DDR-Unrechtsstaat

Die DDR, ein Teil deutscher Geschichte. Die DDR war ein Unrechtsstaat. Warum? Wegen Vernachlässigung der Menschenrechte, Folter, Aushörung, dem Stasi-Vorgehen den unrechtlichen Gerichtsprozessen ohne angemessene Verteidigung, dem Führungsanspruch der SED - ein demokratischer Zentralismus? Oder doch eine Diktatur? Was gibt es für weitere Gründe und Fakten, die bestätigen, dass die DDR ein Unrechtsstaat war? Würde mich sehr interessieren. Danke.

Die DDR, ein Teil deutscher Geschichte. Die DDR war ein
Unrechtsstaat. Warum? Wegen Vernachlässigung der
Menschenrechte, Folter, Aushörung, dem Stasi-Vorgehen den
unrechtlichen Gerichtsprozessen ohne angemessene Verteidigung,
dem Führungsanspruch der SED - ein demokratischer
Zentralismus? Oder doch eine Diktatur?

Dein Artikel ist ein guter Grund, zukünftig auf TV-Sendungen zu verzichten, die die DDR als ulkiges Kulturexperiment glorifizieren.

Natürlich war die DDR eine Diktatur und die von Dir genannten (und zutreffenden) Tatsachen reichen aus, um die DDR als Unrechtsstaat zu betiteln.

Anders formuliert: Einen Staat, der seine Bürger bei der ungenehmigten Ausreise ermorden läßt, Regimekritiker einlocht und in ihrer weiteren Entwicklung behindert sowie die Einwohner sich in erheblichem Maße organisiert gegenseitig bespitzeln läßt, kann man nur als Unrechtsstaat bezeichnen.

Gruß,
Christian

Hallo Christian!

Dein Artikel ist ein guter Grund, zukünftig auf TV-Sendungen zu verzichten, die die DDR als ulkiges :Kulturexperiment glorifizieren.

Tatsächlich ist mancherorts Wehmut nach den Verhältnissen der DDR zu spüren.

Einen Staat, der seine Bürger bei der ungenehmigten Ausreise ermorden läßt, Regimekritiker einlocht und in ihrer :weiteren Entwicklung behindert sowie die Einwohner sich in erheblichem Maße organisiert gegenseitig bespitzeln :läßt, kann man nur als Unrechtsstaat bezeichnen.

Das ist fraglos zutreffend. Andererseits waren diese Dinge für viele Normalbürger im Alltagsgeschehen nicht spürbar, jedenfalls nicht als allgegenwärtige Bedrohung spürbar. Man schießt sehr weit daneben, in der DDR ein Gefängnis aus unterdrückten, leidenden und darbenden Gestalten zu sehen. Das Leben der meisten Durchschnittsbürger lief recht entspannt ab. Mit Erscheinungen, die im Westen gerne hochstilisiert wurden - ein Jahrzehnt auf einen Trabi warten - hatten sich die Leute arrangiert. Man konnte damit durchaus klar kommen, ohne drückenden Mangel zu empfinden. Es gab in der DDR keine materielle Not, wenn man von den ersten Jahren nach ihrer Gründung absieht, aber zu der Zeit waren die Verhältnisse in Westdeutschland auch nicht viel besser.
Mindestens in ländlichen Gegenden ging es etlichen Menschen während der DDR-Zeit vermutlich besser als heute. Das nachzuvollziehen fällt manchen Leuten heute schwer, wenn Lebensqualität am Hubraum eines Pkw und an Fernreisen festgemacht wird.

Ein beträchtlicher Teil der Wirtschaft der DDR produzierte massiv zu Lasten der Umwelt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen war vom Gebäudebestand, über Betriebseinrichtungen bis zum Straßen- und Schienennetz vieles überaltert und marode. In ländlichen Gegenden gehörten unbefestigte Schlamm- und Sandpisten zur Normalität. Nur ein einziges Telefon im Ort (mit Handvermittlung!) fand auch niemand witzig. Aber an schlechte Straßen, alte Maschinen und ein Telefon mit Handvermittlung kann man sich leichter gewöhnen, als an den sozialen Ausschluß durch perspektivlose Langzeitarbeitslosigkeit. Noch schwerer erträglich ist der beträchtliche Teil Jugendlicher, die bestenfalls in irgendwelchen Einrichtungen geparkt werden, aber chancenlos sind, eine ordentliche Ausbildung, geschweige denn eine spätere Anstellung zu finden. Man kann schlecht schiere Begeisterung von Eltern erwarten, die zusehen müssen, wie ihre Kinder vergammeln. Eingeschränkte Reisemöglichkeiten und der Mangel an Bananen sind im Vergleich zu solchem Elend nicht erwähnenswert. Die Segnungen sozialer Marktwirtschaft werden nicht eben glaubwürdiger, wenn einer Familie das Geld für den Krippenplatz fehlt. Solchen Mangel gab es in der DDR schlicht nicht.

