Ich habe beruflich viel mit Kindern und Jugendlichen zu tun. Dabei ist mir die umgangssprachliche Redewendung „Deine Mutter!“, manchmal auch „Deine Oma!“, aufgefallen. Kann mir jemand erklären, was genau diese Wendung bedeutet? Letztens habe ich auch gehört, wie ein Amerikaner eine ähnliche Wendung benutzte („Your Mom!“). Bedeutet es dasselbe?
Hi smokassi,
umgangssprachliche Redewendung „Deine Mutter!“, manchmal auch „Deine Oma!“
der erwachsene Mensch würde wohl formulieren: „Das kannst Du Deiner Oma/Großmutter erzählen“ Die Jugend verkürzt es auf „Dei’/Deine Mudder“ oder „Dei’/Deine Omma“, um auszudrücken, dass man etwas beim besten Willen nicht glauben mag.
Ein Dialogbeispiel vom Schulhof:
Schüler A: Die Müller hat vorhin gesagt, dass ich in dem Halbjahr mündlich ne Zwo kriegen kann.
Schüler B: Jaja, Deine Mudder.
Gruß
Christopher
Glaub ich nicht… bzw. zu einfach gedacht.
Hallo,
das ist aber wohl doch die sehr „jugendfreie“ Auslegung. Als ich im Sommer mit ein paar möchtegern-harten und in-einer-Tour-trashtalkenden 16jährigen Jungs aus Trier-Nocht Basketball gespielt hab, meinten die wohl kaum „Das kannst Du Deiner Mutter erzählen“ wenn sie jemandem, der allein zum Korbleger ging „Dein Mutter“ hinterhergerufen haben… (Interessant war übrigens, dass die sowas zwar gut austeilen konnten, aber ganz schlecht im einstecken waren…)
Probiers mal hier:
Im nordamerikanischen Kulturraum gibt’s noch viel mehr von diesen „Your Mom / Yo Mamma etc“ Sprüchen. Z.B. hier.
Und da gehts immer darum, die Mutter des Gegenübers möglichst immer „kreativer“ zu beleidigen, bis der irgendwann keinen mehr draufsetzen kann.
Das kommt meines Wissens in dieser Form aus dem „African American English Vernacular“ (also schwarzer Jugendsprache in Amerika), erstmals erforscht von William Labov in den 1970ern in New York (der es übrigens noch „Black English Vernacular“ nennen durfte).
Dort nennt sich das „ritual insult“ oder „signifying“ oder auch „playing the dozens“.
„The Dozens“ are an elaborate insult contest. Rather than insulting an opponent directly, a contestant derides members of the opponent’s family, usually his mother. The dozens has its origins in the slave trade of New Orleans where deformed slaves–generally slaves punished with dismemberment for disobedience–were grouped in lots of a „cheap dozen“ for sale to slave owners. For a Black to be sold as part of the „dozens“ was the lowest blow possible.
In an effort to toughen their hearts against the continual verbal assault inflicted on them as part of the „dozens,“ Blacks practiced insulting each other indirectly by attacking the most sacred „mother“ of the other. The person who loses his „cool“ and comes to blows loses the contest. The person who outwits and out-insults the other while keeping a „cool“ head is the winner."
oder auch hier
Historisch geht das Konzept wohl noch weiter zurück in die westafrikanische Folklore. Sehr spannende Sache.
Grüße
Tom
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Link?
Hallo, Tom,
könntest du bitte diesen Link nachprüfen?
Probiers mal hier:
Bei mir kommt da eine error-Meldung.
Danke Fritz
Fortsetzung folgt
Moin, Fritz,
Siehst Du den Unterschied? Bei mir sind die 3 Punkte noch im Link, kenntlich an der Unterstreichung. Der Murks passiert, wenn der angezeigte Link mit copy&paste weitergereicht wird; mit Kontextmenü > Verknüpfung kopieren klappt es.
Gruß Ralf
Shame on me! Hier alle Links nochmal!
Hi,
Danke für den Hinweis!
Komisch, bisher hat das (glaub ich) immer mit Strg+C geklappt.
Hier nochmal alle:
Nochmal sorry,
Tom
Moin, Ralf
und danke!
Aber was ein Quatsch, diese Sprüche!
Gebraucht das wirklich jemand?
Oder denken sich das gelangweilte PC-Freaks im Büro aus?
Gruß Fritz
Die unverschämteste Beleidigung…
Hallo Leser!
… auf dieser verlinkten Seite, die sich die Auroren geleistet haben ist für mich der Bezug zum ‚Schwarzen Humor‘ im Untertitel. Wenn die Macher der Seite wüssten welche Visitenkarte sie damit abgeben!
