Das Ziel/ die Hoffnung im jüdischen Glauben?

Hallo,

ich forsche grade in Religionen nach. Vergleiche und schaue – und ich suche noch Antworten. Vielleicht könnte mir diese Frage hier speziell ein gläubiger, bzw. aktiver Jude beantworten:

Welches Ziel, bzw. welche Hoffnung haben Juden eigentlich???

Also, was ich meine:
Katholiken wollen unbedingt in die Hölle oder in den Himmel;
Protestanten nur in den Himmel (wobei sich das auch wieder bei verschiedenen Abspaltungen teilt, dass sie doch wieder in die Hölle wollen);
Buddhisten wollen eine Widergeburt im „reinen Land“ oder „Paradies des Westens“, der dann nur noch ein kleiner Schritt zum endgültige Ziel benötigt: das Nirwana;
die Mormonen wollen Götter werden;
im Islam wird gelehrt, das der Mensch ebenfalls in einem Jenseits weiterlebt – aber das es da auch eine Auferstehung geben wird –wieder in einer Feuerhölle oder Gerechte in einem himmlischen Paradiesgarten,- wo dann sogar einige Muslime sagen, sie bekamen dann 3 oder 7 Jungfrauen dort.
Die Zeugen Jehovas sagen interessanter Weise, dass das Paradies wo Adam und Eva lebten, wieder von Gott Jehova hergestellt wird und das der Vorsatz unseres Schöpfers ist – also, Menschen die sich Gott unterordnen hier auf der Erde für immer als vollkommene Menschen leben, die dann, nach Harmagedon in ein Paradies umgewandelt sein wird,

  • interessanter Weise u.a. deshalb, weil sie als so ziemlich die einzigen sagen, dass dieser Planet bestehen bleibt und Menschen dafür gemacht worden sind, hier zu leben und sie keine Hölle haben >>> und genau das meine (wohlgemerkt: meine) ich schon mal gehört zu haben, dass Juden auch nicht an eine Hölle glauben.

Davon abgesehen, ob es nun eine Hölle bei den Juden gibt oder nicht, ist immer noch die Frage des Ziels, bzw. der Hoffnung.

Wie gesagt, es wäre lieb, wenn mir jemand der den jüdischen Glauben angehört und auslebt, dieses mir beantworten könnte, da ich es am liebsten immer direkt von der Quelle wissen möchte.

Danke im Voraus für eure Mühen

Lg

Deufting

Hallo Deufting.

Welches Ziel, bzw. welche Hoffnung haben Juden eigentlich???

Ein g’tterfülltes Leben führen.

  • interessanter Weise u.a. deshalb, weil sie als so ziemlich
    die einzigen sagen, dass dieser Planet bestehen bleibt und
    Menschen dafür gemacht worden sind, hier zu leben und sie
    keine Hölle haben >>> und genau das meine

Ja, nach der jüdischen Lehre (in der Orthodoxie) ist die kommende Welt auch nur diese Welt mit kleinen Veränderungen. Nach einer Lehrmeinung wird nur der böse Trieb von dieser Welt verschwinden.

(wohlgemerkt: meine) ich schon mal gehört zu haben, dass Juden
auch nicht an eine Hölle glauben.

Ja, eine Hölle gibt es auch im Judentum so nicht. Aber auch die kommende Welt, das Leben nach dem Tod im Allgemeinen spielt keine so grosse Rolle und dient hier auch nicht als Ziel, Hoffnung.

Gruss,
Eli

PS. Juden sind Angehörige eines Volkes und nicht einer Glaubensgemeinschaft.

Hi Elimelech,

PS. Juden sind Angehörige eines Volkes und nicht einer
Glaubensgemeinschaft.

Immer und automatisch?
Was ist in dem Fall, daß jemand zum jüdischen Glauben konvertiert?
Ist man damit automatisch auch Angehöriger des jüdischen Volkes?