Alles hängt an Arbeitsplätzen. Das gilt für ganz Deutschland, aber insbesondere für Ostdeutschland, weil es dort 40 Jahre ohne Arbeitslosigkeit gab. Ich spare mir jetzt, wieder mein altes Lied abzusingen, daß wir unbedingt Ideen brauchen, um einen breiteren selbständigen Mittelstand zu schaffen, weil es nicht zum Thema dieses Beitrags paßt. Mir geht es an dieser Stelle nur darum, die Gründe für die Sehnsucht nach DDR-Verhältnissen verständlicher zu machen.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

Man
schießt sehr weit daneben, in der DDR ein Gefängnis aus
unterdrückten, leidenden und darbenden Gestalten zu sehen. Das
Leben der meisten Durchschnittsbürger lief recht entspannt ab.

um Mißverständnisse auszuschließen: Das ist mir vollkommen klar. Es ist kaum möglich, eine vollständige Darstellung der Lebensverhältnisse in der DDR in einem Artikel unterzubringen. Ich versuchte, mich in meiner Antwort auf eine Reaktion auf den vorherigen Artikel zu beschränken, der mich - insbesondere aufgrund des offensichtlich jungen Alters der Autorin - doch etwas erschreckte.

Daß es für den Einzelnen in der DDR durchaus Vorteile gab, will ich gar nicht leugnen. Genau wie Du kann ich nachvollziehen, daß der ein oder andere in der DDR mehr Vor- als Nachteile hatte.

Gruß,
Christian

Guten Abend!

Daß es für den Einzelnen in der DDR durchaus Vorteile gab,
will ich gar nicht leugnen. Genau wie Du kann ich
nachvollziehen, daß der ein oder andere in der DDR mehr Vor-
als Nachteile hatte.

Wie ist denn das, kann man vergangene Gesellschaftssysteme besonders gut kritisieren? Wenn wir einmal einen Nachfolgerstaat zur BRD hätten, dann gäbe es erstmal Prozesse und knackharte Bestrafungen, z.B. wenn es nunmehr um die Einhaltung des GG gehen würde und systematische Abweichungen davon geahndet würden. Es ist problematisch in einem aktuell praktizierten Gesellschaftssystem offen die eigene Meinung zu äußern - dies scheinen Grundeigenschaften politischer Systeme zu sein.

MfG Gerhard Kemme

Man darf die verfassungsfeindlichen Symbole der DDR und des ML in der BRD führen, man darf auch verfassungsfeindliche bayrisch-monarchistische Meinungen unbehelligt vertreten. Gescchichtlich erscheint mir eher normal, daß man nach einem politischen Umbruch die Konservativen in Ruhe läßt.
Daß das in der BRD gegenüber ihrem Vorgänger anders ist, stellt eine geschichtliche Ausnahme dar und/oder ist als religiös zu betrachten.

lg

w

Es ist kaum möglich, eine vollständige Darstellung der
Lebensverhältnisse in der DDR in einem Artikel unterzubringen.
Ich versuchte, mich in meiner Antwort auf eine Reaktion auf
den vorherigen Artikel zu beschränken, der mich - insbesondere
aufgrund des offensichtlich jungen Alters der Autorin - doch
etwas erschreckte.

