Der Unsinn des Nichtlebens

Ja, dass ich dies für dich tun musste, war mir schon peinlich.

was sollte mir peinlich sein? Dass du eine reduktionistische (und du hast wohl verstanden, was ich damit meinte?) Äußerung vom Stapel lässt, um dann noch eine zitierte Stelle aus Woher-auch-Immer zu liefern, die noch mehr aus dem Kontext (dem Rahmen, du verstehst?)fällt, als dein plumpes Verhalten? Damit Ende der Durchsage!

Ja, dass ich dies für dich tun musste, war mir schon peinlich.

was sollte mir peinlich sein?

Es ist deiner Oberflächlichkeit beim lesen der Texte zuzuschreiben, warum Missverständnisse beharrlich um sich greifen.

MIR wird es schon wieder eine Peinlichkeit, dir dies vorhalten zu müssen. Ich glaubte auch gewusst zu haben, dass Philosophen ihre eigenen Definitions-Wörterbücher kennen, denn daraus stammt dieses Zitat, was dir so auf den Magen schlägt.

Deine Beharrlichkeit verrät, dass du ein sehr stolzer Mensch und auch etwas rechthaberisch veranlagt zu seien scheinst, - wegen der Beharrlichkeit, die nun wiederum eine Tugend ist.

Sich in Expertensprache zu verständigen, beinhaltet die Gefahr, sich selbst nicht mehr zu verstehen, weil man nie sicher sein kann, ob man einen wirklichen Experten gegenüber hat, der einem weiterhilft beim Erreichen von Wohgefühlen.

Hallo iceage! Was Du zum Kleinen Prinz geschrieben hast, kann ich nachvollziehen und bin damit zufrieden.

Jeder Mensch müsste fähig sein, von diesem Besonderen zum
Allgemeinen zu gelangen, wenn er nur von seinen Sinnen einen
entsprechenden Gebrauch machen könnte. Gefühle, Erleben,
Erinnerung, Erfahrung, Reflexion und Denken im Sinne aller
(vom Besonderen zum Allgemeinen), also Urteilsfähigkeit…
Solange diese menschlichen Fähigkeiten nur ein „Privileg“
bestimmter Menschen bleibt, wird es nur im kleinen Kreis
kommunizierbar sein.

Ich nehme stark an, daß sich dieser vermutete kleine Kreis stark vergrößern läßt, wenn man für entsprechende Aufklärung sorgt.

Entweder müsste ein solcher Kreis die politische
Entscheidungsmacht gewinnen, was zu der schwierigen Frage
führt: Wie lässt sich z.B. eine Gruppe urteilsfähiger Menschen
„wählen“, die dann für alle (politisch) handeln? Das geht nur,
wenn „unten“ Menschen sind, die ebenfalls urteilsfähig sind,
oder?

Sowas funktioniert relativ gut, solange die Distanz zwischen den Partnern nicht zu groß wird und damit die Kommunikation so träge, daß Informationen nicht mehr der Wahrheit entsprechend ankommen. Ich sehe z. B., daß die politische Arbeit der Basis besser funktioniert als die ganz oben, weil an der Basis die Kontrolle über das Geben und Nehmen besser funktioniert.

Oder vielleicht stimmt das politische System der Demokratie
auch nicht, wie wir es kennen? Zumindest lässt sich
wahrnehmen, dass unser politisches System mit vielen
Schwierigkeiten mehr schlecht als „recht“ zurande kommen kann.

Unser demokratisches System läßt in der Tat zu wünschen übrig. Das liegt aber nur daran, daß wir eine Gewaltenteilung vermuten, die defakto so nicht funktioniert, wie sie gemeint ist. Grund dafür sind administrative und kollektive Ignoranzerscheinen, die mit der Trägheit von komplizierten Kommunikationssystemen zusammenhängen. Alle unguten Erscheinungen dabei lassen sich sehr gut beeinflussen, weil unser gesamtes gesellschaftliches Gewusel in massenhafte Einzelpartnerschaften zerfällt, in welchem die jeweils gegenüberstehenden Partner mehr Einfluß aufeinander nehmen können, als sie wahrhaben wollen.

Ignoranz… ja, die Unfähigkeit, zu abstrahieren vom
Besonderen zum Allgemeinen… Terror… den hatten wir hier
auch vor nicht all zu langer Zeit als Staatssystem. Wenn
Menschen nicht urteilen können, dann nehmen sie das jeweils
gerade bestehende Gesetz als unzweifelhaften Maßstab. Wo
Menschen urteilsfähig sind, könnte ein solches System –
könnten andere Formen des Terrors - nicht entstehen.

Ich denke, daß allein die mangelnde Urteilsfähigkeit das kleinere Problem dabei ist. Es sind Unterlegenheitsgefühle, die im Machtkampf jeder Partnerschaft zu Balanceverletzungen führen, die dann über Kumulations- Verkettungs- und Masse-Effekte zu Konflikten führen.

Verständigungshandicap… ja, wenn in dem komplexen
Zusammenwirken von bestimmten "Sinnesfähigkeiten - eine
Störung vorliegt, wird der Prozess der Urteilsfähigkeit
unterbrochen.

Du schriebst:
„Kennst Du einen Menschen, der […] sich auch nach scharfem
Nachdenken nicht davon überzeugen läßt, daß das bloße
Beschreiten eines Weges ohne die Wahrnehmung sonstiger
Wohlgefühle außer dem Bewußtsein, einen Weg zu beschreiten,
Wohlgefühle verursacht?“

Ein solcher Mensch wird nicht über Steine stolpern; es wird
keinen Gegenstand auf seinem Weg geben, dem er sich zuwenden
kann und er würde außerhalb jeglicher Sinneswahrnehmung (und
allen Folgen bis hin zur Urteilsfähigkeit) existieren -
abgeschnitten von sich und der Welt… er könnte weder
Wohlgefühl noch Unwohlgefühl empfinden, weil es nichts gäbe,
womit er in Berührung käme.
Die Fähigkeit, sich in Beziehung zu setzen, bildet die
Grundvoraussetzung, um zur Verantwortung zu gelangen…
Antworten kann man nicht in der Isolation, nur in der
Gemeinschaft.

Dann sind wir auch hier einer Meinung.

Ich lebe, um zu leben… könne auch heißen: Ich gehe einfach
drauf los, und was mir begegnet, das nehme ich hin. Es ist
Schicksal!
Die Art des Denkens könnte ein Problem bekommen, wenn es darum
geht, was uns Menschen zu handlungs- und urteilsfähigen
Menschen macht?

