Hallo Jerry,
Konkret würde ich gerne wissen, was wurde aus all
den Berufstätigen in der DDR? Speziell den Staatsbediensteten:
Es gab in der DDR keine „Staatsbediensteten“. Jedenfalls nicht im Sinne des Beamtentums in der BR Deutschland.
Was wurde aus all den VoPos nach der Wende?
Die wurden reichlich getestet. Die „Guten“ ins Töpfchen, die „Schlechten“ ins Kröpfchen.
Konnte man eigentlich VoPos mit
Stasi-Mitarbeitern vergleichen?
Nein! Finde ich nicht, obwohl es mit Sicherheit quer durch die Bevölkerung schwarze Schafe gab, warum nicht auch da?
Ich meine, ähnlich verhasst in
der Bevölkerung und vom Tätigkeitsbereich.
Die wurden eher belächelt als gehasst.
Was passierte mit all den Stasi-Mitarbeitern? Vor allem, mit
denen die heimlich für die Stasi gearbeitet haben?
Irgendwann kamen sogar die bundesdeutschen Behörden dahinter, dass kein Stasimitarbeiter einen Arbeitsvertrag mit dem Ministerium für Staatssicherheit hatte
Das waren alles MdI’ler (MdI = Ministerium des Innern). Vor allem bei den Zivilangestellten war das eine wirklich schwierige Aktion. Letzten Endes aber kenne ich im eigenen Bekanntenkreis drei Fälle (zwei hauptamtliche Mitarbeiter und eine Zivilangestellte/Sekretärin), die so eine Art Berufsverbot für den öffentlichen Dienst bekommen haben und sich auf dem freien Arbeitsmarkt wieder jeder andere normale Bürger auch neu orientiert haben.
Wurden die
nach der Wende sozusagen mal geoutet?
Vielleicht ist das mal durch Schlamperei vorgekommen, aber eigentlich durch Datenschutz nicht möglich. Es ist auch schwierig, Einsicht in die eigene Akte zu erhalten, und mein Bruder sagte mir (der es geschafft hatte), dass alle Namen geschwärzt waren. Trotzdem konnte er sich einen Reim drauf machen. Er hat seinen kompletten Freundeskreis aufgekündigt und mir geraten, NICHT in meine Akte zu tun. Ich habe mir das zu Herzen genommen, und es lässt auch tief blicken, nicht wahr? Und zwar in die denunziante Seele des Menschen, und nicht unbedingt in die eines DDR-Bürgers.
Oder mit den ganzen SED-Mitgliedern? (OK, Parteimitglied war
wahrscheinlich jeder „gute“ DDR-Bürger, oder?)
Diese Frage hast Du Dir selbst beantwortet. Wie mit Funktionären umgegangen ist, weiß ich nicht genau.
Speziell den
Beamten in den Ministerien, Funktionären, also denen die
wirklich eng mit der Partei verbandelt waren?
Wie schon weiter oben erwähnt, gab es keine Beamten, und Funktionäre waren nicht gleichzeitig hohe Bedienstete etc. Meine Mutter beispielsweise war Staatsanwältin, hatte nie irgendwelche politischen Ambitionen, wurde auch nie verdonnert (Staatsanwalt war nicht hoch angesehen und wurde sehr-sehr schlechte bezahlt). Trotzdem erhielt sie nach der Wende sofort Berufsverbot, wie im übrigen ALLE Staatsanwälte in Berlin, die Parteimitglied waren. Wirklich lustig; denn man MUSSTE in die Partei eintreten, um im Staatsdienst arbeiten zu dürfen. Naja, eine einzige junge Dame, die gerade ihr Studium beendet hatte, ist also in ganz Berlin übrig geblieben… Meine Mutter wurde mehrmals verhört, hat sich aber gewehrt und Recht bekommen. Das Berufsverbot musste - nicht nur bei ihr zurückgenommen werden. Einen Fuß auf den Boden hat sie dennoch nie wieder bekommen. Naja, sie hätte als Rechtsanwältin ihr Glück versuchen können.
Ich will hier kein falsches Mitleid schinden. Aber durch pauschale Unkenntnis der Umstände und voreiliges Handeln ist sehr viel kaputt geschlagen worden, das irgendwie einen Sticker „DDR“ auf der Stirn zu haben schien. Siehe auch: Treuhand.
Wurden die
einfach gleich von SPD und CDU übernommen…?
-))
Ich kann mir einfach schwer vorstellen, was aus diesen
Menschen geworden ist, deren Lebenssinn (?) mit dem Wegfall
der DDR eigentlich zusammengebrochen ist.
Hey, das ist naiv. Wer in der DDR lebte, war nicht gleichzeitig mit Haut und Haar mit der Ideologie verwoben. Nicht einmal, wenn man im Staatsdienst arbeitete oder sonstwo. Heute unterstützen doch auch nicht alle Bundesbürger die Politik der Regierung. Meinste, das Denken wurde erst 1989 erfunden?
Ich könnte mir
vorstellen, dass viele freiwillig in den Ostblock emigriert
sind - Sprachbarrieren zum trotz, allein der Ideologie wegen.
War das wirklich so?
Totaler Unsinn!
Viele Fragen der jugendlichen Neugier, habt Dank für eure
Beiträge! 
Tja, konnte ich wirklich helfen? Seeeeehr komplexes Thema, und jeder trägt auch noch sein privates Säckel mit sich herum.
Liebe Grüße
Jana