Wie stellst Du Dir denn vor, Kindern Kolonialgeschichte, Sklaverei, … heute durch „Erfahrungen“ beizubringen? Ja, man kann mal in ein didaktisch gut aufgebautes Museum gehen, die ein oder andere gut gemachte Doku zeigen, tolle interaktive Computerspiele basteln, … Aber auch die verpacken doch nur die Erklärung und ersetzen sie nicht wirklich durch aktuelle Erfahrung. Du kannst schlecht ein Kind hungern lassen, es gefesselt zu mörderisch harter Arbeit abstellen, seine Eltern ermorden, … damit es „Erfahrung“ sammelt.
Aber man hat die Alternative seinen Kindern Erfahrung dahingehend zu vermitteln, wie die Elterngeneration mit Konfliktthemen umgeht. Entweder, indem man sie bis zur Unkenntlichkeit zukleistert, aus dem eigenen Leben bestmöglich ausklammert, … oder dass man ihnen gegenüber offen und ehrlich damit umgeht, Dinge erklärt und in den richtigen Kontext stellt, …
Da das „zukleistern“ ohnehin nur bis zu einem gewissen Grade und Alter funktioniert, sollte man sich mal überlegen (Orwells 1984 sei zur Lektüre empfohlen), was in diesen beiden Alternativszenarien passiert, wenn dieser Zeitpunkt erreicht ist. Wie werden sie dann das Verhalten von Eltern bewerten, die so ein Thema immer schon verdrängt haben, und wie das Verhalten von Eltern, die ihnen gegenüber immer offen und ehrlich waren?
Wir haben in Deutschland doch nun mehr als genug Erfahrungen mit geglätteten Familiengeschichten, die dann irgendwann mal aufgeflogen sind. Fanden die Nachkommen es toll, so „geschützt“ worden zu sein? Oder waren sie regelmäßig eher bitter darüber enttäuscht, dass man ihnen keinen reinen Wein eingeschenkt hat?