Das Internet macht die klugen schlauer und die dummen dümmer

Hallo,
stimmt dieser Satz?
Was lernt man in der Schule in Bezug auf Medienkompetenz?
Lernt man da überhaupt etwas?
Müsste obiger Satz nicht ganz oben auf der Schultafel stehen?

Wenn ich in so eingen Foren lese, zweifele ich langsam an der Menschheit. Zumindest an denen, die sich dort äußern.

(Bitte meine Frage nicht wörtlich nehmen. Ich weiß, dass das Internet überhaupt nichts macht, oder doch?)

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An diesem Satz ist sicherlich etwas dran. Ich nutze das Internet schon seit Zeiten, als man sich noch per Modem und Ferngespräch bei Compuserve einwählte, und von da aus dann die Tür zunächst zaghaft in die Welt jenseits des eigenen Angebots aufgemacht wurde. Seit dem nutze ich es intensiv. Zunächst für Studium und Selbständigkeit. Das war ein unglaubliches Erlebnis, welche Welt sich da plötzlich öffnete und wie schnell (Mailverkehr mit den USA dauerte schon mal einen Tag) und einfach viele Dinge wurden, die zuvor erheblichen Aufwand bedeuteten oder gar nicht vorstellbar waren. Gerade bei meinem Interesse für internationales Recht war das wirklich bahnbrechend.

Seit dem nutze ich das Web intensiv in allen Lebensbereichen, habe selbst an diversen große Internet Projekten entscheidend mitgearbeitet, … und finde eigentlich alles, was mich interessiert im Internet recht schnell und einfach. Erledige die Dinge online, die man online sinnvoll erledigen kann, …

Und eigentlich beneide ich diejenigen, die von klein auf all diese Möglichkeiten haben, die ich erst Ende des Studiums so langsam bekam. Meine Kinder müssen nicht mehr auf einen Jahrzehnte alten großen Brockhaus zurückgreifen (und damit waren wir damals schon eine privilegierte Familie) oder gar in die Stadt fahren, um Dinge für die Schule in der Bibliothek nachzulesen. Wenn sie etwas nicht verstehen, können sie auf 1001 erklärende Videos, Tutorials, Foren, … zurückgreifen, wo unsereiner nur hoffen konnte, dass die Eltern es besser erklären konnten, und ausreichend Geduld und Muße dafür aufbrachten. Und so manches Interesse und Hobby war nur sehr eingeschränkt machbar, wenn man niemand hatte, der einen persönlich vor Ort an die Hand nahm und entsprechend einführte, half, Kontakte und Bezugsquellen, … hatte. Wie grandios einfach heute, wo ich mir vorletzte Woche in den Kopf gesetzt hatte, einen netzwerkfähigen CO-Melder selbst zu bauen, weil es entsprechende Geräte nicht gibt, und selbst eingeschränkte Funktionalität schon sündhaft teuer ist. Ohne große Vorkenntnisse mit Arduino und Co. ließ sich das Thema nebenbei in wenigen Tagen für extrem kleines Geld verwirklichen. Hätte man solche Möglichkeiten schon als Jugendlicher gehabt, der Wahnsinn!

Aber wie sieht die Realität bei recht vielen jungen Menschen aus? Wir hatten viel Jahre Au-Pair im Haus, für die ich damals einen kleinen Webserver aufgesetzt hatte, um schnell und einfach auf Dinge wie Fahrplaninfos von ÖPNV und DB, Veranstaltungskalender, Kinoprogramm und Co., die Angebote günstiger Veranstalter von Kurztrips, etc. zurückgreifen zu können (mussten sich also nicht mal selbst die Seiten der Anbieter suchen, brauchten nicht mal unsere Adresse in den Fahrplan-Auskünften eingeben, …). Genutzt worden ist das Ding eigentlich nie. Dafür ständige Fragen, wie man von hier nach da kommt (damit ich dann Efa/Hafas aufrufen und die Daten eintippen durfte), was man mal an einem langen Wochenende anstellen könne (damit ich dann Mango- und Rainbow-Tours, … abfragen durfte), … Sprachkurse, Prüfungen für ein Studium in Deutschland, Voraussetzungen für ein solches Studium, … durfte fast alles der Au Pair Papa suchen (was nicht so schwer war). Dabei hingen die jungen Damen von früh bis spät an Facebook, Instagram, Skype, … waren nur nicht in der Lage, das Internet für sinnvolle Dinge zu nutzen.

