Damit Euch hier nicht zu langweilig wird

Hallo Thomas,

habe gerade eben kurz die Einträge durchgelesen aber kann, wenn überhaupt, erst gegen Mittag näher darauf eingehen.
Zu Deinem Hinweis darf ich allerdings rasch sagen, daß ich das natürlich längst gelesen habe. Allerdings widerlegen Dir doch die Einträge hier glasklar, daß damit keine Klärung der Frage erfolgt (ist), ganz im Gegenteil, welch gewaltiger Klärungsbedarf hier vorliegt.

Jedenfalls bestätigt mir die Themenstellung mit den Reaktionen darauf, wie richtig und notwendig es auch hier war, sie in dieser Art eingebracht zu haben. Abgesehen davon, daß einigen tatsächlich ziemlich langweilig gewesen sein mußte und die jetzt endlich wieder einen Anlaß haben, ihren Aggressionen freien Lauf lassen zu können.
„Kindergarten“ will ich dazu ja nicht unbedingt sagen.

Besonderen Zwischengruß an Tychi. Toller Gedankengang.

Grüße
Gert

Och Branden… halb-oT

Wer merkt das noch hier im Brett? *g*

Ach komm. Dies Brett ist weder die Welt, noch ein besonders gelungener Querschnitt durch die Gesellschaft.
Also, nicht verzweifeln.
Die eigene Argumentation schärfen und es als das nehmen was es ist: nonsense. :wink:
Diese Diskussion ist schon so alt wie Sokrates’ Bart. Und wie meinte mein Vater zu solchen Sachverhalten doch mal so trefflich: alter Quark wir breitgetreten auch nicht stark.

Wäre ich als ‚Profi‘ nur halb so ernst, wie die Autodidakten und Tollredner hier, hätte man mich doch schon lange auf den Scheiterhaufen gebracht. Nicht den echten, aber der neben an, der dieses Schild trägt:
"Hier brennen, die überheblichen, denkunfähigen, intellektuell inzestuösen Schulphilosophen…

Ich hör schon auf… nur ich geniess die Morgenunterhaltung so…
Grüsse
Y.-

Hallo Yseult

sorry. Aber fahr mal kurz den Ärger und die Ernsthaftigkeit
runter. Dann verstehst Du mein Post auch nicht als Angriff,
sondern als Ausbruch aus der normalen Art, wie man mit dieser
Frage umgehen kann.

Ich bin ueberhaupt kein bisschen veraergert und sehe deinen Beitrag
nicht als Angriff, sondern ich habe einen Einfall gehabt (naemlich
aus der Frage nach dem ersten Philosophen abzuleiten, dass man auch
dann vollwertiger Philosoph sein koenne, wenn man sich auf niemanden
bezieht) und diesen Einfall wollte ich diskutieren. Darauf bekam ich
von dir eine Antwort, gegen die ich Einwaende vorgebracht habe. Das
ist fuer mich eine normale Diskussion. Dass ich mich aufgeregt haette
oder aus Eitelkeit um mich geschlagen und deine Argumente ignoriert
haette, trifft aus meiner Sicht ganz und gar nicht zu. Ich habe mich
bemueht, so gut ich konnte, mich mit deinen Argumenten
auseinanderzusetzen und fand, dass sie mich nicht widerlegen konnten,
was ich in der von dir als unbegruendeten Gegenangriff aufgefassten
Antwort formulierte.

Ich glaube kaum, da die Philosophie als Disziplin so scharf
umrandet erst spät (ca. 14./15. Jh. je nach Uni) überhaupt
gesetzt wurde. Davor war es reine Methodenkunde. Und weiter
davor waren Philosophen reine Träumer, die nicht arbeiten
mussten. :wink:

Du machst es dir ja leicht: Definierst einfach, dass der erste
Philosoph im 14. Jhd. die Weltbuehne betrat

Hab ich das denn? Hast Du nicht ein kleines Detail überlesen?
Im Bezug auf das Hauptthema hier? Agora-Philosophie vs.
Akademie Philosophie? Na?

Das habe ich eben so erstanden, dass du nur die Akademie-Philosophie
gelten lassen und die Agora-Philosophie als Geschwaetz von Traeumern
abtun wollest. Aus diesem Verstaendnis entsprang mein Einwand.
Uebrigens fallen mir als Agora-Philosophen nur Sokrates und einige
Sophisten ein. Aristoteles, der wie besessen alles aufschrieb, kann
doch gar nicht dazu zaehlen, oder?

Jede weitere Kritik wird durch diesen Lesefehler obsolet.

Damit laesst du sie unter den Tisch fallen. Kann ich nicht
nachvollziehen.

Da Du weder auf die von mir angedeutete Ansicht, noch auf
meine Aussagen eingehst, sondern nur der eigenen Eitelkeit
erliegst, mir um jeden Preis Paroli zu bieten, statt
nachzuvollziehen, was ich sagen will. So wirkt es zuminest auf
mich.

Ein trauriges Missverstaendnis. Ich uebrigens empfinde das Gleiche,
nur mit vertauschten Personen.

Autoritätenglaube? Vielleicht.
Besser als Etikettenschwindel, wo jeder saumässig gescheit
daher reden kann, ohne seinen Glauben an und über die Welt zu
belegen, ist es alle Mal.

Bin ich damit gemeint?

Quatsch. Eben Du warst damit nicht gemeint. Bis zu dieser
Antwort zumindest.

Also jetzt doch.

Kläre vielleicht erst einmal, was ‚der Wert der ‚ersten
Philosophie‘‘ bedeuten soll, und dann bin ich bereit
weiterzureden. Denn hier zeigt sich glasklar, warum die von
mir immer wieder verteidigte Begriffsgeschichte so wichtig
ist.

