Der überschätzteste Philosoph

Hi.

Natürlich wird Hegel heute „überschätzt“; z.B. von meiner
heißgeliebten Judith Butler in enormem Maße.

Welche Maße hat sie denn? Ich suche ´ne Intellektuelle mit Sexappeal.

Es steht 2:2, entscheide Dich gegen Sir Karl, den
Elendigen, und drück Dich nicht mit so billigen Ausflüchten
davor! :wink:

Popper angreifen, heißt ihn überschätzen :smile:

Gruß

Hi.

Kant war extrem wichtig - er warnte vor wildem Spekulieren und bodenloser Geisterseherei, d.h. vor all dem, was die Philosophie vorher so kitschig machte. Er pochte auf Empirie, und das ist auch gut so. Seine Leistung war kopernikanisch, wie die von Freud.

Da nobody perfect ist, kann man von keinem alles erwarten.

Gruß

Wo ist die Frankfurter Schule?
die genaue Anschrift bitte!

Viele Grüße
Franz

P.S.:

Wir haben hier Größen, unbestreitbare Größen, im Topf, da es ja einer kritischen Größe bedarf um überschätzt sein zu können: Popper, Hegel, Kant, und eben gestern noch hatten wir die Frankfurter Schule?

Was ist geschehen? Warum ist sie nicht mehr da? War ihre Nennung nur ein Dummjungenstreich?

Ist sie gar nicht überschätzt, oder ist sie am Ende zu klein um überhaupt überschätzt sein zu können?

fragt (sich) ernsthaft
Franz

JEDER Philosoph wird
von irgend jemandem überschätzt. Und es finden sich immer
irgendwelche Kritiker, die auf diese Überschätzung hinweisen.

Ja, aber es geht mir ja gerade darum, auch zu schauen, wer wen für überschätzt hält und warum. Vielleicht hätte ich das „warum“ noch mit in die Frage hinein stellen sollen.

Das macht deine Frage irgendwie unverständlich.

Es wäre wiegesagt langweilig gewesen und ausgegangen wie das Hornberger Schießen, wenn ich die Frage nach dem WICHTIGSTEN Philosophen gestellt hättem, weil jeder halt dann den genannt hätte, den er wichtig findet. Leidet gleitet das jetzt in diesem Thread hier auch schon ein bißchen in die Richtung ab, weil einige Leute meinen, sie müssten Verteidigungsreden für ihre Philosophen schwingen. Ich wünschte mir eher, dass man die Kritik einfach mal stehen lassen kann und mit den Anderen zusammen darüber diskutiert, WARUM wohl einige Philosophen hier Spitzenpositionen als Überschätzte beziehen. DAS ist doch interessant. Nicht Kants oder Hegels oder Poppers Leistungen sollen hier gewürdigt werden, sondern ich will mal schauen, warum diese so oft als überschätzt bezeichnet werden. DAFÜR gibt es nämlich Gründe! Und DIE sind interessant.
Gruß,
Branden

Ja, wo ist denn hin?

…und eben gestern noch hatten wir
die Frankfurter Schule

Recht hast Du, Ben! Wo ist sie nur geblieben? Oliver hatte sie als überschätzt genannt. Anscheinend hat er sein Posting wieder zurück gezogen! Möglicherweise hat er sich eines Besseren besonnen! :wink:

Ist sie gar nicht überschätzt, oder ist sie am Ende zu klein
um überhaupt überschätzt sein zu können?

Wahrscheinlich ersteres: Sie ist nicht überschätzt, schon weil sie fast nur den linken Intellektuellen näher bekannt sein dürfte :wink:
Gruß,
Branden

Wahrscheinlich ersteres: Sie ist nicht überschätzt, schon weil
sie fast nur den linken Intellektuellen näher bekannt sein
dürfte :wink:

Ach, du meinst diese:

http://www.k-faktor.com/frankfurt/studentenprotest.htm

Wen KANN man gar nicht überschätzen?
Hi Branden,

…und eben gestern noch hatten wir
die Frankfurter Schule
War ihre Nennung nur ein Dummjungenstreich?

Recht hast Du, Ben! Wo ist sie nur geblieben? Oliver hatte sie
als überschätzt genannt. Anscheinend hat er sein Posting
wieder zurück gezogen! Möglicherweise hat er sich eines
Besseren besonnen! :wink:

also ein Dummjungenstreich …?