Das kann gar nicht funktionieren, weil es zahlreiche Mechanismen gibt, die uns automatisch auf Wohlgefühle zuschieben und von Unwohlgefühlen fernhalten. Leider können diese Mechanismen ganz schön und raffiniert gestört sein, was man z. B. auf die Rasanz unseres Wissenszuwaches zurückführen kann, die das limbische System durcheinanderbringt, eine Steuerungseinheit für unsere tendenziösen Wahrnehmungen und Entscheidungen.

Ich lebe, um zu leben… könnte auch heißen: Ich gehe und was
ich wahrnehme, nehme ich an. Es bringt mich nichts so zur
Verzweiflung, dass ich keine Lust mehr hätte, weiter zu gehen,
denn die Hoffung stirbt zuletzt und ich bin imstande, zu
handeln, wenn es drauf ankäme!
Diese Art des Denkens könnte eine sein, die von
Charakterstärke geprägt ist, denn – egal, was auch kommen mag
– dieser Mensch versteht es, sich in Beziehung zu setzen,
vielleicht, weil er eine Art Urvertrauen entwickelt hat und
sein Leben liebt, wie der „kleine Prinz“ seine kostbare,
einmalige „Rose“?

Solch Verhalten ist in jedem Falle vom Verhalten der Partner abhängig. Leider ist das vielen nicht bewußt genug, weshalb sie sich auch kaum mit dem alles beherrschenden partnerschaftlichen Aspekt ihrer Aktivitäten beschäftigen. Ihr Ego begünstigt das, genauso wie das fundamentale Verständigungshandicap, das ja nicht so bedeutsam geworden wäre und sich so raffiniert verstecken könnte, wäre es bekannter.

Unpartnerschaftliches Verhalten mit wenigen Kopfgriffen in
partnerschaftliches Verhalten umwandeln, wie du sagst, setzt
eine gehörige Portion an all dem voraus, was ich versucht
habe, zu schildern, oder?

Für den einen ist es leicht, denn er hat die Erfahrung
vollzogen, die „Rose“ zu lieben. Für den anderen ist es schier
unmöglich, denn es fehlt ihm vielleicht die Basis, sich
vorzustellen, wie es wäre, der „kleine Prinz“ zu sein?

Gruß – iceage

Richtig, aber die gehörige Portion von all dem, was Du dargelegtest an Möglichkeiten und Voraussetzungen, Menschen beim Beschreiten ihrer Wege glücklich machen, könnte bei sehr vielen Menschen entstehen, wenn sie wüßten, worauf sie achten sollten. Da es nur wenig ist, worauf zu achten ist, sind die Chancen auf rasche Änderungen gewaltig.

Hallo Ulf,

wenn man davon ausgeht, dass an der „Basis“ eher ein echtes Interesse daran herrscht, die „Wahrheit“ (tatsächlich bestehende soziale, ökonomische, politische Zusammenhänge) zu äußern und zu ver-handeln, dann wäre vielleicht ein demokratisches System auf der kommunalen Ebene viel besser - als die momentane Entwicklung der Interessengemeinschaften vom Staat, in die Staatenbünde, in die Weltmächte?

Man kann das vielleicht gerade mit den Bemühungen auf dem Energiesektor vergleichen? Im Grunde führt - so meine Beobachtung - ein Weg zur verantwortungsbewussteren Nutzung dahin, dass jeder Haushalt letztlich unabhängig von Energiekonzernen Strom und Wärme beziehen müsste. Das bedeutet, die Angelegenheit würde eher auf der unmittelbaren Ebene gelöst werden, nicht auf einer so komplexen, die man nicht mehr „durchschauen“ kann, deren Folgen man nicht ermessen kann.

Statt diese vernünftigeren Konzepte ordentlich zu unterstützen, findet man aber andere Formen der „werbenden Aufklärung“ vor. Da wirbt ein großer Konzern etwa für die Nutzung von Wasserkraft am Meeresgrund; man sieht es nicht, man hört es nicht - so ähnlich die Aussage dort. Mag naiv sein, aber was mir als erstes in den Sinn kam: Und was ist mit den Meeresbewohnern, die durch solche Anlagen wahrscheinlich „geschreddert“ werden?
Wie viele Menschen würde denken: „Toll, ich muss es nicht sehen und es macht keinen Lärm! Das muss ja richtig ökologisch sein.“
Wie viele Menschen würden denken: „Hm, ob das alles so ökologisch ist, wie es verkauft werden soll?“

Oder: Man sieht z.B. (durch ein Fernsehgerät, das eines Tages auch „entsorgt“ wird), wie - so neulich in einem Bericht - jeden Monat ca. 2600 Tonnen Elektroschrott in einem afrikanischen Staat abgeworfen werden; so lösen bestimmte Staaten ihre Probleme… Nun weiß ich es aber, und damit beginnt mein Unwohlsein und mein Gewissen zu sprechen.

Was ich damit sagen will: Die „Logik“ könnte für viele Menschen sein, dass, je weniger ich weiß, um so wohler ist mir?

Der Prozess der Erlahmung von an Tatsachen orientierter Kommunikation lässt sich unterbrechen durch „Aufklärung“; aber ob es auch dazu führt, dass alle, die es „nun wissen“, nie wieder einen Fernseher, eine DVD-Player, eine Playstation etc. kaufen werden oder alles daran setzen, Wege finden, um dieses Problem vernünftig zu lösen?

Du sagst, es sei wenig, worauf man achten müsste… Wie ließe sich das für alle zugänglich machen? In einer Art „Konzeption der partnerschaftlicher Kommunikation“?

Gruß - iceage

Hallo Ulf,

wenn man davon ausgeht, dass an der „Basis“ eher ein echtes
Interesse daran herrscht, die „Wahrheit“ (tatsächlich
bestehende soziale, ökonomische, politische Zusammenhänge) zu
äußern und zu ver-handeln, dann wäre vielleicht ein
demokratisches System auf der kommunalen Ebene viel besser -
als die momentane Entwicklung der Interessengemeinschaften vom
Staat, in die Staatenbünde, in die Weltmächte?

Hallo iceage,

ich gehe davon aus, daß nicht nur an der Basis echtes Interesse da ist, die Wahrheit zu
leben, was für mich bedeutet, die Ereignisse so managen, daß Zufriedenheit für alle möglich
wird.

(Wahrheit ist einfach. Kompliziert ist nur, sie gut zu verstecken. Wahr ist, was sich
ereignet, nicht immer, was wir wahrnehmen.)

Warum Wahrheitsmanagement oder gerechtes Interessenmanagement oft nicht funktioniert und die
„unten“ besser beherrschbaren demokratischen Systeme nach oben hin oder über Ländergrenzen
hinaus schlechter beherrschbare Interessengemeinschaften, Staatenbünde und Weltmächte
produziert, liegt an subtilen Wahrheitsverzerrungen in sämtlichen Partnerschaften, die so
miteinander verknüpft sind, und in welchen sich Machtprobleme so negativ auswirken, daß durch
Verkettung widriger Umstände, durch Kumulations- und Masseeffekte auch die großen Probleme
unserer Zeit entstehen.