Der Wert der ersten Philosophie liegt darin, dass sie Ausgangspunkt
aller weiteren Philosophie ist, bis zur heutigen. Das ist doch was.

Schau es ist simpel. Von den ‚Philosophen‘ und ‚Akademikern‘
wird erwartet, dass sie jeden Einwurf und mag er noch so
schnöde sein, ernst nehmen und nicht abweisen. Das nennt man
die „Aufrichtigkeitsklausel“ einer Aussage in einer
Diskussion. Aber wehe, wenn das gleiche Recht von mir
eingefordert wird.
Dann bricht die Hölle los.

Welche Hoelle denn? Ich folge doch deiner Aufforderung ohne zu
knurren, aber eben nur so gut ich kann.

Also. In Ruhe nochmal lesen, und dann meckern.

Wie gesagt, gemeckert habe ich nicht und tue es auch jetzt noch
nicht.

Liebe Gruesse, Tychi

Hallo,

als erstes möchte ich meine etwas unbedachte Reaktion von heute Morgen - den „Kindergarten“ - mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück nehmen. Wenn man solche Reaktionen mit der Themenstellung wissentlich provoziert, disqualifiziert man sich damit ja selber.

Zum anderen meine ich, gesehen zu haben, daß der Kern des anstehenden Problems mit allen seinen Verwicklungen ohnedies erkannt wurde, nur bisher zu wenig Bestandteil der Diskussionen war.
Mir schien allerdings, daß dies nur deshalb nicht der Fall war, weil diejenigen, denen das Problem an sich ohnedies schon längst aufgefallen ist, vor den zu erwartenden Attacken zurück geschreckt sind, es zu thematisieren.

Die teilweise sehr klaren Stellungnahmen zeigen mir auch, daß ich damit nicht etwas „Neues“ aufgebracht habe, sondern nur etwas bisher zu lange „Unterdrücktes“.

Es gibt daher für mich einstweilen nichts weiter mehr dazu zu sagen, als daß ich hoffe, daß dieser Frage auch hier mehr Beachtung und Raum gewidmet wird. Wenn das der Fall ist, gebe ich auch gerne meinen Senf dazu.
Ich denke nämlich, daß gerade in diesen Zeiten, angesichts der letztlich tatsächlich nur auf die Vormundschaft der „Lehrmeinungen“ zurückführbaren kritischen gesellschaftlichen Entwicklungen, die wirklichen „Philosophen“ bereits notwendig wären wie ein Bissen Brot, um diese Dringlichkeit bildhaft auszudrücken.

Vielleicht hat man sich auch hier im Forum mit einem vorgegebenen Definitionskonzept zur Frage „was ist die Philosophie“ nur selber bereits ein zu enges Korsett angelegt, aus dem man jetzt schwer wieder heraus kommt.

Liebe Grüße an alle
Gert

Gedankenspiele
Hi Tychi,

Gab es einen ersten Philosophen, also jemand, der sich auf nichts
beziehen konnte, der die Philosophie erfunden hat, so wie z.B.
irgendein Sumerer vor ein paar Tausend Jahren die Schrift?

Nein, kann nicht sein. Mal abgesehen davon, daß dann der Ausdruck „Philosophia“ uns in die Quere käme: Bevor er sich auf die ersten genau so bezeichneten Philosophen bezog - meiner Erinnerung nach waren es die Sophisten (Gorgias et al.) - wurde er in der Alttagssprache im Sinne des Typs 3(!) verwendet. So jedenfalls die Meinung einiger Historiker (Schadewaldt z.B.)

Aber auch Thales, Anaximander u.a., die wir in der europäischen Phil-Geschichte meist an den Anfang stellen, hatten Lehrer bzw. Philosopheme, von denen sie ausgingen, auf die sie sich bezogen, auf die sie aufbauten, gegen die sie opponierten. Thales z.B. hat in Ägypten „gelernt“. Auch Empedokles hat die 4-Elemente-Lehre und die 2-Kräfte-Lehre nicht ad hoc ex nihilo erfunden …

Allerdings muß man auch berücksichtigen, daß, je weiter wir in die Vergangenheit zurückgehen, desto seltener werden zu Philosophemen einzelne Individuen benannt. Die Denkweisen, die wir heute eher als „mythisch“ zu bezeichnen pflegen, die dem methodischen Denken vorausgingen, sind nie Produkte von Individuen, sondern von ganzen Kulturkreisen bzw. Ethnien - und selbst bei diesen sich Wechselbeziehungen zu anderen benachbarten zu erkennen …

Wenn es einen ersten Philosophen gab und wenn wir diesen auch
heute noch Philosoph nennen

Wir hatten das ja schon mal: Du liebst diese Überlegungen vom Typ „wenn … wäre …, was würden wir dann daraus folgern?“

… unwissend gegenueber allen
philosophischen Gedanken ausser seinen eigenen, einen Philosophen
nennen duerfen (und zwar einen vollwertigen).

Ja: Ein mit Bauklötzen spielendes Kind, das sich freut, nun den Turm zu Babel dennoch zu Ende gebaut zu haben …

Gruß

Metapher

3 Like

Hallo Andreas,

ich habe zwar gerade oben im Thread eine Sammelantwort gepostet, möchte mich aber trotzdem noch gesondert für Deine klare Meinung dazu bedanken.

Grüße
Gert

Hallo Tychi,

nochmals ein gesondertes Danke, daß Du Dir dazu so klare Gedanken gemacht hast und diese eingebracht hast.

Grüße
Gert

Hallo Metapher,

danke auch Dir, daß Du Deine Meinung dazu eingebracht hast.
Weil ich oben im Thread in einer Sammelantwort auf das hier am Brett vorgegebene Definitionskonzept für „Philosophie“ Bezug genommen habe, möchte ich nur noch ausdrücklich festhalten, daß dies keine vordergründige Kritik an diesen Deinen sehr interessanten Gedanken darstellen sollte.
Ohne solche könnte ja keine Diskussion stattfinden.