Die eigenen Kinder bekamen früh einen PC mit Internet-Anschluss, um schnell und einfach damit umzugehen zu lernen, und diese Technik dann ganz selbstverständlich im (schulischen) Alltag zu nutzen. Aber was ist bei schulischen Themen? „Weiß ich nicht, hab ich nicht kapiert, …“. Die Rückfrage, ob man schon mal im Internet nach Infos, einem Tutorial, … geschaut hat, kann ich mir eigentlich sparen. Grundsätzlich wird da angeblich nichts gefunden. Nur komisch, dass ich in einer Minute fündig werde, wenn ich selbst mal auch nicht aus dem Kopf heraus eine Frage beantworten kann. Dafür kennt man sich natürlich perfekt mit den hippsten Videos bei Tiktok, Discord und diversen Spielen aus. Und natürlich muss Papa auch immer mal wieder Dinge gerade rücken, die da so in der ein oder anderen Truppe aufkommen.

In den Schulen wird schon zumindest etwas für Medienkompetenz getan, indem man die Kinder früh dazu bringt, einerseits mit Office-Programmen zu arbeiten und andererseits auch Informationen aus dem Internet für die Hausaufgaben und Co. zu nutzen. Aber wenn Lehrer selbst nicht viel mehr als Wikipedia kennen, und sich nicht mit der Problematik vom Wikipedia insbesondere in Bezug auf viele politische und gesellschaftliche Themen beschäftigen, dann kommt da oft eben auch nicht mehr bei raus, als copy-paste aus Wikipedia. Da wäre noch deutlich Luft nach oben. Die schulischen Plattformen sind inzwischen zumindest existent und auch recht stabil verfügbar. Da hat Corona zumindest etwas Gutes gehabt. Mal sehen ob und wie die sich noch entwickeln, wenn es jetzt wieder in die Schulen geht, und man wieder mehr klassischen Unterricht machen kann. Ich befürchte, dass das Thema dann wieder einschläft.

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Moin,

Das klingt ja ganz nach Marcel Reich-Ranicki: https://www.zitate.eu/autor/marcel-reich-ranicki-zitate/32173
Ich kenne da noch einen anderen Spruch, sinngemäß zitiert: Sich Wissen aus dem Internet zu holen ist wie Trinken aus einem sehr großen Wasserschlauch. Hinterher bist du zwar völlig nass, aber immer noch durstig.

Könnte das, was @Wiz beschrieb, dass seine Kinder „nichts finden“ auch an einem Überangebot liegen, von dem man förmlich erschlagen wird? Oder ist es ein Retrotrend, dass man lieber eine analoge Suchmaschine befragt? Oder Bequemlichkeit?

Wir Oldies (ja, ich habe auch mit Datex-P und einem Datenklo angefangen) lernten ja den Umgang mit Nachschlagewerken und das Netz bot eine bequeme Erweiterung dazu und natürlich den Zugang zu Inhalten, an die man schlecht oder gar nicht heran kam. Aber genau diese eigene Historie haben unsere Kinder ja so nie erlebt. Für die war es halt vorhanden und ich kann nicht behaupten, ich würde es garantiert anders machen, wäre ich in ihrer Situation.

-Luno, ein wenig ratlos

Nö, eher an Lustlosigkeit, Faulheit, fehlendem Engagement, Bequemlichkeit, … Das ist natürlich auch eine Frage des Typs. Ich war und bin immer noch extrem wissbegierig, und konnte schon sehr früh nicht genug lesen. Schon zu Grundschulzeiten habe ich einen 12 bändigen Brockhaus durchgearbeitet (nicht alle Artikel gelesen, aber wirklich Seite für Seite durchgeblättert und sehr, sehr viel gelesen). Der erste Internetzugang war für mich wirklich die Erfüllung all meiner damaligen Wünsche in Bezug auf diese Neugierde. Die Schule hat teilweise darunter gelitten, dass ich lieber tagelang in die Tiefen eines leider gerade nicht schulrelevanten Themas eingetaucht bin, und mit dann bis in die Nacht von Link zu Link durchgeklickt habe, bis mein Wissenshunger gestillt war. Andererseits konnte ich dann bei passender Gelegenheit durchaus auch mal einen Lehrer an die Wand spielen.

Hat dazu geführt, dass ich mich bis heute nicht so recht entscheiden kann, was ich nun eigentlich so bin, und was mein Job ist. Es dauert immer nur Wochen, bis ich in einem neuen Betrieb wieder voll in den Tiefen technischer und kaufmännischer/vertrieblicher Themen stecke, obwohl ich ja eigentlich „nur“ der Jurist" mit grundsätzlichem technischem und kaufmännischem Verständnis sein soll.

