Hatten wir nicht erst kürzlich an selbiger Stelle einen Beitrag mit anschließender Diskussion über die *Solidargemeinschaft*?
Wer diese Auseinandersetzung abzuschließen gedachte, hätte damit wohl noch besser bis zu den jüngsten Äußerungen unseres Christpräsidenten Köhler gewartet.
In Kern und Inhalt ist die Annahme eines auf unabsehbare Zeit unverrückbaren status quo der Lebensumstände und -verhältnisse in den unterschiedlichen Regionen des Landes eine kaum nachvollziehbare, unentschuldbare Entgleisung unseres Staatsoberhauptes.
Wir wollen nicht darüber lamentieren, daß sich Köhler nach einem *Was-kümmert-mich-mein-Geschwätz-von-gestern-Adenauer*, dem *Meine-Damen-und-Herren-liebe-Neger-Lübke* und unserem *Wichtig-ist-was-hinten-rauskommt-Kohl* nahtlos dem Niveau anderer, sich christlich nennender Amt-und Würdenträger dieses, unseres Landes anpasst!
Was bei Köhler ungleich schwerer wiegt, ist allemal die Tatsache, daß seine intelektuellen Fähigkeiten weitaus höher einzuschätzen sind, als die der oben genannten, ach so schillernden Gallionsfiguren deutscher Geschichte.
Die Tragik dessen, was Köhler zwar wahrheitsgemäß annmerkte, aber in der Sache besser mit reparierenden denn trennenden Denkansätzen belegt hätte, sind indes die daraufhin aus allen Richtungen zu hörenden Äußerungen populistischer Restpolitiker. Die Geistesunion mit einer - nach Wähleraufkommen eher unbedeutenden - Randfigur wie Westerwelle („Die Politik kann nur für Chancengleichheit sorgen, nicht für gleiche Ergebnisse…“) schafft vor allem zwei wesentliche Erkenntnisse:
- Der Staat ist als steuereinnehmende und sozialleistungsverteilende Institution administrativ überfordert und hat politisch versagt.
- Da der absolute Anteil von Arbeitern, Angestellten, Rentnern, Arbeitslosen und Sozialleistungsempfängern mit 72% eindeutig NICHT für eine bürgerliche Mehrheit in unserem momentanen Gesellschaftsgefüge spricht, muß zum Erhalt des sozialen Friedens UND einer notwendigen, standortabhängigen Wettbewerbsfähigkeit ein für allemal von der Lüge *investitionsfreundlicher* Rahmenbedingungen und all ihrer daraus resultierenden Fehleinschätzungen des ökonomischen Prinzips abgewichen werden!
Solidargemeinschaft ist keine Floskel, kein Taubenzüchterverein, kein Wunschdenken, keine Last…
Sie IST überall dort eine Grundvoraussetzung, wo auch nur ein einziger Mensch in ökonomischer und sozialer Kausalität zu irgendeinem anderen steht.
Köhler ist ein weiterer Beweis, daß sich die Politik in ihren eigenen Grenzen erschöpft hat und der Ratlosigkeit über die Konsequenzen ihres Handelns, nur noch mit schamloser Selbstdemaskierung zu begegnen weiß.
Um mich persönlich aus der Schußlinie möglicher Stammtischparolen zu nehmen, sei noch vollkommen uneitel folgendes angemerkt:
Ich lebe in den alten Bundesländern, zahle als Freiberufler einen über dem Durchschnitt liegenden Steueranteil und bin KEIN Marxist. Ich könnte mich von daher also genüßlich zurücklehnen und dem ehemaligen IWF-Vorstand wohlwollend Beifall klatschen…
Eure Meinung, bitte!
Gruss Thorsten