Grüße
Gert

Meine Privat-Meinung
Hallo Tychi,

es ist offensichtlich, dass Du auf gewisse Marker in meinen Aussagen nicht reagierst. Dass dies wohl eher auf meine Kappe geht, scheint offensichtlich. Daher ein paar ehrliche Worte voraus.

Was meine persönliche Meinung zum Ausgangsthema angeht, habe ich noch keinerlei Position bezogen. Ich habs vielleicht für feine Ohren angedeutet. Fact ist allerdings, dass Philosophie - wie Metapher schön ausführt - viel mit Argumenten, mit Abwägen und Glaubwürdigkeit zu tun hat. Das ist mein Job, auch wenn es den meisten Leuten nicht gefällt. Ich kann als Privatmensch viele Meinungen haben. Als philosophisch Arbeitende allerdings, stört die persönliche Position nur. Sie erfolgt chronologisch erst ganz zum Schluss. Erst wenn ich alle Winkel und Ecken ausgeleuchtet habe, alle Gegenargumentationen und Schwachstellen eingesehen und gegenebenfalls neutralisiert habe… erst dann, stellt sich die Frage: und? wie passt das jetzt in Deine eigene Sicht auf die Welt?

Dass heute in 99% Prozent von allen Fällen die Aussage mit dem Aussagenden gleich gesetzt wird, ist meiner Meinung nach ein Übel und entzieht jeglicher Diskussion den Boden.
Da es aber offensichtlich nicht anders geht, werfe ich jetzt meinen Sarkasmus über Bord, und sprech jetzt mal persönlich:

Ich bin ueberhaupt kein bisschen veraergert und sehe deinen
Beitrag
nicht als Angriff, sondern ich habe einen Einfall gehabt
(naemlich
aus der Frage nach dem ersten Philosophen abzuleiten, dass man
auch
dann vollwertiger Philosoph sein koenne, wenn man sich auf
niemanden
bezieht) und diesen Einfall wollte ich diskutieren.

Gut, wenn Du nicht verärgert bist. Es tut mir allerdings leid, Deinen Einfall als rein hypothetisch abweisen zu müssen. Selbst wenn so etwas denkbar wäre. Was wäre dann gewonnen? Das reine menschliche Denken, ohne Umwelteinflüsse, ohne soziale Prägung und ohne Sprache? Denn darauf läuft Dein Experiment heraus. Die Frage, ob sich dabei überhaupt so etwas wie ein ‚denkendes Ich‘ entwickeln würde, ist höchst fragwürdig, wie Branden und Metapher aus ihren Fächern bestätigen können. Wir werden von Anfang an, als Subjekte von ausserhalb geprägt. Von der Umwelt, die uns als ‚Objekt oder Persona‘ betrachtet. Und alles was daraus entsteht, ist Zitat. [Ich weiss, dass ich mich hier gefährlich auf die postmodere Schiene stelle, aber bitte, es geht wohl nicht anders. Als Strukturalist… oh weh…]
Ausserdem empfinde ich die Anwendung von normativem Vokabular (‚vollwertig‘, ‚richtig‘ etc.) als vollkommen deplaziert und es könnte sogar beleidigend wirken, wenn die Aussage nicht von Dir käme. [Hinweis: Das meine ich mit, 'die Aussage ist nur so gut wie ihr Sprecher…]

Ich habe mich bemueht, so gut ich konnte, mich mit deinen Argumenten
auseinanderzusetzen und fand, dass sie mich nicht widerlegen
konnten, was ich in der von dir als unbegruendeten Gegenangriff
aufgefassten Antwort formulierte.

Nein, es war kein Angriff. Aber seis drum. Mein Fehler. Ich werde versuchen beim nächsten Mal klarer zu sein. So wie hier:

1 Ich glaube kaum, da die Philosophie als Disziplin so scharf
umrandet erst spät (ca. 14./15. Jh. je nach Uni) überhaupt
gesetzt wurde. Davor war es reine Methodenkunde. Und weiter
davor waren Philosophen reine Träumer, die nicht arbeiten
mussten. :wink:

2 Du machst es dir ja leicht: Definierst einfach, dass der erste
Philosoph im 14. Jhd. die Weltbuehne betrat

3 Hab ich das denn? Hast Du nicht ein kleines Detail überlesen?
Im Bezug auf das Hauptthema hier? Agora-Philosophie vs.
Akademie Philosophie? Na?

In 1 [da ich in den allerwenigsten Fällen meine persönliche Meinung darstelle] habe ich - zugegeben etwas salopp - lediglich die seit Jahrhunderten gewachsene Erkenntnis der Philosophiegeschichte zusammengefasst.
In 2 stellst Du das als persönliche Positionierung hin.
In 3 wehre ich mich dagegen.

Ich gebe zu, es hätte klarer sein müssen.

Das habe ich eben so erstanden, dass du nur die Akademie-Philosophie
gelten lassen und die Agora-Philosophie als Geschwaetz von
Traeumern abtun wollest. Aus diesem Verstaendnis entsprang mein Einwand.
Uebrigens fallen mir als Agora-Philosophen nur Sokrates und
einige Sophisten ein. Aristoteles, der wie besessen alles aufschrieb,
kann doch gar nicht dazu zaehlen, oder?