Ich frage mich gerade, was die die eine bedeutende Leistung der Kandidaten hier ist, wegen der man sie gar nicht überschätzen kann …

Das ist für mich:
bei Kant die Grenzziehung, die Formulierung der Kritik als solche (auch wenn es das schon vorher gab, und auch wenn das nachher neukantianisch, habermasianisch, foucaultianisch, auch freudianisch getoppt wurde)

bei Hegel die Historisierung der Kategorien, damit die radikale Kritik des Formalismus der Kantischen Kritik (auch wenn dann gleich Marx kam und dem einen neuen Twist gab, und Nietzsche der Historie Geist nahm und Fleisch gab; man könnte im Sinne Nietzsches sagen: weniger saufend halluzinieren und mehr fressend wiederkäuen)

für Hegel und Kant gilt m.E. Foucaults schöner Satz: „Kann man noch philosophieren, wo Hegel nicht mehr möglich ist? … Und ist das, was antiphilosophisch ist, unbedingt nicht-hegelianisch“ und Konersmanns Antwort darauf: „Hegel ist immer schon da“

bei Popper: ??? die Historizismus- und Totalitarismus-Kritik ist ok, aber das haben viele vor ihm und viele nach ihm gemacht; die Logik der Forschung? m.E. im Wesen nur alter Wiener Wein in neuen kritisch-rationalistischen Schläuchen; überschätzt finde ich ihn deshalb, weil eine Entwicklungslinie Carnap -> Quine -> Kuhn/Lakatos/Feyerabend/Goodman nie eines Poppers bedurfte hätte, und dennoch die großen Probleme des Logischen Empirismus überwunden hat. Und die Schriften zu den Vorsokratikern aus dem Nachlass? Hmm.

Frankfurter Schule: ??? was ist die eine große Leistung? die Analyse der Kulturindustrie? sicher nicht! die spezifische Variante des Freudomarxismus? am ehesten wohl, aber da taugen mir die Frankreicher (eine Generation später) besser als die Frankfurter. Die ersten Grundlegungen für eine Analytik der Macht (im Sinne Foucaults)? möglicherweise! Negative Dialektik? Nicht wirklich!

Viele Grüße
Franz

Ach, du meinst diese:

http://www.k-faktor.com/frankfurt/studentenprotest.htm

Das, verehrter Walden, wäre die journalistisch-speltakuläre Vulgärvariante, gleichsam also das kirmesartige Volksfest, der Bodensatz seines Inhalts, wenn du so willst. Führt uns aber nicht weiter und desavouiert allerhöchstens die Journaille, selbst wenn es sich diesmal um die Frankfurter Rundschau handeln sollte.
Gruß,
Branden

Du weißt, wie Kants kategorischer Imperativ bereits lange
vorher vom Volksmund definiert wurde?

Bei Kant heißt es:
„Handle so, dass jeder Zeit dein Handeln zur Maxime des
Handelns erhoben werden kann.“

Der Volksmund nennt das ursprünglich so:
„Was du nicht willst, dass dir man tu’, das füg auch keinem
anderen zu.“

Und das ist Unsinn?

Nein, das ist natürlich kein Unsinn. In einem Computer-Gefangendilemma-Turnier in den 80ern hat - damals überraschend - die Strategie „Wie du mir so ich dir“ (tit for tat) gewonnen. Von dieser Formulierung bis zur Regel des Volksmundes muss man nur noch voraussetzen, dass die anderen Spieler vorwiegend tit-for-tat spielen (was in der Realität wohl auch der Fall ist). Man kann mit Hilfe der Spieltheorie leider nicht beweisen, dass diese Strategie wirklich optimal ist, aber sie scheint schon etwas Grundlegendes zu sein. Die Formulierung von Kant dagegen ist rein moralakademisch - Spieler, die diese Strategie spielen, werden früher oder später aussterben.

Das ist es eben: auch die Moral ist ein Resultat der Welt und der Evolution und deshalb am besten deskriptiv zu verstehen. Willkürliche a priori Postulate tragen hier zum Verständnis nicht bei.

