… Büdde.

Y.-

3 Like

Hi,

Philosophen ohne Lehrer gibt es genug in der Geschichte und Gegenwart.
Philosophielehrer, die selber keine Philosophen sind, auch. Was soweit keine Abwertung bedeuten soll, solange sie sich nicht als Philosophen bezeichnen.

Die Denkleistung eines Philosophen ist eine andere, als die Denkleistung, wie ich z.B. am besten zur nächstem Frittenbude komme, wie ich am besten ein konkretes technisches oder naturwissenschaftliches Problem löse oder auch wie ich einen akademischen Grad erwerbe. D.h. wenn ich jemand das philosoph-sein abspreche, spreche ich ihm damit nicht grundsätzlich Denkvermögen und Intelligenz ab.

Ein Obdachloser kann in dieser Hinsicht durchaus eher ein Philosoph sein als ein hochdekorierter Wissenschaftler.
Womit ich ausdrücklich den Wert akademischer Grade „an sich“ in Frage stellen möchte, da diese derzeit im wesentlichen nicht mehr an wissenschaftliche Erkenntnisse und Leistungen gekoppelt sind, sondern auch durch dynastische Erwägungen der Lehrstühle, Protektionismus, politische Einflussnahme der Länder bei Berufungen, Anzahl der Veröffentlichungen, Populatität der vertretenen Ansichten usw.usw.
Das solche Meinungen unpopulär sind, ist mir durchaus bewußt.

A.

4 Like

Langeweile…
Hi,

Philosophen ohne Lehrer gibt es genug in der Geschichte und Gegenwart.

Tja, das ist in einem gewissen Sinne richtig. Nicht umsonst habe ich in dem Text, auf den Thomas oben auch nochmal verwiesen hat, auf die drei zu unterscheidenden Wortgebräuche „Philosophie“ verwiesen.

Wenn du in deiner fundamentalen Aussage oben den Typ 2 von Philosphen meinst, dann ist sie sogar per definitionem richtig: Das sind „Philosophen“ ohne Lehrer in dem Sinne, daß sie nämlich nichts gelernt haben, was Philosophie im eigentlichen Sinne (= Typ 1) anbetrifft.

Diese mögen sich zwar inkohärent - nämlich weil sie das wichtigste methodische"Handwerkzeug" der Philosphie nicht gelernt haben: die radikale Überprüfung der Kohärenz des eigenen Gedankenganges - über diese oder jene interessante Fragestellung Gedanken machen, kommen aber nie zu einem mehr als bloß behaupteten Resultat. Das schon deswegen, weil sie glauben, sie seien die ersten, denen diese Frage als bedenkenswert erschienen ist - eben, da sie keine Kenntnisse erworben haben über das, was zahllose andere bereits in Jahrhunderten erarbeitet haben.

Die heftigen Polemiken hier in diesem Brett, aber auch zB im Religionsbrett, haben fast immer den Hintergrund, daß manche glauben, sie seien die ersten, denen etwas aufgefallen ist. Solche Peinlichkeiten (daß sie das nämlich meinen, nicht die Fragen selbst natürlich) entstehen, wenn man meint, Philosophie sei etwas, das man nicht lernen müsse. Ok, wenn mit „Philosophie“ eben gemeint ist, daß man sich ein paar Fragen stellt und ein bißchen darum herum nach-denkt (auch das haben sie gelernt - folglich hatten sie Lehrer, auch wenn die in dem einen oder anderen Buch bestanden), dann mögen sie sich „Philosophen“ nennen, das tut keinem weh.

Aber das wichtigste methodische Mittel des Philosophen ist die Kunst der Differenzierung, vor allem der Begriffe, die er verwendet. Und allein die Reflexion der von einem selbst verwendeten Begriffe ist etwas, das man lernen muß, weil sonst eine heillose Verwirrung des eigenen Gedankenganges entsteht (wir haben in der letzten Zeit zahlreiche Beispiele hier erlebt), die vom Produzenten noch nicht einmal selbst bemerkt werden kann.