Da hofft man natürlich als Papa, dass der Nachwuchs auch eine vergleichbare Begeisterung entwickelt/erwartet sich eine entsprechende Haltung auch mal von Kollegen oder Bekannten. Aber das scheint eine doch nicht so weit verbreitete Einstellung zu sein.

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Servus,

scheint mir dabei eine bedeutende Rolle zu spielen: Der Grad der eigenen Initiative, um an irgendeine Sache zu gelangen (sei es Kenntnis über einen Sachverhalt, sei es die sinnliche Erfassung von Musik oder Bildender Kunst, Architektur oder Landschaft) hat glaube ich einen erheblichen Einfluss darauf, ob und wie stark man sich eine Sache einprägt - ziemlich unabhängig vom Medium: Eine einigermaßen engagierte Recherche online bringt einen ähnlichen Kenntnisgewinn wie eine ebensolche im Zeitschriftenmagazin einer Uni-Bibliothek (obwohl: das war eben schon klasse dort!), während „mal eben bei Wiki schauen“ genauso oberflächlich wieder abläuft wie das Kurzzeit-Feilen von irgendwas Vorgekautem aus einem Lehrbuch; „das Internet“ ist dafür nicht verantwortlich, wenn sich jemand mit einer Schnellbleiche zufrieden gibt.

Ich glaube aber auch, dass sich die Begeisterung dafür, von irgendwas rauszukriegen, wie es „wirklich ist“, irgendwann von selbst einstellt - der Unterschied zum Vorgekauten und irgendwie an der Oberfläche Ablaufenden ist einfach zu frappierend. Wenn sie sich früh genug einstellt, führt das allerdings eher zu konkret verwertbarem Wissen und dito Bildung. Mir ist sie ein wenig später begegnet, mit teils wenig erfreulichen Folgen, aber immer noch früh genug dafür, das ich wenigstens kein unglücklicher Mensch geworden bin.

Mit dem „Es sich nicht zu einfach machen, damit was hängen bleibt“ beim Thema Wissen und Können ist es wohl so ähnlich wie mit verschiedenen Aspekten des Themas Essen bei Kindern: Lieber kein Thema mit Zwang daraus machen, sonst kann man sich schon beinahe drauf verlassen, dass eine Störung dabei herauskommen wird.

Schöne Grüße

MM
(der als Bub immer gern Geige spielen gekonnt hätte, aber das Geige spielen Lernen gar nicht mochte)

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Der (mögliche) Gebrauch des Internets vereinfacht / beschleunigt / ermöglicht Prozesse, die in der rein analogen Welt früher nicht (unbedingt) nötig (oder gar möglich) waren. Ein wesentliches Mehr an Weisheit scheint dabei aber nicht überall herausgekommen zu sein, vgl. z.B. den Verlauf und Empfehlungen zur „Spanischen Grippe“ mit der Corona-Krise rd. 100 Jahre später…

mfg M.L.

Ich würde die Sache mit dem leichten Wissenserwerb mit der Folge „Schnell gelernt - schnell wieder vergessen“ gar nicht mal so negativ sehen. Wir haben einen ganz erheblichen Bedarf an Wissen, das wir nicht dauerhaft benötigen. Die Schule ist dafür ein gutes Beispiel. Die Details aus dem Leben des Igels aus dem Sachkundeunterricht benötigt man nicht wirklich als Präsenzwissen, das man jederzeit abspulen müssen kann. Und eigentlich ging es beim Thema Igel ja auch weniger um den Igel als darum, ein Tier mit spezifischen Eigenschaften und deren Zusammenhang mit der Lebensweise kennen zu lernen. D.h. der Igel ist eher ein Beispiel von ganz vielen möglichen Beispielen, anhand derer man sich Methodenkompetenz zu einem gewissen Zweck aneignen kann. D.h. wenn man mal etwas über die Fledermaus erarbeiten soll, kann man hierauf zurückgreifen, und sich eben die Fledermaus schnell erarbeiten.