Hallo Christian,
ich habe den Beitrag von Laura wahrscheinlich ganz anders verstanden als du und Wolfgang. Ihr ging es ausschließlich um den Vergleich Rechtsstaat - Unrechtsstaat.
Da stimmten die Argumente und sie suchte nach weiteren.
Ich finde das völlig legitim. Wenn ich zur Landwirtschaft im Feudalismus frage, erwarte ich auch keinen Vortrag über den teilweise fortschrittlichen Bergbau.
Ich vermute, dass die Fragende nach Argumenten für eine Schulaufgabe sucht. Wenn in der Schule allerdings die DDR nur noch auf die Frage Rechtsstaat - Unrechtsstaat beschränkt werden sollte, dann wird es berechtigt einigen ehemaligen DDR-Bürgern (ich auch) schlecht.
Grüße
Ulf

Da sagst du ja was lieber Wolfgang!

hi

Ich vermute, dass die Fragende nach Argumenten für eine
Schulaufgabe sucht. Wenn in der Schule allerdings die DDR nur
noch auf die Frage Rechtsstaat - Unrechtsstaat beschränkt
werden sollte, dann wird es berechtigt einigen ehemaligen
DDR-Bürgern (ich auch) schlecht.

Diese leidvolle Diskussion…
Natürlich ging es den meisten Menschen in der DDR subjektiv nicht schlecht. Aber diese „Unter Hitler war ja nicht alles schlecht, zum Beispiel die Autobahnen“-Debatte (die da ja gerade auch mit der DDR abläuft) verkennt leider, dass Bezugspunkt der Diskussion nicht ist wie gut es den meisten geht, sondern wie schlecht es den anderen geht. DIe Qualität eines Staates erkennt man an seinem Verhalten seinen Kritikern gegenübern. Und da spielt es keine ROlle ob 80 % täglich Wurst auf dem Teller haben. bringt der Staat nämlich seine Kritiker um oder sperrt sie ein, ist es ein Unrechtsstaat, den zu verherrlichen (Ostalgie-Shows, Reden von PDSlern und anderen „Ossis“) einfach eine Frechheit ist. Stell dir vor im Fernsehen würden „Nazialgie-Sows“ laufen,weil es den meisten Menschen im Dritten Reich ja nicht schlecht ging, was wäre dann los? Und dabei hatten meine Großeltern sicher keine schlechtere Kindheit als Du in der DDR. Aber, wie gesagt: Es kommt nicht darauf an wie gut es den Menschen geht, sondern wie schlecht es den Kritikern geht. Und da sind die DDR, Kuba, China, Nord-Korea, die Sowjetunion, Kambodscha und das Dritte Reich eben in einem Atemzug zu nennen…

Ich empfehle DIr das Buch „Schwarzbuch des Kommunismus“ ( ISBN: 3492046649 Buch anschauen ), da gibt es ein eigenes Kapitel zu Deinem Thema (knapp 100 Seiten). Gibt es sicher in jeder besseren Bibliothek.

Gruß
Raoul

Hallo Raoul,
ich habe den Eindruck, dass du mein Posting nicht gelesen hast, und nur Dampf ablassen wolltest. Such dir bitte dafür eine andere Plattform.
Versuche dabei nicht etwas in die Worte anderer hinein zu interpretieren, was da nicht steht.
Verwechsele auch bitte nicht mein Bekenntnis, das ich in diesem Teil Deutschlands geboren wurde, mit einer Zustimmung des vergangenen Systems. Allerdings stehe ich zu meiner Biographie.
Also noch einmal lesen. Setzen. Note 6.
Grüße
Ulf

Hallo,

ich zitiere Dich:

Wenn in der Schule allerdings die DDR nur noch auf die Frage Rechtsstaat - Unrechtsstaat beschränkt werden sollte, dann wird es berechtigt einigen ehemaligen DDR-Bürgern (ich auch) schlecht.

Was erwartest Du also von der Schule? Das erzählt wird, dass die DDR „zwar auch“ ein paar böse Dinge getan hat, ABER dass eben auch vielen gut ging? Das ist genau die Relativierung bei der ich das Kotzen kriegen könnte. Natürlich ging es den meisten Menschen in der DDR (genauso wie im Dritten Reich, auf Kuba oder in Nord-Korea) gut. Und natürlich kommt „erst das Fressen und dann die Moral“. Aber wir befinden uns in der priviligierten Situation uns eben nicht ums „Fressen“ kümmern zu müssen und können die DDR nach moralischen und rechtlichen Punkten bewerten. Und da schneidet die DDR eben ziemlich sche*ße ab. Und jetzt sollen wir den Kindern erzählen, dass die DDR gar nicht so schlecht war, weil ja jeder Arbeit hatte (zu welchem Preis???)? Jetzt sollen wir über Club-Cola, Spreewälder Gurken und Broiler kichern und bei Ostalgie-Shows nostalgisch werden? Klar, die paar Toten sind ja egal, mir (uns) gings ja gut. Nee, Gedenkstätten brauchen wir nicht, Kinder konnten ja umsonst in den Kindergarten. Ist doch egal, dass ehemalige Stasi-Mitarbeiter ein zig-faches mehr Rente bekommen als ihre Opfer Entschädigungen.

