Der Schwergewichts-Champion der Philosophie

Guten Abend meine Lieben.

Ich hoffe es stört euch nicht dass ich einen Beitrag nach dem anderen bzw. zwei Beiträge auf einmal schreibe. Es ist nur so: mir tun sich eine ganze Reihe von philosophischen Fragen auf.

Wer war eurer Meinung nach der bedeutendste und genialste Philosoph in der Menschheitsgeschichte? Welcher Gedanke hat die Welt am meisten verändert? Der von Kant, Hobbes, Rousseau, Jesus, Aristoteles, Adorno?
Bitte jeweils mit Begründung.

Ich bedanke mich im Voraus für eure klugen Gedanken.
P.S.
Ich liebe euch alle.

Hallo,

vom Ergebnis her für mich als Laie eindeutig Kant.
Mit dem „kategorischen Imperativ“ schuf er die Grundlage für eine säkulare individuelle und kollektive Ethik, die auf universellen Werten beruht. Er zerstörte damit den Monopolanspruch aller Religionen auf Moral und Ethik und den daraus resultierenden Machtanspruch. denn gerade in der aktuellen Debatte um abendländische sog. „christliche Werte“ sollte niemand vergessen, das alle demokratischen und rechtsstaatlichen Errungenschaften gegen den erbitterten Widerstand aller Religionen erkämpft werden mußten. Kant lieferte dafür die ethische Grundlage.

&Tschüß

Wolfgang

Hallo Mike
Durch die Zeit-Dimension, mit anderen Worten: den geschichtlichen Aspekt, ist die Frage schwer für mich zu beantworten.
Aber es ist ja eh eine eher persönlich, subjektiv zubeantwortende Frage.
Von den alten, Basis-schaffenden Philosophen mag ich Aristoteles gern, der ja auch schon die Evolutionstheorie in gewissen Grundzügen genial vorwegnahm.
Gern gelesen habe ich vor allem Nietzsche, weil mir sein Stil, sein Temperament, sein Geistesblitz, seine Originalität, seine Aphorismen so ausnehmend gut gefallen.
Für die letzten Jahrzehnte sind die Philosophen der Frankfurter Schule für mich am bedeutendsten, vielleicht weil sie -für mich- am dichtesten an der gesellschaftlichen Relität dran waren, ohne ihr zynisch oder resignativ zu verfallen. Unter ihnen schätze ich insbesondere Teddy Adorno und Herbert Marcuse.
Gruß,
Branden

Nachtrag
Wer mich rührt: Walter Benjamin

hi mike,

ich glaube, man muss grundsätzlich unterscheiden, welcher phlosoph dem eigenen denken am nächsten steht und welcher der geistesgeschichte die entscheidensten impulse gegeben hat. das kann bei manchen menschen zusammenfallen oder unterschiedlich sein.

was die impulse anbetrifft, ist es ohne jeden zweifel nach meiner Meinung: Platon

auf ihm bauen alle auf in zustimmung oder ablehnung, an ihm kommt keine® vorbei.

allerdings gilt das nur für das so genannte abendland und/oder teile des orients (arabische philosophie, die von aristoteles beeinflusst ist, der wiederum - sicherlich teilweise in totaler umdeutung - von platon herkommt, ist ja auch sein schüler gewesen)

im osten (asien) ist es m.E. sicherlich buddha (aka gautama siddharta), der der bedeutendste philosoph ist und die meiste wirkung hatte

lieben gruß
oliver

ps: mir steht persönlich platons denken sehr nahe, aber als philosophierender mensch kann, darf und soll man versuchen, die impulse, die einem die philosophie-geschichte vermittelt, fruchtbar zu machen und für das eigene denken nutzbar zu machen - weiterentwicklung also, statt nachplappern. leider gibt es viel zu viel philosophiehistoriker, die nur nachplappern, und viel zu wenig philosophen, die selbst denken.

Guten Abend meine Lieben.

Schönen guten Tag auch,

Wer war eurer Meinung nach der bedeutendste und genialste
Philosoph in der Menschheitsgeschichte? Welcher Gedanke hat
die Welt am meisten verändert? Der von Kant, Hobbes, Rousseau,
Jesus, Aristoteles, Adorno?
Bitte jeweils mit Begründung.

Hmm- über die gesamte Geschichte der Menschheit gesehen ziemlich schwierig…

Die letzten 150 Jahre haben m.E. entscheidend geprägt: Karl Marx (und Friedrich Engels) - die wiederum stark beeinflusst waren von Kant, Feuerbach und Hegel - die Frage ist, ob die Welt anders ausgesehen hätte, ohne die beiden…

Die mittelalterlichen Scholastiker hane sicher auch ihre Zeit geprägt (ohne das man hier eine Einzelperson herausstellen könnte?)

Platon (wurde bereits genannt) - hier vor allem seine Gedanken über den Staat und Staatswesen als solches - und Aristoteles mit Sicherheit.

Gruß von Fennchurch

Selbstdenken
Hallo Oliver,

ich habe gerade gesehen, dass du mit Philosophie im Nebenfach promoviert hast. Das motiviert mich nun doch, dir zumindest in einer Hinsicht zu widersprechen (obwohl ich eigentlich keine Lust habe), weil mir das, was du schreibst, an dieser Stelle falsch und zudem völlig irreführend zu sein scheint. Du schreibst:

als philosophierender mensch kann, darf und soll man versuchen,
die impulse, die einem die philosophie-geschichte vermittelt,
fruchtbar zu machen und für das eigene denken nutzbar zu
machen - weiterentwicklung also, statt nachplappern.

