Re^2: Kragenphilosophie 
Hallo Nescio,
für meinen Geschmack bist
du’s sogar manchmal (z.B. im Falle Frank) zu sehr.
das mache ich nur, weil ich das Brett beschützen möchte
- das weiß Frank auch, denn ich habe ihm schon mehrfach gesagt, dass ich nicht seinetwegen antworte, sondern wegen der möglichen fatalen Wirkungen seiner Denkweise für andere. Wenn es nicht so böse wäre, würde ich sagen, dass eine gewisse Ähnlichkeit zur Figur „Alfred Tetzlaff“ (aus „Ein Herz und eine Seele“ von Wolfgang Menge) besteht. Wenn der etwa behauptet, dass Willy Brandt ein Ostspion war und Walter Ulbricht seinerseits ein Westspion, dann begründet er (also die Figur) das damit, dass das nur so sein könnte, weil beide in ihren Rollen als Spione so gut (gewesen) sind, dass es keiner gemerkt hat. Und weil es keiner gemerkt hat, ist klar, dass sie jeweils Spione der anderen Seite (!) waren. So ungefähr argumentiert auch Frank der Form nach. Inhaltlich muss man natürlich andere Beispiele nehmen. Und weil nun in der Fernsehserie jeder merkt, dass die Argumentationen absurd sind, braucht man das dort nicht näher anzumerken (oder vielleicht doch? - das wäre einmal eine Überlegung wert); in der Philosophie aber ist das ganze nicht so einfach, denn da wirkt so etwas schnell überzeugend (obwohl es falsch ist) - und wirkt dann verheerend, weil es sich als Grundposition festsetzt.
Vor diesem Hintergrund erscheint für mich, nachdem ich den
thread nochmal gelesen habe, deine explosive Reaktion
auf Lamettrie, Stirner und Reich, die zugegebenermassen
Extrempositionen vertreten, erst recht interessant.
Ich denke, dass meine Reaktion darauf zurückzuführen ist, dass meine Erfahrungen mir sagen, dass man diese Autoren gerne liest, weil sie einfacher zu lesen sind als Kant oder Hegel oder auch Marx, so wie auch Nietzsche eben gerne gelesen wird, weil er einfach schreibt. Aber das ist ein Trugschluss. Denn natürlich ist nicht immer das Einfachere richtig. Da hat mir dann diese Erfahrung - vermutlich gerade durch einen Frank-Thread angeheizt - einen Streich gespielt und meine sonst normale Rücksicht und Vorsicht untergraben. Darüber ärgere ich mich heute immer noch (um auf den Kragen zurückzukommen *g*).
Natürlich hast du recht, dass man sich an jenen Autoren allein nicht
orientieren sollte (das hatte der Frager aber wohl auch nicht im
Sinn),
Da hat mir mein (ebenfalls erlerntes) Vorurteil gegen „philosophierende“ Mediziner zugegeben einen zusätzlichen Streich gespielt.
dann wäre doch die Diskussion der Extrem-
Positionen der Drei an sich sehr reizvoll
Aus meiner Sicht taugen die drei als schlechte Beispiele gut, sind also philosophiedidaktisch durchaus interessant. Historisch haben sie natürlich auch eine Berechtigung, aber die Behauptung systematischer Bedeutung (aktuell) kann ich nicht berechtigt finden. Mein Eindruck resultiert aus vielfältigen Gesprächen mit Vertretern dieser drei Extreme. Diesen Eindruck habe ich dann möglicherweise unberechtigt, auf jeden Fall aber zu früh auf Müschenich übertragen.
(wenn auch vielleicht nicht in diesem Forum).
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Forumsform damit etwas zu tun hat oder nicht.