Hallo Raoul,

ich zitiere Dich:
Wenn in der Schule allerdings die DDR nur noch auf
die Frage Rechtsstaat - Unrechtsstaat beschränkt werden
sollte, dann wird es berechtigt einigen ehemaligen DDR-Bürgern
(ich auch) schlecht.

Was erwartest Du also von der Schule?

Ich erwarte in der Schule eine differenzierte Auseinandersetzung. Wie ich zu der Staatsform stehe, habe ich ja schon geschrieben. Bitte lesen.

Natürlich ging es den
meisten Menschen … in Nord-Korea gut.

Oh je. An deiner Stelle würde ich mich jetzt verstecken.

Und jetzt sollen wir den Kindern erzählen, dass
die DDR gar nicht so schlecht war, weil ja jeder Arbeit hatte
(zu welchem Preis???)?

Beides gehört auf die Wagschale. Mir fällt da einiges ein. Ich komme aus einem Braunkohlenbergbaugebiet mit Karbochemie. Die „Luft“ damals kannst du dir sicher nicht vorstellen.
Ich möchte einfach nur, dass den Kindern die unterschiedlichen Biographien aus Ost und West näher gebracht werden. Da ist nicht nur Schwarz und Weiß.
Natürlich gehört auch dahin, dass die Vollbeschäftigung durch schlechte Arbeitsproduktivität entstand und diese „Produktivität“ das Land wirtschaftlich in den Ruin gerissen hat. Aber warum soll man verschweigen, dass es für die Mehrheit der Bevölkerung keine Zukunftsängste wie Lehrstelle und Job gab. Auch der Begriff Emanzipation wurde in der DDR weniger verwendet. Die Frauen hatten ihr eigenes Einkommen und waren unabhängiger. Sicher waren das nur positive Nebenwirkungen eines nicht überlebensfähigen Systems. Aber darf man darüber nicht sprechen?

Jetzt sollen wir über Club-Cola,
Spreewälder Gurken und Broiler kichern und bei Ostalgie-Shows
nostalgisch werden?

Frag dich mal, wo die Sender sitzen, die solchen Unfug herstellen?

Nun komme ich mal auf die persönliche Schiene. Ich bin seit 1995 selbständig (böser Kapitalist). Meinst du, dass ich der DDR hinterher heule? Aus dem persönlichen Erleben kann ich die Vergangenheit (auch mit persönlichen Irrungen) betrachten.
Zum Zusammenwachsen von Ost und West in der BRD gehört meines Erachtens auch, dass man Befindlichkeiten erkennt und versteht, ohne den Anderen eine (N)ostalgie zu unterstellen.
Ich finde übrigens Autobahnen Zweckmäßig und wünsche mit trotz dem das 3. Reich nicht zurück.
Schau bitte noch mal auf meine zeitlich erste Antwort. Du solltest lernen, auf Fragen und Antworten einzugehen.
Grüße
Ulf

Hallo,

Aber warum soll man verschweigen, dass es für die
Mehrheit der Bevölkerung keine Zukunftsängste wie Lehrstelle
und Job gab[?]

Ganz einfach: Es ist eine Banalität und daher irrelevant. Relevant hingegen, da gebe ich Raoul recht, ist, wie es denjenigen ging, die die Mätzchen in diesem System nicht mitgemacht haben.

Daran muss sich - ja das sage ich so - die gesamte DDR-Bevölkerung messen lassen. Es kann und darf nicht darauf ankommen, wie es jedem Einzelnen persönlich geht, sondern man hat die Verpflichtung auch zu schauen, wie es denen ergeht, die nicht mit dem Strom schwimmen.

Und bevor hier das Argument vom Besser-Wessi kommt, der das sowieso nie selbst erlebt hat, möchte ich Anmerken, dass ich über ein Jahr in einem Staat gelebt habe, der dem Regierungssystem der DDR sehr nahe kam.