Wie definiert sich denn „Volk“?

interessierter Gruß
Nick

Moin Deufting

Wie gesagt, es wäre lieb, wenn mir jemand der den jüdischen
Glauben angehört und auslebt

„Auslebt“ ist ein gutes Stichwort. Die Juden (ich behalte mir vor, nicht zu sagen, ob und wenn ja, wieviel Jude ich bin) sind schon einigermaßen froh, wenn sie überhaupt etwas „ausleben“ können. Und man ihnen nicht von außen das Leben schwer macht oder gar verkürzt.
Woody Allen fragte mal an (sinngemäß): „Wenn es ein Jenseits gibt, kann man da auch hundert Dollar wechseln?“
Gruß,
Branden

Hallo Nick,

Hi Elimelech,

bin ich zwar nicht:wink:

PS. Juden sind Angehörige eines Volkes und nicht einer
Glaubensgemeinschaft. Immer und automatisch?

Das ist nicht zu trennen - nach jüdischem Selbstverständnis.
Selbst wenn man aLS Jude nichts am Hut hat mit jüdischer Religion, so bleibt man Mitglied des jüdischen Volkes selbst wenn man sich einer anderen Religionsgemeinschaft anschließt.

Was ist in dem Fall, daß jemand zum jüdischen Glauben
konvertiert?
Ist man damit automatisch auch Angehöriger des jüdischen
Volkes?

Aus jüdischer Sicht konvertiert man nicht zum „jüdischen Glauben“. „Glaube“ ist eine christliche Kategorie und im Judentum ziemlich untergeordnet abgesehen von der zentralen Aussage, daß „G-tt einer ist“.

Nicht auch , sondern vorrangig. In der Konversionsurkunde steht, daß jemand dem jüdischen Volk beigetreten ist.

Die Religion ist zwar heutzutage das Eingangstor, wenn jemand Jude werden will, aber das muss nicht so sein. Im Buch Ruth sagt Ruth, die Moabiterin zu ihrer Schwiegermutter:

„… Dein Volk ist mein Volk und dein G-tt ist mein G-tt“,

was zeigt, daß es früher auch in dieser Reihenfolge ging. An Ruth sieht man dann auch, wie man sich das vorstellen muß: Sie lebte viele Jahre mit ihrer Schwiegerfamilie und lernte so kennen, was Judentum bedeutet.

Viele Grüße

Iris

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Hallo,
mal am Rande, das verstehe ich nicht ganz:

Katholiken wollen unbedingt in die Hölle oder in den Himmel;
Protestanten nur in den Himmel (wobei sich das auch wieder bei
verschiedenen Abspaltungen teilt, dass sie doch wieder in die
Hölle wollen);

Welche (gläubigen) Katholiken (und welche protestantischen „Abspaltungen“) wollen denn unbedingt in die Hölle?

Gruß
Kati

Hallo Nick, Iris.

Die Religion ist zwar heutzutage das Eingangstor, wenn jemand
Jude werden will, aber das muss nicht so sein. Im Buch Ruth
sagt Ruth, die Moabiterin zu ihrer Schwiegermutter:

Genau genommen ist heute das Volk, der eine Jude oder die andere Jüdin hauptsächlich noch das Eingangstor, da die meisten Konvertiten ihren Wunsch zum Übertritt durch einen jüdischen Partner bekommen (siehe Iris Berben, Bärbel Schäfer, usw.).

Ansonsten hat Iris sternbekommend für mich geantwortet :smile:

Gruss,
Eli

Morgen Branden.

Die Juden sind schon einigermaßen froh, wenn sie überhaupt etwas
„ausleben“ können. Und man ihnen nicht von außen das Leben
schwer macht oder gar verkürzt.

Diese Haltung kann ich nicht im Ansatz teilen. Sicherlich gibt es einiges was das Leben schwer macht, aber das man daran gehindert wird, ist eher die Ausnahme.

