Hallo, Harald!
Das Wort „Zurechtweisung“ in der Überschrift beziehe ich auf mich und muß dazu wohl erklären, daß es von mir im Sinne von Orientierungshilfe oder Aufklärung verstanden wird (ganz im Sinn der christlichen Demut).
Deine Antwort ist insofern sehr hilfreich für mich, als erst durch sie mir klar wurde, daß meine Ausdrucksweise zu Mißverständnissen führen kann.
Du darfst Dich nicht wundern, wenn Dir hier scharfer Wind
entgegenbläst. Du hast (vermutlich unbewußt) alle
christlich-antisemitische Klischees bedient ;-((
Ich habe doch wirklich deutlich gesagt, daß das heikles Gebiet ist und daß ich nur versuche, einen Sachverhalt zu erläutern. Wenn irgendein Fanatiker oder Xenophob zufällig irgendwann einmal eine ähnliche Formulierung gebraucht hat, heißt das trotzdem noch lange nicht, daß ich geistig in seiner Nähe zu finden bin.
Heißt Dein Emoticon übrigens, daß auch Du betrübt bist?
erster Fehler: Jesus sagt nirgends, dass die Nationen ein
„geistiges Israel“ sein werden.
Kavaliersdelikt von mir (hoffe ich). Da Bekannte von mir und ich diesen Ausdruck für den „treuen und verständigen Sklaven“ manchmal verwenden, habe ich hier für jeden, der sich in diesem Umfeld nicht bewegt, falsch formuliert. Stimmt, ich gebe Dir recht. Können wir uns auf „Neues“ oder „Ein anderes Israel“ einigen?
Er hat zwar einen Bund mit seinen Jüngern geschlossen, der dann auf
die Nationen übergegangen ist. Aber der „Neue Bund mit Israel“ ist
etwas ganz anderes.
Stimmt, hier habe ich geschludert und vor lauter „Gottesvölkern“ den Überblick verloren. Ist mir gar nicht aufgefallen, vielleicht war es auch einfach nicht mein Tag, bin nämlich stark erkältet.
zweiter Fehler: Nicht die Nation Israel hat Jesus abgelehnt,
sondern nur einige (zugegeben einflußreiche) Juden.
Interpretationssache: „Amerika“ hat gegen Nordvietnam gekämpft, obwohl
bekanntermaßen große Teile der Bevölkerung dagegen waren. Und die Volksmenge, die Barrabas statt Jesus begnadigen ließ, war ja nicht der Industrie- und Handelstag! Falls Du aber meinst, daß ich an die sogenannte „Kollektivschuld“ appelliere, (oder daß es sich genauso anhört), dann gebe ich Dir recht.
dritter Fehler: G’tt weiss, welchem Stamm wer zuzuzählen ist.
Stimmt, aber weiß derjenige selbst es auch? Wie kann er dann die Stelle
des Priesters bekleiden?
vierter Fehler: Es besteht derzeit kein Bedarf an Priestern,
weil es keinen Tempel gibt.
Ist deswegen kein Fehler, weil das Fehlen des Tempels ja belegt, daß der Segen Gottes verschwunden ist. Insofern ist der Bedarfsmangel an Priestern ein zusätzlicher Beweis dafür, daß hier etwas endgültig zu Ende gegangen ist. Seit es eine Bundeslade gab, mußte auch ein Hohepriester amten.
fünfter Fehler: Israel war schon „Volk G’ttes“ bevor Mose
Priester eingesetzt hat.
Stimmt. Und dann? Es kamen die Gebote, der Bund, den Israel offiziell eingegangen ist, die Gesetze, die den Alltag regelten und unter anderem genau den Tempeldienst festlegten. Also: Kein Tempeldienst, kein Einhalten der israelitischen Verpflichtung! Und deswegen kann ich Dir bei
Und es wird „Volk G’ttes“ bleiben, weil G’ttes Zusagen nicht durch menschliche Fehler aufgehoben werden.
nicht zustimmen. Ich ärgere mich jetzt über mich selbst, weil ich in der Eile die Stelle nicht finde, (ich wollte Dich nicht warten lassen), aber ich meine den Text:„Er nimmt es und gibt es einem anderen“. Jeder Jude (im religiösen Sinn) kann doch Christ werden. Ihm steht dieser Weg doch nicht weniger offen als irgendeinem anderen. Aber historisch gesehen ist es mit dem Bund zwischen diesem Volk und Gott aus und vorbei.
Diesem Irrtum ist schon Bileam erlegen.
Ein schöner Gedanke und ein Beweis für Deine hervorragende Bibelkenntnis.
sechster Fehler: Das ist keine theologische Erklärung, sondern
eine Fortsetzung der antijüdischen Propaganda „Die Juden haben
den Erlöser gekreuzigt!“
Nein, es klingt nur für manche so. Oder manche wollen, daß es so klingt. Meine Erklärungen dazu waren erschöpfend, ich will micht nicht dauernd selbst zitieren.
Als die Anrainerstaaten Israels am „Jom-Kippur-Tag“ angriffen, war ich so erbost und entrüstet (mir war klar, daß hier zu allem anderen noch die Verletzung eines religiösen Festes kam), daß ich mir vornahm, als 18-jähriger in die israelitische Armee einzutreten(in etwa wie bei den Republikanern im Spanischen Bürgerkrieg). Ob das überhaupt gegangen wäre, weiß ich nicht, aber damals hielt ich das für eine gute Idee.
Ich - Antisemit?
Ein Rechtsradikaler hielt mich wegen meines südländischen Aussehens einmal für einen Türken (ich hatte ihn nach einem verbalen Ausfall seinerseits gefragt, ob er etwas gegen Türken habe) - ich bin es nicht (wäre ja auch egal, aber es geht um den Fakt). Eine Frau sagte mir einmal, daß ich als Mann ja ein „potentieller Vergewaltiger“ sei, und nein, sie meinte das nicht rhetorisch. Ihre Erfahrungen mit bestimmten Männern verstellten ihr den klaren Blick. Ein Arbeitskollege warf mir nach dem Kauf eines japanischen Autos vor, ich schädige die deutsche Wirtschaft und verlöre so mein Anrecht auf Rente aus deutscher Hand. Eine Sozialarbeiterin beschuldigte mich einmal haßerfüllt als „Unternehmer“, weil ich in einer Diskussion um Lehrstellenmangel einem Jugendlichen riet, es doch nicht nur mit dem Traumberuf zu versuchen. Ich trug Anzug und Krawatte, weil ich Chauffeur war und meinen Arbeitgeber zu einer Fernsehsendung gefahren hatte. Pkw-Fahrer, die mich mit Helm und Sicherheitskleidung im Supermarkt sehen, erklären mir mit unfehlbarer Sicherheit, daß ich ein Raser bin; mein Roller hat 7 PS. Und jetzt bin ich also Antisemit!
Dann glaubt es eben! (Geht jetzt mehr an die Allgemeinheit, ich habe mich durch keine Deiner Äußerungen unangenehm berührt gefühlt).Ein falscher Vorwurf wird durch ständige Wiederholung nicht wahr.
Lies dazu einmal Römer 11!
Habe ich schon öfter. Wenn Deine Argumentation sich auf ein weiterhin bestehendes Bundesverhältnis bezieht, dann müßten wir gemäß Vers 25
Proselyten werden. Hier gelangen wir - fürchte ich - in eine Sackgasse.
Einen schönen Abend noch, Kai-Reginald