Grüße,

Anwar

Hallo,

Es ist problematisch in einem aktuell
praktizierten Gesellschaftssystem offen die eigene Meinung zu
äußern - dies scheinen Grundeigenschaften politischer Systeme
zu sein.

Nicht wirklich. In der DDR wurdest Du im schlimmsten Fall erschossen, wenn Du Deine eigene Meinung geäußert hast, in der BRD höchstens eingesperrt.

Grüße,

Anwar

hi

Was erwartest Du also von der Schule?

Ich erwarte in der Schule eine differenzierte
Auseinandersetzung. Wie ich zu der Staatsform stehe, habe ich
ja schon geschrieben. Bitte lesen.

Habe ich getan. Und ich kann nirgendwo finden, dass ich Dir unterstelle, die DDR zu verherrlichen. Das einzige was ich Dir vorwerfe war der von mir zitierte Satz, der, da Du es offensichtlich anders gemeint hast als ich verstanden habe, anscheinend missverständlich war.
Natürlich darf in der Schule eine differenzierte Auseinandersetzung erfolgen (muss sogar). (näheres siehe unten)

Natürlich ging es den
meisten Menschen … in Nord-Korea gut.

Oh je. An deiner Stelle würde ich mich jetzt verstecken.

Aha, hier ist eine „differenzierte Auseinandersetzung“ wohl nicht mehr gewünscht? Das „gut gehen“ bezog sich nicht auf Nahrung o.aeh. sondern darauf, dass die meisten Menschen (egal in welcher Diktatur) keine Represalien des Staates zu füchten hatten. Und das ist in Nord-Korea genauso der Fall wie in der DDR oder China. Aber macht das den Staat besser?

Ich möchte einfach nur, dass den Kindern die unterschiedlichen
Biographien aus Ost und West näher gebracht werden. Da ist
nicht nur Schwarz und Weiß.´

Das habe ich auch nie gesagt. Was ich hier bemängel, ist, dass Du forderst den Unrechtswert der DDR im selben Atemzug wie das Leben der Bevölkerung zu nennen. Das würde das Unrecht jedoch relativieren. Man muss (auch in der Schule) festhalten: Die DDR war ein schreckliches Unrechtsregime in dem Menschen inhaftiert, gefoltert und ermordet wurden, die dem Staat nicht passten. Punkt. Völlig unabhängig davon steht die Frage, was für ein Leben die Bevölkerung hatte.

Natürlich gehört auch dahin, dass die Vollbeschäftigung durch
schlechte Arbeitsproduktivität entstand und diese
„Produktivität“ das Land wirtschaftlich in den Ruin gerissen
hat. Aber warum soll man verschweigen, dass es für die
Mehrheit der Bevölkerung keine Zukunftsängste wie Lehrstelle
und Job gab. Auch der Begriff Emanzipation wurde in der DDR
weniger verwendet. Die Frauen hatten ihr eigenes Einkommen und
waren unabhängiger. Sicher waren das nur positive
Nebenwirkungen eines nicht überlebensfähigen Systems. Aber
darf man darüber nicht sprechen?

Natürlich darf man darüber sprechen. Aber da passiert es ganz schnell, dass man das Unrecht relativiert bzw. versucht zu erklären bzw. zu rechtfertigen.

Jetzt sollen wir über Club-Cola,
Spreewälder Gurken und Broiler kichern und bei Ostalgie-Shows
nostalgisch werden?

Frag dich mal, wo die Sender sitzen, die solchen Unfug
herstellen?

Ich werf das doch nicht einer bestimmten Gruppe vor. Ich werfe das der Gesellschaft vor, die offensichtlich die Mehrheit für einen solchen Mumpitz schafft. Du kannst in (fast) jeder CD-Handlung CDs kaufen mit irgendwelchen FDJ-Liedern gesungen von irgendwelchen FDJ-Chören, stell Dir vor es gäbe CDs mit HJ-Liedern! Aber es regt sich niemand darüber auf und das macht mir Angst. Wie kann man in 16 Jahren vergessen, dass Menschen ermordet wurden? Und im selben Atemzug jedoch sagen die DDR war gar nicht so schlecht, weil man musste ja keine Zukunftsangst haben (das machst Du jetzt nicht, aber solche Sätze hört man oft).