Soweit kann ich folgen und finde es richtig. Aber wenn du weiter schreibst:

leider gibt es viel zu viel philosophiehistoriker, die nur
nachplappern, und viel zu wenig philosophen, die selbst denken.

dann scheint mir gerade dieser Satz nachgeplappert zu sein, nämlich bei denen, die zu faul sind, einigermaßen methodisch-wissenschaftlich sich einem Text zu widmen. Man mag ja beklagen, dass es zu wenig Selbstdenker gibt (obwohl ich auch das bezweifeln möchte, jedenfalls in dieser generellen Formulierung), aber man darf insbesondere als promovierter Akademiker nicht unwidersprochen schreiben, dass Philosophiehistoriker nur nachplappern, denn das ist schlichter Unsinn und zudem überhaupt nicht förderlich.

Vielmehr muss man darauf bestehen, dass es genau darum geht, Texte eben nicht nur zu benutzen (wie es häufig getan wird). Man kann das selbstverständlich machen, nur muss man dann eben auch sagen, dass man den Text benutzt und ihn eben NICHT interpretiert (Unterscheidung nach Eco). Der viele Unsinn, der geschrieben wird, kommt vor allem dadurch in die Welt, dass man historische Texte falsch benutzt, statt sie auf dem Boden der Philosophiegeschichte zu interpretieren.

Ich bin einigermaßen entsetzt, wie jemand, der akademisch ausgebildet ist, also davon profitiert hat und anscheinend sogar im akademischen Umfeld gelehrt hat, so etwas guten Gewissens schreiben kann, aber vielleicht habe ich dich bloß falsch verstanden (was mir ja recht wäre). Dann wäre es nur ergänzend gemeint.

Gruß

Bona

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hallo bona,

danke für deine interessante Mail. Es freut mich, dass Du Deine Unlust überwunden hast, zu antworten, denn offensichtlich hast Du Dich über meinen Beitrag geärgert, was mir nicht recht sein kann, zumal Du mich offensichtlich mißverstanden hast. Aber dazu im Einzelnen:

> Soweit kann ich folgen und finde es richtig. Aber wenn du weiter
> schreibst:
>
> :leider gibt es viel zu viel philosophiehistoriker, die nur
> :nachplappern, und viel zu wenig philosophen, die selbst
> :denken.

Zu diesem Satz stehe ich, aber ich meine natürlich nicht, dass alle Philosophiehistoriker nachplappern, sondern dass es (zu) viele gibt, die das tun.

Wenn ich z.B. mit jenem über etwas diskutiere und seine argumentative Meinung hören möchte und er sagt mir dann: „Kant sagt“ oder „Platon sagt“, dann ist das zwar interessant (und ich schätze die Meinung von beiden), aber zuvor interessiert mich doch, was mein Gesprächspartner denkt, was seine eigenen Argumente sind.

Dann habe ich einige akademische Philosophen erlebt, die zwar ein ein profundes Wissen, z.B. über die Ethik Kants hatten und dieses auch mehr oder weniger kongenial weitergeben konnten, aber

erstens nicht in der Lage waren, zu vermitteln, was diese Lehre heute für uns bedeutet, wie wir sie heute umsetzen könnten, und

zweitens sich menschlich absolut als Ar*****cher verhalten haben gegenüber Studenten, Mitarbeitern etc.

Genau die meinte ich mit denen, die „nachplappern“

Das ist meine Erfahrung aus 8 Jahren Uni. Ich kenne aber genügend Philosophiehistoriker, die ausgehend von ihrer Kenntnis der Philosophiegeschichte neue Gedanken entwicklen, ohne die Texte zu vergewaltigen. Aber ich gebe zu, dass man den Satz missverstehen kann.

> dann scheint mir gerade dieser Satz nachgeplappert zu sein,
> nämlich bei denen, die zu faul sind, einigermaßen
> methodisch-wissenschaftlich sich einem Text zu widmen. Man mag
> ja beklagen, dass es zu wenig Selbstdenker gibt (obwohl ich auch
> das bezweifeln möchte, jedenfalls in dieser generellen
> Formulierung), aber man darf insbesondere als promovierter
> Akademiker nicht unwidersprochen schreiben, dass
> Philosophiehistoriker nur nachplappern, denn das ist schlichter
> Unsinn und zudem überhaupt nicht förderlich.

Wie gesagt, ich meinte nicht alle Philosophiehistoriker, sondern eine (m.E.) zu große Menge derselben.

> Vielmehr muss man darauf bestehen, dass es genau darum geht,
> Texte eben nicht nur zu benutzen (wie es häufig getan wird). Man
> kann das selbstverständlich machen, nur muss man dann eben auch
> sagen, dass man den Text benutzt und ihn eben NICHT
> interpretiert (Unterscheidung nach Eco). Der viele
> Unsinn, der geschrieben wird, kommt vor allem dadurch in die
> Welt, dass man historische Texte falsch benutzt, statt sie auf
> dem Boden der Philosophiegeschichte zu interpretieren.

Völlig Deiner Meinung. Interpretation ist eines, Mißbrauch das andere. Aber es gibt eben auch noch die dritte Möglichkeit, dass man nämlich alte Texte für neues Denken fruchtbar macht, ohne sie zu mißbrauchen.

> Ich bin einigermaßen entsetzt, wie jemand, der akademisch
> ausgebildet ist, also davon profitiert hat und anscheinend sogar
> im akademischen Umfeld gelehrt hat, so etwas guten Gewissens
> schreiben kann, aber vielleicht habe ich dich bloß falsch
> verstanden (was mir ja recht wäre). Dann wäre es nur ergänzend
> gemeint.

Zwar grenzt Deine Formulierung an einen persönlichen Angriff, aber ich fasse ihn mal jetzt nicht so auf. Im übrigen bin ich meinen Philosophielehren dankbar, gerade weil sie mir sowohl Philosophiegeschichte als auch selbstständiges Denken vermittelt haben. Im akademischen Umfeld habe ich nicht gelehrt. Ich habe zwar Philosophiegeschichte (VHS) unterrichtet aber eben immer mit dem Bezug auf selbstständiges Denken. Das Wissen und Denken aus der Geschichte als Basis eigenen Denkens. Nichts anderes habe ich gemeint.

