Depressionen “Krankheit“ oder “Umstände“?

Hallo an alle,

meine Frage kann warscheinlich niemand genau beantworten, aber ich habe mich schon oft etwas gefragt…

Ich kenn viele Menschen und auch ich leide ab und an an Depressionen…

Nun wird ja immer gesagt, es ist eine Krankheit, Stoffwechselstörung usw…, aber manchmal bezweifel ich das. Alleine schon der Ausdruck “psychisch krank“.

Wenn ich mir das mal so vorstelle: eine Frau wird von ihrem mann verprügelt usw., dann heißt es wenn sie depressiv wird, das es eine Stoffwechsel erkrankung ist???

Ich denke eher, dass es die Umstände sind, welche einen manchmal nicht fröhlich sein lassen oder dass manche Menschen eben nicht mehr können.

Dann haben sie in meinen Augen ein schweres Leben, aber doch keine Störung??

Wie seht ihr das?

Würde mich über Informationen freuen.

Viele Grüße

Queen

[Frage verschoben vom www Team]

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https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/selbsttest

Bitte lesen (also möglichst viel von der Seite). Dann gern nochmal Fragen.

Krötengrüße

Hallo,

da bringt Du mindestes zwei Dinge durcheinander.

Es gibt die psychische Krankheit „Depressive Störung“. Die macht sich sogar dann bemerkbar, wenn rings umher alles eitel Sonnenschein ist.

Und dann gibt es da die depressive Verstimmung. Die hat einen oder mehrere klaren Auslöser, aber keine dauerhafte Störung im Gehirn als Ursache.

Die Grenzen mögen fließend sein, aber es aus psychologischer Sicht sind es zwei unterschiedliche Dinge, die jeweils eine eigene Behandlung brauchen.

Man würde Menschen mit Depressiver Störung unrecht tun, wenn man behauptete, dass sie einfach nur schlechte Laune haben und mal ein wenig lachen sollten …

Grüße
Pierre

Das sagt auch keiner, der auch nur ein bisschen Ahnung davon hat.

Unter dem Begriff „Depression“ verstecken sind eine Vielzahl sehr sehr sehr unterschiedlicher Dinge, die von schwerster Psychose bis „hat jeder mal“ reichen. Dazu kommen noch die ganzen depressiven Erscheinungsbilder, die gar nicht erst als Depression erscheinen, sondern nur körperlich.

Was die angeführte Frau betrifft: hier könnte man vielleicht im Medizinerjargon von einer „depressiven Reaktion“ sprechen:
„Reaktion“ = Zustand nach starker Belastung im Leben …
und
„depressiv“ = … verknüpft mit Lust-/Antriebs-/Interessenlosigkeit.

Das ist alles.
Hat mit dem „Stoffwechsel“ an sich nichts zu tun.
Anders z.B. eine „Major Depression“, bei der eine gewisse Vererbarkeit und Stoffwechsel-Faktoren angenommen wird und die mit Lebensereignissen eher wenig zu tun hat.
Noch was anderes sind die ganzen neurotischen Depression.
Wieder was anderes die Depressionen nach einer schweren narzisstischen Kränkung.
Wieder anders ist Depressivität im Rahmen einer posttraumatischen Belastungsstörung.
Ganz was anderes ist Depressivität im Rahmen organischer Erkrankungen.
Wieder was anderes ist Depressivität im Rahmen biporaler Störungen.
Nochmal völlig anders ist eine „depressive Persönlichkeit(sstörung)“.
Dysthmie.
Wochbettdepression.
Depressive Krise in der Adoleszenz.
Depressivität im Rahmen von Trauer.
Larvierte Depression.
Erschöpfungsdepression.
Und dann gibts wahrscheinlich noch zwanzig weitere Depressions-Dinge, die mir spontan nicht alle einfallen.

Gruß
F.

Danke für eure Antworten.

Ich muss da nur an meine Schwester denken. Ihr wurde in der Tagesklinik in der sie war, von der Psychiaterin erklärt, dass die Depression eine Stoffwechselerkrankung ist, Serotoninmangel usw…

Sie leidet an.schweren Depressionen. Ihr konnte dort kein Stück geholfen werden. Es wurde auch sehr böse von Seiten der Ärztin / Therapeuten reagiert, als sie meinte nichts hilft ihr und nichts macht ihr Spaß… sie hat momentan auch ein hartes Leben und hatte es schon immer.

Ich kann sie verstehen, jedem würde es gleich gehen, nur es gibt subjektiv keine Lösung. Sie lebt in der Hölle. Wo ist da die Störung?

Eine rein genetische Depression gibt es nicht.

