Darf man Schulnoten vor der Klasse bekannt geben?

Hallo w-w-w’ler,

mich treibt in diesen Tagen eine scheinbar lapidare Frage um, die ich im Rahmen meines Rendariats zu beantworten habe. Sie lautet schlicht, ob man aus Datenschutzgründen als Lehrer die Noten vor der Schulklasse bekannt geben dürfe… Im Lande Hessen bin ich noch auf kein einschlägiges Gesetz, keinen Erlass und keine Empfehlung gestoßen. Kennt sich da jemand aus juristischer Sicht aus?

Mit besten Grüßen aus Kassel

Marcus Angebauer

Keine Angaben über einzelne Schüler machen

Hallo, Marcus

Vor der Klasse darfst du überhaupt keine Angaben über einzelne Schüler machen, auch vor der
Elternversammlung nicht. Ich würde auch auf Lehrerkonferenzen darauf verzichten.

Leistungen und Verhalten einzelner Schüler sind ausschliesslich mit dem betroffenen Schüler, den Eltern
und BETEILIGTEN Lehrpersonen zu besprechen.

Gruss
Adam

Hallo,

ist das deine persönliche Ansicht oder kannst du das irgendwie untermauern?

Ich würde auch auf Lehrerkonferenzen
darauf verzichten.

Wie soll das bitte funktionieren, wenn Lehrer sich nicht mehr über einen Schüler unterhalten können?

Gruß
Elke

Hi,

ich schließe mich im Wesentlichen an. Allerdings müssen gewisse Entscheidungen von der Lehrerkonferenz und nicht von der Klassenkonferenz entschieden werden, insofern muss ich mich schon mit Lehrern über Noten von Schülern unterhalten, die diesen Schüler gar nciht unterrichten. Außerdem muss die Fachbetreuung Schulaufgaben nachkontrollieren (Vollzähligkeit, Form, stichproenartig korrektheit der Korrektur, etc.), die ich gehalten habe. Und da sieht der Fachbetreuer ja zwangsweise die Arbeiten und Noten von Schülern, die er nicht unterrichtet und / oder nie unterrichtet hat und / oder nicht unterrichten wird.
Aber ich darf Noten nicht vor der ganzen klasse verkünden. wenn ein Schüler an mein Pult komt, müssen ALLE anderen außer Hörweite sein und Schüler dürfen, wenn sie sich mit mir über ihre Noten unterhalten, die Noten der anderen Schüler nciht einsehen können.
Wenn allerdings ein Schüler dann seine Note quer durchs Klassenzimmer brüllt, oder was auch immer, dann ist das sein Problem. Es ist ja seine Note.
Wie weit sich das in der Praxis durchhalten läßt, ist eine andere Frage. Einzeln nach vorn kommen und höfliche Distanz bzw nicht direkt zuhören - machbar. Sicherstellen, dass garantiert kein Dritter etwas hört? sehr schwer. Einmal hat ein Vati das für eine tochter eingefordert. Das Mädchen musste sich daraufhin immer einen Termin bei mir holen. Drei Möglichkeiten: bevor der Unterricht 8.10 beginnt, in der einzigen Pause (25min) am Vormittag (Frühstück? Recht auf Pause?) oder nach der 6. Stunde (außer in Großstädten sind die Schüler oft auf Busse angewiesen, die nur einmal pro stunde oder gar einmal am Nachmittag fahren, und haben nach der 6. Stunde nur 15-30min Zeit. Ich habe aktuell knapp 120 Schüler. Da ich ein 6stündiges bzw 4stündiges Fach unterrichte, gehöre ich zu den Kollegen, die sehr wenig Schüler haben. In meiner Freistunde die Schüler aus dem Unterricht nehmen? Ein Schüler hat pro fach pro Schuljahr 2-4 mündliche Noten (Schulaufgaben und Extemporalen stehen auf dem Pappier und bereiten kein Geheimhaltungsproblem) … die wären ja nie in ihrem eigentlichen Unterricht, weil sie immer nen Termin mit irgendeinem anderen Fachlehrer haben.

Die Franzi

Hallo Marcus,
ich frage, bevor ich Noten bekannt gebe immer, ob jemand nicht möchte, dass seine Note vor der Klasse genannt wird. Falls das der Fall ist, kommt derjenige nach der Stunde zu mir und ich sage ihm seine Note unter 4 Augen. In der Praxis kommt das aber nur in seltenen Einzelfällen vor.
Gruß orchidee

Hallo

In meiner (noch nicht allzu lang vergangenen) Schulzeit war es so, dass die Noten (mündliche) verlesen wurden.
Bei Klausuren wurden einfach die Hefte ausgeteilt, standen die Noten soweit fest aber aus irgendeinem Grund die Hefte noch nicht bereit, gab es auch wieder vorläufige Noten per Vórlesen.