Im übrigen ging es mir in der Hauptsache darum, dem Steller der ursprünglichen Anfrage auch noch den Tipp zu geben, dass es beim Philosophieren nicht unbedingt darum geht, sich mit dem „genialsten“ Philosophen zu beschäftigen. Und dass ist doch im Sinne der Philosophie, oder meinst Du nicht?

Gruß

Oliver

1 Like

Hallo Oliver,

danke für deine Antwort, die mich einigermaßen beruhigt. :smile:

Wenn ich z.B. mit jenem über etwas diskutiere und seine
argumentative Meinung hören möchte und er sagt mir dann: „Kant
sagt“ oder „Platon sagt“, dann ist das zwar interessant (und
ich schätze die Meinung von beiden), aber zuvor interessiert
mich doch, was mein Gesprächspartner denkt, was seine eigenen
Argumente sind.

Es wäre doch möglich, dass er genau das meint, was der Zitierte meint. Dann wäre es doch legitim, hier so zu verkürzen, dass man sich auf Vorgänger der eigenen Meinung so beruft, wie du es beschreibst. Aber natürlich verstehe ich deinen Einwand: Du meinst, dass man sich nicht auf Autoritäten berufen sollte, und das ist natürlich richtig. Nur kann man im akademischen Gespräch nicht immer jede Argumentation ausführlich herleiten, dazu reicht die Zeit oft nicht. Und in solchen Situationen finde ich es auch richtig, so zu verkürzen.

Häufiger aber kommt es doch an der Uni wohl vor, dass der Dozent ein Thema erörtert, das er selbst schon von mehreren Seiten durchdacht hat, das aber der Studierende erst kennenlernen muss. Für solche Fälle scheint mir die Erwartung von Seiten der Studenten überzogen, der Lehrende müsse seine eigene Meinung vertreten. Das ist auch oft gar nicht möglich, weil der Student den Diskussionshorizont gar nicht besitzt, auf dem der Lehrende sich für eine Meinung entschieden hat (wenn er sich überhaupt entschieden hat, was durchaus auch nicht immer der Fall sein muss, denn man kann ja auch Fragen offen lassen).
In solchen Fällen, wo ein starkes Wissensgefälle besteht, halte ich Zurückhaltung mit der eigenen Meinung von Seiten der Dozenten auch für richtig. So nimmt er die Denkbewegung, die zur Entscheidung führt, nicht vorweg und gibt keinen Anlass zum Nachplappern seiner eigenen Meinung. Aber das meinst du ja nicht, und für die Fälle, in denen sich der Dozent auf Autorität beruft, gebe ich dir ja Recht, denke nur, dass das so häufig nicht vorkommt bzw. eine Missinterpretation von Seiten des Studenten zumindest auch in Frage kommt.

Dann habe ich einige akademische Philosophen erlebt, die zwar
ein ein profundes Wissen, z.B. über die Ethik Kants hatten und
dieses auch mehr oder weniger kongenial weitergeben konnten,

Das ist ihre Aufgabe.

aber erstens nicht in der Lage waren, zu vermitteln, was diese
Lehre heute für uns bedeutet, wie wir sie heute umsetzen könnten,

Das ist nur bedingt ihre Aufgabe.

und zweitens sich menschlich absolut als Ar*****cher verhalten
haben gegenüber Studenten, Mitarbeitern etc.

Das stimmt, das gibt es auch, aber das gibt es nicht nur an der Uni, sondern überall. Es ist auch wahr, dass das Klima an der Universität allgemein solches Verhalten LEIDER eher fördert, zumindest hier in Deutschland. Mir scheint es nur nicht richtig, daraus eine Regel zu machen, dass das so sein muss.

Ich kenne aber genügend Philosophiehistoriker, die ausgehend von
ihrer Kenntnis der Philosophiegeschichte neue Gedanken entwicklen,
ohne die Texte zu vergewaltigen.

Fein. Ich freue mich, dass du das jetzt so deutlich schreibst.

ich meinte nicht alle Philosophiehistoriker, sondern eine
(m.E.) zu große Menge derselben.

Naja, du musst auch daran denken, wieviele du kennengelernt hast und wieviele du NICHT kennengelernt hast …

es gibt eben auch noch die dritte Möglichkeit,
dass man nämlich alte Texte für neues Denken fruchtbar macht,
ohne sie zu mißbrauchen.

Natürlich stimme ich dir zu, dass es diese Möglichkeit gibt, und ich würde sogar zustimmen, wenn du meintest, dass das letztlich das Ziel des Philosophierens ist. Nur würde ich für den akademischen Lehrbetrieb diese Möglichkeit doch eher einschränken wollen, eben weil das Wissensgefälle doch in vielen Fällen zu groß ist.

Zwar grenzt Deine Formulierung an einen persönlichen Angriff,

Das war nicht meine Absicht, ich habe ja auch versucht, so zu formulieren, dass du meine inhaltliche Absicht primär wahrnimmst.

Im übrigen bin ich meinen Philosophielehren dankbar, gerade weil sie
mir sowohl Philosophiegeschichte als auch selbstständiges Denken
vermittelt haben.

Du hast in München studiert? Jetzt bin ich neugierig zu erfahren, wen du damit meinst. Positive Beispiele darf man auch namentlich nennen, finde ich. :smile:

Im akademischen Umfeld habe ich nicht gelehrt.

Das hatte ich falsch verstanden, aber dann darf ich vielleicht doch darauf hinweisen, dass der Dozent beide Perspektiven kennt, der Student hingegen nur eine.