Auch die ganzen Depressionsformen wie oben beschrieben lassen sich an den Umständen erklären. Also ein hartes/ schlimmes Leben und man will nicht mehr.

Ich finde es ist keine Krankheit sondern die Realität…

Vielleicht bin ich auch schon wieder mittendrin, ich weiß es nicht.

Glg

Hast Du die genannten Links gelesen? Eine Depressive Störung hat mehrere Komponenten als Ursache. Eine genetische Veranlagung ist ein Merkmal. Eine Störung des Hormonhaushaltes ein zweites.

Ja, Du beschreibst es doch selbst?!

Das ist nicht richtig.

Den Satz verstehe ich nicht? Ist eine Krankheit keine Realität? Ist Skorbut nur virtuell? Bildet man sich Lungenkrebs nur ein? Ist eine Depression, eine Bipolare Störung, eine Angsterkrankung usw. nur ausgedacht?

Niemand hat behauptet, dass man Depressionen in 5 Tagen heilen könnte. Und natürlich kann ein objektiv schweres Leben eine Depression begünstigen oder verstärken. Aber auch ein objektiv leichteres Leben kann durch die Brille der Depression betrachtet wie ein schweres Leben wirken.

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Was meine “These“ auch noch unterstreicht ist, dass so oft gesagt wird “sich Hilfe suchen“ im Zusammenhang mit Depressionen, also sind es doch die Umstände und keine Störung oder Krankheit.

Man sagt ja bei einem Beinbruch auch nicht, holen sie sich Hilfe, sondern gehen sie zum Arzt, lassen Sie sich behandeln, oder gehen sie ins Krankenhaus etc…

Ich hoffe ich drücke mich verständlich aus.

Warum soll man sich bei einer Krankheit Hilfe holen? Man lässt sie behandeln…

Ich würde es besser finden, wenn man sagt: Sie oder Er, hat schlimme Umstände, keine Lust mehr, viele Probleme… und nicht Depressionen.

Lg Queen

Nochmal, hast du die Links gelesen? Was du hier antwortest, hat mit Depressionen nicht das Geringste zu tun.
Was meinst du, wie die Millionen alleinerziehenden Witwen nach dem 2. Weltkrieg überlebt haben? Die hatten alle ein Scheißleben, aber die hatten nicht alle eine Depression.
Die Frau meines Kollegen: Beide sehr gute Verdiener, beide gut aussehend, anerkannt, mit großem Freundeskreis, keine Geldsorgen, sich liebend und das Ganze gekrönt mit einem fast perfekten Kind. Die Frau war mehrere Jahre wegen Depressionen in Behandlung, wo sollte die denn deiner Wahrnehmung nach herkommen?

Soon

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Ahhh, ich kann mich so schlecht ausdrücken.

Also wenn jemand z.B in der Ehehölle lebt, und keinen Ausweg sieht, morgens nicht aufstehen mag usw. und eben alle Symptome der Depression zeigt, dann ist diese Person in meinen Augen nicht krank, sondern lebt in der Hölle also praktisch die Realität.

Du schreibst auch so schön:“durch die Brille der Depression alles negativ sehen“ oder so ähnlich. Aber vielleicht ist es nicht die Brille der Depression, sondern einfach die Realität… für die Person.

Ich kann es nicht besser beschreiben.

Und wenn jemand krank ist und depressiv wird, dann ist es in meinen Augen nachvollziehbar und eben nicht die Depression. Z.B. jemand sitzt im Rollstuhl und ist sozial isoliert, und kann das Haus nicht mehr verlassen. dann geht noch der Fernseher kaputt, PC, Telefon und was weiß ich… diese Person zeigt nach einigen Tagen das Bild der Depression…dann würde ich die Person nicht als krank ansehen, sondern den Todeswunsch verstehen. Psychiater würden sagen:“ja die Person hat Depressionen, Serotoninmangel usw. Ich würde sagen, ein schlimmes Leben.

Ich sehe es so, dass die Frau die du beschreibst dann nicht glücklich ist. Vielleicht wollte sie das alles gar nicht so in ihrem Leben, vielleicht ist alles nur oberflächlich alles gut, oder sie hat eine schlimme Vergangenheit, oder liebt ihren Mann nicht, oder hat zu viel Stress.

Somit sind ja wieder die Umstände “schuld“ und nicht irgendein “Serotonimangel“ oder eine Krankheit namens Depression.

Ich frage ja nach. Es kann jeder anders sehen.

Aber die Psychiater machen es sich zu leicht.

Und eine Krankheit ist es nicht. Sondern nur das Leid an den Umständen.