Mit kopfschüttelnden Grüßen
Alexander Berresheim
Hi, alle;
Zur Frage, ob das wirklich jemand benutzt…
Ich denke, das „Problem“ ist folgendes:
In der amerikanischen Version, also im von Labov erforschten Black English Vernacular (BEV), ist der/die/das „ritual insult“ tatsächlich so eine Art Kunstform, ein verbales Kräftemessen, das auf die orale Tradition der westafrikanischen Völker zurück geht. Und wurde/wird wohl auch tatsächlich in der entsprechenden Szene so benutzt.
Labovs Forschungsergebnis sollte wohl auch zeigen, dass das BEV eigene Regeln und eine eigene Grammatik hat und dass folgerichtig wer BEV beherrscht eben nicht zu dumm ist, um auf „weiße“ Schulen zu gehen, sondern bisher ganz einfach vernachlässigt wurde. Hintergund: Lyndon B. Johnson’s Schulprogramme zur Förderung schwarzer Jugendlicher etc…
Labov’s Message: wer so kreativ beleidigen kann, zeigt, dass er mit Sprache und Grammatik umgehen kann, auch wenn’s nicht die weiße Gramatik ist.
Und eben dieser „traditionelle“ Hintergrund, den das Ganze mal hatte, geht nun immer mehr verloren, zunächst mal wahrscheinlich den heutigen Amerikanern. Und die Deutschen, die das Ganze recht lieb- und kritiklos von den Amerikanern übernehmen, weils eben aus Amerika kommt, wissen erst gar nicht wo’s herkommt und was es eigentlich bedeutet…
Was mir beim Lesen der deutschen Seite aufgefallen ist: vieles davon macht überhaupt keinen Sinn. Und vieles von der amerikanischen Seite ist schlecht oder gar nicht übersetzbar, weil zuviele kulturelle Eigenheiten drin sind. Beiden Seiten gemein ist, dass sehr viele Rechtschreibfehler auftauchen…
Grüße
Tom
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
MOD: könntest Du nicht einfach …
… Deinen Löschknopf betätigen?
Wenn schon nicht für den ganzen Thread, dann wenigstens den Link entfernen?
Es ist schlichtweg widerlich!
Gruß Gudrun
MOD: Natürlich könnte ich
… meinen Löschknopf betätigen.
Und ich bin geneigt, dies zu tun. Toms Erläuterungen dazu bestärken mich in dieser Neigung.
Als ich nach dem Link fragte, ahnte ich nicht, dass da sowas zu finden sein würde.
Ich will aber noch zuwarten. Vielleicht möchten ja einige Unentwegte sich dies noch antun.
Sollte es zum Löschen kommen, bitte ich Tom für Anfragen nach dem Link offen zu sein.
Ich hoffe nicht, dass wir nun noch Werbung für den Link gemacht haben.
Gruß Fritz MOD
Guten Abend, lieber MOD Fritz,
auch ohne diesen Link dürfte die Herkunft aus der amerikanischen Gosse durchaus greifbar sein. Die Verbindung des Begriffes „Mutter“ im Zusammenhang mit einem vielbenutzten „four letter word“ scheint durch häufigen Gebrauch schon fast seiner Anstößigkeit beraubt zu sein.
Allerding gibt es auch im Russischen eine ähnliche Beschimpfung (mit Aufforderung zu einer hier nicht näher zu beschreibenden Handlung im Zusammenhang mit der erwähnten Person).
Gruß
Eckard
Warum nicht gleich …
… Deinen Löschknopf betätigen?
Ich will aber noch zuwarten. Vielleicht möchten ja einige
Unentwegte sich dies noch antun.
Worauf warten? Auf die, die noch ihr „ceterum censeo“ gegen den Löschknopf abliefern müssen?
Sollte es zum Löschen kommen, bitte ich Tom für Anfragen nach
dem Link offen zu sein.
Das kann Tom halten wie er will. Mein diesbezügliches „ceterum censeo“: Wer einen solchen Link präsentiert und das unter dem Deckmäntelchen von soziokulturellen Phänomenen erklärt, hat keine „Kinderstube“ gehabt oder weiß nicht, was das ist!
Ich hoffe nicht, dass wir nun noch Werbung für den Link
gemacht haben.
Ich fürchte leider doch! :-[
Gruß Gudrun
Ojemine…
…wenn ich das geahnt hätte, was ich da anrichte! Ich muss allerdings gestehen, dass ich mir das Machwerk gar nicht näher angeschaut habe.
Es ist schlichtweg widerlich!