Auf dem Gymnasium später wurde dann meistens (nicht immer) gefragt, ob der einzelne Schüler das möchte bzw. es wurde vorher gesagt, dass derjenige sich einwenden sollte wenn sein Name verlesen wurde.
Man hatte die Möglichkeit dann nach vorne zu kommen und sich so seine Note zu holen.

Ein Musiklehrer hat es so gemacht, dass die Klasse eine Aufgabe bekam und während der Zeit die Leute einzeln nach vorne kamen, weil er auch immer gern ein paar Takte zu der Note sagte. Das fand ich sehr gut.
Die meisten Lehrer allerdings haben überhaupt keinen Bock über die Note zu sprechen, und wenn man das als Schüler (nach der Stunde) wollte, wurde man gnadenlos abgewürgt.
Es sei denn der Vater war Wirtschaftsprüfer.

Aber eigentlich hat von diesem Schweigerecht nie jemand Gebrauch gemacht. Einmal glaub ich, aber das kann auch Einbildung gewesen sein.
Warum auch?
Ist ja nicht so, dass man sich als Schüler nicht darüber unterhalten würde.

Und gemobbt wird wegen vielem, aber Noten sicherlich als letztes. Schlechte Noten waren eh meistens „cool“ und gute Noten, naja, das kam darauf an wie man sich gab ob man Streber war oder nicht :wink:
Aber selbst wenn hielten sich die Dorfdeppen zurück, schließlich wollten sie ja mal sagen „Hast du die HA? Kann ich mal gucken?“ oder „Mal mir mal nen Dackel“

lg
Kate

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,
weiter unten wurde der juristische Rahmen ja schon dargestellt.

Ergänzend nur noch meine Meinung dazu, dass die Schüler sich outen sollen, dass sie ihre Noten nicht bekannt gegeben wissen wollen.
Das stellt m. E. eine Verkehrung dar.

Der anzunehmende Normalfall ist, dass die Note eine schutzwürdige „Date“ (?) ist die nicht öffentlich gemacht wird. Wenn überhaupt muss man sich also von den Personen die Genehmigung holen diese zu veröffentlichen und nicht das Verbot dies nicht zu tun.

Tatsächlich stelle ich diese Frage weder so noch noch so. Ich händige den Schülern ihre Leistungseinschätzung schriftlich aus (geht ganz einfach, indem ich eine kopierte Notenliste in Streifchen schneide) und dann kann jeder selbst entscheiden, ob er jetzt vor der Klasse oder später alleine dazu Fragen stellen will.

Abschließend dazu noch die Bemerkung, dass ich diese Situation pädagogisch für leicht schwachsinnig halte.
Noten können in dieser geheimniskrämerischen Weise ihre pädagogische Wirkung nur unvollständig entfalten. Aber der Gesetzgeber will es so und ein nicht unwillkommener Nebeneffekt ist, dass Diskussionen à la „wenn der dann ich auch …“ kaum noch vorkommt.

Gruß
Werner

Hi,

Der anzunehmende Normalfall ist, dass die Note eine
schutzwürdige „Date“ (?) ist die nicht öffentlich gemacht
wird.

Singular von Daten ist Datum. DAs hat aber im deutschen eine andere bedeutung, also verwendet man stattdessen Information.

Abschließend dazu noch die Bemerkung, dass ich diese Situation
pädagogisch für leicht schwachsinnig halte.
Noten können in dieser geheimniskrämerischen Weise ihre
pädagogische Wirkung nur unvollständig entfalten.

Noten sollen nicht pädagogisch wirken, sie sind ein möglichst neutrales messinstrument bzw. MEssergebnis. Klar wirken sie auch pädagogisch, auch wenn das nicht der zweck ist. Aber auch das nur auf den Schüler, der die note bekommt: „Mist, so viel feiuern ist doch nciht drin!“

ein nicht unwillkommener
Nebeneffekt ist, dass Diskussionen à la „wenn der dann ich
auch …“ kaum noch vorkommt.