Verwirrung beruht aber vor allem darauf, daß man Widersprüche im Gedankengang und der Begriffsanwendung übersieht. Und daß Widersprüche Vermeiden etwas zu Lernendes ist, das siehst du schon daran, daß es einige Jahrhunderte gedauert hat, bis einer der Philosophen sich die Arbeit gemacht hat, ein genial einfaches Kriterium zu entwickeln, an dem man einen Widerspruch erkennen kann.

Allerdings - es tut mir leid: Sogar Aristoteles hatte Lehrer!

Und wenn du nun diese Kriterien der Begriffsunterscheidung gelernt hättest, dann wüßtest du, daß die Behauptung, es gäbe Philosophen ohne Lehrer, für den Begriff des Philosophen des Typs 1 keineswegs gültig sein kann, denn es gibt keinen solchen, der sich in seiner Arbeit nicht auf andere Philosophen bezöge - und das hat mit „akademischem Grad“ wenig zu tun, auch Wittgenstein hat mit seinem Tractatus seinen „Grad“ erst erworben, aber ohne den Bezug auf schon vorliegende Philosophien hätte er es gar nicht geschrieben und außerdem wäre kein einziger Satz nachvollziehbar. Der Bezug auf vorhandene Philosophien, Philosophen und Philosopheme setzt aber voraus, daß man diese studiert = gelernt hat.

Philosophielehrer, die selber keine Philosophen sind, auch.

Philosophen sind aber nicht nur die, über die ein Artikel in der Encyclopaedia Britannica steht. Nicht nur Sauerbruch ist Arzt gewesen und nicht nur Schrödinger ein Physiker. Und Philosophielehrer kann niemand werden, der nicht eine Prüfung (welcher Art auch immer) gemacht hat, in der er an irgendeinem Beispielproblem bewiesen hat, daß er philosophisch-methodisch arbeiten kann (und es gibt viele, sehr viele Kriterien für diese Art der Arbeit). Das gibt ihm das Recht, sich im Sinne des von mir erwähnten Typs 1 „Philosoph“ zu nennen.

Würdest du aber jemanden, der ein IKEA-Regal erfolgreich zusammenschrauben kann, einen Ingenieur nennen? Jemanden, der erfolgreich eine Farbtube ausdrücken kann, oder sagen kann, dieses Auto ist rot, einen Künstler nennen?

Was soweit keine Abwertung bedeuten soll, solange sie sich
nicht als Philosophen bezeichnen.

Welche Kriterien hast DU gelernt, um zu unterscheiden, welche Fähigkeiten ein Philosoph haben muß, um Philosoph zu sein? Wo du selbst doch sagst, daß man es nicht gelernt haben muß?

Die Denkleistung eines Philosophen ist eine andere, als die
Denkleistung, wie ich z.B. am besten zur nächstem Frittenbude
komme

Du sagtest aber, ohne eigentlich die spezifische Denkleistung angeben zu können (denn dann müßtest du Philosoph sein, was du nicht bist, denn du denkst nicht methodisch korrekt, wie du in deinem eigenen Artikel beweist: Du unterschiedest z.B. nicht die verschiedenen Wortgebräuche „Philosoph“), daß man es nicht gelernt haben müsse. Wo kommt dann diese Fähigkeit her? Aus der Muttermilch?

D.h. wenn ich jemand das philosoph-sein abspreche, spreche ich ihm damit nicht grundsätzlich Denkvermögen und Intelligenz ab.

Mit welchen Kriterien kannst du als Ingenieur jemandem das Philosoph-Sein absprechen? Was würdest du zu meiner Behauptung sagen, daß jemand, der nicht eine mechanische Nähmaschine oder eine mechanische Rechenmaschine bauen kann, daß der kein Ingenieur sein könne? Und sicher würdest du mich fragen, ob ich denn überhaupt solche Dinge in jedem Detail nachzuvollziehen imstande wäre? Hast du die Physikvorlesung des Aristoteles durchgearbeitet? Die Prinzipien der Philosophie des Descartes? Die Wissenschaft der Logik des Hegel? Und weißt daher, was ein Philosoph können muß (nämlich wenigstens ein paar Verständnisrückfragen dazu beantworten? Wenigstens ein ungelöstes Interpretationsproblem benennen?)