Zum Zusammenwachsen von Ost und West in der BRD gehört meines
Erachtens auch, dass man Befindlichkeiten erkennt und
versteht, ohne den Anderen eine (N)ostalgie zu unterstellen.

Natürlich dürfen alle mit Freude an ihre Geschichte zurück denken. und natürlich darfst Du dich genauso an Deine Kindheit erinnert fühlen wenn Du (als Beispiel) Club-Cola trinkst wie ich an meine, wenn ich Ahoi-Brause lutsche. Nur wenn diese persönliche Geschichte mit der gesellschaftlichen vermischt wird und daraus ein „früher war aber auch vieles besser“ wird, wird das Unrecht ganz schnell vergessen.
Deswegen: Jeder soll über die DDR denken was er mag. nur in der Schule soll ganz klar getrennt werden zwischen dem Unrecht und den sonstigen Aspekten des Lebens in der DDR.

Ich finde übrigens Autobahnen Zweckmäßig und wünsche mit trotz
dem das 3. Reich nicht zurück.

Aber Du kämst wahrscheinlich nie auf die Idee zu sagen „Wenn in der Schule allerdings das Dritte Reich nur noch auf die Frage Rechtsstaat - Unrechtsstaat beschränkt werden sollte, dann wird es berechtigt einigen ehemaligen Bürgern schlecht.“ Da gibt es nämlich keine Frage. Es war ein Unrechtsstaat - Basta. Was für ein Leben der einzelne dann (trotzdem) hatte spielt gar keine Rolle.

gruß

Hallo Anwar,

Aber warum soll man verschweigen, dass es für die
Mehrheit der Bevölkerung keine Zukunftsängste wie Lehrstelle
und Job gab

Ganz einfach: Es ist eine Banalität und daher irrelevant.

Schön wäre es, wenn das eine Banalität wäre. Wo lebst du?

Relevant hingegen, da gebe ich Raoul recht, ist, wie es
denjenigen ging, die die Mätzchen in diesem System nicht
mitgemacht haben.

Da verweise ich wieder auf die Ausgangsfrage und meine erste Antwort.

Daran muss sich - ja das sage ich so - die gesamte
DDR-Bevölkerung messen lassen.

Dein Demokratie- und Rechtsverständnis ist freundlich gesagt beeindruckend. Sippenhaft. Ich habe dich 1989 in Leipzig nicht auf dem Ring gesehen.

Es kann und darf nicht darauf
ankommen, wie es jedem Einzelnen persönlich geht, sondern man
hat die Verpflichtung auch zu schauen, wie es denen ergeht,
die nicht mit dem Strom schwimmen.

Schön wäre es. Ist das aber die Welt, in der du lebst?

Und bevor hier das Argument vom Besser-Wessi kommt,

Dazu bedarf es nicht meines Geistes. Solcher Menschenschlag enttarnt sich selber.
(es gibt natürlich auch den prasseldummen Ossi)

möchte ich Anmerken, dass ich
über ein Jahr in einem Staat gelebt habe, der dem
Regierungssystem der DDR sehr nahe kam.

Das Land und das Jahr würde mich nun interessieren.
Grüße
Ulf

Hallo,

Ganz einfach: Es ist eine Banalität und daher irrelevant.

Schön wäre es, wenn das eine Banalität wäre. Wo lebst du?

Na in Deutschand. Und da ist es eine Banalität. Hier muss niemand verhungern.

Daran muss sich - ja das sage ich so - die gesamte
DDR-Bevölkerung messen lassen.

Dein Demokratie- und Rechtsverständnis ist freundlich gesagt
beeindruckend. Sippenhaft. Ich habe dich 1989 in Leipzig nicht
auf dem Ring gesehen.

Wie auch. Ich war ja nicht Bürger der DDR. Was die Sippenhaft angeht - nun ich sagte, daran müssen sie sich messen lassen, nicht dass sie daher schuld daran sind - das wäre Sippenhaft.

Es kann und darf nicht darauf
ankommen, wie es jedem Einzelnen persönlich geht, sondern man
hat die Verpflichtung auch zu schauen, wie es denen ergeht,
die nicht mit dem Strom schwimmen.

Schön wäre es. Ist das aber die Welt, in der du lebst?