Im beruflichen Kontext habe ich ganz, ganz viele recht individuelle technische Themen, die oft tatsächlich nur ein einziges Mal auftreten. Da muss ich mich oft trotzdem auch mit technischen Hintergründen und Details beschäftigen. Ich habe mir das Methodenwissen angeeignet gerade auch mit Hilfe des Internets schnell zu einer Annäherung an ein mir bislang unbekanntes technisches Thema zu gelangen. Das ist mein einer Trumpf. Der andere ist der, dass natürlich aus all diesen Themen immer „irgendetwas“ hängen bleibt, und sich dadurch natürlich ein gutes technisches Verständnis entwickelt hat. Was aber nicht entscheidend ist, ist die Frage, ob ich die für den Einzelfall gerade schnell beschafften Kenntnisse auch im Langzeitgedächtnis verankere und auch noch in einem Jahr abrufen kann, nachdem ich mich mit zig anderen Dingen beschäftigt habe. Natürlich wird etwas hängen geblieben sein, aber ich werde mich dann doch zu einem erheblichen Teil wieder neu einarbeiten müssen. Denn dafür sind es einfach zu viele Themen, und insbesondere zu viele „Einzelschicksale“. Natürlich entwickeln sich ggf. mal aus Einzelschicksalen Dauerbrenner, und entsteht dann auch ein gefestigtes Wissen zu einem speziellen Thema. Aber das ist oft ein eher zufälliger Prozess, der sich einfach dadurch entwickelt, dass ein Thema häufiger aufschlägt. Dauerhaft brauche ich dann natürlich wieder mein juristisches Knowhow im Vertragsrecht, wobei es natürlich auch in der Juristerei viele Themen gibt, von denen man lediglich weiß, dass es dazu „etwas gibt“, oder die man sich dann bei Gelegenheit mal wieder ansehen muss, ohne dass man die jetzt wirklich im Detail jederzeit präsent hätte.

Ich saß eben entspannt auf dem Balkon, als das Thema hier (noch unbeantwortet) aufkam.
Meine Frau war auf Facebook unterwegs, da wurde gefragt, welche Cafes denn jetzt Frühstück auf der Terrasse anbieten. So weit normal, da wären A,B, C, D,…
Direkt danach kam die Frage, wo B denn sei.
Das passt soo gut zu dem, was du schreibst. (Ich hab ihr dann ja direkt LMGTFY vorgeschlagen, aber das hätte böse Smileys gegeben)

Ich habe mal gelesen: Vor 50 Jahren dachte man, die Dummheit der Menschen könnte besiegt werden, wenn jeder praktisch jederzeit kostenlos Zugang zu allem Wissen haben würde. Heute wissen wir es besser

Ansonsten kann ich das alles nur unterschreiben.

Was vielleicht fehlt, sind die Filterblasen, die nach zu vielen Suchen bezüglich Microchips in den Impfstoffen dafür sorgen, dass man auch an anderer Stelle mit dem Thema dann zugebombt wird. Das liegt nicht direkt am User, zumal der meist nicht erkennt, dass er in einer Blase ist.

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Ja, da ist das berühmte „Wissen wo’s steht“ und natürlich auch „Wissen wie man was rauskriegen kann“. Für das Wissen wo’s steht sind wahrscheinlich online andere, dem Medium besser als die erlernten angepasste Nachschlagetechniken nützlich - nicht, weil die jeweils relevanten Quellen grundsätzlich anders aufgebaut wären, aber weil sich glaube ich bei allen Leuten solche Techniken optisch einprägen und man sie optisch wieder aufruft wenn benötigt - da muss dann ein veränderter Innerer Blick an die Stelle der bunten Lesezeichen-Fähnchen in den Beck’schen Ziegelsteinen treten.

Diese Veränderung findet ohne viel Zutun statt oder hat bereits stattgefunden. Ich erinnere mich an einen jungen Franzosen, mit dem ich um die Jahrtausendwende zusammen arbeitete - er war einer der Letzten, die ihren Zivilen Ersatzdienst in der französischen Außenwirtschaft in Deutschland ableisteten, er musste Wochenrapporte an einen Offizier in Lahr erstatten: Wir haben öfters drüber gelacht, wenn er bei irgendwelchen komplexeren Geschichten unsicher wurde und fragte „Können wir das nicht auch auf dem Bildschirm anschauen?“, während ich ihn in vergleichbaren Situationen fragte „Kannst Du mir das nicht eben mal ausdrucken?“

Schöne Grüße

MM

Das kommt auf die Schule und die Lehrer an und natürlich das, was von außen in die Schulen hereingetragen wird. Hier gibt es z.B. den Fuchsbus vom Kreis, der genau die Aufgabe hat, nämlich den Grundschulkindern die Grundzüge des „Internets“, Medienkompetenz und alles, was damit zusammen hängt (also auch Datensparsamkeit, Vorsicht bei der Nutzung von sozialen Netzwerken und Kontakten mit unbekannten oder vermeintlich bekannten Dritten) näher zu bringen. Das Problem: 10 oder 15 Plätze pro Halbjahr bei einer Jahrgangsstärke von 75-100.