Ein Obdachloser kann in dieser Hinsicht durchaus eher ein
Philosoph sein

Richtig, ein „Philosoph“ im Sinne des Typs 2. So wie die meisten, die hier je gepostet haben. Aber nicht im Sinne des Philosophen, der zumindest gründliche Kenntnisse der Geschichte der Philosophie hat, und seine individuelle Problemstellung darin irgendwo einordnen kann (was die Voraussetzung wäre, daß er zurecht sagen kann, er habe eine neue, bisher unbedachte Frage gefunden).

Gruß

Metapher

5 Like

Joh…

D.h. wenn ich jemand das
philosoph-sein abspreche, spreche ich ihm damit nicht
grundsätzlich Denkvermögen und Intelligenz ab.

*gröhl* Danke.

Ein Obdachloser kann in dieser Hinsicht durchaus eher ein
Philosoph sein als ein hochdekorierter Wissenschaftler.

… na, dann „geh mir doch endlich aus der Sonne!“

Diogenes lässt grüssen *lach*

2 Like

Wunderbar, Yseult, habe mich köstlich amüsiert…Noch ein Sternchen für den Stern Yseult…und Grüße von
Branden

Hallo Metapher
manche

glauben, sie seien die ersten, denen etwas aufgefallen ist.
Solche Peinlichkeiten (daß sie das nämlich meinen, nicht die
Fragen selbst natürlich) entstehen, wenn man meint,
Philosophie sei etwas, das man nicht lernen müsse.
Aber das wichtigste methodische Mittel des Philosophen ist die
Kunst der Differenzierung, vor allem der Begriffe, die er
verwendet.

Da ist viel Richtiges dran. Guter Text. Sternchen auch von mir.
Gruß,
Branden

Man sollte in diesen Fällen eher von Philosphiehistorikern
oder Philosophiegschichtelehrern sprechen.

Hallo Andreas

vereinfacht ausgedrückt…zwischen Gelehrten und Weisen :smile:

gruß
rolf

Hallo Metapher und alle anderen

Mit Philosoph meine ich im folgenden einen echten „vollwertigen“
Philosophen, also keinen des Typ 2.

Gab es einen ersten Philosophen, also jemand, der sich auf nichts
beziehen konnte, der die Philosophie erfunden hat, so wie z.B.
irgendein Sumerer vor ein paar Tausend Jahren die Schrift?

Wenn es einen ersten Philosophen gab und wenn wir diesen auch heute
noch Philosoph nennen, dann sollten wir doch auch jemanden, der heute
so ist wie jener damals, naemlich unwissend gegenueber allen
philosophischen Gedanken ausser seinen eigenen, einen Philosophen
nennen duerfen (und zwar einen vollwertigen).

Na ja, ich kann mir die Widerlegung schon denken, aber ich will mal
nichts vorwegnehmen.

Gruss, Tychi

1 Like

Noch mehr Langeweile…
Hallo Branden,

ach, mich erinnern solche Vorträge immer ein wenig an die Kleingeister, die im Kinderkatechismus sagen ‚Lasst uns alle Heilige sein…‘.

Oder andersrum: wenn man im Vornherein wüsste, dass man ein ganzes, neues, revolutionierendes Denksystem mit vielen Antworten auf die ewigen Fragen schaffen wird, würde man sich dann die ganzen Studien sparen?
Hätte Schopenhauer seine Habilitationsprüfung angetreten, wenn er gewusst hätte, dass seine Werke heute noch gedruckt werden? Oder würden sie heute überhaupt noch gedruckt, wenn…
Nochmehr Fragen. Ts.

Solche Diskurse sollen doch nur den Sprecher adeln, indem er die bösen Akademiker demontiert. Ein altbekanntes Autodidakten Syndrom. Das berühmteste findet sich im Übrigen bei Rousseau… wie oft kommt in seinen Werken das Wort ‚Ich‘ oder ‚mein‘ vor?

