Hallo Marion,
Und genau das lag mir fern. Die zionistische Politik in ihrer
ganzen Tragweite kann ich nicht gutheißen. Aber nun ist sie
einmal so weit fortgeschritten, dass Millionen von Juden in
Palästina gesiedelt haben. Demzufolge halte ich es für
sinnvoll, sich auf zwei gleichgestellte aber voneinander
unabhängige Staaten zu einigen.Ok, hier sind wir uns einig.
Da bin ich ja froh - ich dachte schon, ich bin die Einzige, die gegen Windmühlenflügel ankämpft *g*.
Ich tue mich vielmehr schwer
mit einer Herleitung eines alleinigen Anspruchs der so
genannten Palästinenser auf das Land, um das es hier geht in
dem ganzen Konflikt.Ich denke, hier muss man unterscheiden. Das eine ist der
historische Hintergrund, das andere ist die aktuelle
Situation. Wenn ich auf die Geschichte verweise, dann will ich
damit nicht einen aktuellen Anspruch der Palästinenser auf
ganz Palästina ableiten, sondern eher verdeutlichen, wo dieser
Konflikt seinen Ursprung hat.
Das habe ich ja versucht. Doch so richtig genervt hat mich eben das ewige „Gelabere“ (entschuldige) der Rechtfertigung eben vor einem geschichtlichen Hintergrund für die Palästinenser. Mit dem Anführen von weniger geschönten Zahlen wollte ich versuchen klarzulegen, dass man da vom Hundertsten ins Tausendste kommen kann und doch nicht den „echten Anfang“ finden wird.
Viele Leute wundern sich, warum dieser Konflikt nicht zur Ruhe
kommt, obwohl man doch meinen könnte, dass es auf beiden
Seiten auch genügend vernünftige Leute gäbe. Aber die meisten
Konflikte lassen sich allein rational nicht lösen.
Zumindest nicht, wenn sie schon so verfahren sind, wie in diesem Fall.
Die meinsten Staaten mussten sich irgendwann mehr oder weniger
freiwillig ihrer Vergangenheit stellen. Wie irgendwo jemand
anders schon sagte: kaum ein Staat dieser Erde wurde nicht auf
blutdurchtränktem Boden gegründet. Die Geschichte Europas in
den letzen 100 Jahren ist da nur ein Biespiel. Dies ist auch
der Grund, warum es mittlerweile als Verstoß gegen den
kleinsten gemeinsamen Nenner der Menschlichkeit angesehen
wird, sein Staatsgebiet mittels kriegerischer Gewalt zu
vergrößern.Wenn man sich nun fragt, was sind die Ursachen für die
unterschiedliche Entwicklung des Konflikts in Europa vom
ersten Weltkrieg bis heute im Vergleich zum Konflikt im Nahen
Osten vom ersten Weltkrieg bis heute so möchte ich sagen,
ein ganz wesentlicher Unterschied ist die Fähigkeit,
sich seiner eigenen Geschichte zu stellen und auf dieser Basis
eine Versöhnung der verfeindeten Gruppen anzustreben. Das dies
sehr schmerzhaft sein kann, hat nicht zuletzt Deutschland über
lange Jahre selbst erlebt. Ich muss allerding sagen: Ich bin
froh darüber und ohne diese Leistung wäre ein vereintes und
friedfertiges Europa, einschließlich großer Teile Osteuropas,
wie wir es heute haben, gar nicht möglich und vorstellbar
gewesen.
Ich lese gerade ein sehr interessantes Buch, das eigentlich einen ganz anderen Hintergrund hat: „Hitlers Wien“ von Brigitte Hamann. Kann ich wärmstens empfehlen, um zum Beispiel den antisemitischen Zeitgeist der Jahrhundertwende im Herzen Europas zu begreifen.
Vor allem denke ich, dass auch wir Mitteleuropäer eine Mitschuld tragen am Konflikt im Nahen Osten. Wenn ich zum Beispiel sehe, welche Hatz auf die Juden veranstaltet worden ist, eigentlich nur als Mittel zum Zweck des Ausbaus des eigenen Nationalismus, dann erkenne ich auch, dass die Strömung der Zionisten und ihr Drang nach einem eigenen Land nicht ganz unverständlich ist.
Natürlich gibt es immer zwei Seiten…
Der Preis eines dauerhaften Friedens in Europa war enorm hoch, und die Einsicht der eigenen Schuld und der Wille, eine bessere Zukunft zu gestalten, geschah nicht aus freiem Antrieb heraus.
Viele Grüße
Jana