Vermeiden ließen sich die, genauso wie die kleinen, nur durch besseres Beherrschen einzelner
Partnerschaften. Damit entstünde eine hervorragende Basis zur Kontrolle aller
darübergeordneten Systeme, die sich zwangsläufig bilden, aber nur an mangelhafter Kontrolle
kranken.

Man kann das vielleicht gerade mit den Bemühungen auf dem
Energiesektor vergleichen? Im Grunde führt - so meine
Beobachtung - ein Weg zur verantwortungsbewussteren Nutzung
dahin, dass jeder Haushalt letztlich unabhängig von
Energiekonzernen Strom und Wärme beziehen müsste. Das
bedeutet, die Angelegenheit würde eher auf der unmittelbaren
Ebene gelöst werden, nicht auf einer so komplexen, die man
nicht mehr „durchschauen“ kann, deren Folgen man nicht
ermessen kann.

Ich denke nicht, daß die schlechte Durchschaubarkeit problematisch ist, sondern die
eingeschränkte Möglichkeit, durchschaute oder sich anbahnende Fehlentwicklungen zu
beeinflussen. Die Kommunikationsmöglichkeiten wären längst vorhanden, um sogar komplexe
Abhängigkeitsstrukturen so zu steuern, daß bei sämtlichen Partizipanten die Möglichkeit
verantwortlicher Einflußnahme bestünde.

Als Endverbraucher kann ich meinen Endlieferanten um Aufklärung bitten, wie sich
beispielsweise die Kosten zusammensetzen, woher die Leistung kommt, welche Wege sie nimmt und
wer auf welche Weise und mit welchem Vorteil oder Nachteil beteiligt ist. Mein Lieferant kann
genauso kontrollierend einwirken auf seine Partner, und das kann bis ganz nach oben so
funktionieren, daß ein allseits anerkanntes Geben und Nehmen abläuft, das sich als System in
alle weiteren einfügt, ohne sich zu zerstören oder andere zu beschädigen.

Statt diese vernünftigeren Konzepte ordentlich zu
unterstützen, findet man aber andere Formen der „werbenden
Aufklärung“ vor. Da wirbt ein großer Konzern etwa für die
Nutzung von Wasserkraft am Meeresgrund; man sieht es nicht,
man hört es nicht - so ähnlich die Aussage dort. Mag naiv
sein, aber was mir als erstes in den Sinn kam: Und was ist mit
den Meeresbewohnern, die durch solche Anlagen wahrscheinlich
„geschreddert“ werden?
Wie viele Menschen würde denken: „Toll, ich muss es nicht
sehen und es macht keinen Lärm! Das muss ja richtig ökologisch
sein.“
Wie viele Menschen würden denken: „Hm, ob das alles so
ökologisch ist, wie es verkauft werden soll?“

Hier machen es sich die meisten zu bequem mit der Wahrheit und sollten sich dann nicht
wundern, wenn die daraus resultierenden Folgen ihnen viel mehr Aufwand abverlangen als
verträglich. Was zwischen Konzernchefs und Endabnehmern abläuft mithilfe von Werbung oder
sonstiger eigeninteressengesteuerter Informationmanipulation, läuft auch in allen anderen
Partnerschaften ab und läßt sich durch ein bißchen Sorgfalt beim Informationsaustausch über
das Geben und Nehmen zufriedenstellend für alle gestalten.

Wer beispielsweise Zweifel am Nutzen irgendwelcher Dinge hat, für die er sich engagieren soll,
oder die er mit seinem Geld unterstützt, hat sich nicht gut genug informiert.

Oder: Man sieht z.B. (durch ein Fernsehgerät, das eines Tages
auch „entsorgt“ wird), wie - so neulich in einem Bericht -
jeden Monat ca. 2600 Tonnen Elektroschrott in einem
afrikanischen Staat abgeworfen werden; so lösen bestimmte
Staaten ihre Probleme… Nun weiß ich es aber, und damit
beginnt mein Unwohlsein und mein Gewissen zu sprechen.

Was ich damit sagen will: Die „Logik“ könnte für viele
Menschen sein, dass, je weniger ich weiß, um so wohler ist
mir?

Der Prozess der Erlahmung von an Tatsachen orientierter
Kommunikation lässt sich unterbrechen durch „Aufklärung“; aber
ob es auch dazu führt, dass alle, die es „nun wissen“, nie
wieder einen Fernseher, eine DVD-Player, eine Playstation etc.
kaufen werden oder alles daran setzen, Wege finden, um dieses
Problem vernünftig zu lösen?

Hier beschäftigst Du dich fokussierend mit einem Problem, das nicht existieren würde, wenn es
in den meisten Partnerschaften mit der Verständigung klappen würde. Dieses Problem durch
Veränderung einiger Parameter anzugreifen, wird immer andere Probleme erzeugen, weil alle
Systeme mit anderen zusammenhängen und keines gravierende Änderungen so kompensieren kann, daß
es keine einfach kompensierbaren Auswirkungen auf andere hat.

Die einzige Möglichkeit ist, daß wir uns darum bemühen, in möglichst vielen Partnerschaften
durch verbesserte Kommunikation so viel Verantwortung und Zufriedenheit herzustellen, daß sich
alles „von alleine“ reguliert.

Wird Elektroschrott irgendwo entsorgt, sind eine Menge Partner daran beteiligt, die das nicht
zulassen würden, wenn alle verantwortungsvoll handeln und die Bedürfnisse aller anderen im
Auge behalten. Wenn ich mir jedes Jahr einen neuen DVD-Player kaufe, weil der alte defekt oder
überholt ist und ein neuer so billig, daß sich eine Reparatur nicht lohnt, habe ich mir zu
wenig Mühe gegeben, einen DVD-Player ausfindig zu machen, der eine bessere Qualität hat und
der so entsorgt wird, daß ich weiterhin gut schlafen kann.

Mein letzter Fernseher, der sich sogar an einer Autobatterie betreiben ließ, weil er sehr
wenig Strom brauchte, hatte 25 Jahre auf dem Buckel, bis ich ihn entsorgen mußte. Er war ein
Gerät der Spitzenklasse von Panasonic und hatte mal 1.300 DM gekostet. Andere kaufen in dieser
Zeit 5 Geräte, verbraten dafür jede Menge Zeitaufwand und haben dann Vorteile, auf die man
auch verzichten kann, beispielsweise Teletext. Ich kann als verantwortungsbewußter Verbraucher
meinen Händler auch nach einer Garantie von 5 Jahren fragen und damit eine entsprechende
Nachfrage erzeugen.