Das Wissen und Denken aus der Geschichte als Basis
eigenen Denkens. Nichts anderes habe ich gemeint.

Ich könnte es nicht besser formulieren. :smile:

Im übrigen ging es mir in der Hauptsache darum, dem Steller
der ursprünglichen Anfrage auch noch den Tipp zu geben, dass
es beim Philosophieren nicht unbedingt darum geht, sich mit
dem „genialsten“ Philosophen zu beschäftigen. Und dass ist
doch im Sinne der Philosophie, oder meinst Du nicht?

Ganz einverstanden, obwohl ich in letzter Zeit eher wieder andersherum denke und merke, dass die großen Namen doch die wertvolleren Denkanstöße geben und zwar deshalb, weil diese Philosophen nicht nur an den Punkten lehrreich sind, wo sie tatsächlich oder möglicherweise im Recht sind, sondern eben auch da, wo sie irren.

Nichts für ungut, mir war die Richtigstellung die Auseinandersetzung wert.

Gruß

Bona

P. S. Für die Ausgangsfrage kann man aus meiner Sicht - falls es interessiert - nur für jedes Zeitalter zwei Namen nennen, also insgesamt acht:
Antike: Platon und Aristoteles
Mittelalter: Augustinus und Thomas von Aquin
Neuzeit: Kant und Hegel
Moderne: Wittgenstein und Heidegger
Alle späteren Denker wären ohne Platon nichts, so dass wohl nur Platon als Antwort auf die Ausgangsfrage in Frage käme.

Achja, für den Bereich der östlichen Philosophie nanntest du Buddha, oder? Das scheint mir allerdings nur hinsichtlich der offensichtlichen Wirkung zuzutreffen. Philosophisch viel interessanter scheint mir Laotse (oder wie du ihn auch schreiben möchtest) zu sein, denn Buddhas Lehren sind doch eher statisch und regelhaft, wohingegen Laotse durch seine Ausdrucksweise eher das eigene Denken anregt. Aber das ist natürlich nicht so wichtig, dass ich darauf bestehen würde.

Hallo Mike

Wer war eurer Meinung nach der bedeutendste und genialste
Philosoph in der Menschheitsgeschichte? Welcher Gedanke hat
die Welt am meisten verändert? Der von Kant, Hobbes, Rousseau,
Jesus, Aristoteles, Adorno?
Bitte jeweils mit Begründung.

Meiner Meinung nach keiner der Genannten.

Wer wirklich das Antlitz der Erde
(mit seinen Ideen) auf Dauer veränderte
ist der „bedeutendste“ (per definitionem)
„Philosoph“.

Dabei ist imho unerheblich, ob man
ihn nach dem Zeitgeist für „genial“
halten würde oder nicht.

Meiner Meinung nach sind das
diejenigen, aus deren Lehren
letztlich die östlichen und
westlichen kulturen und deren
Paradigmen entstanden:

  1. Echnaton - http://de.wikipedia.org/wiki/Echnaton
  2. Zoroaster - http://de.wikipedia.org/wiki/Zarathustra
  3. „der erste Brahmane“ - http://de.wikipedia.org/wiki/Brahman_%28Philosophie%29

Aus diesen Lehren entwickelt sich dann,
teilweise durch Rekombination (Christentum)
oder Umkehrung (Buddhismus) alles weitere :wink:

Von diesen 3’en lassen sich Gedankenlinien
zu allem bedeutenden „Heutigen“ ziehen …

Ein Beispiel (vereinfacht):

 Echnaton --\> Moses --\> Judentum --\> 
 | 
 +-\> Jesus --\> Christentum --\> 
 |
 +-\> Islam --\>

Grüße

CMБ

Hallo Bona,

danke für deine Antwort, die mich einigermaßen beruhigt. :smile:

freut mich.

Wenn ich z.B. mit jenem über etwas diskutiere und seine
argumentative Meinung hören möchte und er sagt mir dann: „Kant
sagt“ oder „Platon sagt“, dann ist das zwar interessant (und
ich schätze die Meinung von beiden), aber zuvor interessiert
mich doch, was mein Gesprächspartner denkt, was seine eigenen
Argumente sind.

Es wäre doch möglich, dass er genau das meint, was der
Zitierte meint. Dann wäre es doch legitim, hier so zu
verkürzen, dass man sich auf Vorgänger der eigenen Meinung so
beruft, wie du es beschreibst. Aber natürlich verstehe ich
deinen Einwand: Du meinst, dass man sich nicht auf Autoritäten
berufen sollte, und das ist natürlich richtig. Nur kann man im
akademischen Gespräch nicht immer jede Argumentation
ausführlich herleiten, dazu reicht die Zeit oft nicht. Und in
solchen Situationen finde ich es auch richtig, so zu
verkürzen.

Natürlich darf man auch so verkürzen. Ich meinte das bezogen auf Situationen, wo man merkt, dass der andere gar keine so rechte eigene Meinung hat. Das finde ich dann schade.
Akademische Gespräche gehorchen natürlich ganz anderen Gesetzen. Aber eigentlich ist es schade, wenn man sich für Philosophie nicht die Zeit nimmt, die man braucht.

Häufiger aber kommt es doch an der Uni wohl vor, dass der
Dozent ein Thema erörtert, das er selbst schon von mehreren
Seiten durchdacht hat, das aber der Studierende erst
kennenlernen muss. Für solche Fälle scheint mir die Erwartung
von Seiten der Studenten überzogen, der Lehrende müsse seine
eigene Meinung vertreten.

Finde ich nicht, vorausgesetzt der Dozent kennzeichnet deutlich, was Autorität und was eigene Meinung ist. Denn die Studierenden sollen ja auch kritische Auseinandersetzung mit den Autoritäten lernen.