Wie gesagt. Das habe ich weder gesagt, noch werde ich das je sagen. Im Gegenteil. Ich hab nur etwas dagegen, wenn ‚Leute‘ mir sagen möchten, was ich bin oder was ich nicht bin, was ich zu sein habe und was nicht, wie ich meine Arbeit tun soll oder nicht oder gar ob meine Arbeit es wert ist getan zu werden.
Das sind normative Urteile, die sich ein Profi nie erlauben dürfte, ohne sich nicht sofort selbst zu disqualifizieren.
Der Gebrauch der Dichotomie ‚Agora vs. Akademie‘ hat sich für den heutigen Gebrauch gewandelt. Agora-Philosophen [typ 1 bei Metapher] sind Menschen, die gerne mal beim Kaffee oder Rotwein mit Freunden über die Welt diskutieren. Sie haben einiges gelesen (oder auch gar nichts) und haben dabei eine tolle Zeit. Vielleicht sind es auch Zeitgenossen, die gerne in generelle Volkshochschulvorlesungen gehen. Ich hab selbst genug dieser VLs gehalten. Also bitte, auch ich arbeite für diese Agoraphilosophen.
Ich bekomme erst dann wirklich grosse Probleme, wenn genau diese ‚Leute‘ bei mir [Typ 2] auf der Türschwelle stehen, mir meine Artikel und Papers unter die Nase halten und meinen: ‚Das ist doch unnütz. Was soll das Ganze? Wen interessiert das? Und warum zitierst Du eigentlich Thomas… das war doch ein Theologe. Komm, geh lieber mit uns Kaffee trinken…‘
Verstehst Du was ich meine?
Beide Bereiche haben ihre Berechtigung, ihren Sinn und ihren Zweck. Nur es besteht ein himmelweiter Unterschied darin, ob ich als Y.- mit krankhaftem Idealismus versuche mein Brot mit Philosophie zu verdienen, weil es meine Leidenschaft ist, oder ob jemand in seiner Musezeit gerne etwas Aristoteles liest und dann mir mir darüber diskutiert.

Jede weitere Kritik wird durch diesen Lesefehler obsolet.

Damit laesst du sie unter den Tisch fallen. Kann ich nicht
nachvollziehen.

Ja, weil Du die Ausage [dass die Philo als Disziplin erst im 14./15. Jh. geschaffen wurde] mit dem Aussagenden [mir] verwechselt hast. Das schafft falsche Voraussetzungen für jede weitere Aussage.

Ein trauriges Missverstaendnis. Ich uebrigens empfinde das
Gleiche, nur mit vertauschten Personen.

Nun, ich hoffe Du verstehst jetzt etwas besser.

Nochmal kurz zum ‚Etikettenschwindel‘.

In den beiden oben angesprochenen Bereichen gibt es zwei entgegengesetzte Merkmale der Rhetorik beider Lager.
In der Agora-Philosophie reicht es oftmals besonders nebulös und geschwollen daher zureden um gut angesehen zu sein. Und witzigerweise mein Gert K., dass gleiches auch für die Akademie Philosophie gelte.
Weit gefehlt. Je klarer und einfacher die Sprache um so besser die Rückmeldungen. Aber da kommen wir in interene Schuldiskussionen rein, die hier so nicht hingehören.

Kläre vielleicht erst einmal, was ‚der Wert der ‚ersten
Philosophie‘‘ bedeuten soll, und dann bin ich bereit
weiterzureden. Denn hier zeigt sich glasklar, warum die von
mir immer wieder verteidigte Begriffsgeschichte so wichtig
ist.

Der Wert der ersten Philosophie liegt darin, dass sie
Ausgangspunkt
aller weiteren Philosophie ist, bis zur heutigen. Das ist doch
was.

Nein. Die ‚erste Philosophie‘ ist die Metaphysik. Sorry. Das ist Begriffsgeschichte und genau das was Metapher weiter oben angedeutet hat. Man kann nicht in einen gewachsenen Bereich einbrechen und mit Wörtern um sich werfen, die man nicht vorher geklärt hat, ohne sich dann Kritik anhören zu wollen. Ausserdem gebrauchst Du schon wieder normatives Vokabular: ‚der Wert der Philosophie‘…
Die ‚chronologisch erste Philosophie‘, die Du so gerne finden möchtest, ist ein Gedankenkonstrukt, das für mich als philosophisch arbeitenden Menschen keinerlei Einfluss auf Späteres hat, bzw. es kann sich daraus keine weitere Theorie spinnen. Man kann dies als ‚Unschuldsmoment‘ der Philosophie setzen. Als Punkt A. Aber dieser Punkt A hat für mich keinerlei theoretischen Einfluss auf das was danach kam. Viel interessanter ist doch: was kam nach Punkt A. Und das ist dann der Job der Philosophiehistorikers.
Nochwas: Was nicht im Text ist, und ich nicht belegen kann, darf ich nicht als gegeben annehmen. DAS ist die grundlegende Annahme jeglicher philosophischen Arbeit.

Wie gesagt, gemeckert habe ich nicht und tue es auch jetzt
noch
nicht.

Entschuldige den Seitenhieb. Ich tue Busse.

:wink:)

Alles Liebe
Y.-

3 Like

Hallo Metapher

Danke fuer deine Antwort.

Gab es einen ersten Philosophen, also jemand, der sich auf nichts
beziehen konnte, der die Philosophie erfunden hat, so wie z.B.
irgendein Sumerer vor ein paar Tausend Jahren die Schrift?

Nein, kann nicht sein. Mal abgesehen davon, daß dann der
Ausdruck „Philosophia“ uns in die Quere käme: Bevor er sich
auf die ersten genau so bezeichneten Philosophen bezog -
meiner Erinnerung nach waren es die Sophisten (Gorgias et al.)

  • wurde er in der Alttagssprache im Sinne des Typs 3(!)
    verwendet. So jedenfalls die Meinung einiger Historiker
    (Schadewaldt z.B.)