Du sagst, es sei wenig, worauf man achten müsste… Wie ließe
sich das für alle zugänglich machen? In einer Art „Konzeption
der partnerschaftlicher Kommunikation“?

Gruß - iceage

Auf was man achten muß, um das Geben und Nehmen, auf das es ja ankommt, um alle Partner
zufriedenzustellen, egal, was sie tun oder planen, gerechter zu gestalten, ist so wenig, daß
ich an einer Konzeption arbeite, um die Skepsis zu beseitigen.

Ich habe durch Analyse sehr vieler Frustrationsfälle herausgefunden, daß wir unser Augenmerk
nur auf ein einziges Verständigungshandicap richten müßten, um mit unseren Partnern zufrieden
zu werden und Reibungsverluste so zu reduzieren, daß ein Höchstmaß an Effizienz entstünde bei
allem, was wir umsetzen.

Im Forenbereich Psychologie habe ich dazu einen Beitrag geschrieben und etwas frech inzwischen
auch eine Zusammenfassung an die Antworten gehängt, weil niemand etwas gegen mein Patentrezept
sagen konnte.

Startbeitrag:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
393728&archived=1
ZUSAMMENFASSUNG: http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarticl…

Wäre nett, iceage, Du würdest mir was dazu sagen!

Grüße
vom Weissbisselwas

Hallo Ulf,

auf der zweiten von dir angegebenen Seite fand ich die folgende Aussage von dir:

„Es gibt nur ein einziges fundamentales Handicap für alle Probleme: Unsere Behinderung durch unsere Autonomität, unsere Distanz zu unseren Partnern, ihre Bedürfnisse intensiv genug wahrzunehmen und ihre Leistungen für uns, die zum gerechten Ausgleich des Gebens und Nehmens
nötig sind, der Wahrheit entsprechend zu bewerten.“

Damit kann man sicher an einiges anschließen…
Du benennt „Autonomie“ als Grund für eine „Behinderung“(= „fundamentales Hadicap“)… das ist bemerkenswert, weil man üblicherweise unter dem Begriff „Behinderung“ ja etwas anderes fasst?

Der Begriff umschreibt im herkömmlichen Sinn - so würde ich sagen - ja eher eine Beeinträchtigung derjenigen Menschen, denen man eine Behinderung einschreibt… was zumeist diejenigen vornehmen, die sich selbst nicht in einer der systematisierten Bereiche als „behindert“ wahrnehmen.
Insofern stellt der Begriff bei dir keinen Zusammenhang zu einer Pathologisierung dar, sondern du verwendest ihn, um damit zu verdeutlichen, dass im Grunde eine fundamentale, eine sozusagen übergreifende Form von Handicap besteht?

Wieder bemerkenswert… du koppelst dieses Handicap an den Begriff „Autonomie“… wobei „Autonomie“ ein Wert ist, der sicher vielen Menschen als erstrebenswert erscheint in der Weise, sich von anderen abzugrenzen.
Da rührst du vielleicht auch an einen ganz empfindlichen Punkt?
Herkömmlich (psychologisch) betrachtet, stellt „Autonomie“ wohl eine fundamentale Bedingung dar; es gilt, sich aus den Abhängigkeiten heraus und hin zu einem „erwachsenen“ Menschen zu entwickeln, und dieses „Prinzip“ verleugnet, dass wir alle immer von etwas/ von anderen abhängig sind.
„Erwachsen“ ist dann der, der es schafft, sein Leben so einzurichten, dass er in allen Lebensbereichen sowas wie ein „durchsetzungsstarkes Subjekt“ wird, das sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt… eine Form der Autonomie, die auf Kosten anderer geht?

Wenn die Menschen, die sich über ein zweifelhaftes Autonomie(selbst-)Konzept definieren, erschüttert würden… ja, dann könnten sie vielleicht wahrnehmen, dass sie sich selbst schlagen, wenn sie „Schwächere“ schlagen… oder dann könnten sie erkennen, dass sie mit ihrem Wahn, noch mehr Bequemlichkeit, noch mehr Luxus zu erkaufen, sich ihr eigenes Grab schaufeln?

Da ich nicht davon ausgehe, dass solche Menschen aus sich selbst heraus das Bedürfnis entwickeln werden, andere - wie du sagst - intensiver wahrzunehmen, müssten sie durch zunächst äußere Faktoren derart ins Wanken geraten, dass sie gezwungen würden, ihre vermeintliche Autonomie, Machtposition, auch Gewaltherrschaft aufzugeben?
Sowas passiert nur, wenn Menschen an existentielle Grenzen geraten, wenn sie nicht mehr (weiter) können, wenn sie einen Zusammenbruch all dessen erfahren, was sie als „sicher und selbstverständlich“ wahrnahmen?
Denn wer sollte ein gerechtes Geben und Nehmen wollen, solange er es „sich leisten kann“, z.B. 5000 Hektar allein durch seine Villa mit Park zu vereinnahmen, während in eben dem selben Land dieses „Gutes“ fast nebenan Menschen auf Müllbergen über-leben? Und da muss man nichtmal so weit gehen… auch ein Otto-Normal-Verbraucher ist schon zufrieden, wenn er sein 140 Quadratmeter-Haus irgendwo bauen kann, während er doch weiß, dass die Armut in Deutschland nicht gerade ein verschwindendes Problem darstellt… Oder: Wer sollte ein gerechtes Geben und Nehmen wollen, solange er zu Hause z.B. seine Frau krankenhausreif schlagen kann und damit seine schwach ausgeprägte „Autonomiefähigkeit“ in eine momenthafte Steigerung seines Wohlbefindenes durch Aggessionsabbau kompensieren kann?

Man müsste also erstmal dafür sorgen, dass ein Bedürfniss danach aufkommt, diese Form von „Autonomie“ aufzugeben?
Wie will man das erreichen, so dass wirklich ein allumfassendes partnerschaftliches Prinzip entstünde?

Gruß - iceage

Hallo Ulf,

auf der zweiten von dir angegebenen Seite fand ich die
folgende Aussage von dir:

„Es gibt nur ein einziges fundamentales Handicap für alle
Probleme: Unsere Behinderung durch unsere Autonomität, unsere
Distanz zu unseren Partnern, ihre Bedürfnisse intensiv genug
wahrzunehmen und ihre Leistungen für uns, die zum gerechten
Ausgleich des Gebens und Nehmens
nötig sind, der Wahrheit entsprechend zu bewerten.“

Hallo iceage, damit hast Du meine wesentliche Erkenntnis gefunden.

Damit kann man sicher an einiges anschließen…
Du benennt „Autonomie“ als Grund für eine „Behinderung“(=
„fundamentales Hadicap“)… das ist bemerkenswert, weil man
üblicherweise unter dem Begriff „Behinderung“ ja etwas anderes
fasst?

