Hi Gemeinde,
was tun, wenn in der Beziehung, in der Ehe, der Wurm steckt? Wie kommt man da wieder raus aus dieser Abwärtsspirale?
(Nach nochmaligem Lesen: es ist was länger geworden…)
Wir sind frisch verheiratet, 10 Monate. Wir sind zusammen seit knapp über zwei Jahren.
Ich habe eine Tochter aus einer früheren Beziehung.
Die beiden verstehen sich im Großen und Ganzen gut - aber er ist und wird nicht ihr Vater.
Damit möchte ich beginnen: wir leben zusammen, ja. Wir müssen miteinander auskommen, ja. Wir müssen die Kleine gemeinsam erziehen, jein.
Ich genieße es zum Beispiel, mit meiner Tochter (auch wenn sie „erst“ fünf ist) zu diskutieren, mir ihre Meinung anzuhören und DANN erst zu entscheiden oder auch mal umzuentscheiden. Nicht immer - ganz klar. Was ich daran genieße: ihre Sicht auf die Welt, alles ist gut, alles ist halb so wild.
Mein Mann sieht das anders. Zusammengefasst ist er der Meinung „sie ist fünf, sie macht das, was ich als Erwachsener von ihr möchte“.
Wenn ich mir „anmaße“, dagegen etwas zu sagen, kommt von ihm direkt „dann mach doch grad allein, beschwer dich dann im Nachhinein aber nicht bei MIR“ Meine Gründe, warum ich drüber reden mag interessieren nicht wirklich…
Er hat sich vor knapp über einem Jahr selbstständig gemacht. Wir haben lange darüber gesprochen und ich hab ihn dazu ermutigt und ihm auch meine Unterstützung zugesichert. Diese war wie folgt geplant. Ich arbeite schon seit Jahren 6 Std. / Tag. Ich mache deshalb den Haushalt und zwar komplett. Meine Bedingung: mein Haushalt, sein Job. Wir kommen uns nicht in die Quere bei dem „wie“.
Geplant war auch, dass ich evtl die Bürosachen für ihn erledige, falls zeitlich möglich.
Das haben wir fallen lassen - wir bekamen uns direkt in die Haare und mussten BEIDE feststellen: wir wollen nicht, dass unser einziges Gesprächsthema im Feierabend die „Arbeit“ wird und letztlich hätte 1x/Woche nicht ausgereicht, um ihn wirklich zu entlasten. Mehr ginge nicht, weil ich mein Kind nicht ständig irgendwo parken will. Ich will meine Tochter, ihr Kind-sein genießen, ich will nicht ständig im Konflikt leben.
Ok, das war also gemeinsam beschlossen, er bekommt nun anderweitig Unterstützung im Büro.
Oft wirft er mir vor, er hätte ja auch gerne einen 6 Std.-Job, er wäre auch gern mal um 15 Uhr daheim… dass ich aber auch um 23 Uhr noch die Wäsche mache sieht er nicht. Dass ich ihn soweit entlaste, dass ich sonst alles mache - ist ja nicht so wichtig. Die sozialen Kontakte, die Hobbies unserer Maus - alles nicht so wichtig.
Ja, es ist richtig: ich habe ihm Unterstützung zugesichert, aber Einseitigkeit kann ich nicht.
Er kommt heim, gähnt, schläft um 21 Uhr auf der Couch ein. Ich weiß ganz genau, wann es Sex gibt (er hat da so nen Blick und einen Spruch), Spontanität?! Nicht mehr viel.
Letztes Jahr sind wir mindestens noch jedes zweite Wochenende raus gefahren mit unserem Bus (wir klettern). FR bis SO „tschüss Welt“. Das hat sooo viel Druck genommen, hat uns immer wieder zusammengebracht. Dieses Jahr waren wir zwei mal weg.
Sommerurlaub machte ich mit der Kleinen alleine - ohne Murren, Winterurlaub war angedacht, steht schon wieder auf der Kippe.