Aber auch Thales, Anaximander u.a., die wir in der
europäischen Phil-Geschichte meist an den Anfang stellen,
hatten Lehrer bzw. Philosopheme, von denen sie ausgingen, auf
die sie sich bezogen, auf die sie aufbauten, gegen die sie
opponierten. Thales z.B. hat in Ägypten „gelernt“. Auch
Empedokles hat die 4-Elemente-Lehre und die 2-Kräfte-Lehre
nicht ad hoc ex nihilo erfunden …

Allerdings muß man auch berücksichtigen, daß, je weiter wir in
die Vergangenheit zurückgehen, desto seltener werden zu
Philosophemen einzelne Individuen benannt. Die Denkweisen, die
wir heute eher als „mythisch“ zu bezeichnen pflegen, die dem
methodischen Denken vorausgingen, sind nie Produkte von
Individuen, sondern von ganzen Kulturkreisen bzw. Ethnien -
und selbst bei diesen sich Wechselbeziehungen zu anderen
benachbarten zu erkennen …

So etwas dachte ich mir schon. Es ist auch ganz klar, dass sich so
etwas allmaehlich entwickelt und dass es dann unmoeglich ist zu
sagen, wo der Anfang gewesen sei.
Auf die Frage, wer als erster modernes Deutsch gesprochen habe, kann
man ja auch nicht sinnvoll antworten, weil sich modernes Deutsch
kontinuierlich aus aelteren Formen entwickelte und man an keiner
Stelle einen Anfang festlegen kann, der nicht mit gleichem Recht
woanders sein koennte.

Wenn es einen ersten Philosophen gab und wenn wir diesen auch
heute noch Philosoph nennen

Wir hatten das ja schon mal: Du liebst diese Überlegungen vom
Typ „wenn … wäre …, was würden wir dann daraus folgern?“

Das ist wohl so und ja, du hast das schon ein- oder zweimal
kritisiert. Aber ich finde, man kann an solch hypothetischen
Ueberlegungen durchaus etwas lernen. Ausserdem bleibt mir nichts
anderes uebrig, als mich auf Konditionalsaetze zu beschraenken, da
mir das Wissen fehlt, um klare Aussagen zu machen. Aber die Luecke
schliesst du ja immer, angeregt von meinen Fantasien. Insofern bringt
mir das Spekulieren immer etwas ein. Schopenhauer benutzte
„spekulatives Denken“ manchmal als Synonym fuer Philosophie.

Gruss, Tychi

1 Like

Hallo Yesult,

weil Du mich hier interpretierst, habt Ihr sicher nichts dagegen, wenn ich mich kurz einmische.

In den beiden oben angesprochenen Bereichen gibt es zwei
entgegengesetzte Merkmale der Rhetorik beider Lager.
In der Agora-Philosophie reicht es oftmals besonders nebulös
und geschwollen daher zureden um gut angesehen zu sein. Und
witzigerweise meint Gert K., dass gleiches auch für die
Akademie Philosophie gelte.

Der Gert K. meint das überhaupt nicht, der hat nicht einmal Bezug auf diese begriffliche Unterscheidung genommen (ich hoffe, Du liest das auch so humorvoll, wie ich das meine).
Worauf ich hinaus wollte, und was von mehreren Seiten ohnedies verstanden wurde, ist, daß man „die Philosophie“ gar nicht definieren kann. Also für jeden gleich nachvollziehbar erklären kann, was „die Philosophie“ sein solle.
Natürlich kann man im Sinne von „das ist so!“ wie zu allem auch hierzu eine Theorie festlegen und damit eine bevormundende Situation schaffen.
Indem die entstandenen „wissenschaftlichen Disziplinen“ seit ihren Anfängen aber genau das versuchen, erkennen sie diesen Irrtum nicht, beharren darin und daher kann man, wenn man in diesem Irrtum gefangen ist, logischerweise gar keine „Philosoph“ sein. Maximal jemand, der vielleicht einmal einer werden möchte.
Werden kann das natürlich jeder (auch ein „Psychologe“ kann irgend wann zu einem Philosophen werden), und hoffentlich werden es immer mehr, aber solange man die Irrtümer nicht wertungsfrei als solche erkennen kann, ja sogar aggressiv darauf reagiert, wenn man auf solche hingewiesen wird, ist man kein „Philosoph“.

Das Dilemma ergibt sich letztlich natürlich immer nur daraus, daß Irrtümer deshalb nie oder fast nie angesprochen bzw. besprochen werden können, weil sich dann ein jeweiliger Träger eines solchen Irrtums persönlich angegriffen („verurteilt“) empfindet und dann zwangsläufig so reagiert.
In einem früheren Thread habe ich ja schon versucht, dieses Dilemma anzusprechen.

Wie gesagt, aus dem Schlammassel kommt man dann heraus, wenn man nicht mehr „die Philosophie“ zu definieren versucht, sondern nach einer ganz besonderen Zielsetzung sucht, die von keiner der auf Machtgrundlagen basierenden „Lehrmeinungen“ (inkl. der missionierenden Religionen) im Sinne von Bevormundung verfolgt wird und die daher tatsächlich nur von „Philosophen“ abgedeckt werden kann. „Philosophen“ würden sich auch nie in solchen Machtstrukturen organisieren.

Aber das Thema ist jetzt erst am Anfang. Ich glaube auch nicht, ohne das als Vorwurf zu meinen, daß das hier der geeignete Rahmen ist, es weiter zu führen.

