Das Restaurant zur Post / das Restaurant zum Flughafen

Hallo!

Woher kommen diese Namen? Warum heißen sie "das Restaurant zur Post? Was hat ein Restaurant mit der Post zu tun?

Grüße

Hallo es kann ja sein dass es mal eine Post war.
Viele Grüße noro

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Ich kenne ein solches Restaurant persönlich (in Spremberg) - die Post liegt (lag damals) auf der anderen Straßenseite gegenüber.

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Es müsste irgendwie geschichtlich zu begründen sein, warum die Raststätten und Restaurants so hießen. Oder?

Das geht auf die Zeit zurück, in der Pferde die wesentlichen Transportmittel waren. Die brauchten ab und an mal Ruhe. Also machte es Sinn, den Reitern und Kutschenpassagieren Rastplätze anzubieten, während die Pferde verschnauften oder gewechselt wurden.

Gruß
C.

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Irgendwie musste man die Wirtshäuser ja einerseits finden und andererseits auseinander halten. Hausnummern setzten sich erst nach und nach im Laufe des 18. Jahrhunderts durch. Da machte es Sinn, Wirtshäuser nach markanten Gebäuden zu benennen, wie etwa ‚zur Post‘, ‚zur Kirche‘ oder ‚zur Mühle‘.

LG

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Ja, im feudalen Lehenssystem war für fast jede gewerbliche Tätigkeit eine besondere Berechtigung nötig. Der „Posthalter“ war der Gastwirt, der die Erlaubnis hatte, die örtliche Poststelle zu betreiben, und der im Gegenzug dafür sorgen musste, dass immer Pferde zum Wechseln zur Verfügung standen: Die schnellen Postkutschenlinien fuhren über viel längere Strecken durch, als man mit einem Gespann Pferde machen konnte - an den Poststationen wurden die Pferde gefüttert oder gewechselt, der Postillon und wer von den Passagieren wollte bekam seine Halbe Bier und dann ging es weiter.

Viele Wappentiere haben auch Bedeutungen für die besonderen Rechte eines Gastwirts:

„Zum Grünen Baum“ ist eine einfache, billige Herberge
„Zur Linde“ darf Tanzveranstaltungen ausrichten
„Zum Ochsen“ darf selbst schlachten
„Zum Adler“ oder „Zum Löwen“ ist Sitz des örtlichen Gerichts

Das sind jetzt ein paar, die mir aus der hohlen Hand einfallen, aber es gibt sicher noch viele mehr: Auch „zum Pflug“, „zum Schiff“, „zum Anker“, „zum Bären“ usw. usw. haben sicher ihre eigene Bedeutung.

Schöne Grüße

MM

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Ja, aber ich wundere mich dass es Dir so unerklärlich ist woher das kommt.
gerade der Name „Zur Post“ ist ein sehr häufiger Gasthausname.

Post = Postkutschenstation, die übernahmen sowohl den Personen- als auch Brieftransport. Und solche Stationen hatten auch Übernachtungs- und Verpflegunsgangebote für die Reisenden.

Nach dem Ende der Postkutschenzeit verbliebt das Gasthaus mit der heute üblichen Nutzung. Und der Name „Zur Post“ ist also eine Replik auf die vergangene Zeit.

Und ein Restaurant „Zum Flughafen“ ? Zum = gelegen am, nahe des Flughafens. Einen Namen muss es doch haben.

MfG
duck313

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In moderneren Ländern, die nicht so sehr der Geschichte verhaftet sind, gab es keine Posthalter, sondern jede Post war eine Einrichtung für sich und ganz unabhängig vom Betrieb einer Gastwirtschaft. Uns ist das bloß so selbstverständlich, weil wir es ständig vor Augen haben.

„Zum Krankenhaus“ oder „zum Landratsamt“ wären analoge Namen, und beide findet man bei Gaststätten nicht. Das ist übrigens der Beleg dafür, dass eine Gaststätte „zur Post“ nicht wegen der Nähe zum örtlichen Postamt so heißt.

Übrigens, wenn wir grade im Deutschbrett sind:

ist nicht die Bedeutung des „zu“ bei Hausnamen. Gegenprobe: „Zu den drei Kannen“, „Zum Storchen“, „Zum Goldenen Becher“ usw. usw.

Schöne Grüße

MM

ja.

Gasthöfe hießen oft nach örtlichen Gegebenheiten. War neben ihm eine Mühle, lag die Namensgebung „Zur Mühle“, vielleicht sogar noch mit der genaueren Bezeichnung derselben, nahe. Oder eben ein Postamt in der Nachbarschaft sorgte für die Unterscheidung, dass man die Trinkstube nicht mit der am Schloßteich, am Stadttor oder am Wallgraben verwechselt.

Andere Gastwirtschaften nennen sich nach Tieren, zumeist Löwen, Rösser, Öchsen, Schwäne, mit einer farblichen Unterscheidung, die schwarz, weiß, golden, silber oder rot sein kann. Andere Farben sind mir noch nicht begegnet.