Gruss,
Eli

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Hallo Iris

Selbst wenn man aLS Jude nichts am Hut hat mit jüdischer
Religion, so bleibt man Mitglied des jüdischen
Volkes
selbst wenn man sich einer anderen
Religionsgemeinschaft anschließt.
Aus jüdischer Sicht konvertiert man nicht zum „jüdischen
Glauben“.
In der
Konversionsurkunde steht, daß jemand dem jüdischen Volk
beigetreten ist.

ist das aus jüdischer Sicht so zu verstehen, daß man „Jude“ wird
aus der Geburt (Berufung ?) oder durch Konversion, unwiderrufbar?
Dies heißt, man wird Teil des jüdischen (auserwählten) Volkes,
Religion ist dann erst in zweiter Rangfolge, oder garnicht ?
Ganz nachzuvollziehen sind diese Darlegungen nicht,denn wer
konvertiert tut dies aus religiösen Gründen auch wenn ihm dann
bescheinigt wird : jetzt gehörst Du zum jüdischen Volk, also im
Verständnis zu dem von Gott auserwählten Volk, der Verheißung nach.
Und wenn, wie Du oben schreibst,ein Jude von Geburt, einer anderen
Religionsgemeinschaft beitritt und (oder) einen andersgläubigen
Partner heiratet , ist da nicht die Toleranz gegen den „Abgefallenen“
im rel.jüdischen Umfeld eher geringer als im Vergleich zu anderen
Religionsgemeinschaften ?
„Jüdischen Glauben“, als solchen nicht existent,den man nicht
beitreten (annehmen)kann ,ist darin nicht zu sehen, sondern eher,
daß der „jüdische Glaube“ sehr ernst genommen wird, nicht nur der
Auserwählung nach sondern auch explizit als religiöse Glaubens-
gemeinschaft.

Gruß VIKTOR

Hi Eli,

Ein g’tterfülltes Leben führen.

Das sollte ja jeder der Gott gefallen möchte :smile: - aber finde ich gut, dass du das erwähnst, weil es kaum eine Selbstverständlichkeit ist.

Ja, nach der jüdischen Lehre (in der Orthodoxie) ist die
kommende Welt auch nur diese Welt mit kleinen Veränderungen.
Nach einer Lehrmeinung wird nur der böse Trieb von dieser Welt
verschwinden.

Darf ich da noch mal nachfragen - weil du offensichtlich ein praktizierender Jude bist?!

Wenn ich das richtig verstanden habe, dann wartet man, ähnlich wie die Zeugen Jehovas auf die selektive Rettung (wie z.B. im Fall Noah – also, Noah und seine Familie wurden gerettet, aber der Rest, der Gott nicht gehorchen möchte, wird nicht gerettet, bzw. vernichtet werden) – in eine paradiesähnliche Welt oder Paradies?
Also, unter dem Motto, man sperrt keine Füchse in den Hühnerstall zusammen, deshalb überleben Hühner und die Füchse müssen weg – profan gesagt? – weil es nur Unruhe geben wird.

Wie aber wird das passieren, bzw. wann? Könntest du mir das auch noch erklären?

Lg

Deuft

Hi Deuft,

Wie aber wird das passieren, bzw. wann? Könntest du mir das
auch noch erklären?

hat das nicht etwas mit der Erwartung eines Befreiers, bzw. eines Gesalbten (heb. Maschíach) zu tun, der kommen soll? So etwas hat doch der Prophet Daniel erwähnt?

MfG

Teser

Welche (gläubigen) Katholiken (und welche protestantischen
„Abspaltungen“) wollen denn unbedingt in die Hölle?

Wer solch eine Ansicht verbreitet, dass es eine Hölle gibt, der will doch, dass es sie gibt.

Gruß

Pete

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Hallo,

mal am Rande, das verstehe ich nicht ganz:

sagen wir mal, der UP hat da eine ganze Menge Allgemeinplätze versammelt. Um das einigermaßen überschaubar zu bereinigen, müssten wir ca. 10 neue Threads aufmachen.

Ich würde sagen, wie nehmens am besten so, wie es wohl gemeint war. Nicht in dem Sinne, dass der UP nun einen vergleichbaren Allgemeinplatz betreffs Judentum nachfragt, sondern nur eine kurze, ‚griffige‘ Formulierung.