Ich zumindest sage stets meine Meinung, wenn „das System“ bei uns mal wieder über die Stränge schlägt. Egal ob es dabei gegen „islamische“ „Terroristen“ geht oder wegen rechtlich fragwürdiger Aktionen gegen Neonazis in Delmenhorst oder wegen Propaganda unseres Staates gegen div. andere Gruppen. Ich verwende viel Zeit darauf - auch hier im Forum - Personen einen anderen Standpunkt, als den des „Mainstream“ zu präsentieren. Ich gehe nicht auf die Straße oder greife zu extremeren Mitteln, weil ich diese (noch) nicht für angemessen halte. Obwohl sie seit der völkerrechts- und verfassungswidrigen Beteiligung Deutschlands an einem Angriffskrieg im Irak bereits rechtlich legitim wären.

Das Land und das Jahr würde mich nun interessieren.

Syrien, 1984/85.

Grüße,

Anwar

Hallo Raoul!

DIe Qualität eines Staates erkennt man an seinem Verhalten seinen
Kritikern gegenübern.

Ja, unter anderem.

Und da spielt es keine ROlle ob 80 % täglich Wurst auf dem Teller
haben.

Inzwischen haben wohl viele Leute kapiert, daß Care-Pakete eher dem Gönnerbewußtsein der Absender als den Empfängern halfen. Überernährung gehörte auch in der DDR zu den üblichen Zivilisationserscheinungen. Aber darum geht es nur am Rande. Es geht darum, die DDR nicht nur auf einen Unrechtsstaat zu reduzieren.

Es stünde uns allen gut zu Gesicht, wenn wir ein paar Sachverhalte zur Kenntnis nähmen, die nichts mit Unrechtsstaat, Diktatur o. ä. zu tun haben, sondern mit Werten, die in Westdeutschland vorgeblich in gleicher Weise galten und bis heute gelten. Dazu zähle ich insbesondere die Tatsache, daß in der DDR ein Krippen- und Kindergartenplatz eine Selbstverständlichkeit war. Es gab keine Familie, die sich einen Krippenplatz nicht leisten konnte und für alle Kinder waren genügend Plätze vorhanden. Dazu gehört außerdem die Tatsache, daß allein in diesem Jahr 40.000 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz vergammeln.

Mir muß man die Unterschiede der Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme in Ost und West nicht erklären. Mir ist bekannt, daß unsere Wirtschaft weit überwiegend privater Natur ist und daß die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen deshalb eine privatwirtschaftliche Aufgabe ist. Aber genau deshalb ist es eine Wertefrage und ich stelle massive Defizite in der Realisierung unserer Verantwortung gegenüber jungen Menschen fest.

Es ist übrigens geradezu ein Kennzeichen totalitärer Systeme, daß sie alles mögliche vernachlässigen, aber nicht Kinder und Jugendliche. Systeme, die wir freiheitlich nennen, müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, für Vergleichbares kein Geld übrig haben zu wollen. Dann darf man sich nicht wundern, daß Menschen, die den für Kinder und Jugendliche besseren Stand kennenlernten, meinen, man solle sich die reichlich vorhandenen Bananen ins Dunkle schieben.

Wir müssen uns den Vorwurf gefallen lassen, daß es bei uns ein paar hunderttausend Menschen gibt, die aus irgendwelchen bürokratischen oder ideologischen, jedenfalls aus ganz und gar idiotischen Gründen, aus dem Krankenversicherungssystem herausgefallen sind. Solche Zustände waren in der DDR schlicht unvorstellbar. Nun verklickere mal einem ostdeutschen Bürger, der nicht zum Arzt kann, seinen immensen Vorteil von der sozialen Marktwirtschaft. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Vorhaben!

Es gibt noch eine ganze Reihe solcher Dinge, die den Menschen nicht erklärbar sind und es ist einfach zu billig, dann immer nur „Unrechtsstaat“ zu rufen.

Gruß
Wolfgang

Hallo Raol,

Natürlich ging es den
meisten Menschen … in Nord-Korea gut.

Oh je. An deiner Stelle würde ich mich jetzt verstecken.

Aha, hier ist eine „differenzierte Auseinandersetzung“ wohl
nicht mehr gewünscht? Das „gut gehen“ bezog sich nicht auf
Nahrung o.aeh. sondern darauf, dass die meisten Menschen (egal
in welcher Diktatur) keine Represalien des Staates zu füchten
hatten. Und das ist in Nord-Korea genauso der Fall wie in der
DDR oder China. Aber macht das den Staat besser?