Grüße,

Ptee

Hi Ben

überschätzt finde ich ihn deshalb, weil eine
Entwicklungslinie Carnap -> Quine ->
Kuhn/Lakatos/Feyerabend/Goodman nie eines Poppers bedurfte
hätte, und dennoch die großen Probleme des Logischen
Empirismus überwunden hat.

Außerdem finde ich keinen seiner Gedanken originell oder üerzeugend - weder die alberne 3-Welten-Theorie, noch die armen falsifizierten schwarzen Schwäne, noch sonstwas von ihm. (By the way , ich habe neulich eine Kritik über Eccles und Popper:„Das Ich und sein Gehirn“ geschrieben, kannst Du bei amazon anschauen, wenn du das Buch anschaust, ist aber nix Besonderes *gg* weder das Buch, noch meine Kritik *ggg*):

Frankfurter Schule: ??? was ist die eine große
Leistung? die Analyse der Kulturindustrie? sicher nicht! die
spezifische Variante des Freudomarxismus? am ehesten wohl,
aber da taugen mir die Frankreicher (eine Generation später)
besser als die Frankfurter.

Naja, da bin ich nicht so ganz dabei, das weißt oder ahnst Du ja schon :wink:

Negative Dialektik? Nicht wirklich!

Kann ja nicht „wirklich“ sein :wink:
Aber…
ich hoffe, dass noch mher Leute hier beim Thema bleiben *g*
Es grüßt Dich
Branden

Hallo Branden

Überschätzt wird man, wenn man populär und in aller Munde ist. Wahre Philosophen müssen erst versterben, damit sie berühmt und geschätzt werden.

Doch würde ich Karl Marx hier einreihen, da er die theoretische Basis für eine der größten Überschätzungen der Menschheitsgeschichte geliefert hat.

gruß
rolf

Hi, Hammer.

Doch würde ich Karl Marx hier einreihen, da er die
theoretische Basis für eine der größten Überschätzungen der
Menschheitsgeschichte geliefert hat.

Marx war ein analytisches Genie, ohne ihn wäre die Geisteswissenschaft viel ärmer. Leider waren seine praxisbezogenen Lehren daneben, aber das weiß heute jeder - oder fast jeder.

Gruß

Noch´n Plädoyer gegen die Philosophenhatz
Hi.

Frankfurter Schule: ??? was ist die eine große
Leistung?

Sofern man Habermas noch dazu rechnet, sicher seine Theorie der Erkenntnisinteressen und die spätere Kommunikationstheorie mit ihrer Analyse der ins Sprachliche eingebauten rationalen Mechanismen. Ich halte das für klassische Leistungen.

Daß Habermas auf anderen Augen blind ist, spricht nicht gegen ihn. Wie schon woanders gesagt: keiner kann alles. Wichtig sind die originellen Facetten, die einer bietet.

Gruß

Hi.

… weil einige Leute meinen, sie müssten Verteidigungsreden für
ihre Philosophen schwingen.

Tote können sich nicht wehren. Abwesende auch nicht. Also tun´s andere für sie. Ist doch klar.

Nicht Kants oder Hegels oder Poppers Leistungen
sollen hier gewürdigt werden, sondern ich will mal schauen,
warum diese so oft als überschätzt bezeichnet werden. DAFÜR
gibt es nämlich Gründe! Und DIE sind interessant.

Kant wird von denen überschätzt, für die Transzendentes oder Spirituelles nur Phantasien sind. Daß Hegel früher mal überschätzt wurde, versteht sich: seine Texte haben etwas genialisch Rauschhaftes - und sie sind zu 90 % sogar korrekt. Sein Logozentrismus ist geerbter Platonismus - das muß man umbiegen und anders denken.

Statt zu mosern, sollte man besser konstruktiv auf den alten Jungs aufbauen. Man sollte ihnen mehr DANK erweisen. Vielleicht seid ihr alle noch zu jung, um das zu verstehen …

Sorry, aber ich halte Integration einfach für sinnvoller als Schwarzweißmalerei und radikales Ausgrenzen. ALLE bekannt gewordenen Philosophen haben ihre Verdienste. Von Popper ist bei mir nur hängengeblieben, daß eine Theorie so lange gilt, bis sie falsifiziert ist. Verifikationen also Fehlanzeige. Na ja, jedenfalls kein Grund, ihn ans Kreuz zu schlagen.