Grüße
Gert

1 Like

Hallo Yseult

Ich bin froh, dass du so viel geschrieben hast, um alles ordentlich
zu erklaeren. Dafuer kriegst du von mir ein Sternchen.
Das Problem, das ich mit deinen Beitraegen habe, den letzten
ausgenommen, besteht darin, dass ich nie weiss, was ironisch ist und
was nicht und dass du Andeutungen machst, die ich nicht verstehe,
weil mir das Hintergrundwissen fehlt. Auch dein Glaube, ich waere
aggressiv oder veraergert oder eitel oder sonstwas nicht Nettes
gewesen, kann nur daher kommen, dass wir nichts voneinander wissen
als die geschriebenen Worte. In einer Diskussion von Angesicht zu
Angesicht wuerde ich merken, wenn du ironisch bist (obwohl ich damit
generell Schwierigkeiten habe) und du wuerdest merken, dass ich alles
ohne den kleinsten Anflug negativer Emotionen sage, sondern begierig
bin, von dir zu lernen.
Geschriebene Worte sind eben ohne jede nonverbale Information und da
Kommunikation zum grossen Teil auf nonverbaler Ebene verlaeuft, kommt
es eben andauernd zu Irrtuemern, wenn man erraten soll, was der
andere wirklich meint. Emotiocons, die diesen Mangel beheben sollen,
sind da teilweise hilfreich, manchmal aber auch irrefuehrend.
Ich bin weiterhin keineswegs der Meinung, dass die Profiphilosophen,
also die akademischen, ueberfluessig seien. Nur waere es eben schoen,
wenn sie einem Agora-Philosophen gegenueber auch Agora-Philosophen
sein koennten, anstatt auch ihm gegenueber als Akademie-Philosoph
aufzutreten, denn dann kann es nur zu zwischenmenschlichen Reibereien
kommen, weil die beiden dann dieselbe Sache (das Thema) mit zweierlei
Mass messen (und jeder sein eigenes Mass fuer das Bessere haelt.)

Gruss, Tychi

Hi Tychi

Insofern bringt mir das Spekulieren immer etwas ein. Schopenhauer benutzte „spekulatives Denken“ manchmal als Synonym fuer Philosophie.

Ja, den Ausdruck hat er von seinem abgrundtief gehaßten Kollegen Hegel übernommen *lächel*.

Übrigens ist damit bei Hegel genau das Gegenteil dessen bezeichnet, was man heute umgangssprachlich (bzw börsensprachlich) mit „spekulieren“ meint.

Gruß

Metapher

3 Like

Bitte beachten : böse >

Solche Diskurse sollen doch nur den Sprecher adeln, indem er
die bösen Akademiker demontiert.

Aber aber, Yseult, wer wird denn Akademiker für böse halten?

Nein, mit ihren arroganten Attidüden stellen sie zwar das Musterexemplar des ‚arroganten Menschen‘, aber sie wirken doch als solches zugleich äußerst komisch und ausgesprochen putzig, zumal wenn sie sich auch noch Philosophen nennen.

Ein (bei Brodi geklautes) Beispiel:

_Denn was Hera Lind für die Literatur, Helmut Lotti für die Musik und Boris Becker für die Mode, das ist Peter Sloterdijk für die Philosophie: die Veredelung des Banalen durch die Anhäufung von Banalitäten. Das klingt dann so:

„Seit dem 11. September 2oo1 hat sich die westliche Welt in ein großes Labor autoplastischer Suggestion verwandelt, in dem das Modellieren mit plastischem Material zu einer Massenbeschäftigung geworden ist. Gegen diese Hysteriezumutungen hilft meiner Meinung nach nur ein Stück nachgereichter Kaltblütigkeit.“_

Gruss

Jacobias

1 Like

Danke…
Hallo Tychi,

danke dafür, dass Du bis zum Schluss durchgehalten hast. Zumindest, bis ich gespurt habe.

Ich bin weiterhin keineswegs der Meinung, dass die Profiphilosophen,
also die akademischen, ueberfluessig seien. Nur waere es eben
schoen, wenn sie einem Agora-Philosophen gegenueber auch
Agora-Philosophen sein koennten, anstatt auch ihm gegenueber als
Akademie-Philosoph aufzutreten, denn dann kann es nur zu zwischenmenschlichen
Reibereien kommen, weil die beiden dann dieselbe Sache (das Thema) mit
zweierlei Mass messen (und jeder sein eigenes Mass fuer das Bessere
haelt.)

Schön gesagt. Nun, den Fehler hab ich bereits auf meine Kappe genommen, oder?

Wenn ich dann doch noch ein wenig nerven darf.
Für mich geht es eben wie gesagt, eigentlich nicht um zweierlei Mass [Agora vs. Akademie] im Bezug auf eine Sache [die Welt], sondern vielmehr um zwei verschiedene Dinge. Zwei verschiedene Herantretensweisen.
Ich würde keine als besser oder schlechter bezeichnen wollen. Beide haben Stärken und Gefahren, das haben wir wunderbar vorgeführt, oder?

Nun. So überheblich das klingen mag für jeden der hier mitliest. Ich kann kein Agoraphilosoph mehr sein. Hinter gewisse Einsichten und Prägungen kann man leider nicht mehr zurück. Auch nicht hinter die selbst erbaute Positionierung zur Welt und zur Gesellschaft. Auf dieser Unterlage, dieser Positionierung nehme ich Gedankengänge und Vorgänge in der Welt auf, die sich mir präsentieren. Die Verbildung ist da schon zu fortgeschritten.

Das kann man mir nun auslegen wie man will. Und da ich kein eigenes Denksystem publiziert habe, darf ich mich ja auch nicht Philosoph nennen, oder?
Und was sagt uns das?

Auch ich koche nur mit Wasser… *lächel*

Liebe Grüsse
Y.-

Hallo Yseult

Nun. So überheblich das klingen mag für jeden der hier
mitliest. Ich kann kein Agoraphilosoph mehr sein. Hinter
gewisse Einsichten und Prägungen kann man leider nicht mehr
zurück. Auch nicht hinter die selbst erbaute Positionierung
zur Welt und zur Gesellschaft. Auf dieser Unterlage, dieser
Positionierung nehme ich Gedankengänge und Vorgänge in der
Welt auf, die sich mir präsentieren. Die Verbildung ist da
schon zu fortgeschritten.