Der Begriff umschreibt im herkömmlichen Sinn - so würde ich
sagen - ja eher eine Beeinträchtigung derjenigen Menschen,
denen man eine Behinderung einschreibt… was zumeist
diejenigen vornehmen, die sich selbst nicht in einer der
systematisierten Bereiche als „behindert“ wahrnehmen.
Insofern stellt der Begriff bei dir keinen Zusammenhang zu
einer Pathologisierung dar, sondern du verwendest ihn, um
damit zu verdeutlichen, dass im Grunde eine fundamentale, eine
sozusagen übergreifende Form von Handicap besteht?

Richtig, ich meine den Begriff „Behinderung“ nicht wertend im pathologischen Sinne, sondern
einfach als eine Erschwernis beim Erreichen eines ganz bestimmten Zieles, das ich als
fundamentales Ziel aller wahrnehmbaren Existenzen erkenne. Ich weiß, das hört sich „behindert“
an, ist es aber nicht. Ich kann dazu auf etliche Diskussionen verweisen. Bis heute hat noch
niemand geschafft, mich von dieser Erkenntnis abzubringen.

Es ist die Erkenntnis, daß wir alle nur einem Ziel folgen. Dieses Ziel ist im einfachsten
Falle bei den kleinsten Bestandteilen unseres Universums das bißchen Freude bei der bloßen
Wahrnehmung von Energie. Und diese Wahrnehmungsfreude entwickelte sich bis hin zu so
komplizierten Wohlgefühlkomplexen wie Liebe. Ich bin davon überzeugt, daß alles nur dem Ziel
folgt, Wohlgefühle wahrzunehmen, was nur über die Wahrnehmung von Unterschiedsgefühlen
(Unwohlgefühlen im weitesten Sinne) möglich ist. Die Vorgänge dabei lassen sich nur über
Kommunikation steuern, und auf dieses mächtige Werkzeug bezieht sich auch das fundamentale
Handicap, von dem ich spreche.

Wieder bemerkenswert… du koppelst dieses Handicap an den
Begriff „Autonomie“… wobei „Autonomie“ ein Wert ist, der
sicher vielen Menschen als erstrebenswert erscheint in der
Weise, sich von anderen abzugrenzen.
Da rührst du vielleicht auch an einen ganz empfindlichen
Punkt?
Herkömmlich (psychologisch) betrachtet, stellt „Autonomie“
wohl eine fundamentale Bedingung dar; es gilt, sich aus den
Abhängigkeiten heraus und hin zu einem „erwachsenen“ Menschen
zu entwickeln, und dieses „Prinzip“ verleugnet, dass wir alle
immer von etwas/ von anderen abhängig sind.
„Erwachsen“ ist dann der, der es schafft, sein Leben so
einzurichten, dass er in allen Lebensbereichen sowas wie ein
„durchsetzungsstarkes Subjekt“ wird, das sich nicht die Butter
vom Brot nehmen lässt… eine Form der Autonomie, die auf
Kosten anderer geht?

Was wir anstreben unter dem Begriff Autonomie ist im besten Falle eine weitgehende Annäherung
an Unabhängigkeit, Selbständigkeit, da wir ohne das Zutun anderer nichts erreichen. Selbst
wenn wir ganz alleine sind und es uns scheint, wir wären losgelöst von allem, vor allem von
motivierenden oder bremsenden Einflüssen, scheint uns das nur so. Denn um uns herum laufen
ständig eine Unzahl von partnerschaftlichen Aktivitäten mit vielfältigen Ereignissen ab, die
uns und alles andere leben lassen. So brauchen wir z. B. ständig den Lebenspartner „Luft“, den
wir tunlichst nicht schlecht behandeln sollten, damit er uns möglichst lange mit dem versorgt,
was unsere Lungen unserer „Pumpe“ an Wohlgefühlen zuschanzen, damit die, auch gar nicht so
autonom, arbeiten kann.

Ich meine mit Autonomie mehr unsere Schwerfälligkeit, die Bedürfnisse und Leistungen unserer
Partner wahrzunehmen, weil wir nicht über Nervenstränge oder Datenleitungen mit ihnen
verbunden sind. Folglich müssen wir uns ein wenig anstrengen, um unseren Partnern unsere
Bedürfnisse und Leistungen der Wahrheit entsprechend zu übermitteln. Das ist nicht einfach,
weil dazu das egoistische Prinzip überwunden werden muß, das uns und alles andere beherrscht
und zu Knechten raffinierter Wohlgefühlsteuerung macht.

Eine absolute Autonomie gibt es nicht, geht man mal von den Bausteinen von allem aus, die ja
nicht unwichtig sind und alles bestimmen, was wir darstellen und was uns umgibt, weil alles
unverschwindbar in der Kohärenzfalle Welt miteinander verbunden ist. Insofern ist schon
mangelndes Bewußtsein dazu eine Behinderung. Die erschwert nämlich den vollkommenen
interaktiven Prozeß des so immens wichtigen Gebens und Nehmens, um den sich alles dreht in
unserer Welt der polaren und polarisierenden Kräfte.

Wenn die Menschen, die sich über ein zweifelhaftes
Autonomie(selbst-)Konzept definieren, erschüttert würden…
ja, dann könnten sie vielleicht wahrnehmen, dass sie sich
selbst schlagen, wenn sie „Schwächere“ schlagen… oder dann
könnten sie erkennen, dass sie mit ihrem Wahn, noch mehr
Bequemlichkeit, noch mehr Luxus zu erkaufen, sich ihr eigenes
Grab schaufeln?

Ein wunderschöner Gedanke, der sich bestimmt realisieren läßt, weil bereits mit entstehendem
Bewußtsein über das Vorhandensein eines fundamentalen Handicaps bei der Verständigung mit
allen möglichen Partnern die oft subtil genossene Bequemlichkeit (zu wenig eigene Leistung für
den Partner) und die schnell in unerfüllte Sehnsucht (= Unwohlgefühl) umgewandelte Lust auf
mehr Luxus, Partner so aggressivieren kann, daß sie sich gegenseitig ihr Grab schaufeln.

Erstaunlich und ungemein hoffnungsvoll ist, daß dann die Überwindung dieses Handicaps nach
Auslöschung unserer Irrmeinung über die Vorteile der defakto nicht existierenden Autonomie
ungeheure Zufriedenheitszuwächse ermöglicht, weil nämlich Unzufriedenheit über viele kleine
Schritte, über Partnerverknüpfungen und Masse-Effekte entsteht, der Verzicht auf kleine,
verschmerzbare Vorteile also relativ einfach ist …!