Das ist auch oft gar nicht möglich,
weil der Student den Diskussionshorizont gar nicht besitzt,
auf dem der Lehrende sich für eine Meinung entschieden hat
(wenn er sich überhaupt entschieden hat, was durchaus auch
nicht immer der Fall sein muss, denn man kann ja auch Fragen
offen lassen).
In solchen Fällen, wo ein starkes Wissensgefälle besteht,
halte ich Zurückhaltung mit der eigenen Meinung von Seiten der
Dozenten auch für richtig. So nimmt er die Denkbewegung, die
zur Entscheidung führt, nicht vorweg und gibt keinen Anlass
zum Nachplappern seiner eigenen Meinung. Aber das meinst du ja
nicht, und für die Fälle, in denen sich der Dozent auf
Autorität beruft, gebe ich dir ja Recht, denke nur, dass das
so häufig nicht vorkommt bzw. eine Missinterpretation von
Seiten des Studenten zumindest auch in Frage kommt.

Wie schon gesagt, ich habe das gewisse andere Erfahrungen. Ich denke da an Vorlesungen, in denen ich nur gehört habe, was ich auch in einer guten Philosophiegeschichte hätte nachlesen können.

Dann habe ich einige akademische Philosophen erlebt, die zwar
ein ein profundes Wissen, z.B. über die Ethik Kants hatten und
dieses auch mehr oder weniger kongenial weitergeben konnten,

Das ist ihre Aufgabe.

Natürlich.

aber erstens nicht in der Lage waren, zu vermitteln, was diese
Lehre heute für uns bedeutet, wie wir sie heute umsetzen könnten,

Das ist nur bedingt ihre Aufgabe.

Gesetzlich und didaktisch gesehen, hast du Recht. Aber hat ein Dozent nicht auch eine moralisch-ethische Verpflichtung. Ist die (akademische) Philosophie, gerade heute, wo sie doch so in der Defensive ist, nicht verpflichtet mehr für die moralische Erziehung zu tun? Ich denke jetzt nicht in Weltverbesserungsdimensionen (denn dass das meistens schief geht, zeigt ja die Geschichte), aber so in kleinem, ganz bescheidenem Rahmen, wie etwa einem Seminar/Hörsaal?

und zweitens sich menschlich absolut als Ar*****cher verhalten
haben gegenüber Studenten, Mitarbeitern etc.

Das stimmt, das gibt es auch, aber das gibt es nicht nur an
der Uni, sondern überall. Es ist auch wahr, dass das Klima an
der Universität allgemein solches Verhalten LEIDER eher
fördert, zumindest hier in Deutschland. Mir scheint es nur
nicht richtig, daraus eine Regel zu machen, dass das so sein
muss.

Das gibt es überall, klar. Aber kaum irgendwo wird mit einem derart elitären und moralischem Anspruch aufgetreten wie an einer philosophischen Fakultät (meine Erfahrung).
Eine Regel wollte ich daraus aber nicht machen. Das ist meine ganz persönliche Erfahrung.

Ich kenne aber genügend Philosophiehistoriker, die ausgehend von
ihrer Kenntnis der Philosophiegeschichte neue Gedanken entwicklen,
ohne die Texte zu vergewaltigen.

Fein. Ich freue mich, dass du das jetzt so deutlich schreibst.

ich meinte nicht alle Philosophiehistoriker, sondern eine
(m.E.) zu große Menge derselben.

Naja, du musst auch daran denken, wieviele du kennengelernt
hast und wieviele du NICHT kennengelernt hast …

Selbstredend. Vielleicht hätte ich deutlicher herausstellen sollen, dass ich nur meine Erfahrung wiedergebe. Aber ich sehe dass als so selbsverständlich an, dass jeder nur über seinen ganz eigenen Horizont sprechen kann, dass ich manchmal vergesse, dass explizit auszudrücken.

es gibt eben auch noch die dritte Möglichkeit,
dass man nämlich alte Texte für neues Denken fruchtbar macht,
ohne sie zu mißbrauchen.

Natürlich stimme ich dir zu, dass es diese Möglichkeit gibt,
und ich würde sogar zustimmen, wenn du meintest, dass das
letztlich das Ziel des Philosophierens ist. Nur würde ich für
den akademischen Lehrbetrieb diese Möglichkeit doch eher
einschränken wollen, eben weil das Wissensgefälle doch in
vielen Fällen zu groß ist.

Ich meinte, dass das Ziel der Philosophiegeschichte ist. Ziel des Philosophierens ist es m.E. sich über ethische physische, psychische und metaphysische Phänomene und Probleme Kenntnisse und vielleicht Erkenntnisse zu erlangen, sich darüber auszutauschen und diese in ethisches Handeln umzusetzen.
Leider ist es so, dass der Lehrbetrieb das so nicht zulässt. Ich glaube aber, dass das stärker an Strukturen liegt als am Wissensgefälle.

Zwar grenzt Deine Formulierung an einen persönlichen Angriff,

Das war nicht meine Absicht, ich habe ja auch versucht, so zu
formulieren, dass du meine inhaltliche Absicht primär
wahrnimmst.

Habe ich ja letztlich auch so wahrgenommen.

Im übrigen bin ich meinen Philosophielehren dankbar, gerade weil sie
mir sowohl Philosophiegeschichte als auch selbstständiges Denken
vermittelt haben.

Du hast in München studiert? Jetzt bin ich neugierig zu
erfahren, wen du damit meinst. Positive Beispiele darf man
auch namentlich nennen, finde ich. :smile:

Darf man zwar. Würde ich dennoch hier in diesem Rahmen nur ungern. Gerne aber im privaten Mailaustausch. Im übrigen fände ich es nett, wenn ich auch erfahren, welchen Background du hast. In deiner Visitenkarte steht da ja leider nichts. Du hast wohl auf meine HP geschaut? Denn in der Visitenkarte habe ich von München doch gar nichts geschrieben.