Deine damalige spontane Reaktion hinterlässt bei mir aber eher
den Eindruck, als hättest du - unbewusst ? - eine solche
Diskussion sabotieren wollen,
Sabotieren sicher nicht, sondern ich wollte nur meine Stellungnahme abgeben. Wenn jemand anders (natürlich auch Müschenich selbst) mit Gründen eine dieser Positionen verteidigt hätte, hätte ich gar nichts dagegen gehabt. Es wirkt nur alles gleich so definitiv gemeint, weil häufig meine Ansichten mit dem Moderatorenamt unberechtigterweise verbunden werden. Beides ist aber völlig unabhängig voneinander zu sehen.
Eine Sachdiskussion war jedenfalls unmöglich geworden.
Ja, das habe ich mir leider anzurechnen. Leider kann/konnte ich den gemachten Fehler nicht mehr korrigieren.
Gert hatte ebenso unpräzise geschrieben, dass seiner Meinung
nach in der gesamten Kulturentwicklung „etwas nicht stimmt“
Das würde ich sogar unterschreiben. 
und dass niemand hier das mit ihm diskutieren wollte.
Ich hatte mir Schweigen im Forum verordnet, weshalb ich - um nicht zu schnell zu einer Antwort angeregt zu werden - die meisten Beiträge nur pflichtgemäß als Moderator quergelesen hatte. Möglicherweise ist mir da bei Gert ja etwas Interessantes entgangen. Ich schau nochmal, aber im Dezember habe ich immer wenig Zeit, so dass es vielleicht ohnehin nicht viel werden wird - mal sehen.
einerseits mit den üblichen „orthodoxen“ (in Lehrbüchern und Lexika
kanonisierten) Charakterisierungen kurz abgefertigt hast, dir
andererseits dabei aber - und das war das Interessante und
Erfreuliche - im Gegensatz zu
den wahrhaft „Orthodoxen“ sichtlich der Kragen geplatzt ist.
Ich kann nicht finden, dass eine Unbeherrschtheit erfreulich ist, aber man muss schon trennen zwischen einer systematischen Ablehnung und einer psychologischen Überreaktion, denke ich.
http://www.lsr-projekt.de
dort zwar viel „Unorthodoxes“, aber durchaus nicht Unsolides fand.
Ich fand dort eher einen Verlag, der sich auf die drei spezialisiert hat, und die Beiträge, die ich gelesen hatte, fand ich nicht sonderlich originell oder lesenswert. Aber das können andere Leser natürlich anders sehen.
Ggf. haben wir diesen Fund dann aber unterschiedlich verarbeitet.
Ich kannte die Seite schon (sie war auch von der „Information Philosophie“ angepriesen worden), und mir war aufgefallen, dass die Beiträge - jedenfalls die ich gelesen hatte - recht unkritisch mit den Texten umgingen. Außerdem fand ich die Form der Seite eine Zumutung für Leser. Dieser Ansicht bin ich auch heute, aber ich gebe zu, dass ich die Seite aus Anlass des Müschenichstreites zum letzten Mal aufgerufen habe. Naja, vielleicht ist das ja heute anders.
wollte. Frank spielt nur insofern eine Rolle, als du mit ihm
eine Engelsgeduld zeigst und die von ihm vorgetragenen Ansichten
immer wieder ausführlichst diskutierst, dem Vernehmen nach schon
seit Jahren, obwohl du meinst…
Wie gesagt: nicht für ihn, sondern für andere Leser.
Manchmal habe ich eher den Eindruck, du nimmst Frank als idealen
Sparringspartner.
Nein, das stimmt nun wirklich nicht. Weder ist er Sparringsparter noch ideal für diese Rolle. Vielleicht ist dir aufgefallen, dass ich es vermeide, meine eigene Meinung dezidiert darzulegen. Es liegt überhaupt nicht in meiner Absicht, meine eigene Meinung im Forum zu verbreiten.
Vielleicht äussert sich aber Gert, der der Auslöser dieses
Wortwechsels war, auch noch einmal.
Ja, das würde mich auch freuen. Also, Gert, wenn du mitliest, melde dich mal und sag etwas dazu.
Herzliche Grüße
Thomas Miller