Hallo,
Von einem ausgeprägtem Sicherheitsbedürfnis des Bürgers der
Bürgerin bei der Auswahl seiner Geldgeschäfte konnte in diesen
turbulenten Zeiten nun wirklich nicht die Rede sein. Man nahm
was es gerade im Angebot gab.Das Aldi-Prinzip: Nimm was da ist
und davon möglichst ein Dutzend!"
Der Bürger kann nur das nehmen, was im Angebot ist. Und er muss sich immer, wenn er von einer Materie keine Ahnung hat, auf die Beratung von Dritten verlassen.
Manche haben dann ihrer Hausbank vertraut, mit der sie seit Jahrzehnten gut zusammenarbeiten. Andere lesen Finanztest, googlen nach Quellen im Internet etc.
Aber zu behaupten, die Leute würden sich generell nicht schlau machen - im Rahmen ihrer Möglichkeiten - halte ich für falsch.
Was im Rahmen der Finanzkrise entgleist ist haben aber selbst viele Kenner nicht rechtzeitig verstanden. Zwar kann man sagen, dass manche Renditen etc. verdächtig waren weil keine plausible Antwort auf die Frage, woher das alles kommen soll, zu geben war. Aber wer konnte denn so weit hinter die Kulissen einer riesigen Finanzindustrie schauen, dass ihm, heruntergebrochen auf den Einzelfall der persönlichen Geldanlage, ein Scheitern hätte klar sein müssen?
Es ist nicht populär zu sagen, dass auch ein Arbeiter gierig
sein kann,nicht nur der Konzernvorstand.Damit kann ich sehr
gut leben.
Das stimmt zwar. Aber diese philosophische Betrachtungsweise verkennt, dass die Folgen - und damit aber auch die Wertigkeit - verschieden sind. Ein Konzernvorstand beeinflusst die Geschicke vieler Menschen viel direkter und unmittelbarer als ein kleiner Fisch, der sich kleine Vorteile verschafft, die im Gesamtsystem kaum Veränderungen auslösen.
Da, wo große Räder gedreht werden, ist aber auch eine andere Verantwortung vonnöten weil die Folgen umfangreicher sind.
Es ist auch nicht poulär zu sagen, dass es Investmentbanker
gibt ,die ihren Beruf aufgegeben und ebenso viel Geld verloren
haben,bis zur Privatinsolvenz,wie der Arbeiter von nebenan
auch.Auch damit kann ich sehr gut leben.
Aber auch hier: wieviele davon sind denn wirklich tief gefallen? Wer mit einer üppigen Abfindung verabschiedet wurde oder ruckzuck an anderer Stelle neu anheuern konnte hat wenig persönliches Unglück gehabt.
Dagegen wurden weltweit hunderttausende arbeitslos, verloren HAb und Gut, waren und sind in der Existenz bedroht. Die handvoll Investmentbanker, die tatsächlich richtig auf die Nase gefallen sind, sind ganz seltene Ausnahmen.
Wir werfen dann lustigerweise regelmäßig unsere "Unbedarftheit
in diesen Dingen"in den Ring.Obwohl wir doch auch von andere
Bereichen des Lebens sehr genau wissen, dass Unwissenheit
nicht vor Strafe schützt.
Da vermischt du aber etwas. Jeder muss sich überrall auf andere verlassen - weil es unmöglich ist in allen Bereichen selber Experte zu sein.
Das „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“ bezieht sich meistens auf fahrlässige Unwissenheit, wo man bei sorgfältiger Prüfung aber hätte wissen müssen, worauf man sich einlässt. Wer hat denn, außer generellen Zweifeln an der Entwicklung des Finanzsystems, konkret wissen können, wann und wie es zur Bankenkrise kommen würde?
Im Grunde haben wir uns mit all dem Geschimpfe auf die
„Schuldigen da oben“ sehr gut eingerichtet.
Das Problem ist, dass „die da oben“ häufig keine Verantwortung mehr für das tragen, was sie anstellen. Das hat sich zu früher etwas geändert, als Führungskräfte zu und für ihre Entscheidungen und deren Folgen eingestanden haben. Das ist heute nicht mehr der Fall. Man identifiziert sich kaum noch mit einem Unternehmen, es lohnt ja auch nicht wenn man nach 2, 3 Jahren zu einem anderen Brötchengeber wechselt. Verantwortung für die hinterlassene verbrannte Erde? Nö, man bekommt eine Abfindung weil es ja nach konkreten Unternehmens-Wachstumszahlen oft nicht mal ein „Versagen“, sondern „gute Arbeit“ war, die geleistet wurde.
So einfach kann sich aber kein Arbeiter oder Angesteller einen schlanken Fuss machen. Die Leute baden die Dinge persönlich aus. Und wer nahe am Existenzminimum ist hat wenig (finanzielle) Toleranz, die er ausreizen kann.
Gruß,
MecFleih