Das glaube ich gern. Ich ziehe wieder einmal den Vergleich zur
Sprache: Wenn du gelernt hast, z.B. Englisch fliessend und fehlerfrei
zu sprechen, dann faellt es dir sehr schwer, dich mit jemanden zu
unterhalten, der nur wenig Englisch kann, obwohl du selbst ja mal so
stottrig warst wie er. Es will dir dann einfach keine einfachere
Formulierung einfallen, als die, die dir sonnenklar, ihm aber so
schwer verstaendlich ist und du benutzt auch andauernd Woerter, bei
denen du zweifeln musst, ob er sie versteht.
Der Vergleich ist nur teilweise treffend, aber es stimmt, dass man
irgendwann nicht mehr zurueckkann. Wenn ich Vater werde, muss ich es
erst wieder lernen, mit Spielsachen zu spielen, was mir frueher doch
auch so leicht fiel, so vor 25 Jahren.

Liebe Grüsse
Tychi

Hallo Gert,

weil Du mich hier interpretierst, habt Ihr sicher nichts
dagegen, wenn ich mich kurz einmische.

Aber sicher, das ist hier ein freies Land…

In den beiden oben angesprochenen Bereichen gibt es zwei
entgegengesetzte Merkmale der Rhetorik beider Lager.
In der Agora-Philosophie reicht es oftmals besonders nebulös
und geschwollen daher zureden um gut angesehen zu sein. Und
witzigerweise meint Gert K., dass gleiches auch für die
Akademie Philosophie gelte.

Der Gert K. meint das überhaupt nicht, der hat nicht einmal
Bezug auf diese begriffliche Unterscheidung genommen (ich
hoffe, Du liest das auch so humorvoll, wie ich das meine).

Hmm… Ich glaube nicht. Da sich mir nicht erschliesst ob die Unterlassung bewusst geschah, oder auf dem Willen um jeden Preis ‚was Neues‘ hervorzubringen und sich nicht ehrlich dafür zu interessieren, was Andere einem zu sagen haben oder hatten. In beiden Fällen kann ich das nicht mit Humor lesen. Sorry.

Worauf ich hinaus wollte, und was von mehreren Seiten ohnedies
verstanden wurde,

Oh. da war ich wahrscheinlich zu ‚verbildet‘ für, oder?

ist, daß man „die Philosophie“ gar nicht
definieren kann.

Können tut man vieles. Definieren. Benennen. Umreissen. Breitreden. OB es allerdings den Kern trifft, oder ob es nur an der Oberfläche bleibt. Ob man versucht die Begriffe soweit zu respektieren, dass man ihre Geschichte zur Kenntnis nimmt und berücksichtigt… das steht auf einem anderen Blatt.

Also für jeden gleich nachvollziehbar
erklären kann, was „die Philosophie“ sein solle.

Eben, weil es genauso einen normativen Hintergrund voraussetzt, wie Andreas’ Ansicht, dass Schulphilosophen keine Philosophen sind. Behaltet mir bitte die Normativität draussen.

Natürlich kann man im Sinne von „das ist so!“ wie zu allem
auch hierzu eine Theorie festlegen und damit eine
bevormundende Situation schaffen.

Nein. Man kann festlegen, beschreiben und definieren. Bevormundend ist das nie. Denn nach dem Festlegen ist es jedes Einzelnen Aufgabe abzuwägen ob es nun innerhalb der gesetzten Grenzen passt oder nicht und wie es sich ausserhalb der selbst gesetzten Grenzen funktioniert.
Beispiel: ich lege fest, dass der Tisch ein Stuhl ist. Das steht mir komplett frei. Wenn ich alleine wohne, dann geht das noch. Wenn ich mir das Zimmer mit jemandem teile, wird es schon schwer. Und ganz von ausserhalb betrachtet, würde das im Alltagsgebrauch nicht verheben.

Indem die entstandenen „wissenschaftlichen Disziplinen“ seit
ihren Anfängen aber genau das versuchen, erkennen sie diesen
Irrtum nicht, beharren darin und daher kann man, wenn man in
diesem Irrtum gefangen ist, logischerweise gar keine
„Philosoph“ sein. Maximal jemand, der vielleicht einmal einer
werden möchte.

Nun, ich würde dann doch nicht den - im Bezug auf die anderen Themen der Philosophie verschwindend kleinen - Diskurs auf der Metaebene als Hauptinhalt ‚der‘ Philosophie sehen. Die Frage was die Philosophie an sich sei, ist zwar sicher selbst auch wieder philosophisch, aber eben nur ein Teil des ganzen Spektrums oder Faches. Wenn Du Dir die EInteilung der Philosophie anschaust, wirst Du sehen, dass das Objekt der Philosophie primär die Welt ist, und sekundär sie selbst. :wink:)

Werden kann das natürlich jeder (auch ein „Psychologe“ kann
irgend wann zu einem Philosophen werden), und hoffentlich
werden es immer mehr, aber solange man die Irrtümer nicht
wertungsfrei als solche erkennen kann, ja sogar aggressiv
darauf reagiert, wenn man auf solche hingewiesen wird, ist man
kein „Philosoph“.

Nein, denn jemand der das durchgangslos könnte, wäre auch kein Philosoph, sondern eine leere Hülle. Warum? Weil ‚Philosoph‘ immer einen Menschen bezeichnet. Weil die ‚reine Philosophie‘ [also abgelöst von jeglicher Geschichte oder von Begriffen, Tychis Gedankenexperiment] genauso wenig existiert, wie der ‚Idealphilosoph‘. Der Idealphilosoph würde sich nie angegriffen fühlen, würde dabei aber seine Menschlichkeit negieren.
Und _das_ kann ja wohl nicht der Sinn der Übung sein, oder?