Im akademischen Umfeld habe ich nicht gelehrt.

Das hatte ich falsch verstanden, aber dann darf ich vielleicht
doch darauf hinweisen, dass der Dozent beide Perspektiven
kennt, der Student hingegen nur eine.

Sei versichert, ich kenne auch die andere Seite, da ich mit einigen Dozenten (nicht nur Philosophen) privat bekannt bin und deshalb auch deren Sichtweise kenne.

Das Wissen und Denken aus der Geschichte als Basis
eigenen Denkens. Nichts anderes habe ich gemeint.

Ich könnte es nicht besser formulieren. :smile:

Im übrigen ging es mir in der Hauptsache darum, dem Steller
der ursprünglichen Anfrage auch noch den Tipp zu geben, dass
es beim Philosophieren nicht unbedingt darum geht, sich mit
dem „genialsten“ Philosophen zu beschäftigen. Und dass ist
doch im Sinne der Philosophie, oder meinst Du nicht?

Ganz einverstanden, obwohl ich in letzter Zeit eher wieder
andersherum denke und merke, dass die großen Namen doch die
wertvolleren Denkanstöße geben und zwar deshalb, weil diese
Philosophen nicht nur an den Punkten lehrreich sind, wo sie
tatsächlich oder möglicherweise im Recht sind, sondern eben
auch da, wo sie irren.

Sehr richtig. Aber wie du sagst: Denkanstösse!

Nichts für ungut, mir war die Richtigstellung die
Auseinandersetzung wert.

Wunderbar.

P. S. Für die Ausgangsfrage kann man aus meiner Sicht - falls
es interessiert - nur für jedes Zeitalter zwei Namen nennen,
also insgesamt acht:
Antike: Platon und Aristoteles
Mittelalter: Augustinus und Thomas von Aquin
Neuzeit: Kant und Hegel
Moderne: Wittgenstein und Heidegger
Alle späteren Denker wären ohne Platon nichts, so dass wohl
nur Platon als Antwort auf die Ausgangsfrage in Frage käme.

Fast einverstanden. Nur fürs MA würde ich noch Eckhart mit reinnehmen, weniger wegen der Mystik als wegen der Fortsetzung des platonischen Denkens in der Nachfolge des Neuplatonismus.
Und mit Heidegger kann ich ehrlich gesagt wenig anfangen.

Achja, für den Bereich der östlichen Philosophie nanntest du
Buddha, oder? Das scheint mir allerdings nur hinsichtlich der
offensichtlichen Wirkung zuzutreffen. Philosophisch viel
interessanter scheint mir Laotse (oder wie du ihn auch
schreiben möchtest) zu sein, denn Buddhas Lehren sind doch
eher statisch und regelhaft, wohingegen Laotse durch seine
Ausdrucksweise eher das eigene Denken anregt. Aber das ist
natürlich nicht so wichtig, dass ich darauf bestehen würde.

Einverstanden. Buddha meinte ich tatsächlich auch eher wegen seiner Wrikmächtigkeit. Laotse ist wirklich interessanter.

Gruß,
Oliver

PS: Wenn es dich wirklich interessiert, bei welchen Dozenten ich die positiven Erfahrungen gemacht habe, dann schreib mir bitte privat.

Hallo Oliver,

Situationen, wo man merkt, dass der andere gar keine so
rechte eigene Meinung hat.

dafür kann es doch gute Gründe geben.

die Studierenden sollen ja auch kritische Auseinandersetzung mit
den Autoritäten lernen.

Genau deshalb darf man als Dozent nicht immer seine Meinung in wissenschaftlichen Fragen sagen. Die Gefahr, aufgrund der Abhängigkeiten im Lehrbetrieb nachgeplappert zu werden, ist sehr groß. Wenn sich ein Student allerdings mit dem Thema auseinandersetzt (und nicht mit der Meinung des Dozenten), dann hat er eine gute Chance, auch über dessen Meinung irgendwann zu stolpern, ohne voreingenommen zu werden.

Ich denke da an Vorlesungen, in denen ich nur gehört habe, was ich
auch in einer guten Philosophiegeschichte hätte nachlesen können.

Ohja, keine Frage - die kenne ich auch! Und die habe ich auch so gut es ging gemieden.

Aber hat ein Dozent nicht auch eine moralisch-ethische
Verpflichtung.

Schon, aber es gibt auch Aspekte (siehe oben), die einen Dozenten veranlassen können, mit seiner Meinung zurückzuhalten - und zwar im Interesse der Studierenden.

Eine Regel wollte ich daraus aber nicht machen. Das ist meine
ganz persönliche Erfahrung.

Dir wollte ich das auch nicht unterstellen, aber ein großer Teil der Leserschaft hier macht daraus leider eine Regel - und das war der Grund, weshalb ich intervenieren wollte.

Ich meinte, dass das Ziel der Philosophiegeschichte ist. Ziel
des Philosophierens ist es m.E. sich über ethische physische,
psychische und metaphysische Phänomene und Probleme Kenntnisse
und vielleicht Erkenntnisse zu erlangen, sich darüber
auszutauschen und diese in ethisches Handeln umzusetzen.

Richtig, dem stimme ich sofort und völlig zu.

Leider ist es so, dass der Lehrbetrieb das so nicht zulässt.
Ich glaube aber, dass das stärker an Strukturen liegt als am
Wissensgefälle.

Sowohl als auch.

Gerne aber im privaten Mailaustausch. Im übrigen fände
ich es nett, wenn ich auch erfahren, welchen Background du
hast. In deiner Visitenkarte steht da ja leider nichts.

Es gibt auch dafür gute Gründe. Aber ich habe dir eine Mail geschrieben.