Er denkt: ich muss Freitag um 15 Uhr schon die Sachen gepackt haben, wenn er um 14 Uhr 55 beschließt, wir könnten ja wegfahren. Dass ich Sachen auch für die Kleine richten muss, damit sie auch Spaß hat, vergisst er immer wieder. Und bin ich nicht fertig oder hab mir nicht überlegt, wohin wir fahren könnten, bin ich nicht spontan genug und vor allem: bin ich ja keine Unterstützung.
Ich gab das rauchen auf - auch seinetwegen. Von ihm kam kein „toll, das packst du, ich glaub an dich“, sondern ein (auf Nachfrage, ob er denn nichts gemerkt hätte!) „ich habs gemerkt, will aber erstmal gucken, ob du´s auch wirklich willst/schaffst“ (?!) Unterstützung? Ohne Wenn und Aber? Rückhalt wenn´s schief geht?
Er hörte auf (auch nicht das erste Mal) und von Anfang an, gab ich ihm das Gefühl: DU PACKST DAS. Ich glaube an ihn, ich bin überzeugt, dass er schafft, was er anpackt. Wenn nicht: ich bin da, ich fang ihn auf, wir kriegen das schon hin.
Er wirft mir vor, von mir nur „ich ich ich“ zu hören, wenn ich ihm MEINE Sicht der Dinge schildern mag - klar, ICH rede ja auch von MEINER Sicht und möchte SEINE gerne hören. Leider verliert er sich oft in nicht haltbaren Argumenten, verdreht die Tatsachen, mauert und blockt - wie kann man Dinge lösen, wenn die Offenheit fehlt. Der Mut zur Ehrlichkeit? Mut, auch mal „es tut mir leid“ zu sagen?
Sag ich „die Welt ist ein Arschloch“, hört er tatsächlich „du bist ein Arschloch“ und „verbietet“ mir, mir Luft zu machen… ich würde NIEMALS sowas respektloses sagen -auch nicht im Streit. (Höchstens zur Welt eben - befreit mich in dem Moment)
Ich verliere glaub ich bald den Verstand.
Vorhin hat er mir dann zum krönenden Abschluss den Ehering auf den Tisch gedonnert, mich „unsanft“ aus dem Weg geräumt und ist - mal wieder - abgehauen. In seinen Zufluchtsort: das Büro im Haus seiner Eltern.
Als ich mir Luft verschaffen wollte (das war ne Stunde vorher) und bin zur Tür raus, ruft er „wenn du jetzt gehst, war´s das letzte Mal“. Ich bin nicht gegangen. Ich nehm ihn ernst, ich wollte ihn nicht im Glauben lassen „es ist Ende“. Er ist gegangen,ganz egal, wie oft ich ihn gebeten habe zu bleiben. Zweierlei Maß?
Ich bin emotionsgeladen, wenn wir diskutieren, er kalt wie ein Fisch (Mauer, Selbstschutz?). Wir haben mal - nach einem Streit - zwei, drei „Regeln“ aufgestellt für den Fall, dass es wieder eskaltiert: wir erinnern uns, dass wir uns lieben und gehen NICHT wenn wir drum gebeten werden und erinnern uns an den Spruch auf dem Bettlaken, das wir nach unserer Eheschließung durchschreiten mussten „DA MÜSST IHR DURCH“
Er kann das nicht, er geht, er denkt an seine Ruhe,seinen Raum den er braucht - ganz gleich wie es mir geht. Immer wieder wurde diese „Regel“ von ihm missachtet - mein Vertrauen quasi gebrochen.
Er verdreht Tatsachen, erfindet teilweise, um nicht angreifbar zu werden. Nur: angreifen will ich nicht - auch das hatten wir schon mehrfach besprochen.