Das Dilemma ergibt sich letztlich natürlich immer nur daraus,
daß Irrtümer deshalb nie oder fast nie angesprochen bzw.
besprochen werden können, weil sich dann ein jeweiliger Träger
eines solchen Irrtums persönlich angegriffen („verurteilt“)
empfindet und dann zwangsläufig so reagiert.

Ja. Und ich habe ja auch offen zugegeben, dass dem so war, oder? Der Ton macht die Musik, wie so oft. Andreas’ Kritik war in absolut normativen Ausdrücken gehalten und direkt auf eine ganze Berufgattung gerichtet. Ausserdem konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er ein gewisses Frustpotential loswerden wollte. Und nun, da ich Mensch bin, und mich mitnichten, niemals aus der Gefahr der vanitas ausnehme, lasse ich sowas nur ungern auf mir sitzen.
Jedem Anderen würde man das auch zugestehen.

Wie gesagt, aus dem Schlammassel kommt man dann heraus, wenn
man nicht mehr „die Philosophie“ zu definieren versucht,
sondern nach einer ganz besonderen Zielsetzung sucht, die von
keiner der auf Machtgrundlagen basierenden „Lehrmeinungen“
(inkl. der missionierenden Religionen) im Sinne von
Bevormundung verfolgt wird und die daher tatsächlich nur von
„Philosophen“ abgedeckt werden kann.

Das halte ich für ein schönes Unternehmen, ich bezweifle allerdings, dass dann am Ende auch etwas Gehaltvolles herauskommt, das über Allgemeinplätze hinausgeht.
Ausserdem sind die ‚Machtgrundlagen‘ die Du ansprichst leider ein auf Unkenntnis basierendes Vorurteil über ‚Schulen‘ und ‚Lehren‘ allgemein. Das musst Du Dir nun von mir einfach mal sagen lassen. Da übersteigt meine Erfahrung nun einfach Deine Meinung. Sorry.

„Philosophen“ würden sich
auch nie in solchen Machtstrukturen organisieren.

Eben. Aber ihre Lehrmeinungen schon? Hmmmm

Aber das Thema ist jetzt erst am Anfang. Ich glaube auch
nicht, ohne das als Vorwurf zu meinen, daß das hier der
geeignete Rahmen ist, es weiter zu führen.

Heute früh, hätt ich noch mit einem herzlichen ‚nein‘ geantwortet. Wenn Du allerdings bereit bist Dich auf meine Argumentation und ihre Bezüge einzulassen, sage ich nun einfach mal ‚ja‘.

Grüsse
Y.-

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Grandios…
Danke, danke, danke, Jacobias.

Hach, es geht doch nichts über ein wenig Slotji um erst kurz die Augenbraue zu heben… die Stirn zu runzeln und dann wieder so richtig lachen zu können…

Wunderbar.

Y.-

Können tut man vieles. Definieren. Benennen. Umreissen.
Breitreden.

Ich hätte es nicht schöner ausdrücken können, Yseult. Oder besser: Ich hätte es nicht so schön ausdrücken können.
Grüße vom
Branden

Philosophen vs. Philosophiehistoriker
Hallo Gert,

entschuldige bitte meine späte Antwort.

Allerdings widerlegen Dir doch
die Einträge hier glasklar, daß damit keine Klärung der Frage
erfolgt (ist), ganz im Gegenteil, welch gewaltiger
Klärungsbedarf hier vorliegt.
Jedenfalls bestätigt mir die Themenstellung mit den Reaktionen
darauf, wie richtig und notwendig es auch hier war, sie in
dieser Art eingebracht zu haben.

Das Thema taucht hier so ziemlich jedes halbe Jahr auf. Das liegt aber nicht daran, dass es ungeklärt wäre, sondern daran, dass sich im Gegensatz zur Medizin oder zur Physik in der Philosophie sich einige Menschen für einen Experten halten, weil Denken ja nicht schwer zu sein scheint. Nur so kann man zu der Überzeugung kommen, dass jeder ein Philosoph sei.

Damit ist darüber, ob ein Philosophiehistoriker auch Philosoph ist, gleichzeitig gesagt, dass das natürlich nicht der Fall sein muss. Und auch umgekehrt gilt, dass nicht jeder Philosoph Philosophiehistoriker ist. Aber es ist zumindest die Pflicht eines jeden, der Philosoph sein möchte, philosophisch zu denken. Nun ist philosophisches Denken methodisches Denken, und das setzt voraus, dass man zumindest ältere Denkergebnisse nicht einfach ausschließt, wenn man sich nicht mehr Arbeit unnötig machen möchte als nötig (und vertretbar).

Daher ist dieser zweite Fall wesentlich häufiger, dass Philosophen auch Philosophiehistoriker sind, mindestens aber Menschen, die auf dem philosophischen Denken früherer Denker aufsetzen, sie weiterzudenken suchen oder sich von ihnen vielleicht sogar belehren lassen.

Und wenn das so ist, dann ist es auch nicht unbedingt unausweichlich, dass Philosophen innovativ sein müssen. Viel wichtiger ist, dass sie kritisch sind, denn darin besteht die eigentliche philosophische Aufgabe, die so ziemlich allen philosophischen Schulen gemeinsam ist.
Und kritisch heißt nicht nur kritisch gegenüber anderen, sondern auch kritisch gegenüber sich selbst, woraus folgt, dass man durchaus Philosoph sein kann, selbst wenn man merkt, dass die eigenen Gedanken schon einmal gedacht worden sind.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

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