Letztlich bleibt bei 6*1,5 Stunden auch nicht viel mehr hängen, als das Zusammenkopieren eines Referats aus Wikipedia und Veränderung von Schriftart, -größe und -farbe in Word. Den Rest - also quasi alles - darf man dann zuhause erklären.

Was den Titel Deines Beitrages angeht: es gibt „im Internet“ leider keine Kennzeichnung von guten und von schlechten Quellen. Alles sieht gleich gut und gleich richtig aus, mit einem leichten Schwerpunkt bei der Nachdrücklichkeit und Einfachheit der eher zweifelhaften Quellen. Die Welt und die meisten Sachverhalte sind komplex, während die Aufmerksamkeitsspanne eher kleiner zu werden scheint. So werden dann die einfachen (weil kurzen) Erklärungen und Videos bevorzugt. Sowieso scheint der Konsum unterwegs (also Videos und meinetwegen Podcasts) bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebt zu sein. Wer dann noch 100, 1000 oder mehr Kanälen und Accounts folgt, der bekommt am Ende ohnehin kaum noch etwas mit, geschweige denn dauerhaft gespeichert.

So viel zu den „dummen“ oder besser: eher konsumierenden Menschen. Die schlauen oder interessierten haben aber natürlich mit dem Internet ein Werkzeug zur Hand, das es so noch nicht gegeben hat und das vor allem jedem jederzeit zur Verfügung steht. Primärquellen, Anleitungen, Wissen - alles immer da.

Die Fähigkeit, guten von schlechtem Inhalt zu unterscheiden und die Erkenntnis, daß richtige Inhalte komplexer und damit länger sind, muß vom Elternhaus vermittelt werden, wenn die Kinder nicht gerade das Glück haben, auf besonders engagierte Lehrer zu treffen. Das gilt im übrigen auch für das Grundwissen, das man braucht, damit zumindest die Alarmglocken läuten, wenn das Kind/der Jugendliche/der junge Erwachsene auf zweifelhafte Inhalte trifft. Im Wissen, nicht immer und ewig da sein zu können, muß man dafür früh die Grundlagen legen, sehr früh. Nun, mit 10 Jahren, scheint das zumindest beim großen Kind geklappt zu haben.

Interessant finde ich übrigens auch die Überlegung, daß die Generation der heute 40-55 Jahre alten Menschen mit dem Aufkommen von Heimcomputern und später der mobilen Geräte aufgewachsen ist und nicht nur tippen, klicken und wischen kann, sondern zu einem Gutteil noch weiß, wie so ein Computer von innen aussieht, was eine Datei ist und wieso man auf Festplatten und im Speicher unterschiedliche Effekte erzielt, wenn man den Stecker vom Desktop-PC rauszieht bzw. den Laptop zu lange ohne Kabel offen lässt.

Das sehe ich auch so. Für die Suche nach Pferdebildern zum Ausmalen steht anscheinend unbegrenzt Zeit zur Verfügung. Das Nachschlagen einer Vokabel in dem auf dem auf dem Schreibtisch stehenden Wörterbuch scheint hingegen so unmenschlichen Einsatz zu verlangen, daß sicherheitshalber einfach das deutsche Wort in die Leerstelle des englischen Textes eingefügt wird. Gleiches gilt auch für die Beschriftung der Inseln auf einer Karte der Nord- und Ostseeküste. Wenn eine Insel im Schulatlas nicht bezeichnet ist, wird halt sicherheitshalber Strahlsund (sic!) eingetragen, anstatt hier unten in einem der wenigstens drei verfügbaren großen Atlanten nachzuschlagen, wie dieser Fleck im Meer denn wohl heißen könnte.

Ich setze aber einiges darauf, daß das zu einem Gutteil altersbedingt ist.

Gruß
C.