Stimmt. Löschen des Links schafft den Schmutz aber auch nicht aus der Welt. Im Übrigen bleibe ich bei meinem Lieblinks-Disclaimer: Wem es vor Würmern graust, der sollte keine Steine umdrehen.
Gruß Ralf
Entschudligung, aber jetzt reicht’s!
Hallo, Gudrun.
Dürfte ich mich mal kurz dazu äußern:
Der Verlauf war folgender:
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Ein User fragte nach dem „Deine Mutter“-Phänomen in der aktuellen deutschen Jugendsprache, die, ob Du das wahrhaben willst, oder nicht, sowohl im Netz als auch außerhalb davon existiert und durchaus ein soziokulturelles Phänomen darstellt.
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Ein anderer User gab einen Erklärungsansatz, der meiner Meinung nach nicht, oder nicht voll zutreffend war.
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Ich postete den Link des Anstoßes, IM KONTEXT mit so einigen anderen Links, die das Phänomen des „Mutter-beleidigens“ in der amerikanischen Jugendsprache erklären (dort ebenfalls: soziokulturelles Phänomen). Ich beziehe mich dabei auf einen durchaus renommierten amerikanischen Linguisten, der mit der von mir zitierten Erkenntnis einiges zur Akzeptanz gesellschaftlicher Randgruppen geleistet hat.
-
Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Dass die in dem deutschen Link zu findenden Sprüche nicht halb so kreativ sind wie ihre amerikanischen Vorbilder, und dass beide mitunter ziemlich platt und niveaulos sind, bitte schön. Ich habe niemals das Gegenteil behauptet.
Mir (und eigentlich auch William Labov… zu unterstellen, ich hätte „keine „Kinderstube“ gehabt oder weiß nicht, was das ist!“, nur weil ich möglichst anschaulich und unter Einbeziehung real existierender Beispiele versucht habe, eine Useranfrage zu beantworten, halte ich für reichlich unverschämt.
Vielleicht ist es Dir aufgefallen: Du hast mit diesem Satz meine Mutter beleidigt…
Mit nicht ganz freundlichen Grüßen.
Tom
PS: @Fritz: Ich bin eigentlich dagegen, dass zugemacht wird. Smokassi hatte eine Frage und hat eine Antwort bekommen… Eigentlich normales Tagesgeschäft bei w-w-w. Oder?
Sollte es zum Löschen kommen, bitte ich Tom für Anfragen nach
dem Link offen zu sein.Das kann Tom halten wie er will. Mein diesbezügliches „ceterum
censeo“: Wer einen solchen Link präsentiert und das unter dem
Deckmäntelchen von soziokulturellen Phänomenen erklärt, hat
keine „Kinderstube“ gehabt oder weiß nicht, was das ist!Ich hoffe nicht, dass wir nun noch Werbung für den Link
gemacht haben.Ich fürchte leider doch! :-[
Gruß Gudrun
Na super, da sind sie ja schon weg.
Hi,
hab jetzt erst gesehen, dass die Links schon den Weg alles Irdischen gegangen sind.
Ich muss sagen, das finde ich nicht okay…
Tom
… meinen Löschknopf betätigen.
Hallo, Fritz,
es zeugt von deiner angeborenen Ritterlichkeit, dass du hier dem Wunsche einer einzelnen Dame gefolgt bist.
Ich will zwar nicht „Zensur, Zensur“ schreien, aber ich fand die Aktion nicht sinnvoll.
Wir unterhalten uns hier weitgehend ernsthaft über Sprache und ihre unterschiedlichen Formen. Da muß es auch auszuhalten sein, dass negative Beispiele dargestellt werden können.
Tom hatte nicht nur den Link zur Verfügung gestellt, sondern auch seine Wertung dazu nicht verheimlicht. Zudem hat er in seinem Artikel in durchaus sachlicher Art argumentiert.
Wir sind hier in einem Forum, nicht in einer Klosterschule. Dass zur Beantwortung einer Frage, zur Verdeutlichung einer Behauptung, zur Erläuterung einer Argumentation auch Links zu ggf. nicht unbedingt mit der Mehrheitsmeinung konformen Inhalten gegeben werden, halte ich für durchaus legitim und im Interesse einer sachlichen Diskussion.
Wenn einzelne User an Statements oder Links Anstoss nehmen, steht es ihnen durchaus frei, ihre Bedenken deutlich zu formulieren. Aber das Recht darüber zu entscheiden, welche Informationen für die Diskussion relevant oder zulässig sind, dieses Recht spreche ich ihnen ab.