Du hast wohl auf meine HP geschaut?

Genau.

fürs MA würde ich noch Eckhart mit reinnehmen

Natürlich: und Cusanus und Bonaventura (upps!) und und und … Ich wollte aber nur die Spitzen nennen. Der Platonismus ist ja durch Augustinus vertreten gewesen, wenn du so willst.

Und mit Heidegger kann ich ehrlich gesagt wenig anfangen.

Schade, liegt es an München? Ich halte das für eine Fehler. Aber ich will dich hier nicht unbedingt überzeugen.

Gruß

Bona

hallo Bona,

Situationen, wo man merkt, dass der andere gar keine so
rechte eigene Meinung hat.

dafür kann es doch gute Gründe geben.

Ja. Aber die will ich dann auch hören. Und nicht ein ausweichen auf andere Meinungen. Aber das betrifft jetzt nur das private Gespräch. Nicht die akademische Diskussion

die Studierenden sollen ja auch kritische Auseinandersetzung mit
den Autoritäten lernen.

Genau deshalb darf man als Dozent nicht immer seine Meinung in
wissenschaftlichen Fragen sagen. Die Gefahr, aufgrund der
Abhängigkeiten im Lehrbetrieb nachgeplappert zu werden, ist
sehr groß. Wenn sich ein Student allerdings mit dem Thema
auseinandersetzt (und nicht mit der Meinung des Dozenten),
dann hat er eine gute Chance, auch über dessen Meinung
irgendwann zu stolpern, ohne voreingenommen zu werden.

Gebe ich Dir zu. Ich weiss, dass der Lehrbetrieb oft eine Gratwanderung ist.

Eine Regel wollte ich daraus aber nicht machen. Das ist meine
ganz persönliche Erfahrung.

Dir wollte ich das auch nicht unterstellen, aber ein großer
Teil der Leserschaft hier macht daraus leider eine Regel - und
das war der Grund, weshalb ich intervenieren wollte.

Vollstes Verständnis.

fürs MA würde ich noch Eckhart mit reinnehmen

Natürlich: und Cusanus und Bonaventura (upps!) und und und …
Ich wollte aber nur die Spitzen nennen. Der Platonismus ist ja
durch Augustinus vertreten gewesen, wenn du so willst.

Augustinus: Jein. Zwar Platonismus. Aber leider ein verschämter, komplexbeladener und immer wieder ungut revidierter (nicht die Revision ist dabei das Problem, sondern die unphilosophischen Begründungen). Der von den Neuplatoniker so großartige herausgearbeitet philosophische Gottesbegriff ist von augustinus aus kirchenpolitischen Gründen leider immer wieder verwässert worden, obwohl er so gute Ansätze hatte. Er hätte das Potential gehabt, den christlichen Gottesbegriff auf tragfähigere philosophische Füsse zu stellen. Augustinus ist ein ganz eigenes Thema, das mich stark beschäftigt. Ich habe großen Respekt vor diesem Denker, seine gepresste Seele tut mir aber auch leid.

Und mit Heidegger kann ich ehrlich gesagt wenig anfangen.

Schade, liegt es an München? Ich halte das für eine Fehler.
Aber ich will dich hier nicht unbedingt überzeugen.

Liegt nicht an München. Ich habe sprachlich gerne Klarheit. Un die finde ich persönlich bei Heidegger nicht. Bin aber so tief auch nicht in ihn eingestiegen.

Gruß,
Oliver

Hallo Oliver,

Ja. Aber die will ich dann auch hören. Und nicht ein
ausweichen auf andere Meinungen. Aber das betrifft jetzt nur
das private Gespräch. Nicht die akademische Diskussion

ok, solange es sich nicht um eine Lehrsituation, sondern um ein privates Gespräch handelt, bin ich einverstanden. Aber vielleicht sehen Lehrende manche Situation, die Studierende als privat einstufen, nicht privat, sondern als Lehrsituation.

Augustinus: Jein. Zwar Platonismus. Aber leider ein
verschämter, komplexbeladener und immer wieder ungut
revidierter (nicht die Revision ist dabei das Problem, sondern
die unphilosophischen Begründungen).

Völlig einverstanden, aber das gilt natürlich auch für den Aristotelismus von Thomas von Aquin (und natürlich auch für den Platonismus von Eckhart).

Augustinus … Ich habe großen Respekt vor diesem Denker, seine
gepresste Seele tut mir aber auch leid.

Besonders sympatisch finde ich seine Anweisung, dass man seine Schriften chronologisch lesen soll, um die Fehler darin zu finden. Keine Spur von Kirchenvater oder gar Autorität, sondern klar bescheidener philosophischer Denker!

Ich habe sprachlich gerne Klarheit. Un
die finde ich persönlich bei Heidegger nicht. Bin aber
so tief auch nicht in ihn eingestiegen.

Vielleicht hast du mit den falschen Werken begonnen? Wenn du Zeit hast, schau dir mal die Vorlesungen an (auch chronologisch, wenn möglich). Die sind oft klarer als die Veröffentlichungen.

Gruß

Bona

Hi Bona,

Augustinus: Jein. Zwar Platonismus. Aber leider ein
verschämter, komplexbeladener und immer wieder ungut
revidierter (nicht die Revision ist dabei das Problem, sondern
die unphilosophischen Begründungen).

Völlig einverstanden, aber das gilt natürlich auch für den
Aristotelismus von Thomas von Aquin (und natürlich auch für
den Platonismus von Eckhart).

Nur bedingt meine ich. Bei Aquin ist der Aristotelismus sicher auch ins christliche Korsett gepresst, aber Eckhart ist schon so frei, dass ich persönlich mir schwer tue in überhaupt noch in eine „Christliche Philosophie“ einzureihen. Seine Spekulationen über das Eine sind für mich astreiner Platonismus, bzw. eben sein spezieller eckhartscher Platonismus, der aber im Ggs. zu Augustinus nicht mehr vom christlichen Kontext verwässert wird.