Hach, die menschliche vanitas ist doch was Schönes, oder? Schliesslich sind wir ALLE dazu geboren vollkommene Theorien und unhitnerfragbare Systeme abzuliefern: man muss sich nur dafür entscheiden, nicht?
Und wer das nicht kann, sondern sich nur mit den Gedanken Anderer beschäftigen will, und dann auch noch historisch, der soll gefälligst nicht auf die Idee kommen, sich nach seinem Fachgebiet zu nennen.

Trallala
Y.-

NB: Etwas marginale Kenntnis der Geschichte hätte auch dem Herrn Ingenieur gut getan. (Ich glaube so wunderbar hat diese Frage noch niemand pariert). Denn gerade Heidegger hatte einen prominenten Lehrer: Edmund Husserl nämlich. *ding* Und wieviele Professoren hatte er in Freiburg?
Eben.

2 Like

Hallo Tychi,

Gab es einen ersten Philosophen, also jemand, der sich auf
nichts
beziehen konnte, der die Philosophie erfunden hat, so wie z.B.
irgendein Sumerer vor ein paar Tausend Jahren die Schrift?

Ich glaube kaum, da die Philosophie als Disziplin so scharf umrandet erst spät (ca. 14./15. Jh. je nach Uni) überhaupt gesetzt wurde. Davor war es reine Methodenkunde. Und weiter davor waren Philosophen reine Träumer, die nicht arbeiten mussten. :wink:

Wenn es einen ersten Philosophen gab und wenn wir diesen auch
heute
noch Philosoph nennen, dann sollten wir doch auch jemanden,
der heute
so ist wie jener damals, naemlich unwissend gegenueber allen
philosophischen Gedanken ausser seinen eigenen, einen
Philosophen
nennen duerfen (und zwar einen vollwertigen).

Und wo landen wir dann?
Richtig: im metaphilosophischen http://de.wikipedia.org/wiki/Solipsismus

Und welchen Wert haben die Aussagen, die aus einer solchen Haltung entspringen?

Nur mal rein rhetorisch betrachtet (NICHT philosophisch oder historisch):
verschwindenden bis gar keinen.
Die Stärke einer Aussage ist immer nur so gut, wie der Sprecher, der sie tätigt.
Autoritätenglaube? Vielleicht.
Besser als Etikettenschwindel, wo jeder saumässig gescheit daher reden kann, ohne seinen Glauben an und über die Welt zu belegen, ist es alle Mal.

*immernoch amüsiert*
Es wird immer besser…

Liebe Grüsse
Y.-

1 Like

Solche Diskurse sollen doch nur den Sprecher adeln, indem er
die bösen Akademiker demontiert. Ein altbekanntes Autodidakten
Syndrom. Das berühmteste findet sich im Übrigen bei
Rousseau… wie oft kommt in seinen Werken das Wort ‚Ich‘ oder
‚mein‘ vor?

Hunderfach Recht hast Du, liebe Yseult!
Wer merkt das noch hier im Brett? *g*
Gruß,
Branden

Ich bin nicht amuesiert :frowning:
Hallo Yseult

Gab es einen ersten Philosophen, also jemand, der sich auf
nichts
beziehen konnte, der die Philosophie erfunden hat, so wie z.B.
irgendein Sumerer vor ein paar Tausend Jahren die Schrift?

Ich glaube kaum, da die Philosophie als Disziplin so scharf
umrandet erst spät (ca. 14./15. Jh. je nach Uni) überhaupt
gesetzt wurde. Davor war es reine Methodenkunde. Und weiter
davor waren Philosophen reine Träumer, die nicht arbeiten
mussten. :wink:

Du machst es dir ja leicht: Definierst einfach, dass der erste
Philosoph im 14. Jhd. die Weltbuehne betrat und deshalb natuerlich
viel hatte, worauf er sich beziehen konnte. Nur komisch, dass die,
auf die er sich bezog, naemlich auf Aristoteles und Co., demnach gar
keine Philosophen sind. Also bezieht er sich nun auf andere
Philosophen oder nicht? Wenn ja, dann ist er nicht der erste
Philosoph, wenn nein, dann haetten wir in ihm jemanden, der sich auf
keine anderen Philosophen bezieht und trotzdem selbst Philosoph ist.

