Ich bin jedes Mal aufs Neue schockiert, wenn ich höre, dass es Leuten egal ist, ob ihre Telefonate abgehört, ihre Mails gelesen und ihre Bewegungen im Web sowie realem Leben aufgezeichnet werden.
Warum habt ihr Vorhänge in eurem Schlafzimmer? Ihr habt doch nichts zu verbergen! Denkt doch gleich mal einige Schritte weiter! Eventuell könnte die Kriminalitätsrate um weitere 0,05% gesenkt werden, wenn alle Gebäude komplett durchsichtig wären! Wo ist denn da das Problem?
Wo ist eure Grenze?
Wollt ihr warten, bis ihr auf der Straße aufpassen müsst wie ihr euch bewegt um nicht als verdächtig zu gelten (wie in GB)? Bis man einfach so, aus Generalverdacht heraus, guckt, was für Pornos ihr auf euren PCs habt? Bis man euch 2 Jahre in den Knast stecken kann, weil ihr Passwörter für die Liebesbriefe von euren Liebschaften nicht rausrücken wollt (wie in GB)? Bis von allen Briefen die ihr schreibt, Absender, Empfänger, Datum sowie die Handschrift für spätere Verwendung vorgehalten wird, weil "die Post in Zeiten des internationalen Terrorismus die Möglichkeit der Briefzensur benötigt (Zitat polnischer Inlandsgeheimdienst)?
Wo ist eure Grenze?
Eine provokante These:
Seit 2001 sind in Europa 400 Menschen durch Terrorismus gestorben.
Im Gleichen Zeitraum sind - allein in Deutschland - ca. 40000 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen. Dennoch wird massiv in die Grundrechte von 500 000 000 Menschen in Europa eingegriffen, um 50 Tote im Jahr zu verhindern. Das ist doch grotesk! Würde man das gleiche Geld in das Gesundheitssystem, in die Herz-Kreislauf-Vorsorge, Verkehrssicherheit oder auch nur warme Decken für Obdachlose stecken, könnte man um Größenordnungen mehr Menschen das Leben retten! Mal nebenbei: durch die Verteilung von Moskitonetzen(!) konnten Malariainfektionen bei Kindern regional um 80% gesenkt werden! Moskitonetze für 0,5 Cent das Stück.
Leider haben Menschen keine Angst vor großen Zahlen, sondern nur vor groß(aufgebauscht-)en Ereignissen.
Wäre die StaSi die Organisation eines Landes gewesen, das nicht Andersdenkende interniert hätte, wäre sie dann auch nur einen Deut besser gewesen? Wo ist der Unterschied?
Wo ist eure Grenze?
Stichwort Vorratsdatenspeicherung:
Nun gut, interessiert mich nicht, ob sie wissen wann ich von wo mit wem wie lange telefoniert habe und an wen ich Emails schreibe.
Ah.
Diese Daten werden von Privatunternehmen gespeichert. Privatunternehmen wie T-Mobile, die letztes Jahr die Daten von 11 Millionen Kunden „verloren“ haben.
Wer soll kontrollieren ob diese Daten sicher sind? Das Bundesdatenschutzministerium, das auf Bundesebene 20 Angestellte hat?
Wer soll Vorschriften zur „sicheren“ Speicherungen von Daten aufstellen?
Die gleichen Politiker die Glanzleistungen wie den 202c StGB zustande gebracht haben?
Mal am Rande: das BKA gibt an, dass durch die Vorratsdatenspeicherung 0,003% mehr Straftaten aufgeklärt werden können. Geile Sache. Dafür gehen wir nur folgende Probleme ein:
- Datenpannen gibt es immer! Sie sind eine unvermeidliche Folge großer Datenmengen. Und selbst wenn euch eure Daten scheiß egal sind, es gibt eine Menge Leute bei denen das nicht so ist, wie z.B.:
- Schützenswerte Personen (Brigitte Knobloch, Informanten in Unternehmen, …), deren Privataddresse und deren Bewegungsdaten auf einmal auf dem Datenmarkt sind
- Journalisten, Rechtsanwälte, Priester, Ärzte, die auf sichere Kommunikation angewiesen sind und deren Schweigepflicht kompromitiert wird
- Menschen mit Problemen, Drogenabhängige, überforderte Eltern, die sich laut FORSA-Umfrage aufgrund der VDS nichtmehr trauen Hilfehotlines anzurufen
- uvm.
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Datenmengen wecken Begehrlichkeiten, bei Politik und Industrie. Heute ist es Kinderporno, ein Schlagwort was momentan eine Art Eisbrecherfunktion hat um Gesetze dieser Art (VDS, Online-Durchsuchung, jetzt ‚Blacklists‘ für Provider zum sperren von Domains) auf den Weg zu bringen. Nutzt nur nichts, wenn Operationen wie „Himmel“ so schlampig ausgeführt werden, dass nacher 90% der Menschen wieder auf freien Fuß gesetzt werden!
Morgen sind es Urheberrechtsinhaber und natürliche Anti-Terror-Fahnder, im Endeffekt bekommen mit 100%iger Sicherheit mehr Menschen Zugriff auf die Daten als zu dem Zeitpunkt, wo das Gesetz verfasst wurde. Mehr Leute die reinschauen dürfen, mehr Leute die schlampig werden können oder für Bestechungsgelder anfällig sind.
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Wer zur Hölle kontrolliert das?
Generell kommt bei Überwachung hinzu, dass Menschen, die wissen dass sie überwacht werden, versuchen, möglichst nicht aufzufallen, wie auch aus bereits erwähnter FORSA-Umfrage ersichtlich. Meint ihr da traut sich noch jemand bei Exxon, bei Gazprom, oder sonstwo, auszupacken, wenn irgendwo was verklappt wird, wenn er weiß, dass er überwacht wird?