Stimmt :smile:

Die Franzi

Hi,

Aber eigentlich hat von diesem Schweigerecht nie jemand
Gebrauch gemacht. Einmal glaub ich, aber das kann auch
Einbildung gewesen sein.
Warum auch?
Ist ja nicht so, dass man sich als Schüler nicht darüber
unterhalten würde.

Klar sprechen Schüler untereinander über ihre Noten. Was Du mit Deiner Note machst, ist Dein Bier und Deine Entscheidung. Aber was Dein Lehrer mit Deiner Note macht, ist nicht seine Entscheidung. Er hat sie festzulegen und dir zu verkünden, und nur Dir. Das geht jemand drittes genauso viel an wie deine Körbchengröße oder wann du mit wem … *räusper* …
Und was das Einfordern angeht, habe ich unten in meinem Ersten Posting schon geschrieben. Dem Mädchen war es peinlich. Der Vater war zwar pingelig, aber er hatte recht. und im Nachhinein war es ganz nützlich: in den Vieraugengesprächen mit mir war das Mädchen ganz verändert, öffnette sich, schaute mich an und lachte, und sprach auch in mehr als 3 Worten. Sonst war sie immer sehr still, verschlossen … nachdem ich ihren Vater kennengelernt hatte, war mir einiges klarer.

Die Franzi

Hallo,

Noten sollen nicht pädagogisch wirken, sie sind ein möglichst
neutrales messinstrument bzw. MEssergebnis. Klar wirken sie
auch pädagogisch, auch wenn das nicht der zweck ist. Aber auch
das nur auf den Schüler, der die note bekommt: „Mist, so viel
feiuern ist doch nciht drin!“

Da muss ich dir widersprechen. Noten haben eine pädagogische Wirkung und das nicht nur zufällig oder nebenbei.
Noten dienen, wie ich mal gelernt habe, der:
*Leistungsmotivation
durch Belohnung (Aufforderung zu fortgesetztem Einsatz) oder „Bestrafung“ (Ansporn zu erhöhter Anstrengung)
*Leistungssteuerung
der begrenzten „Lernressourcen“ des Schülers. Dieser kann anhand der Benotungen in verschiedenen Fächern den Einsatz seiner Arbeitszeit effektiv planen
*Selektion
Sowohl in der Schullaufbahn wie gesellschaftlich nach abschluss der Schule
*Ressourcenverteilung
dies auch schulisch wie gesellschaftlich

Zumindest die ersten Punkte sind dabei klar pädagogische Wirkungen und der Erste wird durch die „geheime“ Mitteilung in seiner Wirkung eingeschränkt. Die Orientierung an der Gruppe und die Einordung in eine Gruppenhierarchie bilden in der Leistungsmotivation einen starken Impuls.

Gruß
Werner

Hi,

ja so ungefähr meinte ich das schon … aber nicht „Bestrafung“. Das klingt ja nach „Du benimmst dich nicht, ich geb dir jetzt mal ne Sechs damit du aufpasst“. Und das darf man ja nicht.
Sowohl eine 6 als auch eine 1 können motivierend sein, entweder „Ich muss mehr machen“ oder „ich mach es richtig, weiter so.“ Aber eine Wirkung auf Mitschüler hat das nicht, sollte es auch nicht haben.

Die Franzi

Hallo,

Da muss ich dir widersprechen. Noten haben eine pädagogische
Wirkung und das nicht nur zufällig oder nebenbei.
Noten dienen, wie ich mal gelernt habe, der:
*Leistungsmotivation
durch Belohnung (Aufforderung zu fortgesetztem Einsatz) oder
„Bestrafung“ (Ansporn zu erhöhter Anstrengung)
*Leistungssteuerung
der begrenzten „Lernressourcen“ des Schülers. Dieser kann
anhand der Benotungen in verschiedenen Fächern den Einsatz
seiner Arbeitszeit effektiv planen
*Selektion
Sowohl in der Schullaufbahn wie gesellschaftlich nach
abschluss der Schule
*Ressourcenverteilung
dies auch schulisch wie gesellschaftlich

Holla-die-Waldfee! Einspruch! Da bist Du aber ganz gewaltig auf dem Holzweg (heute baut man mit
Asphalt). 1. Gerade diese Theorie (Eriziehung durch Belohnung und Bestrafung ist nach heutigen
Erkenntnissen sehr umstritten. 2. Ein Lehrer belohnt und bestraft nicht, er lehrt und bewertet das
Gelehrte

Zumindest die ersten Punkte sind dabei klar pädagogische
Wirkungen.