Dass Angehörige der jeweiligen Religion ihre Heilsziele etwas differenzierter und skrupulöser formulieren, sollte schon klar sein … :wink:

Frendliche Grüße,
Ralf

Freundliche Grüße

Hallo VIKTOR.

ist das aus jüdischer Sicht so zu verstehen, daß man „Jude“
wird aus der Geburt oder durch Konversion, unwiderrufbar?

Ja.

Dies heißt, man wird Teil des jüdischen (auserwählten) Volkes,
Religion ist dann erst in zweiter Rangfolge, oder gar nicht ?

Die Mischung macht es :smile: So kommt obige Regel ja wiederum aus der Religion, welche auch die Anforderungen an die Konversion vorgibt etc.

Ganz nachzuvollziehen sind diese Darlegungen nicht,denn wer
konvertiert tut dies aus religiösen Gründen auch wenn ihm dann
bescheinigt wird : jetzt gehörst Du zum jüdischen Volk, also
im Verständnis zu dem von Gott auserwählten Volk, der Verheißung
nach.

Wie gesagt, es ist eine Mischung aus beiden. So schrieb ich ja auch schon, dass viele eben nicht wegen der Religion (haupsächlich) übertreten, sondern wegen der Liebe zu einem Juden, anderen Juden, den Juden im allgemeinen, dem Staat Israel usw.

Und wenn, wie Du oben schreibst,ein Jude von Geburt, einer
anderen
Religionsgemeinschaft beitritt und (oder) einen
andersgläubigen
Partner heiratet , ist da nicht die Toleranz gegen den
„Abgefallenen“
im rel.jüdischen Umfeld eher geringer als im Vergleich zu
anderen
Religionsgemeinschaften ?

Wenn ich mir ansehen, mit welcher Gewalt und Aggression andere Religionsgemeinschaften darauf reagieren, kann ich dir Frage verneinen. Alleine der Kontakt wird im ultraorthodoxen Umfeld abgebrochen.

„Jüdischen Glauben“, als solchen nicht existent,den man nicht
beitreten (annehmen)kann ,ist darin nicht zu sehen, sondern
eher,daß der „jüdische Glaube“ sehr ernst genommen wird, nicht
nur der Auserwählung nach sondern auch explizit als religiöse
Glaubensgemeinschaft.

Es gibt wie Iris schon sagte, keinen „jüdischen Glauben“, selbst eine „jüdische Religion“ kann man bezweifeln. Es gibt eine Offenbarung an das jüdische Volk, welche ebenso auch diejenige an die ganze Menschheit enthält. Hiernach ist aber nichts zu glauben, sondern hauptsächlich zu tun.

Gruss,
Eli

Hallo deufting.

Wenn ich das richtig verstanden habe, dann wartet man, ähnlich
wie die Zeugen Jehovas auf die selektive Rettung in eine :stuck_out_tongue:aradiesähnliche Welt oder Paradies?

Nein.

Zum einen erwartet man die selbe Welt, in der sich der Zustand nur wieder paradiesähnlich verändert, so wie die Welt zu Beginn ja auch die gleiche Welt war, bevor der Mensch aus dem Paradies verbahnt wurde. Dieses Paradies war ein Ort auf dieser Welt und nirgends anders.

Zum anderen ist dieses auch keine Rettung sondern ein Lohn, da auch diese Welt nicht mehr ewig sein wurd und danach alle Schöpfung vergeht, also wieder nur G’tt sein wird.

Richtig ist alleine, dass diese selektiv sein, wobei hierbei unklar ist, wer nun Anteil daran haben wird und wer nicht, da G’tt barmherzig und gerecht ist und jeden (Jude wie Nichtjude) einzeln beurteilen wird. Die Idee also, dass nur die Anhänger der eigenen Religion ein Heil erwarten, ist dem Judentum hier fremd.

Gruss,
Eli

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Hi Elimelech,

Wenn ich das richtig verstanden habe, dann wartet man, ähnlich
wie die Zeugen Jehovas auf die selektive Rettung in eine :stuck_out_tongue:aradiesähnliche Welt oder Paradies?

Nein.