Gruß

Hi.

Wen haltet Ihr für gnadenlos überschätzt?

Hegel!

Nicht akzeptabel, Herr Kantianer (an anderer Stelle mußte ich übrigens Kant verteidigen, echt ein Pingpongspiel, das hier). Erstens unrichtig in der Sache (wer außer der scharfen Judith B. überschätzt Hegel denn noch?), zweitens undankbar. Der Mann hat Großes geleistet.

Kritik sollte mit Argumenten operieren. Das Abwatschen von Philosophen-Standbildern ohne Argumente ist wenig konstruktiv.

Gruß

Nicht akzeptabel, Herr Kantianer

Non sum!

Der Mann hat Großes geleistet.

Was meinst du damit?

Kritik sollte mit Argumenten operieren.

Wo sind deine?

Das Abwatschen von Philosophen-Standbildern ohne Argumente ist wenig konstruktiv.

Juckt deine Nase?

Ich lese Hegel immer wieder mit Begeisterung und finde sein System atemberaubend. Und über denselben Text kann ich abwechseld Tränen vergießen und mich beim nächsten Mal kringeln vor lachen.

Die Vorrede und die Einleitung zu Phänomenologie! Das muss ihm erst einmal einer nachmachen! Aber …

Und ich mag ihn auch noch als Schwabe!

Gruß Fritz

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Hallo Rolf

Doch würde ich Karl Marx hier einreihen,

Hier war aber nach den „überschätztesten“
und nicht nach den „wirkmächtigsten“
Philosophen gefragt.

Dass Du diese „Wirkmächtigkeit“ hier nicht
wirklich schätzt, ist eine andere (disku-
tierenswerte) Frage.

Unter „überschätzt“ verstehe ich hier,
das im gefragten Zeitrahmen eine Art
Überschätzungs-„Trara“ oder eine Moden-
schau veranstaltet wird oder ein per se
Wert „landläufig“ zugeordnet sei, welcher
bei näherem Hinsehen keinen Bestand hat.

Grüße

CMБ

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Hallo,

[Wen KANN man gar nicht überschätzen?]

[Kant]

Dadurch, daß Du das geschrieben hast,
hat meine „Hypothese“ an Kraft gewonnen …

(Ich borge mir quasi meine Stichhaltigkleit
aus Deinem Ansehen :wink:

Grüße

CMБ

Statt zu mosern, sollte man besser konstruktiv auf den alten
Jungs aufbauen. Man sollte ihnen mehr DANK erweisen.
Vielleicht seid ihr alle noch zu jung, um das zu verstehen …

Auch wenn Du offenbar über 70 bist, bist Du hier nicht von allzu jungen Leuten umgeben, Horst. :wink:

Sorry, aber ich halte Integration einfach für sinnvoller als
Schwarzweißmalerei und radikales Ausgrenzen. ALLE bekannt
gewordenen Philosophen haben ihre Verdienste.

Das steht außer Frage und nicht im Widerspruch zu meinem Anliegen, zu meiner Thread-Eröffnung, zu meiner Fragestellung. Aber es ist in gewisser Weise banal, weil selbstverständlich. Du könntest ebenso sagen: Alle (deutschen) Autohersteller haben gute Autos entworfen o.ä.

Von Popper ist
bei mir nur hängengeblieben, daß eine Theorie so lange gilt,
bis sie falsifiziert ist. Verifikationen also Fehlanzeige. Na
ja, jedenfalls kein Grund, ihn ans Kreuz zu schlagen.

Einer von vielen Gründen, ihn zu kritisieren. Meiner Meinung nach.
Gruß,
Branden

Hallo

Kant war extrem wichtig - er warnte vor wildem Spekulieren und
bodenloser Geisterseherei, d.h. vor all dem, was die
Philosophie vorher so kitschig machte. Er pochte auf Empirie,
und das ist auch gut so. Seine Leistung war kopernikanisch,
wie die von Freud.

Inwieweit ging Kant so über Hume hinaus,
dass es uns heute den Atem raubt?

Wenn man Descartes + Hume zusammenlegt,
was bleibt da, ausser riesigen Text-
mengen und Königsberger Original,
tatsächlich von Kant übrig?

Dies würde mich ernsthaft interessieren.

Grüße

CMБ

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