Da ich nicht davon ausgehe, dass solche Menschen aus sich
selbst heraus das Bedürfnis entwickeln werden, andere - wie du
sagst - intensiver wahrzunehmen, müssten sie durch zunächst
äußere Faktoren derart ins Wanken geraten, dass sie gezwungen
würden, ihre vermeintliche Autonomie, Machtposition, auch
Gewaltherrschaft aufzugeben?
Sowas passiert nur, wenn Menschen an existentielle Grenzen
geraten, wenn sie nicht mehr (weiter) können, wenn sie einen
Zusammenbruch all dessen erfahren, was sie als „sicher und
selbstverständlich“ wahrnahmen?
Denn wer sollte ein gerechtes Geben und Nehmen wollen, solange
er es „sich leisten kann“, z.B. 5000 Hektar allein durch seine
Villa mit Park zu vereinnahmen, während in eben dem selben
Land dieses „Gutes“ fast nebenan Menschen auf Müllbergen
über-leben? Und da muss man nichtmal so weit gehen… auch ein
Otto-Normal-Verbraucher ist schon zufrieden, wenn er sein 140
Quadratmeter-Haus irgendwo bauen kann, während er doch weiß,
dass die Armut in Deutschland nicht gerade ein verschwindendes
Problem darstellt… Oder: Wer sollte ein gerechtes Geben und
Nehmen wollen, solange er zu Hause z.B. seine Frau
krankenhausreif schlagen kann und damit seine schwach
ausgeprägte „Autonomiefähigkeit“ in eine momenthafte
Steigerung seines Wohlbefindenes durch Aggessionsabbau
kompensieren kann?

Man müsste also erstmal dafür sorgen, dass ein Bedürfniss
danach aufkommt, diese Form von „Autonomie“ aufzugeben?
Wie will man das erreichen, so dass wirklich ein
allumfassendes partnerschaftliches Prinzip entstünde?

Gruß - iceage

Ich glaube nicht, daß wir erst wieder einen Massenabsturz von unseren Glücksbergen brauchen,
womit ich einen Krieg, einen Wirtschaftskollaps oder eine Naturkatastrophe größeren Ausmaßes
meine. Ich bin davon überzeugt, daß wir mit massenhafter Aufklärung bei sehr vielen
Zeitgenossen so viel Sensibilität für eine bessere Beachtung der partnerschaftlichen
Wahrnehmung erreichen können, daß eine allgemeine Grundzufriedenheit entsteht, auf der dann
viele weitere positive Effekte entstehen und um sich greifen. So wie es Teufelskreise gibt, in
welchen ein Handicap das andere ermöglicht, gibt es auch eine Umkehrung mit entsprechender
Potenzierung angenehmer Erscheinungen.

Da zum verständnisvolleren Umgang miteinander nur einige wesentliche Kommunikationsgeheimnisse
beachtet werden müssen, ist es auch für Menschen mit mangelhafter Bildung möglich, sehr viel
zu ändern in ihrer direkten Umgebung, und wenn mal gute Erfahrungen damit gemacht sind, lassen
sich auch gute Erfahrungen mit distanzierteren Partnern anschließen.

Ich habe schon einige Erfahrungen mit einer dazu entwickelten Kognitionsmethode entwickelt,
die allerdings auf Fälle beschränkt ist, wie Du sie zuvor als wohlwollende Interessengruppe
beschrieben hast: Menschen, die sich mit massiven Problemen und Konflikten herumschlagen.

Na, wir sind gut vorangekommen, finde ich. Genug Interesse auf beiden Seiten reicht oft schon,
um Unmögliches zu ermöglichen (oder Mögliches zu verunmöglichen) … :wink:

Grüße vom
Weissbisselwas
der vielleicht noch ein bissel was weiss

Hallo Ulf,

du meinst, man könnte diese Beeinträchtigung auf der kognitiven Ebene lösen? Also bewusst zu lernen, die „Schwerfälligkeit“ aufzugeben und sich stattdessen auch mehr anzustrengen (anstrengen zu wollen), die authenischen (wahrheitsgemäßen) Bedürfnisse zu äußern?

Ja, dazu müsste man das egoistische (egozentrische) Prinzip aufgeben, durch das andere sozusagen als Objekte zur Erlangung nicht authentischen Bedürfnisse wahrgenommen werden.

An die Stelle müsste die Fähigkeit zur selbst-kritischen Reflexion treten können… All die trügerischen Wahrnehmungen und Annahmen davon, man sei ja nicht selbst verantwortlich, sondern andere… man könnte ja nichts dafür, dass man nicht ausreichend informiert sei, nicht partnerschaftlich agiere… all die nicht authentischen Wohlgefühle, die u.a. dem Zweck dienen, sich selbst „in Unschuld zu waschen“.
Wer also nichtpartnerschaftlich agiert, müsste sich seines Handicaps bewusst werden und daraus das Bedürfnis entwickeln, eine andere Positionierung einnehmen zu wollen… Das kann aber auch bedrohlich wirken, oder? Den eigenen egozentrischen Standpunkt aufzugeben und sich zu „öffnen“, auch dafür, dass man bisher falsch lag.

Denkst du, dass man diese Bedrohlichkeit durch kognitive Strategien in den Griff bekommen kann?
Vielleicht durch Bewusstwerdung der eigenen Unzufriedenheit, also damit über den Weg des fühlbar gemachten Empfindens in z.B. der Form einer unerträglichen Leere dabei, andere als bloße Objekte wahrzunehmen? Der Einsicht, selbst auch nur Objekt zu sein?

Das würde vielleicht auch heißen, dass man anderen eine sehr hohe Toleranzgrenze an (zunächst einmal) unerträglichen Gefühlen zumutet?

Die Kognition greift dann über das Empfinden von darüber wahrnehmbaren nicht authentischen Gefühlen und umgekehrt korrigiert man damit auch Annahmen, Einstellungen, Haltungen des Denkens über sich und andere?

Das müsste wohl eine Aufklärung sein, die sowohl in der Therorie als auch über die Praxis programmmäßig aufklärt?

Aber würde dies greifen bei Menschen, die nicht an existentiellen Punkten stehen und zugleich durch viele ihrer Erfahrungen - von Kindheit an - hinweg zu der tiefsten Überzeugung gelangten, sie müssten sich selbst behaupten, gerade indem sie ihrer (egozentrischen) Sichtweise treu bleiben?

Wenn die Bereitschaft zur Einsicht nicht gegeben ist, weil die subjektiv empfundene Bedrohlichkeit, diese Haltung aufzugeben, zentral ist, muss doch sehr viel Arbeit getan werden, um diese „Mauer“ zu durchbrechen?

Gruß - iceage

Hallo Ulf,

du meinst, man könnte diese Beeinträchtigung auf der
kognitiven Ebene lösen? Also bewusst zu lernen, die
„Schwerfälligkeit“ aufzugeben und sich stattdessen auch mehr
anzustrengen (anstrengen zu wollen), die authenischen
(wahrheitsgemäßen) Bedürfnisse zu äußern?