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Hallo,
als jemand, der noch die Zeiten völlig ohne Internet erlebt hat, dieses aber seit Anbeginn aktiv nutzt (Internet über AOL und Einwahlknoten), meine ich, nein ich weiß es sogar - das Internet macht schlauer.
Ob es Dumme dümmer macht ?
Von den wenigen Dummen, die ich in meinem Leben mehr als nur flüchtig kennengelernt habe, hat sich keine/r aufgrund der Internetnutzung zu einer Intelligenzbestie gemausert, die sind allesamt dumm geblieben, vielleicht jetzt mehr auf verschiedenen Gebieten als vorher.
Gruss
Czauderna

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Das ist natürlich Feigenblatt-Politik, die nichts bringt. Auf der anderen Seite sehe ich aber auch die Lehrer viel mehr in der Pflicht. Die Nutzung von IT ist Lebenswirklichkeit und gehört mit in den Bildungsauftrag und mit in das Curriculum. Und dafür ist auch jeder Lehrer selbst verantwortlich. Wir haben es hier mit studierten Leuten zu tun, an die man den Anspruch stellen darf, sich nicht nur in Bezug auf das eigene Unterrichtsfachthema auf dem Laufenden zu halten, sondern von denen man auch erwarten darf, dass sie sich mit den sich verändernden technischen Rahmenbedingungen der Unterrichtsgestaltung ebenso beschäftigen.

Da wird auf der einen Seite ständig von den Schülern verlangt, Eigeninitiative zu entwickeln, und auch mal über den Tellerrand zu schauen, und auf der anderen Seite weigert man sich beruflich einen PC anzufassen, wenn man dafür nicht zuvor wochenlang bezahlte Fortbildung bei Freistellung von der Unterrichtsverpflichtung erhalten hat. Z.B. hier in der Grundschule gibt es einen Computer-Raum mit erträglicher Ausstattung der kaum genutzt wird, weil sich die Damen und viele Herren nicht in der Lage sehen, genau das zu tun, was sie ständig von ihren eigenen Schülern verlangen, nämlich sich einfach mal ein paar Bücher oder Anleitungen im Internet reinzupfeifen, um Ideen zu entwickeln und umzusetzen, wie man PC und Internet sinnvoll bei Gelegenheit mal im Unterricht einsetzen kann.

Ich will die Träger hier sicher nicht von ihrer Verpflichtung zur Fortbildung frei sprechen, aber in der freien Wirtschaft würde ein Akademiker kaum überleben, wenn er behaupten würde, dass er schließlich Jurist, Arzt, … sei, und ohne umfangreiche Kurse (statt Arbeit) nicht in der Lage wäre Windows, Outlook und Word zu bedienen. Es muss ja nicht jeder der große Nerd sein/werden, aber sich mal ein paar geeignete Internet-Quellen zu suchen, den Kindern beizubringen, wie man dabei vorgegangen ist, und trivialen Kleinkram in Office sollte jeder Lehrer so beherrschen (oder sich eben selbst beibiegen), dass es zumindest für Grundschule und Mittelstufe reichen sollte. Zudem gibt es inzwischen wirklich ordentliche Lernsoftware, deren Nutzung teilweise sogar kostenlos/mit dem Erwerb der entsprechenden Lehrwerke auf Papier abgedeckt ist, und die durchaus auch so angemessen beworben werden, dass ein Lehrer die eigentlich nicht übersehen kann. Auch die sollte sich ein Lehrer wohl im Selbststudium hinreichend aneignen können.

Da muss man natürlich sehen, dass diese Nerds damals einen doch recht überschaubaren Kreis bildeten. Ich selbst bin da auch recht früh rein geraten, und das war sicherlich die Basis dafür, dass es bei mir eben bis heute für mehr als Word und Outlook reicht. Und ich wäre auch dafür, dass dieses Basiswissen zumindest in einer lockeren und spielerischen Form den Leuten beigebracht würde, weil es eben doch viele Dinge verständlicher und nachvollziehbarer macht. Wir haben damals noch in der Grundschule verschiedene Zahlensysteme kennengelernt und uns eben auch mit dem Binärsystem beschäftigt. Das ging dann doch in Gänze etwas weit, aber gerade Binär- und Hexadezimalsystem sind natürlich schon Dinge, von denen man zumindest mal Grundzüge gehört haben sollte. Mengenlehre war damals ein vollkommen missratener Einstieg in die Mathematik, aber ein wenig über Boolesche Operatoren zu hören, macht schon Sinn, …

Zu Studizeiten in der IT einer Verwaltung bekam ich mal zwei Azubinen, mit denen niemand etwas anzufangen wusste. Ich hatte da gerade einige PC zur Speicheraufrüstung stehen. Als ich vorschlug, dass die jungen Damen dies doch übernehmen könnte war die Reaktion als ob ich sie gerade zum „nur mal sehen, ob er passt“ eingeladen hätte. Dann haben wir uns da mal ganz langsam vorgetastet, und haben mal beim Öffnen des Gehäuses, der Bestimmung der damals noch vielfach diskreten Komponenten angefangen. Dann ein paar Grundregeln zum Umgang mit statisch empfindlichen Dingen, und am Ende des Tages war der Stapel abgearbeitet. Das gewonnene Selbstvertrauen konnte man ihnen ansehen, und die Kenntnisse über PC haben ihnen künftig sicher mehr geholfen als manch anderer Kram aus der Ausbildung. Insoweit bekommen meine beiden hier auch grundsätzlich ausführliche technische Erklärungen, wenn sie diesbezüglich eine Frage oder ein Problem haben. Das sind Themen, die in der Schule leider nicht vorkommen.