Da habe ich mich unglücklich ausgedrückt, denn genau so >>>

Zum einen erwartet man die selbe Welt, in der sich der Zustand
nur wieder paradiesähnlich verändert, so wie die Welt zu
Beginn ja auch die gleiche Welt war, bevor der Mensch aus dem
Paradies verbahnt wurde. Dieses Paradies war ein Ort auf
dieser Welt und nirgends anders.

sagen die Zeugen Jehovas das auch - also, das es da um diesen Planeten geht (nicht das ich hier noch flasche Behauptungen aufstelle - also, verzeihe mir meine falsche Wortwahl).

Zum anderen ist dieses auch keine Rettung sondern ein Lohn, da
auch diese Welt nicht mehr ewig sein wurd und danach alle
Schöpfung vergeht, also wieder nur G’tt sein wird.

Moment, jetzt komme ich ins rudern - die Schöpfung wird vergehen, aber dann ist ja der Lohn (auch wenn ich es Rettung nenne) des Gerechten sinnlos - wenn ich vernichtet werde.

Richtig ist alleine, dass diese selektiv sein, wobei hierbei
unklar ist, wer nun Anteil daran haben wird und wer nicht, da
G’tt barmherzig und gerecht ist und jeden (Jude wie Nichtjude)
einzeln beurteilen wird. Die Idee also, dass nur die Anhänger
der eigenen Religion ein Heil erwarten, ist dem Judentum hier
fremd.

Heißt das, dass ich, der keine beschnittener Jude ist, diesen Lohn erhalten kann?
Wenn ja, muss ICH was dafür tun? Oder du? Oder obligt das Ausschließlich Gott?

Lg
Deuft

Hallo Deuft.

Moment, jetzt komme ich ins rudern - die Schöpfung wird
vergehen, aber dann ist ja der Lohn (auch wenn ich es Rettung
nenne) des Gerechten sinnlos - wenn ich vernichtet werde.

Zum einen geht es ja nicht um diesen Lohn, sondern darum G’tt zu dienen und zum anderen vergeht bis zur Auflösung ja einige Zeit.

Heißt das, dass ich, der keine beschnittener Jude ist, diesen
Lohn erhalten kann?

Sicher, ein gerechtes Leben dazu reicht.

Wenn ja, muss ICH was dafür tun? Oder du? Oder obligt das
Ausschließlich Gott?

Die sieben noachidischen Gebote sind ein Anhaltspunkt. Allerdings hängt das immer vom Einzelnen ab und hier kann man auf G’tt vertrauen, wenn man selber als tat, was einem dabei möglich war.

Gruss,
Eli

Hallo Pete,

Welche (gläubigen) Katholiken (und welche protestantischen
„Abspaltungen“) wollen denn unbedingt in die Hölle?

Wer solch eine Ansicht verbreitet, dass es eine Hölle gibt,
der will doch, dass es sie gibt.

was ist denn das für eine Logik?

Wer behauptet, dass es Krieg gibt, will Krieg??

Gruss Harald

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Hallo Eli,

Es gibt wie Iris schon sagte, keinen „jüdischen Glauben“,
selbst eine „jüdische Religion“ kann man bezweifeln. Es gibt
eine Offenbarung an das jüdische Volk, welche ebenso auch
diejenige an die ganze Menschheit enthält. Hiernach ist aber
nichts zu glauben, sondern hauptsächlich zu tun.

