Hallo liebe Leute
Ich bin gerade dabei Poppers „The open society…“ zu lesen. Nebenbei
bemerkt, gefaellt mir dieses Buch ausserordentlich: Kein Geschwafel,
klare Aussagen, fluessig zu lesen, sehr interessant und geistreich.
Nun meine Frage. Im Zusammenhang mit der Analyse des Einflusses
Aristoteles’ auf das Denken Hegels gibt es ein Kapitel, das vom Thema
abschweift und sich mit Sinn und Zweck von Definitionen befasst.
Aristoteles ist der Meinung, dass man aus einer Definition wahre
Aussagen ueber die Wirklichkeit ableiten koenne und dass deshalb
zutreffende Definitionen entscheidend seien. Diese Auffassungen waren
die Ursache fuer die scholastische Philosophie und reichen auch noch
bis in die Gegenwart, naemlich insofern, dass Scholastiker und manche
moderne Philosophen ihre ganzen Bemuehungen auf das Finden richtiger
Defintionen richten und dass ihre Philosophie nichts als
Wortjonglierei sei, bei der nichts als sinnloses Geschwafel
herauskomme, so Popper.
Seiner Meinung nach ist es nicht noetig, die Begriffe, die man fuer
seine Argumentation verwendet, klar zu definieren. Es genuege, eine
ungefaehre Ahnung davon zu haben, was sie bedeuten. Vorbild seien die
Naturwissenschaften: Hier haengt keine Aussage von irgend einer
Defintion ab, sondern Defintionen sind nichts als Abkuerzungen, sagen
aber nichts ueber die Wirklichkeit aus. Und weil die
Naturwissenschaften einen so klugen Umgang mit Definitionen pflegen,
finden sie eine Wahrheit ueber die Wirklichkeit nach der naechsten
(bis auf Widerruf), waehrend die Philosophen (ausser ihm selbst)
damit beschaeftigt sind, Woerter zu baendigen.
Da habe ich zwei Einwaende:
-
Damit zwei Menschen nicht aneinander vorbeireden, muessen sie mit
den selben Woertern selbe Bedeutungen assoziieren, d.h. sie muessen
die gleichen Defintionen der Woerter im Sinn haben. Dass die
definierenden Begriffe selbst wieder einer Definition beduerfen
u.s.w. ad infinitum, ist zwar theoretisch richtig, aber praktisch
nicht, denn man gelangt schnell auf eine Ebene, auf der man sich
ueber die Bedeutungen der Woerter nicht mehr einigen muss, weil sie
klar sind.(Obwohl Popper das Kriterium der Selbst-Evidenz, das
Platon, Aristoteles und nun auch ich anwende, als Selbstbetrug
ablehnt.) -
In der Naturwissenschaft sind Definitionen gar nicht schwammig,
sondern klar, ja sogar mathematisch genau. Die Kraft, die auf einen
Koerper wirkt, ist das Produkt aus seiner Masse und der
Beschleunigung, die die Kraft ihm erteilt: F=m.a.
Ich wuerde mich ueber Gedanken und Erlaeuterungen sehr freuen.
Gruss, Tychi