Das ist sehr oberflächlich betrachtet. Es zeigt Wirkung, aber nur kurzfristig und die Wirkung ist nicht das
was erstrebenswert ist.

und der Erste wird durch die „geheime“ Mitteilung in

seiner Wirkung eingeschränkt. Die Orientierung an der Gruppe
und die Einordung in eine Gruppenhierarchie bilden in der
Leistungsmotivation einen starken Impuls.

Nicht jeder ist ein Herdentier. Dass es Regeln gibt ist klar und dass man sich daran halten muss auch,
sonst hat es Konsequenzen. Aber ich kann beim besten Willen keine Notwendigkeit in einer Hierarchie in
einer Klassengemeinschaft sehen, ich erkenne nicht einmal einen Grund dafür.

Demnach kann das Finanzamt ja standardmäßig zur Einkommenssteuerklärung noch eine Anlage
fordern: einen Leistungsnachweis vom Arbeitgeber und diese dann zusammen mit der Steuererklärung in
Kopie an alle Deiner Kollegen schicken (ich gebe zu bei Lehrern wird das schwer, denn da gibt es ja kein
„Chef“, der die Leistungen der Untertanen überwacht).

Viele Grüße

Hallo,

Ist ja nicht so, dass man sich als Schüler nicht darüber
unterhalten würde.

Der Schüler entscheidet aber selbst ob und mit wem er darüber reden möchte. Das ist ja als würde ein
Arbeitgeber einen Aushang über die Gehälter der Mitarbeiter machen, wenn der Lehrer vorne die Noten
vorliest und das auch noch als Belohnung und Bestrafung sieht.

Viele Grüße

Der Vorteil der öffentlichen Benotung
Hallo Marcus,
wenn ich die Antworten hier so lese, wundere ich mich ein bißchen.
Zu meiner Schulzeit war es völlig normal und gang und gäbe, dass der Lehrer vor der gesamten Klasse die Noten von uns Einzelnen vorgelesen hat.
Wir fanden das auch gut (zumindest ich u. andere), weil wir so einen öffentlichen Vergleich hatten. Es gab ja damals auch schon Mitschüler, die aus allem eine Geheimniskrämerei machten und nicht offen über ihre Noten sprachen. Das waren dann meistens auch die, die einen nicht abschreiben ließen.
Dieses öffentliche Verlesen von Klassenarbeitsnoten (oder Zeugnisnoten sogar) brachte eine gewisse Objektivität ans Licht - oder eben eine falsche Benotung seitens des Lehres. Der Lehrer konnte sich so weniger Ungerechtigkeiten, mindestens weniger Subjektives, leisten.
LG,
Margeaux

Hallo,

Ist ja nicht so, dass man sich als Schüler nicht darüber
unterhalten würde.

Der Schüler entscheidet aber selbst ob und mit wem er darüber
reden möchte. Das ist ja als würde ein
Arbeitgeber einen Aushang über die Gehälter der Mitarbeiter
machen, wenn der Lehrer vorne die Noten
vorliest

Wo bitte ist der Zusammenhang zwischen Gehältern und einer Note?
Abgesehen davon, dass wenn der Arbeitgeber Arbeitnehmern mit gleicher Qualifikation und Leistung unterschiedliche Gehälter zahlen würde allen Ärger den er bekommt auch verdient?

Unterschiede bei Noten ergeben sich durch Unterschiede in der Leistung. Meistens.

und das auch noch als Belohnung und Bestrafung sieht.

Viele Grüße

hä? wo hast du das jetzt her und was meinst du damit?

lg
Kate

Hallo,

  1. Gerade diese Theorie (Eriziehung durch Belohnung
    und Bestrafung ist nach heutigen Erkenntnissen sehr umstritten.
  2. Ein Lehrer belohnt und bestraft nicht, er lehrt und bewertet das
    Gelehrte

Tut mir leid, da gehörst du wohl einer anderen Spezies an oder du besetzt die Begriffe komplett anders.
Lob und Tadel sind selbstverständlicher Bestandteil des Unterrichtes und das ist nichts anderes als Belohnung und Strafe und genau das gleiche sind gute und schlechte Noten.

Zumindest die ersten Punkte sind dabei klar pädagogische
Wirkungen.

Das ist sehr oberflächlich betrachtet. Es zeigt Wirkung, aber
nur kurzfristig und die Wirkung ist nicht das
was erstrebenswert ist.

