Persönliches
Hallo Elke,
ich hatte keinen cholerischen Vater, aber ich habe eine Mutter, die bis heute nicht so genau zwischen sich und ihren Kindern unterscheiden kann.
Und auch wenn ich glücklicherweise nie eine solche Badezimmersituation erleben musste, war meine Mutter doch während meiner gesamten Jugend massiv grenzverletzend - im Zimmer herumschnüffeln, Tagebücher lesen etc. All dies immer mit ‚gutem‘ Grund, versteht sich - den im Zweifelsfall nur sie sehen konnte.
Eine verschlossene Tür war schon per se eine Provokation für sie, ganz egal, ob man dahinter vielleicht einfach nur in Frieden Hausaufgaben machen wollte, während gefühlte 23 kleinste Geschwister durchs Haus tobten, und sobald auch nur eine Freundin zu Besuch war, stand sie in regelmäigen Abständen im Zimmer - ebenfalls jeweils mit einem ‚guten‘ Grund versehen.
Noch heute betrachtet sie es als persönlichen Affront, wenn wir Geschwister uns untereinander unterhalten, ohne sie miteinzubeziehen - ganz egal, ob sie sich vielleicht gerade in einem anderen Raum aufhält.
Und ein männliches Wesen mit nach Hause zu bringen wäre völlig undenkbar gewesen.
Aber gerade deshalb bin ich noch heute, Jahrzehnte später, von Herzen dankbar, dass ich auch anderes erleben durfte, dass die Eltern meines Freundes (welche 100 tatsächlich stichhaltige Gründe hätten anführen können, weshalb sie hätten gegen die Verbindung sein können - angefangen bei der Geschichte mit dem Planeten zwischen unseren Herkunftsländern) mich ganz selbstverständlich in ihrer Familie aufgenommen haben, uns ganz selbstverständlich in einem Zimmer übernachten ließen, ohne irgendein Bohei darum zu machen und dass ich meine ersten sexuellen Erfahrungen machen konnte mit einem Jungen, den ich liebte, an einem freundlichen, geschützten Ort.
Dies ist etwas, dass ich auch meiner Tochter wünsche.
Grüße
=^…^=
PS: Bin ich eigentlich die einzige hier, die sich noch daran erinnern kann, wie es sich anfühlt ein Teenager zu sein?