Zum Roten Ochsen, zum Weißen Roß, z.B.

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Das ist interessant, weil es sich bei den Tieren natürlich um Wappentiere handelt, und damit die übrigen beiden heraldischen Farben Blau und Grün eigentlich auch vorkommen sollten.

Ach ja - eine Ausnahme gibt es: In Bensheim-Auerbach steht die Weinstube zum Blauen Aff!

Die Herleitung aus der Nähe zu irgendwas halte ich beiläufig für verkehrt, aber das hab ich ja schon erklärt.

Schöne Grüße

MM

Servus,

hierzu

nochmal: „Zur Mühle“ bezeichnete nicht eine Schänke in der Nähe einer Mühle, sondern eine Mühle, deren Müller nicht bloß das Mühlenrecht, sondern auch ein Schankrecht hatte. Das war für die Gäste eine recht hübsche Sache, weil der Müller als „unehrlicher“ = nicht zunftfähiger Gewerbetreibender nicht den Fesseln irgendwelchen altüberkommenen „Handwerksgebrauchs“ unterlag, ferner die Mühlen gerne von den jeweiligen Dörfern unabhängige Lehen ausmachten, d.h. der örtliche Grund- und damit Gerichtsherr hatte unter Umständen in der Mühle nichts zu melden, kurz: Es gab reichlich Mühlen, in denen man tun und lassen konnte, was man wollte. Wenn da noch ein Schankrecht dazu kam, war das natürlich Inbegriff des irdischen Glücks…

Ich bin dem jetzt nicht nachgegangen, aber es würde mich nicht gar so sehr verwundern, wenn das Lokal „Zur Roten Mühle“ in der bis 1859 von Paris unabhängigen Gemeinde Montmartre zu Zeiten des „Ancien Régime“ eine derartige Vorgeschichte gehabt hätte.

Schöne Grüße

MM

Das gilt aber nicht für alle Bezeichnungen mit ‚zum/zur‘. Ich kann mir vorstellen, dass es auch bei ‚Mühle‘ nicht zwingend immer der Fall sein muss.

Ja sicher - die angeführte Weinstube Zum Blauen Aff ist ja auch eine moderne Nachbildung zu den frühneuzeitlichen Haus- und Hofnamen.

Aber im Grundsatz geht es da schon um diese, und moderne Zutaten und Nachbildungen sind eher daran zu erkennen, dass der jeweilige Gegenstand weit ab von mittelalterlicher oder frühneuzeitlicher Symbolik liegt: „Zum letzten Heller“, „Zum Prellbock“, „Zum Bauernjörg“ (einer der schlimmsten Namen überhaupt, wie ich finde - das sind ländliche Kneipen, die nach dem ersten Georg von Waldburg benannt sind, der den Grundstock zum heutigen riesigen Waldbesitz der Waldburger als Honorar für das massenhafte Hinschlachten aufständischer Bauern 1525 bekam…)

Schöne Grüße

MM

so ähnlich wollte ich das auch gerade anbringen.

Und es kommt auch auf die Epoche der Gründung an.

Ich dachte jetzt an Namen wie ‚zur Linde‘, ‚zur Brücke‘ oder auch ‚zur Kirche‘. In den Fällen geht es offensichtlich um die räumliche Nähe zu markanten Punkten, was ja auch Sinn macht.

Um die Liste zu erweitern:
„Zum Goldenen Ring, Kessel, Hirschen…“ weist auf eine Gaststätte hin, die sich in Sichtweite bzw. unmittelbarer Nähe zur Residenz befand.

Das kann auch auf Hausnamen zurückgehen - also in die Zeit, in der man nicht in der Schloßallee 88 wohnte, sondern im Haus, das als Zeichen den Fuchs, die Eule, den Weißen Bären oder den Schlüssel hatte. Nicht umsonst gibt es in Düsseldorf die Gaststätten/Brauereien Füchschen, Uel, Weißer Bär und Schlüssel.

Grüße

C.

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Servus,

„Zur Linde“ gehört in das Repertoire der „alten“ Gaststättennamen, die ihre Funktion oder besondere Rechte bezeichnen: In der „Linde“ durften Tanzvergnügungen stattfinden.

„The Church“ in Dublin und „Die Kirche“ in Magdeburg tragen ihre Namen von den Räumlichkeiten, in denen sie untergebracht sind. Sonst ist mir „Zur Kirche“ nicht bewusst - was natürlich nicht bedeuten soll, dass es keine zwei- oder dreistellige Zahl von Gaststätten mit diesem Namen geben kann. Sind Dir welche unmittelbar bekannt und bewusst?

„Zur Brücke“ kann sorum oder sorum benamst sein und müßte im Einzelfall erforscht werden: Das kann ein modernes Fantasieprodukt, aber auch ein „Funktionsnamen“ sein, wenn nämlich der Wirt das Recht und die Aufgabe hatte, den Brückenzoll einzunehmen.

Schöne Grüße

MM

So wie „zur schönen Müllerin“ (Ffm)

:sunglasses:

Gruß

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