Er sieht nichts wohlwollendes in meinen Worten, aus meinem „ich würde so gern wieder mit dir in die Berge fahren, Zeit als frisch verheiratetes Ehepaar verbringen“ hört er ein „verdammt nochmal jetzt arbeite halt nimmer so viel“
Bevor ich in den Urlaub gefahren bin, hab ich ihn gebeten, sich über eine bestimmte Frage, die mir sehr wichtig ist/war, Gedanken zu machen und diese Gedanken mir mitzuteilen. Die Wichtigkeit hab ich ihm verdeutlicht. Das ist nun drei Wochen her. BIs heute habe ich weder eine Antwort erhalten, noch konnte er mir sagen, warum er mir keine Antwort gegeben hat. Er reagiert einfach überhaupt NICHT. Auf mein ob er denn noch wüsste, wie die Frage lautete, kam ein „ja“, aber sie zu wiederholen wäre „Kindergartenkrams auf den er sich nicht einlassen würde“.
Vorhin sagte ich ihm etwas, er hat es offensichtlich in den falschen Hals bekommen. Ich bat ihn, zu wiederholen, was er verstanden hat, damit ich umformulieren kann und auch wohlwissend, dass er so beschäftigt war, sich schon wieder einen Konter auszudenken, dass er mir gar nicht zuhörte. Wieder kam ein „Kindergartenkram“.
Wir leben in zwei verschiedenen Welten momentan.
Immer mehr kommt dazu, immer weniger Gefühle werden es. Ich gehe ihm zuliebe um 22 Uhr mit ins Bett, auch wenn ich noch nicht wirklich müde bin, aber zusammen einschlafen ist einfach das Schönste - bzw. WAR immer das Schönste. Mittlerweile schnarcht er wie verrückt, ich liege daneben 2 Stunden wach. Wenn ich mir anmaße, ihn zu schubsen oder auch mal mit dem Fuß anzustoßen (die Umdreherei macht mich nur noch wacher), höre ich von ihm „so geht man nicht miteinander um, du kannst mich doch nicht TRETEN wie ein Tier“ Hallo??? ich möchte doch nur schlafen. Eine Ärztin wusste nicht weiter, meine Bitte, eine anderen aufzusuchen: abgeschmettert („die wissen doch eh nix“)
Ich bin kein Mensch, der alles mit sich selbst ausmacht. Wenn mir was auf dem Herzen liegt, sag ich das.
So war ich, so bin ich, so lernte er mich kennen und das schätzte er auch. Mittlerweile wirft er mir genau das vor. Er macht aus vielem belanglose Kleinigkeiten, die für mich wichtig sind,das tut teilweise echt weh.
Dabei waren es doch die „kleinen Dinge“, die uns immer so gefallen haben…
Warum ist „die Romantik des frisch verheiratet seins“ für ihn nur noch eine Kleinigkeit? Wieso macht sich bei uns nur noch eine Partei die Mühe, eine EHE zu führen, keine Geschäftsbeziehung bei der es nur um Recht und Unrecht, um Schuld und Unschuld geht?
Wie können wir das hinkriegen?
Hey, es tut mir leid. Vielleicht habt ihr gar nicht alles gelesen. Verübeln tu ich´s niemandem… es musste raus. Einfach raus. Raus an Unbeteiligte, Unbekannte. Meine Freundin, die gleichzeitig unsere Trauzeugin ist und mit der ich über alles reden kann, sagt so Sachen wie"du bist unglücklich und ich würde ihm am liebsten sagen, wie sehr drunter leidest". Weiß er und weiß er… ich will nicht die Augen verschließen (meint sie), ich will nicht alles schön reden (meint sie), aber ich will auch nicht die Hoffnung aufgeben, dass wir einen Weg finden. Ich möchte mich aber auch nicht selbst verlieren, mich aufgeben. Und ich möchte mich nicht ständig zusammenreissen müssen. Letzteres muss ich alleine schon meiner Tochter wegen…
Schönen Abend euch
Falls ihr Rat wisst: gerne, danke.