Hallo Marion,
Das, was ich jetzt mal als „östliches Denken“ benennen möchte, kann
philosophisches Denken sein, oder eben auch nicht.
genau das wollte ich sagen.
Im Gegensatz zu dir ist das für mich aber kein Problem 
nein, damit habe auch ich kein Problem.
Ich denke, der krampfhafte Versuch, Philosophie und Mystik
unbedingt trennen zu wollen, ist dem „östlichen Denken“ wie
Daoismus oder Buddhismus eher unbekannt. Hier geht es um
Erkenntnis und da ist im Grunde jetzt Mittel recht 
Der Versuch ist nicht „krampfhaft“, denke ich: Während Philosophie begriffsorientiert ist, ist Mystik erlebnisorientiert.
Bei Zhuangzi kommt noch hinzu, dass das überlieferte
Werk ein Torso ist, so dass man über die ursprüngliche Gestalt
kaum etwas sagen kann.
hm…wie kommst du darauf ? Ich nehme an, du kennst „Das wahre
Buch vom südlichen Blütenland“ und diesbezüglich Kommentare
sowohl zum Werk, als auch zu Zhuangzi selbst ? Da wussten
einige doch so einiges zu sagen 
Meine Ausgaben sind nicht gerade zitierfähig, denke ich. Es sind:
- Günter Wohlfart, Zhuangzi (Dschuang Dsi). Meister der Spiritualität, Freiburg et al. 2002 (Herder-Verlag) und
- Die Musik der Natur. Lehrsprüche des Dschuang Dsi, ausgewählt, bearbeitet und illustriert von Tsai Tschi Tschung, Freiburg 1994 (Verlag für Angewandte Kinesiologie) -> eine Art Comic
Das sind beides lediglich Auswahlausgaben. Dass das Buch ein Torso ist, habe ich aus dem „Großen Werklexikon der Philosophie“ (Stuttgart 1999). Dort heißt es zum Zhuangzi: „Das Werk setzt sich aus 33 Kapiteln zusammen (die übrigen etwa 25 sind verschollen), die in drei Hauptteile zusammengefasst sind.“ (S. 1625, der Artikel stammt von Georg Stenger, Würzburg, - falls dir der Name etwas sagt; mir leider nicht).
Dann würde mich mal die Antwort der westlichen Philosophie
interessieren auf die von Zhuangzi aufgeworfene Frage: Gibt es
einen Schöpfer-Gott oder ist die Welt unerschaffen ?
Wie du dir denken kannst, gibt es darauf keine eindeutige Antwort. 
Die Antworten fielen ganz verschieden aus. Die Antworten von Christen naturgemäß positiv, die von Atheisten entsprechend negativ. Die Liste der Gottesbeweisversuche ist lang, Thomas von Aquin hat sie systematisiert.
Gottesbeweise funktionieren in der Regel induktiv: Aus einer empirischen Tatsache wird auf die Ursache dieser Tatsache geschlossen - dies ist dann eben Gott. Beispiel: Alles ist zweckmäßig, ohne Gott gäbe es keinen Zweck, also muss es Gott geben. Oder: Alle sich bewegenden Dinge müssen irgendwie angestoßen werden, von diesen Anstoßern kann es aber nicht unendlich viele geben, also gibt es einen ersten unbewegten Beweger, Gott. Oder: In der Welt gibt es Moral, die Welt selbst aber ist unmoralisch, also muss irgendjemand die Moral in die Welt gesetzt haben, nämlich Gott. Auf diese oder ähnliche Weise funktionieren fast alle Gottesbeweise. Sie berufen sich beinahe sämtlich auf Aristoteles.
Wichtig ist noch der sog. ontologische Gottesbegriff, der aus der vorausgesetzten Vollkommenheit Gottes auf sein Dasein schließt: Wenn Gott vollkommen ist, müssen ihm alle Attribute zukommen, ihm darf keines fehlen, also muss ihm auch das Attribut „seiend“ zukommen, weshalb er existieren muss.
Einen historischen Wendepunkt gab es erst mit Kant, der alle kausalen Gottesbeweise für ungültig befunden hat, weil sie die Kausalität auf etwas Nichtempirisches anwenden. Der ontologische Gottesbeweis ist kein Beweis, weil „‚sein‘ kein reales Prädikat“ ist, sondern nur die „sprachliche“ Kopula.
Vor Kant wäre noch Spinoza wichtig, der Gott in der Natur sah, Meister Eckhart mit seinem göttlichen Funken, nach Kant beginnt mit Ludwig Feuerbach die grundsätzliche Religionskritik (Gott als vermenschlichtes Absolutum).
Von den heutigen Befürwortern von Gottesbeweisen wird in der Regel zusätzlich zum Beweis selbst noch der „Glaube an Gott“ gefordert, aber damit ist ja der „Beweis“ ad absurdum geführt.
Es gibt ein wirklich gutes Buch darüber (es ist zwar dick, aber trotzdem billig): Wilhelm Weischedel, Der Gott der Philosophen (in meiner Ausgabe zwei Bände). Vor allem ist das Buch auch für Nichtphilosophen lesbar, von Weischedel stammt auch die beliebte „Philosophische Hintertreppe“, wo Philosophen aus ihrem Alltag heraus (hier allerdings recht oberflächlich) erklärt werden.
Herzliche Grüße
Thomas