Moin!
Was hat das damit zu tun, daß wir Ländern, die schlecht
gewirtschaftet und das mitunter auch noch verschleiert haben,
zu einem nicht unerheblichen Teil unter die Arme greifen?
Es hat insofern etwas damit zu tun als deutsche Unternehmen
riesige Gewinne dadurch realisiert haben, dass sie ins Ausland
exportiert haben. Unser Erfolg hat viele andere überhaupt erst
in die aktuelle Schieflage gebracht…
Sollten dann aber nicht eben diese Unternehmen auch ihren Beitrag zur Rettung dieser Volkswirtschaften leisten? Wieso ist hier nur unser Staat in der Pflicht - in letzter Instanz also der Bürger?
Derselbe Bürger übrigens, dem gebetsmühlenartig seitens eben dieser Unternehmen Mäßigung bei Tarifverhandlungen gepredigt wurde, damit man international konkurrenzfähig bliebe/werde!
Das Ende des Euro läßt sich mit solchen Maßnahmen
herauszögern, aber nicht verhindern. Mal sehen, was wir dann
noch produzieren und exportieren…
Ja, nur haben wir bis dahin extreme Gewinne erzielt.
Aber wer denn? Du? Ich? Frau Müller von nebenan? Unser Gemeinwesen? Oder Unternehmen und Banken ohne ein soziales Gewissen?
Jaja, Globalisierung ist schon was Feines. Sie ermöglicht es
hiesigen Konzernen, im billigen Ausland zu produzieren, was
hier Arbeitsplätze vernichtet. Dies jedoch weniger, um die
Preise niedrig zu halten, sondern um die Profite zu steigern.
Unter anderem. Zugleich kauft der Verbraucher aber manche
Dinge auch zu sehr niedrigen Preisen: Klamotten, Elektronik
etc., das alles wäre wesentlich teurer wenn es hier im Lande
produziert würde.
Ehrlich gesagt: Das wär’s mir sogar wert. Wobei uns ja durch die Verwendung deutscher Markennamen und einiger hiesiger Produktionsstandorte ja durchaus suggeriert wird, es handele sich um heimische Produkte, was sich auch im Preis niederschlägt. Siemens, Bosch, VW, Grundig, Telefunken, Opel, und, und, und. Wer kann denn wirklich leidlich beurteilen, wieviel Prozent eines Blaupunkt-Autoradios, eines VW Polo, eines Bosch-Scheibenwischers oder eines Siemens-Computers tatsächlich in Deutschland produziert werden?
Bei z. B. deutschem Bier und Harzer Käse ist das etwas einfacher und es wird trotzdem (oder gerade deswegen?) gekauft.
Was du nun aber machst ist, 2 Themen zu vermischen: der
Einzelne lebt heute nicht mehr so bequem wie in den 1960er
oder 1970er Jahren, wo das Tempo niedriger war, die meisten
auskömmlich lebten und die Welt in Ordnung zu sein schien.
Andererseits profitiert unsere Wirtschaft als Ganzes aber
exorbitant vom Export und davon, dass wir die Weltmärkte
perfekt ausnutzen. Auch der Euro hat Deutschland bisher
riesige Gewinne gebracht. Das hast du als „kleiner Mann“
vielleicht nicht so wahrgenommen weil du selber nicht vom
Export lebst, aber wenn man die wirtschaftliche Gesamtleistung
anschaut ist es so.
Genau! Es kommt nur darauf an, welche „Brille“ ich aufsetze. Würden die Unternehmen und die Banken, die in besonderem Maße davon profitieren, nun noch etwas mehr soziale Verantwortung übernehmen, wäre die Welt auch durchaus in Ordnung. Dummerweise funktioniert das System aber nicht so. Soziale Verantwortung kann nicht im ureigensten Interesse von Unternehmen und Banken sein. Und so bleibt dieser Teil wieder am Bürger hängen. Und nicht nur dieser Teil. Geraten Konzerne und Banken oder gar ganze Wirtschaftszweige ins Wanken, springt auch hier wieder der Bürger ein. Derselbe Bürger, den man an den Gewinnen jedoch nicht teilhaben lassen wollte.
Dasselbe Spiel findet statt, wenn andere Volkswirtschaften wackeln. Die Unternehmen, die davon profitierten, halten sich bei den Hilfen vornehm zurück, die Banken leihen diesen Staaten generös noch Geld zu hohen Zinsen - diese Verbindlichkeiten werden hernach aus den Rettungspaketen bedient, für die wiederum der Bürger geradesteht. Es wäre für unsere Volkswirtschaft weitaus günstiger, diesen Staaten die finanziellen Mittel direkt zur Verfügung zu stellen…
Hätten wir unsere Waren mit der starken D-Mark auf den
Weltmärkten absetzen müssen, hätten wir es wesentlich schwerer
gehabt Geschäfte im Ausland zu machen.
Auch da hätte es ja durchaus Möglichkeiten zur Steuerung gegeben. Die EZB (und auch die FED, aber das ist ein anderes Thema) erhöht immer noch fleißig die Geldmenge und mindert damit den Geldwert. Das hätte die Bundesbank zu DM-Zeiten natürlich auch machen können. Zusätzlich gab es zu allen Zeiten Subventionen und auch über die Zinsschraube ist einiges machbar.
Zu DM-Zeiten haben wir ja auch nicht wirklich schlecht gelebt. Letztendlich ist es egal, ob das Baby nun Euro oder DM im europäischen Währungssystem heißt, die Stellschrauben sind immer noch dieselben.
Man kann die weniger bequemen Lebensumstände des Einzelnen in
einer globalisierten und sich rasend verändernden Welt nicht
in einen Topf mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
werfen und für beide Systeme die gleichen Schlüsse ziehen.
Unsere Wirtschaft hat glänzend verdient. Dass es den Bürgern
nicht ebenso gegangen ist stimmt, ändert aber nichts an den
Gewinnen deutscher Unternehmen.
Das ist ja alles richtig, nur würde ich diese Unternehmen in Krisenzeiten auch in der Pflicht sehen. Jedoch muß wieder mal der Bürger die Hauptlast schultern.
Es ist ja, wie schon gesagt, kein Problem, das nur Deutschland hätte. In einigen europäischen Ländern sieht es ja ähnlich aus.
Wollte ich einen Text schreiben, der alle Aspekte
berücksichtigt, käme ich auch mit 100 Strophen nicht aus.
Schon okay. Ich finde deinen Text sehr gut gemacht. Nur ist
das kein neutraler Beitrag, er beleuchtet eine bestimmte
Sichtweise, die aber nicht alle Wahrheiten beleuchtet.
Vielleicht texte ich als nächstes mal „Das Lied der Deutschen Wirtschaft“ 
Ich persönlich hätte übrigens gar nichts dagegen, noch mehr zu zahlen. Noch mehr Steuern, noch höhere Preise, noch höhere Sozialabgaben, wenn dafür auch ein wenig mehr soziale Gerechtigkeit Einzug halten würde. Mindestlöhne, keine prekären Arbeitsverhältnisse, ein Gesundheitswesen, das sich jeder leisten kann, eine Altersvorsorge, die ihren Namen verdient. Aber das hat nun mit dem ursprünglichen Thema nur noch wenig zu tun.
Munter bleiben… TRICHTEX