Ich bin davon überzeugt, daß man das kann. Nicht nur das. Es ist auch möglich, die Leistungen
anderer, die zu einem gerechten Geben und Nehmen wichtig sind, der Wahrheit entsprechend,
nicht nur unseren egozentrischen Gefühlen und Vermutungen entsprechend wahrzunehmen! Dieser
zweite Teil des fundamentalen Handicaps ist genauso wichtig und wird genau dort
vernachlässigt, wo sich Probleme und Konflikte entwickeln.

Ja, dazu müsste man das egoistische (egozentrische) Prinzip
aufgeben, durch das andere sozusagen als Objekte zur Erlangung
nicht authentischen Bedürfnisse wahrgenommen werden.

Das egoistische Prinzip werden wir niemals aufgeben können, aber unsere allzu egoistische
Tendenz, uns was einzubilden, wo wir genauso gut und besser für unsere Partner und dann auch
für uns, die Wahrheit erkennen könnten.

Es gibt da einen starken Spruch, der unser Urhandicap auf den Punkt bringt und der eigentlich
auf jeder Seite stehen müßte, die sich mit Kommunikation oder Konfliktmanagement beschäftigt:

DEPPEN ERGÄNZEN FEHLENDE INFORMATIONEN DURCH EINBILDUNGEN,
IDIOTEN LIEFERN DIE GELEGENHEITEN DAZU.

An die Stelle müsste die Fähigkeit zur selbst-kritischen
Reflexion treten können… All die trügerischen Wahrnehmungen
und Annahmen davon, man sei ja nicht selbst verantwortlich,
sondern andere… man könnte ja nichts dafür, dass man nicht
ausreichend informiert sei, nicht partnerschaftlich agiere…
all die nicht authentischen Wohlgefühle, die u.a. dem Zweck
dienen, sich selbst „in Unschuld zu waschen“.
Wer also nichtpartnerschaftlich agiert, müsste sich seines
Handicaps bewusst werden und daraus das Bedürfnis entwickeln,
eine andere Positionierung einnehmen zu wollen… Das kann
aber auch bedrohlich wirken, oder? Den eigenen egozentrischen
Standpunkt aufzugeben und sich zu „öffnen“, auch dafür, dass
man bisher falsch lag.

Natürlich ist selbstkritische Reflektion sehr wichtig, aber das Vermögen dazu verbessert sich
durch Beachtung der Mißverständnisse, die uns daran hindern, klar zu denken. Damit meine ich
alles, was uns erschwert, die Wahrheit zu erkennen und uns oder andere durch Trugbilder und
Selbsttäuschungen ins Unrecht zu setzen.

Was Du als schwierig beschreibst, ist bereits die Folge der Mißachtung des fundamentalen
Handicaps! Die meisten der von Dir befürchteten Schwierigkeiten entstehen nicht, …

… wenn wir darauf achten, unsere Bedürfnisse anderen der Wahrheit entsprechend zu vermitteln

… wenn wir uns bemühen, ihre Bedürfnisse der Wahrheit entsprechend zu erkennen, …

… wenn wir uns bemühen, unsere Leistungen nicht höher zu bewerten, als sie in Wahrheit sind,

… und wenn wir uns bemühen, die Leistungen unserer Partner der Wahrheit entsprechend
wahrzunehmen.

Das hört sich jetzt viel schwieriger an, als es ist, denn in der Regel sind es nur kleine
Fehler, die wir dabei machen, weil wir von all dem und vor allem von deren Bedeutung für die
gemeinsame Zufriedenheit nichts wissen. Selbst erfolgreiche Menschen bemühen sich bei der
Überwindung des fundamentalen Handicaps mehr unbewußt als bewußt, und landen deshalb auch
immerwieder selbst in Problemen und Konflikten mit Partnern, die konflikttreibendes Verhalten
so gut draufhaben, daß sie selbst nicht mehr merken, wie unpartnerschaftlich sie sich
benehmen.

Das Bedürfnis nach mehr Partnerschaftlichkeit ist sicher bei den meisten vorhanden, könnte
aber noch wichtiger werden, wenn man begreift, wie einfach es ist, sich partnerschaftlicher zu
verhalten. Es ist ja nicht viel Mühe, auf das fundamentale Handicap zu achten, auch wenn es
ein bißchen dauert in der Phase der Umgewöhnung. Ich erlebe aber immer wieder, wie schnell
damit Erfolge realisiert werden, sodaß sich jedes bißchen Mühe rasch lohnt und zu weiteren
Erfahrungen motiviert.

Warum vermutest Du Bedrohlichkeit durch Verlassen eines Verhaltens, das mehr für Probleme und
Konflikte sorgte, als den meisten bewußt ist? - Von Problemen und Konflikten haben nur die
jeweils Profitierenden was. Dummerweise nicht viel und nicht lange, weil Betrogene über kurz
oder lange gegenreagieren und letztlich ja nur ein Kampf mit enormen Reibungsverlusten
resuliert. Auch Winnern egostischer Strategien ist klar, daß das Anhäufen von Erfolgen
langfristig mehr zu Unzufriedenheit führt als zu dauerhaftem Glück, das nach den
Lebenserfahrungen der meisten Vernunftwesen im steten, maßvollen Zuwachs liegt, nicht in der
Hatz in ekstatische Gefilde mit zwangsläufigen Abstürzen, bösen Ernüchterungen und
aggressivierenden Kontakten.

Zu erkennen, daß man bisher falsch lag, dürfte nicht allzu belastend sein, wenn damit das
Bewußtsein verknüpft ist, daß man zwar das Gute wollte, es aber aufgrund des fundamentalen
Handicaps nicht erreichen konnte.

Meine „glücksbringenden Ideen“ gelten auch für die Fälle von Unzufriedenheit, in denen nicht
die Anhäufung von kleinem Unrecht Frustrationen verursacht, sondern bewußtes Stören der
Balance des Gebens und Nehmens durch drastische Eingriffe. Beispielsweise aufgrund von
Machtpositionen. In diesen Fällen spielen die gleichen banalen Mechanismen
menschlich-unmenschlichen Handelns genauso wie in allen anderen die entscheidende Rolle. Auch
bei den Köpfen mächtiger Interessen gibt es Deppen, die Informationen verhindern oder
ignorieren oder Wahrgenommenes verschwinden lassen (z. B. mithilfe „dynamischer Erinnerung“),
um die entstehenden Lücken durch Einbildungen zu ersetzen. Auch sie haben Partner, die sich
wie Idioten benehmen und zulassen, daß Informationslücken entstehen oder daß sich ihre Partner
nur an Negatives erinnern oder sie Erinnerungen schön- oder häßlich färben beim Hervorkramen
aus dem Archiv.