Danke für den Hinweis, aber das sehe ich zum Teil anders.

und der Erste wird durch die „geheime“ Mitteilung in

seiner Wirkung eingeschränkt. Die Orientierung an der Gruppe
und die Einordung in eine Gruppenhierarchie bilden in der
Leistungsmotivation einen starken Impuls.

Nicht jeder ist ein Herdentier.

Diese Frage solltest du mit den Vertretern der Sozialpsychologie diskutieren, die definieren den Menschen ganz klar als soziales Wesen. Allerdings bilden wir weniger Herden, sondern wohl eher so etwas wie Horden.

Aber ich kann beim besten Willen
keine Notwendigkeit in einer Hierarchie in
einer Klassengemeinschaft sehen, ich erkenne nicht einmal
einen Grund dafür.

Kann es sein, dass du unter Hierarchie irgend etwas ganz spezielles verstehst? Der Grund für das herausbilden von Über- und Unterordnungen liegt in der Natur des Menschen. Er bildet verschiedene soziale Ordnungssysteme als Teil seiner sozialen Identität. Das ist weder gut noch schlecht, sondern einfach eine Konstitution mit der man umgehen muss nicht nur in der Schule, sondern sogar in der Warteschlange beim Bäcker oder am Tisch im Bierzelt.

Demnach kann das Finanzamt ja standardmäßig zur
Einkommenssteuerklärung noch eine Anlage
fordern: einen Leistungsnachweis vom Arbeitgeber und diese
dann zusammen mit der Steuererklärung in
Kopie an alle Deiner Kollegen schicken (ich gebe zu bei
Lehrern wird das schwer, denn da gibt es ja kein
„Chef“, der die Leistungen der Untertanen überwacht).

Da weiss ich nun gar nicht was du mir sagen willst.

Grüße
Werner

Hallo,
ich kann natürlich nun noch zusätzliche euphemistische Begrifflichkeiten einziehen.

" Aber eine Wirkung auf Mitschüler hat das nicht,
sollte es auch nicht haben.

Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.
Es ist doch eine seltsame Amputation des Menschenbildes, davon auszugehen jeder wäre allein aus sich heraus zum Lernen motiviert. Diese innere Motivation ist wichtig aber Kinder und nicht nur die lieben und suchen den Wettstreit und auch äußere Anerkennung.
Warum es da keine Wirkung haben soll und auch nicht haben sollte, wenn der Freund auf einmal eine bessere Note bekommt oder ich schlechter bin als der Idiot auf den ich sonst immer so herabschaue ist mir völlig rätselhaft.

Gruß
Werner

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Hallo,

Allerdings bilden wir weniger
Herden, sondern wohl eher so etwas wie Horden.

Und es sollte Aufgabe der Erzieher (Eltern, Lehrer etc.) sein, Kinder auf ihrem Weg zu einem mündigen und reflektierten Menschen zu unterstützen, der es eben NICHT nötig hat sich irgendwelchen „Horden“ anzuschließen.

Aber ich kann beim besten Willen
keine Notwendigkeit in einer Hierarchie in
einer Klassengemeinschaft sehen, ich erkenne nicht einmal
einen Grund dafür.

Kann es sein, dass du unter Hierarchie irgend etwas ganz
spezielles verstehst? Der Grund für das herausbilden von Über-
und Unterordnungen liegt in der Natur des Menschen. Er bildet
verschiedene soziale Ordnungssysteme als Teil seiner sozialen
Identität. Das ist weder gut noch schlecht,

Der Begriff der natürlichen Über- und Unterordnung des Menschen ist vielleicht ein bisschen unglücklich gewählt (das erinnert an die Formulierungen des Sozialdarwinismus).
Es gibt allerdings definitiv so etwas wie eine Rollenverteilung in der Klasse, genauso wie in jeder anderen Gruppe. Und Kinder und Jugendliche sollen genau das auch lernen. Allerdings nicht anhand eines Leistungsvergleichs durch ihre Schulnoten. Und es kann auch nicht Ziel sein, dass ihnen dabei eben solche Strukturen der Über- und Unterordnung vermittelt werden. Sondern inzwischen geht es in der Pädagogik (ganz allgemein) darum den Wert und auch die Verantwortung eines jeden Gruppenmitglieds bewusst zu machen. Den eigenen Platz in der Gruppe finden, nicht von oben nach unten, sondern nebeneinander.
Und dieser Wert bemisst sich nun mal nicht durch schulische Leistung. Jedenfalls sollte er das nicht… denn natürlich ist es ein Faktor der sich nie ganz ausschalten lässt.
Gerade aus diesem Grunde halte ich es aber für so wichtig, dass Schüler auch andere Werte kennenlernen und dass ihnen eben nicht auch schon im Klassenzimmer die Note als Maßstab Nummer Eins vermittelt wird.