So die ersten Dinge, die ich den Kindern auf dem PC gezeigt haben waren Google Earth/Maps und Leo :wink: Und was passiert? Genau die Dinge, die Du auch beschreibst! Papa arbeitet alle paar Tage an komplexen englischen Dokumenten und hat Leo eigentlich immer offen. Die App ist auf dem Handy installiert. Sohnemann hat sogar von der Schule her verpflichtend ein elektronisches Wörterbuch. Aber wer wird im Falle des Falles befragt, … Landeskunde in der Grundschule mit ganz viel auszufüllenden leeren Karten: Großes Schweigen, leere Kästchen, Verzweiflung jedes Mal aufs Neue. Durch die Spiele wird mit einem Affenzahl manövriert, dass Papa gar nicht so schnell gucken kann, Sohnemann stellt inzwischen Klickrekorde auf der Maus auf. Aber durch Google Earth kann nur Papa scrollen.

Aber ich setze die Beiden inzwischen ganz bewusst auch mal härteren Herausforderungen aus, und lasse sie dann auch mal hängen. Sohnemann bekam statt des ausgefallenen Urlaubs einen 3D-Drucker, der erst einmal zusammengebaut und konfiguriert werden wollte. Ist ein rechtes Bastlerteil, das nicht so „out-of-the-box“ funktioniert. Da gab es dann nur Hinweise, in welchen Foren und auf welchen Webseiten man mal zu welchen Themen recherchieren sollte (ich hatte so ein Ding auch noch nie in den Fingern). Das Ding lockte ausreichend, und sieh einer schau, wie schnell die Kiste doch lief :wink: Dann fand ich noch eine Lösung für einen netten Printserver mit Kamera für Livebild und coole Zeitraffer-Videos. Rate mal, wer das Ding aufgebaut hat :innocent: Jetzt gab es ein Einsteigerset Arduino, weil in der Schule bald damit gearbeitet werden soll. Schon war die Arduino IDE alleine im Internet gefunden, installiert und ein RFID-Schloss aufgebaut und programmiert. Derweil arbeitet sich die Kleine an Lego Technik Modellen mit BT und App-Steuerung ab, ohne Papa mehr als höchst seltene Fehlerbehebungen übrig zu lassen - irgendwie fast schon schade, dass sie das alles auch ohne Hilfe so gut hin bekommt.

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Hallo,
wenn die anderen von Dir die „Suppe reingeloeffelt“ bekommen, werden sie gern wieder die faule Tour reiten. Du musst ihnen zeigen wie es geht, aber kurz danach die Hilfe einstellen. So dass sie sich anstrengen muessen, mit Deiner Begeisterung kommen andere nicht voran, sondern mit deren eigener Anstrengung. Der Lehrer schreibt auch nicht die Klassenarbeiten.

Das Internet macht die klugen schlauer und die dummen dümmer

Ja.
Die einen kaufen Sachen, die sie nicht mögen,
die anderen lernen eine Fremdsprache.

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Ersetze Brockhaus durch „Meyers Neues Lexokon“, DDR, 8 Bände +Ergänzungsband, dann passt das auch bei mir.
Ich glaube, ich habe auch fast jede Seite gelesen, zumindest angesehen.
Mein Vater war Lehrer, musste bei mir aber nur bei zu großer Faulheit eingreifen. Hab auch mal ne Maulschelle bekommen für eine 5 in Englisch, die Klassenarbeit wurde aber erst am nächsten Tag „veröffentlicht“. Der liebe Lehrerkollege wohnte in unserem Haus und mein Vater hatte „Wissensvorsprung“.
Meine Kinder haben das kleine 1x1 auf meinem selbst gebauten 8-Bit Rechner mit BASIC geübt.