Denkst du, dass man diese Bedrohlichkeit durch kognitive
Strategien in den Griff bekommen kann?
Vielleicht durch Bewusstwerdung der eigenen Unzufriedenheit,
also damit über den Weg des fühlbar gemachten Empfindens in
z.B. der Form einer unerträglichen Leere dabei, andere als
bloße Objekte wahrzunehmen? Der Einsicht, selbst auch nur
Objekt zu sein?

So tief in Unwohlgefühle muß man sich, glaube ich, gar nicht begeben. Was sicher nicht
vernachlässigt werden darf ist der Umstand, daß wir unsere Partner sorgfältig auswählen
sollten! Es gibt nämlich Partnerschaften, die können gar nicht funktionieren, weil Partner zu
viele Schwierigkeiten haben, ihr Geben und Nehmen gerecht zu managen. Es empfiehlt sich auch,
Partner zu wählen, deren Kommunikationsvermögen in etwas unserem entspricht.

Selbstverständlich kann man auch Zwangspartnerschaften, von denen es sehr viele gibt, mithilfe
mächtiger Partner so gestalten, daß die Beteiligten zufrieden werden. Ich denke hier vor allem
an offensichtliche Rechtsverletzungen, die wir mit Anwälten, Gutachtern und Richtern aus der
Welt schaffen können, sofern wir diese Helfer der Rechtsverwirklichung als Partner erkennen,
sie umfassend über die Wahrheit aufklären und sie dazu anhalten, auch wirklich das zu leisten,
was sie leisten müssen für ihr Geld. Hierbei sind schon sehr viele Menschen verzweifelt, weil
sie Idioten waren, die Sachverständige und Juristen Deppen sein ließen.

Mit einem Bemühen um ein gerechtes Geben und Nehmen kann niemand zu einem Objekt werden, denn
dann wären wir ja alle nur Objekte, was Wertungsunterschiede ausschließen würde.

Das würde vielleicht auch heißen, dass man anderen eine sehr
hohe Toleranzgrenze an (zunächst einmal) unerträglichen
Gefühlen zumutet?

Eben nicht. Womit sollten denn unerträgliche Gefühle entstehen? Beim Erkennen, daß man seinen
Partner nicht wirklich befriedigen kann? - Ich denke jetzt mal an Stalker. Meist ist
verschmähte Zuneigung der Grund für systematisches Drangsalieren von Menschen, denen man
eigentlich sehr zugeneigt ist. Die Ablehnung entsteht durch die Einbildung, die Gefühle des
anderen wären so, daß wir uns diese anderen als Partner einbilden. Mit genug Nüchternheit und
klarem Verstand, seine eigenen Bedürfnisse und die des potentiellen Partners zu erkennen,
würden viele schmerzhaften Gefühlsduseleien erst gar nicht entstehen.

Nun hat die Natur freilich ein gerüttet Maß an Blindheit eingebaut in unsere unersättliche
Gier nach Wohlgefühlen, die besonders dann Probleme machen kann, je stärker die erwartbaren
Wohlgefühle werden. Man kann aber durch entsprechende Erziehung dafür sorgen, daß Menschen
öfter auf dem Teppich bleiben. Je mehr das passiert, desto weniger Deppen und Idioten gibt es,
die was unter den Teppich kehren oder mit ihm davonfliegen.

Die Kognition greift dann über das Empfinden von darüber
wahrnehmbaren nicht authentischen Gefühlen und umgekehrt
korrigiert man damit auch Annahmen, Einstellungen, Haltungen
des Denkens über sich und andere?

Davon bin ich überzeugt.

Das müsste wohl eine Aufklärung sein, die sowohl in der
Therorie als auch über die Praxis programmmäßig aufklärt?

Ja, und die Theorie müßte mit dem entsprechenden Hintergrund vermittelt werden, der die Angst
vor der Ursachenkomplexität nimmt und genug Durchblick ermöglicht, um die Mechanismen unseres
Miteinanders, Gegeneinanders und Aneinandervorbeis zu erkennen und damit dann auch das
mächtigste Werkzeug der Welt zu beherrschen.

Aber würde dies greifen bei Menschen, die nicht an
existentiellen Punkten stehen und zugleich durch viele ihrer
Erfahrungen - von Kindheit an - hinweg zu der tiefsten
Überzeugung gelangten, sie müssten sich selbst behaupten,
gerade indem sie ihrer (egozentrischen) Sichtweise treu
bleiben?

Ich denke schon, denn die müßten sich nur mal vergegenwärtigen, wieviel Unrecht es gibt um sie
herum, und daß das egoistische Prinzip bei allen anderen Lebewesen vernünftiger funktioniert
als bei der Spezies, die sich mit ein bißchen mehr Hirn über alle anderen erhoben hat und oft
dumm und dreist mit dem bißchen Denkbeule um sich schlägt und dabei Gut und Böse in zwei
ekelhafte Extreme trennt. Ein bißchen Gut und Böse im vernünftigen fairen Wechsel wäre alles,
worauf wir achten müßten …

Wenn die Bereitschaft zur Einsicht nicht gegeben ist, weil die
subjektiv empfundene Bedrohlichkeit, diese Haltung aufzugeben,
zentral ist, muss doch sehr viel Arbeit getan werden, um diese
„Mauer“ zu durchbrechen?

Gruß - iceage

Ich sehe diese Bedrohlichkeit nur unter dem Irrtum der nicht existierenden Autonomie mit zu
viel Ignoranz des alles beherrschenden Partnerschaftsprinzips. Menschen, die ihre
Machtpositionen und ihren Habitus nicht aufgeben wollen tun dies aus der Angst heraus, daß sie
das umgebende Ellenbogengewusel erdrücken wird, sobald sie sich rücksichtsoller,
partnerschaftlicher verhalten. Hätten sie die Gewißheit, daß an allen Ecken und Kanten an
einer Umkrepelung unserer Verständigungsgewohnheiten gearbeitet wird, könnten sie sich auch
locker auf Versuche einlassen. Sie können ja jederzeit wieder wie bisher egoistisch handeln,
wenn sie Nachteile spüren.

Da Menschen mehr Grips haben als Tiere, dürfte es kein Problem sein, mit Partnern all das vor
dem Schaukeln mit ihnen abzuklären, damit die Gewichte und Abstände und die Kräfteeinsätze so
gemanaged werden können, daß genug Wohlgefühle für beide bei geringstem Unwohlgefühleinsatz
herauskommen. Die Vorstellung, sich immer einem Partner gegenüber zu sehen, der mit einem auf
einer Balkenschaukel sitzt, ist für ein gerechtes und zufriedenstellendes Interessenmanagement
sehr hilfreich.

Grüße vom
Weissbisselwas