Wir konnten damals den unterschiedlich geprägten „Sozialismus“ durchaus differenzieren. Rumänien und China waren selbst der DDR-Führung suspekt. Auch wenn unsere Nachrichten zum Großteil aus Rotlichtbestrahlung bestanden, war es mit dem dortigen Personenkult und den ärmlichen Verhältnissen nicht vergleichbar.

Ich möchte einfach nur, dass den Kindern die unterschiedlichen
Biographien aus Ost und West näher gebracht werden. Da ist
nicht nur Schwarz und Weiß.´

Das habe ich auch nie gesagt. Was ich hier bemängel, ist, dass
Du forderst den Unrechtswert der DDR im selben Atemzug wie das
Leben der Bevölkerung zu nennen.

Das suche bitte heraus.

Natürlich darf man darüber sprechen. Aber da passiert es ganz
schnell, dass man das Unrecht relativiert bzw. versucht zu
erklären bzw. zu rechtfertigen.

Hier kommen wir zum eigentlichen Grundproblem des Ost-West-Konfliktes. Der anderen Seite wird auch in einem Zwiegespräch himmelsrichtungs-national vorsorglich vorgeworfen, zu verallgemeinern. Merkst du nicht, wie tief du darin steckst?

Frag dich mal, wo die Sender sitzen, die solchen Unfug
herstellen?

Ich werf das doch nicht einer bestimmten Gruppe vor. Ich werfe
das der Gesellschaft vor, die offensichtlich die Mehrheit für
einen solchen Mumpitz schafft. Du kannst in (fast) jeder
CD-Handlung CDs kaufen mit irgendwelchen FDJ-Liedern gesungen
von irgendwelchen FDJ-Chören,

Das ist teilweise auch nur Lustig. Der DDR-Bürger hat oftmals sein lustiges Gemüt mit Ironie gerettet. Wenn ich die Zeit der 50er Jahre verspotten will, verweise ich auf http://www.dhm.de/lemo/objekte/sound/JahreDesAufbaus… (Das Laden dauert eine Weile)

Stell Dir vor es gäbe CDs mit
HJ-Liedern! Aber es regt sich niemand darüber auf und das
macht mir Angst. Wie kann man in 16 Jahren vergessen, dass
Menschen ermordet wurden?

Relativierung bei Menschenleben ist immer falsch. Du treibst es aber auf die Spitze. Oder willst du der DDR unterstellen, dass sie ganze Bevölkerungsteile ausrotten wollte? Das ist unsere gemeinsame Geschichte.

Und im selben Atemzug jedoch sagen
die DDR war gar nicht so schlecht, weil man musste ja keine
Zukunftsangst haben (das machst Du jetzt nicht, aber solche
Sätze hört man oft).

Dann solltest du auch bei einer Gesprächskultur bleiben, bei der man sich eventuell über gegensätzliche Meinungen auseinandersetzt, ohne den Anderen zur ungewollten Selbstverteidigung zu bringen, weil alle vereinheitlicht werden.

Zum Zusammenwachsen von Ost und West in der BRD gehört meines
Erachtens auch, dass man Befindlichkeiten erkennt und
versteht, ohne den Anderen eine (N)ostalgie zu unterstellen.

Nur wenn diese
persönliche Geschichte mit der gesellschaftlichen vermischt
wird und daraus ein „früher war aber auch vieles besser“ wird,
wird das Unrecht ganz schnell vergessen.

Und wieder unterstellst du mir etwas. Oder schreibst du gerade keine Antwort auf meinen Beitrag, sondern willst „den Klassenfeind“ missionieren?

Deswegen: Jeder soll über die DDR denken was er mag. nur in
der Schule soll ganz klar getrennt werden zwischen dem Unrecht
und den sonstigen Aspekten des Lebens in der DDR.

Damit kommen wir endlich zum Ursprungsartikel zurück. Die politisch-rechtliche Analyse wird in den Schulen offenbar gelehrt. Erklärungsversuche, warum die Leute mitgemacht haben, fehlen aber genau so wie bei der Aufarbeitung des 3. Reichs.
Grüße
Ulf