Augustinus … Ich habe großen Respekt vor diesem Denker, seine
gepresste Seele tut mir aber auch leid.

Besonders sympatisch finde ich seine Anweisung, dass man seine
Schriften chronologisch lesen soll, um die Fehler darin zu
finden. Keine Spur von Kirchenvater oder gar Autorität,
sondern klar bescheidener philosophischer Denker!

Es gibt aber leider auch andere Stellen. An manchen Stellen von De civitate dei schaudert es mich, auch und gerade wenn man dieses Werk eben nicht als Staatsphilosophie liest (was es ja, ebenso wie Platons Politeia nicht ist).

Ich habe sprachlich gerne Klarheit. Un
die finde ich persönlich bei Heidegger nicht. Bin aber
so tief auch nicht in ihn eingestiegen.

Vielleicht hast du mit den falschen Werken begonnen? Wenn du
Zeit hast, schau dir mal die Vorlesungen an (auch
chronologisch, wenn möglich). Die sind oft klarer als die
Veröffentlichungen.

Gut möglich. Werd ich bei Gelegenheit mal versuchen. Danke für den Tipp.

Gruß

Oliver

Hallo Oliver,

nur kurz, um dich nicht von der Arbeit abzuhalten:

Eckhart
Spekulationen über das Eine sind für mich astreiner Platonismus

neuplatonischer Prägung, oder?

Augustinus

Es gibt aber leider auch andere Stellen.

Wohl wahr, aber das schmälert ja die Bescheidenheit am Lebensende nicht.

Gruß

Bona

Hi Bona,

neuplatonischer Prägung, oder?

So ist es.

Augustinus

Es gibt aber leider auch andere Stellen.

Wohl wahr, aber das schmälert ja die Bescheidenheit am
Lebensende nicht.

Völlig einverstanden.

Damit können wir diese Frage für abgeschlossen erklären (zwischen uns).

Bis demnächst

Oliver

Hallo Mike,

Wer war eurer Meinung nach der bedeutendste und genialste
Philosoph in der Menschheitsgeschichte? Welcher Gedanke hat
die Welt am meisten verändert? Der von Kant, Hobbes, Rousseau,
Jesus, Aristoteles, Adorno?
Bitte jeweils mit Begründung.

interessante wie belanglose Frage zugleich:

Der, den das „Originalgenie“ nicht zu sehr erregt, der wird die Frage vielleicht reduzieren auf zwei Fragen sehr unterschiedlicher Coleur:

  1. Welche weltgeschichtliche Epoche erscheint uns als die bedeutendste?
    und (viel persönlicher)
  2. Wer ist Dein Lieblingsphilosoph?

Aber wie es meine UnArt ist, beantworte ich unGern solche Fragen, sondern spiel lieber an der Fragestellung herum:

philosophischer „Schwergewichts-Champion“ welcher Disziplin? (wenn schon eine Analogie, dann doch gleich in die Vollen …)

der philosophische Schwergewichts-Champion des Boxens, des Kämpfens, des Faustschlags, des Totschlags, der Niederschlagung und der Krönungen, ist Aristoteles und Marx (mal den Sohn Gottes außen vor gelassen; es kann manchmal nicht immer nur einen geben!); an ihren Philosophien dürften die meisten blutigen Lippen und blauen Augen kleben …

der philosophische Schwergewichts-Champion des Ringens im griechisch-römischen Stil ist meines Erachtens Spinoza, welcher wie kein zweiter um die Wahrheit gerungen hat …

der philosophische Schwergewichts-Champion des Sumo ist Kant, weil dieser diätetische Astheniker mit Abstand die fetteste Krake der Philosophie ist, und seine Finger heute überall im Spiel der Philosophie hat: alles läuft auf ihn zu, alles geht von ihm aus, und täglich wird er weiter zwangsgemästet, selbst unbeabsichtigt noch von jenen, die ihn lieber schlachten würden …

der philosophische Schwergewichts-Champion des Fechten (sogar noch wenns da überhaupt keine Gewichtsklassen gibt) ist Hegel, weil man ihn immer wieder herausfordern kann, mit immer verschiedenen Waffen, weil man immer wieder ihm zu entkommen und ihn niederzustrecken versuchen kann, und am Ende schwingt Hegel doch immer triumphierend seinen Degen und sticht lächelnd mit den Worten zu: „Siehst Du, diese Parade Riposte beherrsche ich auch schon“ …

Viele Grüße
franz

Wer war eurer Meinung nach der bedeutendste und genialste
Philosoph in der Menschheitsgeschichte?

Sokrates. Weil er - im Gegensatz zu den vielen „wissenden“ Philosophen - wußte, daß er nichts weiß.

Beste Grüße,

Oliver Walter

Lieber Mike,
Du stellst eine mutige Frage und sollst auch eine entsprechende Antwort bekommen.
Es stehen sich auf der Weltbühne des menschlichen Bewusstsein bis heute zwei sehr ähnlich tiefe Grundgedanken oder Grundhaltungen komplementär gegenüber:
„Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ sagte Sokrates.
„Ich bin die Wahrheit.“ sagte Jesus, und meinte damit auch das Leben. Er sagte nicht, ich weiß die Wahrheit.
Sokrates meinte das objektive Wissen. Was kann ich wissen?
Jesus meinte das Subjektive, das einzig Wirkliche und Zu-verwirklichende auch im Mitmenschen als die höchste und einzig-göttliche Kompetenz.

Ich denke, dass Jesus, - bis heute noch kaum verstanden – die Welt grundsätzlich veränderte.

Ganz herzlich
Friedhelm

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