Gruß
Eckard
Versuch zur Güte
Lieber Tom,
vom mir aus ist dir kein Vorwurf gemacht worden.
Ich halte dein Verhalten für ganz in Ordnung.
Dass mich der Link ganz und gar nicht erfreut hat, habe ich gleich deutlich gemacht. Und schon da dachte ich, dass es mir unlieb wäre, wenn man von unserem Forum aus zu so einer Seite geführt wird.
Als dann entsprechende Bemerkungen und eine eindeutige Aufforderung dazu kam, sah ich mich in meiner ersten Einschätzung bestätigt.
PS: @Fritz: Ich bin eigentlich dagegen, dass zugemacht wird.
Smokassi hatte eine Frage und hat eine Antwort bekommen…
Eigentlich normales Tagesgeschäft bei w-w-w. Oder?
Ich könnte es rückgängig machen, wenn das Heil der User daran hinge.
Aber ich denke, dass die, die sich dafür interessierten und den Link besucht haben, diesen inzwischen in den Favoriten haben.
Sollte er noch jemand fehlen, so kann er ihn von dir und auch von mir erfahren.
Dennoch glaube ich immer noch nicht, dass man bei der Erörterung eines unappetittlichen Themas, Unappetiliches dabei haben muss.
Man kann über Pornografie reden, ohne sich solche Sachen anzusehen.
Darum würde ich den Link lieber weglassen. Ist das ganz und gar inakzeptabel für dich?
Fritz
Ritter?
Grüßdich, Eckard,
ich bedaure deinen Missmut erregt zu haben; besonders da du das Wort „Zensur“ gebrauchtest. Wir kennen doch beide das Stilmittel der Präteritio!
es zeugt von deiner angeborenen Ritterlichkeit, dass du hier
dem Wunsche einer einzelnen Dame gefolgt bist.
Du überschätzt mein Rittertum.
Zum anderen bitte ich, meine Antwort an Tom zu lesen.
Wenn einzelne User … Aber das Recht darüber zu entscheiden, welche
Informationen für die Diskussion relevant oder zulässig sind,
dieses Recht spreche ich ihnen ab.
Gelöscht habe ich! Und es war meine Entscheidung.
Gruß Fritz
Hallo, Fritz;
vom mir aus ist dir kein Vorwurf gemacht worden.
Ich halte dein Verhalten für ganz in Ordnung.
Danke schön. Gleich vorweg: Eigentlich ist ja auch nix passiert.
Du hast sicher recht, das Heil der User hängt nicht an diesem einen Link. Ich verstehe auch Dein Argument, dass
es mir unlieb wäre, wenn man von unserem Forum aus zu so einer Seite
geführt wird.
Ich hatte ihn andererseits auch wieder nicht für so schlimm/niveaulos/jugendgefährdend oder sogar latent rassistisch (wie in einem Posting anklingt) gehalten, dass er unbedingt ein schlechtes Licht auf WWW werfen würde. Sonst hätte ich ihn mit Sicherheit nicht gesetzt.
Was mir an der Löschung nicht gefallen hat:
-
Du hast, wahrscheinlich im ritterlichen Eifer
, alle drei Links gelöscht. Die ersten beiden waren, zugegeben, geschmacklos und pubertär (deutsch und englisch). Wobei ich da Eckard recht geben muss: So kann Sprache nun mal sein, und das hier ist keine Klosterschule.
Der dritte Link war so ziemlich das Gegenteil der beiden anderen. Er erklärt, wenn auch auf Englisch, das zur Debatte stehende Phänomen niveauvoll und „erwachsen“. Für diesen Link bräuchte sich www sicher nicht zu schämen. -
In meinen Augen war Christophers Antwort auf die Ursprungsfrage falsch bzw. zu kurz gegriffen. Ich wollte das richtig stellen und zu dieser Antwort gehörten diese Links dazu.
Es ist jetzt nicht so, als hätte mich mein Posting Stunden gekostet, Soziolinguistik gehört zu den Dingen, die mich interessieren und an Labov und seinen Ghetto-Kids kommt man da eh nicht vorbei, und Google ist zudem ein guter Kollege… Trotzdem frag ich mich schon so ein bisschen, ob ich mir das Nächste mal wieder die Arbeit machen soll.
Und das, was mich am Meisten an dieser Affäre aufgeregt hat, kam ja wiederum nicht von Dir, sondern von einer Frau, die so Einiges nicht verstanden hat (um es vornehm auszudrücken).
Darum würde ich den Link lieber weglassen. Ist das ganz und
gar inakzeptabel für dich?
Nein, es ist absolut okay. Und ich danke Dir für diese „Aussprache“.
Tom
Fritz