Wenn es einen ersten Philosophen gab und wenn wir diesen auch
heute
noch Philosoph nennen, dann sollten wir doch auch jemanden,
der heute
so ist wie jener damals, naemlich unwissend gegenueber allen
philosophischen Gedanken ausser seinen eigenen, einen
Philosophen
nennen duerfen (und zwar einen vollwertigen).

Und wo landen wir dann?
Richtig: im metaphilosophischen
http://de.wikipedia.org/wiki/Solipsismus

Und welchen Wert haben die Aussagen, die aus einer solchen
Haltung entspringen?

Den Wert der ersten Philosophie.

Nur mal rein rhetorisch betrachtet (NICHT philosophisch oder
historisch):
verschwindenden bis gar keinen.

Aber wir wollen doch historisch und philosophisch betrachten.

Die Stärke einer Aussage ist immer nur so gut, wie der
Sprecher, der sie tätigt.

Wenn du hier mal nicht Aepfel mit Birnen vergleichst.

Autoritätenglaube? Vielleicht.
Besser als Etikettenschwindel, wo jeder saumässig gescheit
daher reden kann, ohne seinen Glauben an und über die Welt zu
belegen, ist es alle Mal.

Bin ich damit gemeint?

*immernoch amüsiert*
Es wird immer besser…

Liebe Grüsse
Tychi

Halt!
Tychi,

sorry. Aber fahr mal kurz den Ärger und die Ernsthaftigkeit runter. Dann verstehst Du mein Post auch nicht als Angriff, sondern als Ausbruch aus der normalen Art, wie man mit dieser Frage umgehen kann.

Ich glaube kaum, da die Philosophie als Disziplin so scharf
umrandet erst spät (ca. 14./15. Jh. je nach Uni) überhaupt
gesetzt wurde. Davor war es reine Methodenkunde. Und weiter
davor waren Philosophen reine Träumer, die nicht arbeiten
mussten. :wink:

Du machst es dir ja leicht: Definierst einfach, dass der erste
Philosoph im 14. Jhd. die Weltbuehne betrat

Hab ich das denn? Hast Du nicht ein kleines Detail überlesen? Im Bezug auf das Hauptthema hier? Agora-Philosophie vs. Akademie Philosophie? Na?

Jede weitere Kritik wird durch diesen Lesefehler obsolet.
Da Du weder auf die von mir angedeutete Ansicht, noch auf meine Aussagen eingehst, sondern nur der eigenen Eitelkeit erliegst, mir um jeden Preis Paroli zu bieten, statt nachzuvollziehen, was ich sagen will. So wirkt es zuminest auf mich.

Autoritätenglaube? Vielleicht.
Besser als Etikettenschwindel, wo jeder saumässig gescheit
daher reden kann, ohne seinen Glauben an und über die Welt zu
belegen, ist es alle Mal.

Bin ich damit gemeint?

Quatsch. Eben Du warst damit nicht gemeint. Bis zu dieser Antwort zumindest.
Kläre vielleicht erst einmal, was ‚der Wert der ‚ersten Philosophie‘‘ bedeuten soll, und dann bin ich bereit weiterzureden. Denn hier zeigt sich glasklar, warum die von mir immer wieder verteidigte Begriffsgeschichte so wichtig ist.

Schau es ist simpel. Von den ‚Philosophen‘ und ‚Akademikern‘ wird erwartet, dass sie jeden Einwurf und mag er noch so schnöde sein, ernst nehmen und nicht abweisen. Das nennt man die „Aufrichtigkeitsklausel“ einer Aussage in einer Diskussion. Aber wehe, wenn das gleiche Recht von mir eingefordert wird.
Dann bricht die Hölle los.

Also. In Ruhe nochmal lesen, und dann meckern.

Liebe Grüsse
Y.-