ich denke, hier liegt eventuell eine Definitions-Irritation vor.
Wir reden eventuell aneinander vorbei - oder ?
Eine Offenbarung wird weitergegeben durch eine Bezeugung.
Diese muß ich (für mich) annehmen sonst, bin ich in unserem Falle
außen vor, ich muß also dieser Bezeugung glauben.
Die Irritation liegt im umgangssprachlichen Bereich.
„Glaube“ wird oft gleichgesetzt mit spezieller Religionsgemeinschaft
oder Konfession oder „Glaubensgemeinschaft“
Willst Du abstreiten, daß es bei dem „jüdischen Volk“ eine Vorstellung
eine Belehrung gibt welche feststellt was die Gemeinschaft glaubt ?
Es gibt nicht nur die Belehrung was man tun (oder nicht tun) soll.
Gemeinsamer Glaube, gemeinsame Offenbarung gemeinsam für wahr halten,
das ist Glaubensgemeinschaft, das kannst Du nicht wegdiskutieren
oder irgendwie anders verständlich machen wollen.
Sei mir nicht böse oder lege es gleich wieder als antijudaisch aus
wenn sich mir folgender Gedanke aufdrängt:
Du (nicht nur Du) möchtest die „jüdische Glaubensgemeinschaft“
abheben von anderen Glaubensgemeinschaften als etwas Besonderes,
„Exclusives“ - nämlich als das „auserwählte Volk Gottes“ und dadurch
für alle Zeiten „geadelt“ - etwas besseres !
Deswegen darf der Begriff Religion oder Glaube nicht auf die
jüdische Glaubensgemeinschaft angewandt werden weil sie ja dann
diese mit den anderen „Religionen“ gleichstellen würde also dem
Selbstverständnis der jüdischen Auserwählung widerspricht.
Selbstverständlich erkennen auch die Christen aus der Bibel die
„Auserwählung“ des jüdischen Volkes - doch kann diese auch
vergänglich sein. Du kennst das AT noch besser als ich und
wirst die entsprechenden Schriftstellen wissen.
Außerdem gibt es Auslegungsunterscheidungen zu „erwählt“.
Gruß VIKTOR

Hallo Viktor.

Willst Du abstreiten, daß es bei dem „jüdischen Volk“ eine
Vorstellung eine Belehrung gibt welche feststellt was die
Gemeinschaft glaubt?

Ja. Ich wusste so sich nicht, welche Glaubenssätze denn nun das Judentum teilt. Maimonides versuchte einmal welche aufzustellen, was damals mehr als umstritten war und von vielen abgelehnt wurde und auch heute noch, haben sich diese nicht durchgesetzt. Wenn man dabei auch noch die verschiedenen Richtungen im Judentum betrachtet, dann kann man nur feststellen, dass es einen Glauben als verbindendes Element wie im Christentum hier eben nicht gibt.

Es gibt nicht nur die Belehrung was man tun (oder nicht tun)
soll.

Was denn noch?

Gemeinsamer Glaube, gemeinsame Offenbarung gemeinsam für wahr
halten, das ist Glaubensgemeinschaft, das kannst Du nicht
wegdiskutieren

Warum sollte ich etwas wegdiskutieren wollen, was so nicht existent ist.

Du (nicht nur Du) möchtest die „jüdische Glaubensgemeinschaft“
abheben von anderen Glaubensgemeinschaften als etwas
Besonderes, „Exclusives“ - nämlich als das „auserwählte Volk Gottes“
und dadurch für alle Zeiten „geadelt“ - etwas besseres !

Die Frage ist eigentlich eher, warum du so darauf bestehst, hier christlichen Glaubenswelten auf das Judentum auszuweiten.

Deswegen darf der Begriff Religion oder Glaube nicht auf die
jüdische Glaubensgemeinschaft angewandt werden weil sie ja
dann diese mit den anderen „Religionen“ gleichstellen würde also
dem Selbstverständnis der jüdischen Auserwählung widerspricht.

Diese Logik verstehe ich nicht, da gerade das Judentum keine Ausschliesslichkeit lehrt. Die jüdische Lehre kann sehr wohl mit anderen Religionen oder Offenbarungen existieren, ja trägt sogar selber davon Zeugnis, dass es diese ebenso wie Prophetie ausserhalb des Judentums gibt.

Selbstverständlich erkennen auch die Christen aus der Bibel
die „Auserwählung“ des jüdischen Volkes - doch kann diese auch
vergänglich sein. Du kennst das AT noch besser als ich und
wirst die entsprechenden Schriftstellen wissen.

Ähm, hier muss ich leider passen, da mir im AT keine entsprechende Passage bekannt ist, sondern eher die ständige Bekräftigung, dass das jüdische Volk endlich sich heilig verhalten soll, um der Auserwählung gerecht zu werden.

Warum also, willst du hier mit aller Macht etwas auf das Judentum beziehen, was dort so nicht existiert?

Gruss,
Eli

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