gerade eben, kurz nach 18:00 Uhr, fuhr Claudia Roth dem ARD-Moderator der Wahlsendung ziemlich schroff in die Parade. Er hatte gerade mit irgendeinem CSU-Granden gesprochen, daneben stand Roth. Der Moderator sagte so etwas wie: „Muss es denn eine Koalition mit den Freien Wählern sein, schließlich steht hier jemand, der auch für eine Koalition…“. Offenbar durch das Wahlergebnis übermütig (oder vielleicht auch in der ihr eigenen Art) herrschte sie ihn an: „Die!“. Der Moderator verteidigte sich, indem er andeutete, nach „jemand“ folge wohl eher „der“.
Hat Claudia Roth recht? Kann man in Bezug auf eine weibliche Person sagen, es gebe jemand, die für eine Koalition zur Verfügung stehe?
Also nach meinem Wissen steht „der Jemand“ für eine männliche, weibliche oder sächliche Person und das DER bezieht sich auf jemand…
mir kam gerade die Idee mit dem Duden: Fettgedruckter Text
ich kenne jemand/jemanden, der schon dort gewesen ist
ich treffe mich heute mit jemand/jemandem, der das Hotel schon kennt
sie ist jemand, die/der nicht so schnell aufgibtFettgedruckter Text
Laut der letzten Zeile, würde ja auch DIE gehen, aber ich bin der Meinung, jemand bedeutet eine Person anonym zu nennen, dann würde ja der Artikel schon die Anonymität zur Hälfte aufheben
Oh je, du verstehst mal wieder den Unterschied nicht. Du beantwortest gerade die Frage, ob es neben der einen Möglichkeit noch eine andere gibt, die zulässig ist. Wenn allerdings eine zweite zulässig ist, wird dadurch die erste nicht falsch. Mithin ist eine anherrschende Korrektur, es müsse die zweite Variante gewählt werden, nicht angebracht, solange die gewählte Variante korrekt war.
Ganz ehrlich, so schwer ist das doch nicht. Vielleicht gehst du noch mal das mit den Schnittmengen aus der Grundschule durch, oder wie könnte man es dir verständlich machen?
Das mag deine Intention gewesen sein, gefragt hast du aber was anderes.
Daher schauen wir uns einfach nochmals deine Frage an:
Und noch immer lautet die Antwort ‚ja‘.
Modalverben können natürlich verwirrend sein. Zum Überblick kannst du hier mal einen Blick reinwerfen. Für ‚können‘ gibt es dann auch einen eigenen Artikel. Bei weiteren Fragen stehe ich natürlich gerne zur Verfügung.
Die Frage, ob das dem Indefinitpronomen jemand folgende Relativpronomen maskulin oder feminin sein soll (jemand, der oder jemand, die) entscheidet sich allein im Sprachgebrauch. jemand ist im Genus nicht bestimmt. Somit auch der Sexus von potentiell Gemeinten nicht. Da es aber kein genusneutrales Relativpronomen gibt, entsteht bei einer solchen grammatischen Konstruktion halt ein Dilemma. Antworten finden sich z.B. → hier und → hier.
Dass die allgemeinste Form, wenn also kontextbedingt Genus bzw. Sexus eines potentiell Gemeinten nicht bestimmt ist, jedenfalls das maskuline Relativpronomen zu nehmen ist, beruht auf der Etymologie des Indefinitpronomens: Es leitet sich (< ahd. yeman/ieman) nicht, wie man glauben möchte, von ahd. man = Mann ab sondern von ahd. man = Mensch (ebenso wie übrigens auch das Indefinitpronomen man). Und Wörter für „Mensch“ sind in allen indogermanischen Sprachen maskulin. (Siehe auch frz. „on“ < lat. „homo“.)
Wenn daher jemand sich zum Beispiel auf eine Auswahl einer Menschengruppe bezieht, die aus Männern und Frauen besteht, von der jeder (hier ja auch mask.) gemeint sein könnte, ist „jemand, der“ jedenfalls die korrekte Form, in der der Sexus von Angesprochenen eben nicht festgelegt ist.
Wenn jetzt „jemand, die“ gesagt würde, wären im Unterschied dazu alle männlichen Kandidaten ausgeschlossen. Claudia ist hier - wen wundert’s - also sehr vorlaut gewesen.
Aber wenn dagegen (in einem der Links oben ist ein Beispiel) klar ist, dass defintitiv eine Frau gemeint ist, dann ist auch die andere Form korrekt:
„Claudia Roth ist jemand, die manchmal die deutsche Sprache nicht im Griff hat.“
Aber selbst dann wäre
„Claudia Roth ist jemand, der manchmal die deutsche Sprache nicht im Griff hat.“
ebenso korrekt.