Viele Grüße von Kati

Hi,

also ich erlebe es nciht, dass sich Schüler durch Noten, die jemand anderes bekommt, motiviert fühlen, in keiner Richtung. Ich habe es nie erlebt, und kann es mir auch nicht vorstellen, dass sich jemand denkt „Oh, der xy hat eine 1, jetzt lern ich auch, ich will auch eine 1“ oder „au backe, der hat grad ne 6 gekriegt, und lernt genauso wenig wie ich … das wär beinahe schiefgegangen“
Jeder Schüler hat in den diversen Fächern eine Vorstellung, was er haben möchte, und arbeitet entsprechend (oder auch nicht *gg*). Der Nachbar is wurscht. Diskussionen entstehen, wenn ICH vorne was falsch machen, also wenn ich jemanden zu gut bewerte (3 statt 4). Dann wollen plötzlich fast alle auch was besseres. Fast alle: Leute mit schlechter als 2, und dann aus dieser Gruppe die, die nicht so gerne viel arbeiten. Deswegen gibt es bei der Herausgabe einer Schulaufgabe, die zu niedrige Anforderungen stellte, wesentlich mehr Diskussionen um Noten und Bewertung, als bei einer Schulaufgabe, die angemessen oder schwer war - die Leute wittern Morgenluft und fangen das Feilschen an.
Es ist auch mein Anspruch, die Vergabe einer Note als möglichst neutralen Vorgang zu handhaben. Eine Note bewertet eine Leistung und nicht einen Schüler. Ein Schüler kann durch das Erreichen einer 5 oder 4 sehr wohl zeigen, dass er etwas gelernt hat, an Arbeitsverhalten etc. und ein Schüler kann durch eine 2 zeigen, dass er nachgelassen hat. Das hängt vom Schüler ab und nciht von der Note. Deswegen muss ich die Bewertung der Leistung (Note) von der Bewertung des Schülers und seiner Arbeitsstrategie trennen. Letzteres tue ich mit einder zusätzlichen Bemerkung, einer Beschreibung der Leistung etc. Ich versuche, jede Note zu erklären und zumindest bei ein paar Schulaufgabe drunterzuschreiben, was schiefgegangen ist und was geklappt hat - und was diesmal besser lief als beim letzten Mal, auch wenn es sich im ergebnis nicht niedergeschlagen hat.

Die Franzi

Die Chance des persönlichen Gespräches

lautet schlicht, ob man aus Datenschutzgründen als Lehrer die
Noten vor der Schulklasse bekannt geben dürfe…

Sicher darf man diese Art persönlicher Daten nicht öffentlich bekanntgeben. Weil Schüler ein Interesse daran haben könnten, dass ihre Noten nicht öffentlich werden.

Und um mal meinen Senf zu diesem Endlosthread dazuzugeben:

Ich spreche am Jahresende mit jedem Schüler persönlich (= unter 4 Augen, während die anderen arbeiten) über seine Leistungen und seine Noten. Dies führt selten zu Diskussionen, meistens zu einer hohen Akzeptanz der Noten.

Darüberhinaus nutze ich dieses Gespräch, um die Schüler zu fragen, ob sie mit der Klasse, dem Lehrer, dem Unterricht, der Schule zufrieden sind oder etwas verbessern möchten.
Diese paar Minuten Gespräch sind unbezahlbar!
Ich erfahre viel Persönliches über den Schüler (z.B. über persönliche Probleme, die zu Lernschwierigkeiten führten) und über seine Einstellung und bekomme den ein oder anderen guten Tipp, was verändert werden könnnte.

Und: Die Schüler bekommen in diesem Moment meine persönliche Zuwendung, die ich ihnen nicht jeden Tag geben kann und deren Wirkung nicht zu unterschätzen ist.

Nach diesen Notengesprächen nehme ich immer ein sehr relaxtes Klima in der Klasse wahr.

Vom Lehrer wahrgenommen zu werden und im persönlichen Gespräch die Leistungen gemeinsam zu bewerten stellt imho eine höhere Motivation dar, als in eine Konkurrenzsituation gedrängt zu werden.

LiebeGrüßeChrisTine