Lg

Ich glaube nicht, dass ringsherum alles super ist, es gibt meiner Meinung nach immer etwas was, die Lebensunlust auslöst. Von außen sieht alles “perfekt“ aus, aber oftmals stimmt vieles einfach nicht.

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Okay, du hast die Links nicht gelesen und bastelst dir deine eigene kleine Erklärung zusammen.
Depression ist eine Krankheit und hat nichts mit schlimmen Lebensumständen zu tun!

Ich bin raus.

Soon

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Du hast offensichtlich keine Ahnung was du da schreibst. Deine Behauptung ist ein Schlag ins Gesicht von Betroffenen.

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Doch ich hab den link gelesen. Ist aber nur ein Test. Oder kann ich ihn nicht öffnen?

Ich leide unter rezedivierenden Depressionen. Diagnostiziert. :wink: durch meine Kindheit usw. Also durch die Umstände.

Egal.

Dann glaubt die Mehrheit wohl doch an die Hypothese der Psychiatrie.

Schönen Abend noch.

Ich habe Depressionen seit meiner Kindheit. Also habe ich Ahnung. :wink:

Jetzt stell dir nur mal vor, deine Schwester hätte keine Depressionen. Dann würde sie einen Ausweg aus der Ehe-Hölle suchen und vermutlich auch finden. Es kann sein, dass sie stoffwechseltechnisch gerade dazu nicht in der Lage ist. Das versucht man wahrscheinlich in der Therapie medikamentös auszugleichen. Aber nur Pille einwerfen und gut ist’s geht nicht. Sie wird noch sehr an sich arbeiten (lassen) müssen.

Gute Besserung und viel Glück
Ann da Cava (die sehr wohl Ehe- und andere Höllen kennt und denen noch immer entronnen ist)

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Danke für deine Meinung. Ja man kann es so oder so sehen.

Manchmal gibt es einfach keinen Ausweg. Was ist wenn diese Frau im Beispiel Taubstumm ist oder so eine starke sozialphobie, dass sie isoliert lebt oder zusätzlich noch krebs. Dann ist sie nicht depressiv, wenn sie nicht mehr kann u. will u. alle Symptome der Depression zeigt, sondern vom Leben gebeutelt.

:wink: ist eben meine Meinung.

Gute Nacht

Den gibt es eigentlich immer, wenn man denn will.

Ändert nichts an der „Krankheit“, die auch anerkannt ist. Natürlich ist die Situation Sch… .

Hallo,

es geht aber nicht um Meinungen. Sondern um ein anerkanntes Krankheitsbild.
Es gibt Menschen, die depressiv sind, obwohl es objektiv gesehen in ihrem Leben keinen Grund dafür gibt.
Und es gibt Menschen, deren Leben so besch… ist, objektiv betrachtet, die trotzdem ein Ausbund an Fröhlichkeit sind.
Das ist weder die Schuld der einen, noch ein wirkliches Verdienst der anderen.
Du schreibst, der Grund für deine Depressionen sind in der Kindheit zu verorten. Das mag sein. Aber warum haben nicht alle Menschen, die eine schlimme Kindheit haben, Depressionen?

Deinen Vergleich mit dem Beinbruch verstehe ich überhaupt nicht. „Holen Sie sich Hilfe“ ist genau das gleiche wie „lassen Sie sich behandeln“. Jemand der ein Bein gebrochen hat, muss auch einer Behandlung zustimmen (und wird dies in den meisten Fällen tun), muss ins Krankenhaus gehen, muss sich helfen lassen, ins Krankenhaus zu kommen. Für einen Depressiven sind die Hürden eventuell höher, aber auch er/sie muss eine Behandlung zulassen und bis zu einem gewissen Grad selbst aktiv werden, damit er/sie behandelt werden kann.

Du hast Ahnung vom Zustand, wenn du selbst unter Depressionen leidest, aber du hast keine Ahnung von den medizinischen Hintergründen.

Was sollte deine Frage eigentlich? Du wolltest deine „Meinung“ bestätigt haben. Wurde nicht gemacht, weil es - siehe oben - nicht um Meinung geht.

Jedem, der an Depressionen leidet, zu unterstellen, dass er oberflächlich glücklich ist, ist - wie schon valdez schreibt - ein Schlag ins Gesicht der Betroffenen. Natürlich greifen Lebensumstände und Veranlagung/Hormonstörungen ineinander, aber das eine total zu ignorieren, hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun.

Grüße
Siboniwe

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Möchtest du eigentlich nur deine Meinung bestätigt haben oder suchst du wirklich nach einer Lösung?

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