Hallo Gemeinde,
Hi Gandalf, hallo Gemeinde !
wir leben in Westeuropa und Nordamerika in einer Welt, die die
Phantsien früherer Künstler und Denker bezüglich Paradies und
Schlaraffenland weit in den Schatten stellt.
Lebensmittel gibt es in Hülle und Fülle, in einer Qualität,
Auswahl und Menge, die mansich vor hundert Jahren nicht
vorzustellen wagte.
Die meisten Menschen haben Wohnungen, die vor hundert Jahren
der blanke Luxus waren.
Ja, zumindest für den Großteil von uns gilt das, was Du anführst. Obwohl der Anteil der Armen in unserer westlich zivilisierten Gesellschaft (Stichwort 2/3-Gesellschaft) nicht ab-, sondern eher zuzunehmen scheint.
Aber was macht unser Körper und unsere Seele mit diesem
Zustand?
Weil das Immunsystem chronisch unterfordert ist, läuft es ins
Leere und erzeugt munter Allergien.
Das liegt zumindest teilweise an uns, wir könnten unseren Körper sicherlich mehr fordern, als die meisten von uns das tun.
Unser Körper und unser Geist (oder vielleicht besser Wille)
kann mit dem Überangebot an Lebensmittel nicht umgehen und
erzeugt bei vielen Fettleibigkeit und/oder
Zivilisationskrankheiten.
Stimmt, liegt imo an unserer Passivität. Zuviel Essen hat eine wesentliche Komponente im Kopf, sofern es nicht krankheitsbedingt ist. Fettleibigkeit und etliche Zivilisationskrankheiten ergeben sich natürlich auch als Folge mangelnder Bewegung.
Weil wir keine oder nur wenige existentielle Sorgen mehr haben
(damit meine ich die elementare Sorgen, also zu verhungern
oder zu erfrieren), suchen wir uns andere Felder in denen wir
unglücklich sein können.
Mal auf mich bezogen, ich bin glücklich. Sicher nicht wunschlos, aber dennoch glücklich.
Um es kurz zu machen.
Ich kenne nur wenige, die trotz so guter materieller
Bedingungen wirklich glücklich sind.
Gut, *schmunzel*, es gibt mich.
Woran liegt das?
Umgedreht, woran liegts, dass ich glücklich bin, andere aber nicht. Woran liegts, dass ich Regen- und Nebeltage liebe - Sonnentage sowieso auch, aber davon gibts im Bergland mehr als genug -, andere aber im November trübsinnig werden ?
Ich seh das Leben als Orchester. Mal übertragen auf die Wettersituation. Sollt mal die Oboe (Sonne) nicht spielen, so tuts die Flöte (Regen), das Fagott (Schnee) oder das Englischhorn (Nebel). Das Leben ist Vielfalt pur, nur nicht immer alles zu jeder Zeit. Ich genieße immer den Teil der Vielfalt, den mir das Leben gerade anbietet.
Ich hab mal eine Stunde vor einem Bahnhof auf meinen Bruder gewartet. Als der mich abholte, meinte er, hoffentlich habe ich mich nicht gelangweilt. Darauf erwiderte ich, dass ich den Begriff „Langeweile“ nicht kenne. Allein die Menschen zu beobachten, ihrem Tun und Handeln zuzuschauen, ist so zeitfüllend, dass Langeweile gar nicht aufkommen kann.
Sind wir unfähig glücklich zu sein?
Nein. Übrigens der Grund, warum ich meine, dass Dein Artikel sehr wohl in den Bereich Geisteswissenschaften passt. Die westlich zivilisierte Menschheit - bzw. wesentliche Teile der sie ausmachenden Menschen - scheint was verlernt zu haben, das früher viele konnten. Nein, ich meine jetzt nicht die „Zufriedenheit mit dem, was ich habe“; ich spiele auf die Spiritualität an. Gut, kann sein, dass ich mich im Bergland da leichter tue. Ich kletter auf einen Berg. Tu ich das allein, so erfahr ich all das, was auch schon in dem verlinkten Artikel von Christiane (Ninquelote) vorkommt: „Selbstständigkeit“ (ich kletter mit meinen Armen und Beinen und, vor allem auch, mit meinem Kopf), „Kompetenz“ (wenn ich dann wieder herunten bin) und im Wissen um mein Können „Selbstbewusstsein“. Führ ich dann andere durch die Gegend oder kletter ich in einer Seilschaft, dann erfahr ich auch „Beziehung“. Manchmal wenn ich allein in den Bergen bin und dort unter den Sternen übernacht, dann erfahr ich hautnah - unter die Haut gehend - Spiritualität. Den Sternenhimmel, den Du weitab von jeglichem Streulicht in den Bergen sehen kannst, den trägst Du in Deinem Herzen auf ewig herum.
fragt sich Gandalf
liebe Grüße
Wolkenstein