Die ersten Begegnungen mit Schule und Office hatte ich, als mir ein Schüler was zum drucken brachte (solche Geräte hatte noch nicht jeder zuhause) und ich feststellen durfte, dass er einen normalen Text mit Powerpoint erstellt hatte.
Auf meine Frage, was der Quatsch solle, bekam ich zur Auskunft, dass sie nur mit Powerpoint arbeiteten.
Auch später stellte ich fest, dass dieses bekloppte Powerpoint von vielen für das Nonplusultra gehalten wird. Was anderes hat man kaum gelernt.

Früher sagte man, man muss nicht alles wissen, aber man muss wissen wo es steht. Heute weiss man wo es steht, findet es aber mangels geeigneter Suchbegriffe nicht.

Ich staune, welche Antworten ich hier heraus gelockt habe.
Scheint also wirklich ein großes Problem zu sein.

Worauf ich eigentlich hinaus wollte, waren die diversen Meinungen die aus Fakenews und Schwurbelseiten her rühren.
Als unbedarfter Internetsurfer kann man viel richtiges und fast ebensoviel falsches lesen. Ohne eigenes Grundwissen und etwas gesunder Logik glaubt man schnell an Perpetuum Mobile, flache Erde, gefakte Mondlandung …
Ist ja alles mit Bildern „bewiesen“.
Von Querdenkern und von Bill Gates gechipten Impfopfern will ich gar nicht erst anfangen.

Ich würde denkfaul sagen.

Die schnelle Verfügbarkeit jedweder Information via Internet lässt viele lieber direkt suchen statt nachzudenken - auch bei einfachsten Problemen.

Schreibt eine, die gerade Handtuch ins englische übersetzen ließ, weil ihr das nicht innerhalb von 2 Sekunden einfiel. Plonk :wink:

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Hast Du Dich damals über Dinge im Internet informiert die für Dein Studium relevant waren bzw. die Deine Eltern für relevant gehalten haben? Wahrscheinlich hast Du das Internet eher für Dinge genutzt, die Dich selbst interessiert haben - genau wie Deine Kinder jetzt. Was man machen soll findet man meist nicht spannend (besonders als Kind).

Natürlich geht prokrastinieren mit dem Internet einfacher und kann zum Problem werden - aber weil sich die Kinder bzw. Jugendlichen auch über die bevorzugten Internetclips usw. austauschen hat es auch eine soziale Komponente die ihnen immerhin soziale Fähigkeiten vermittelt.

Völlig richtig. Aber es gibt eben auch Lehrer, die den Beruf nicht aus Berufung ergreifen, sondern weil sie dem lebenslangen Beamtentum bei unbegrenzter Wiederverwertbarkeit des Materials etwas abgewinnen können. Und auch solche, die gerne was mit Kindern machen, aber doch lieber mittags zu Hause sein wollten.

Genauso gibt es natürlich welche, die sich im und für den Distanzunterricht richtig reingeklemmt und neue Konzepte entwickelt haben, Zeit und Geld in Ausrüstung und Software und in Einarbeitung in dieselbe investierten. Ich kann da z.B. auf das Twitterlehrerzimmer #twlz verweisen, wo sich über solche Dinge ausgetauscht wird. Da sind wirklich großartige Dinge dabei. Aber leider von wenigen für wenige. Für eine echte Änderung des Unterrichts und der Konzepte sind zu viele froh, in der Schule wieder alte Unterlagen verwerten zu können.

Ja, dachte ich mir. Darauf spielte ich dann mit dem Abschnitt an:

Das Virus gibt’s nicht, die Fälle sind alle nur falsch positiv und mehr Fälle kommen durch mehr Testungen sind halt aus der Kategorie: einfach und vor allem einfacher als sich mit dem Thema ernsthaft auseinander zu setzen.

Das Hauptproblem ist halt, daß dumme und gute Inhalte im Internet erst einmal gleich aussehen und man sich Mühe geben muß, um A von B zu unterscheiden. Da ist halt einfach und kurz beliebter als lang und komplex.

Gruß
C.

Moin,

Dazu passend noch ein Zufallsfund von heute morgen aus GF, bei dem man sich wirklich fragt, wo leben einige Menschen denn eigentlich:

hey, ich muss geld abheben aber heute ist feiertag. kann ich trotzdem zu einer bank gehen und am automaten mit meiner karte geld abheben?

Zugegeben, das ist ein Extrembeispiel - oder doch etwa nicht? Wenn, dann fiele mir nur der Film Idiocracy ein: https://de.wikipedia.org/wiki/Idiocracy Wir leben bereits mittendrin. megagrusel

-Luno

ps: es gibt auf GF durchaus auch bessere Fragen, aber gefühlt wenige.

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