Der Wurm ist drin.. und gräbt sich immer tiefer

Hi Gemeinde,

was tun, wenn in der Beziehung, in der Ehe, der Wurm steckt? Wie kommt man da wieder raus aus dieser Abwärtsspirale?
(Nach nochmaligem Lesen: es ist was länger geworden…)

Wir sind frisch verheiratet, 10 Monate. Wir sind zusammen seit knapp über zwei Jahren.
Ich habe eine Tochter aus einer früheren Beziehung.
Die beiden verstehen sich im Großen und Ganzen gut - aber er ist und wird nicht ihr Vater.
Damit möchte ich beginnen: wir leben zusammen, ja. Wir müssen miteinander auskommen, ja. Wir müssen die Kleine gemeinsam erziehen, jein.
Ich genieße es zum Beispiel, mit meiner Tochter (auch wenn sie „erst“ fünf ist) zu diskutieren, mir ihre Meinung anzuhören und DANN erst zu entscheiden oder auch mal umzuentscheiden. Nicht immer - ganz klar. Was ich daran genieße: ihre Sicht auf die Welt, alles ist gut, alles ist halb so wild.
Mein Mann sieht das anders. Zusammengefasst ist er der Meinung „sie ist fünf, sie macht das, was ich als Erwachsener von ihr möchte“.
Wenn ich mir „anmaße“, dagegen etwas zu sagen, kommt von ihm direkt „dann mach doch grad allein, beschwer dich dann im Nachhinein aber nicht bei MIR“ Meine Gründe, warum ich drüber reden mag interessieren nicht wirklich…

Er hat sich vor knapp über einem Jahr selbstständig gemacht. Wir haben lange darüber gesprochen und ich hab ihn dazu ermutigt und ihm auch meine Unterstützung zugesichert. Diese war wie folgt geplant. Ich arbeite schon seit Jahren 6 Std. / Tag. Ich mache deshalb den Haushalt und zwar komplett. Meine Bedingung: mein Haushalt, sein Job. Wir kommen uns nicht in die Quere bei dem „wie“.
Geplant war auch, dass ich evtl die Bürosachen für ihn erledige, falls zeitlich möglich.
Das haben wir fallen lassen - wir bekamen uns direkt in die Haare und mussten BEIDE feststellen: wir wollen nicht, dass unser einziges Gesprächsthema im Feierabend die „Arbeit“ wird und letztlich hätte 1x/Woche nicht ausgereicht, um ihn wirklich zu entlasten. Mehr ginge nicht, weil ich mein Kind nicht ständig irgendwo parken will. Ich will meine Tochter, ihr Kind-sein genießen, ich will nicht ständig im Konflikt leben.
Ok, das war also gemeinsam beschlossen, er bekommt nun anderweitig Unterstützung im Büro.
Oft wirft er mir vor, er hätte ja auch gerne einen 6 Std.-Job, er wäre auch gern mal um 15 Uhr daheim… dass ich aber auch um 23 Uhr noch die Wäsche mache sieht er nicht. Dass ich ihn soweit entlaste, dass ich sonst alles mache - ist ja nicht so wichtig. Die sozialen Kontakte, die Hobbies unserer Maus - alles nicht so wichtig.

Ja, es ist richtig: ich habe ihm Unterstützung zugesichert, aber Einseitigkeit kann ich nicht.
Er kommt heim, gähnt, schläft um 21 Uhr auf der Couch ein. Ich weiß ganz genau, wann es Sex gibt (er hat da so nen Blick und einen Spruch), Spontanität?! Nicht mehr viel.
Letztes Jahr sind wir mindestens noch jedes zweite Wochenende raus gefahren mit unserem Bus (wir klettern). FR bis SO „tschüss Welt“. Das hat sooo viel Druck genommen, hat uns immer wieder zusammengebracht. Dieses Jahr waren wir zwei mal weg.
Sommerurlaub machte ich mit der Kleinen alleine - ohne Murren, Winterurlaub war angedacht, steht schon wieder auf der Kippe.
Er denkt: ich muss Freitag um 15 Uhr schon die Sachen gepackt haben, wenn er um 14 Uhr 55 beschließt, wir könnten ja wegfahren. Dass ich Sachen auch für die Kleine richten muss, damit sie auch Spaß hat, vergisst er immer wieder. Und bin ich nicht fertig oder hab mir nicht überlegt, wohin wir fahren könnten, bin ich nicht spontan genug und vor allem: bin ich ja keine Unterstützung.

Ich gab das rauchen auf - auch seinetwegen. Von ihm kam kein „toll, das packst du, ich glaub an dich“, sondern ein (auf Nachfrage, ob er denn nichts gemerkt hätte!) „ich habs gemerkt, will aber erstmal gucken, ob du´s auch wirklich willst/schaffst“ (?!) Unterstützung? Ohne Wenn und Aber? Rückhalt wenn´s schief geht?
Er hörte auf (auch nicht das erste Mal) und von Anfang an, gab ich ihm das Gefühl: DU PACKST DAS. Ich glaube an ihn, ich bin überzeugt, dass er schafft, was er anpackt. Wenn nicht: ich bin da, ich fang ihn auf, wir kriegen das schon hin.

Er wirft mir vor, von mir nur „ich ich ich“ zu hören, wenn ich ihm MEINE Sicht der Dinge schildern mag - klar, ICH rede ja auch von MEINER Sicht und möchte SEINE gerne hören. Leider verliert er sich oft in nicht haltbaren Argumenten, verdreht die Tatsachen, mauert und blockt - wie kann man Dinge lösen, wenn die Offenheit fehlt. Der Mut zur Ehrlichkeit? Mut, auch mal „es tut mir leid“ zu sagen?
Sag ich „die Welt ist ein Arschloch“, hört er tatsächlich „du bist ein Arschloch“ und „verbietet“ mir, mir Luft zu machen… ich würde NIEMALS sowas respektloses sagen -auch nicht im Streit. (Höchstens zur Welt eben - befreit mich in dem Moment)
Ich verliere glaub ich bald den Verstand.
Vorhin hat er mir dann zum krönenden Abschluss den Ehering auf den Tisch gedonnert, mich „unsanft“ aus dem Weg geräumt und ist - mal wieder - abgehauen. In seinen Zufluchtsort: das Büro im Haus seiner Eltern.
Als ich mir Luft verschaffen wollte (das war ne Stunde vorher) und bin zur Tür raus, ruft er „wenn du jetzt gehst, war´s das letzte Mal“. Ich bin nicht gegangen. Ich nehm ihn ernst, ich wollte ihn nicht im Glauben lassen „es ist Ende“. Er ist gegangen,ganz egal, wie oft ich ihn gebeten habe zu bleiben. Zweierlei Maß?

Ich bin emotionsgeladen, wenn wir diskutieren, er kalt wie ein Fisch (Mauer, Selbstschutz?). Wir haben mal - nach einem Streit - zwei, drei „Regeln“ aufgestellt für den Fall, dass es wieder eskaltiert: wir erinnern uns, dass wir uns lieben und gehen NICHT wenn wir drum gebeten werden und erinnern uns an den Spruch auf dem Bettlaken, das wir nach unserer Eheschließung durchschreiten mussten „DA MÜSST IHR DURCH“
Er kann das nicht, er geht, er denkt an seine Ruhe,seinen Raum den er braucht - ganz gleich wie es mir geht. Immer wieder wurde diese „Regel“ von ihm missachtet - mein Vertrauen quasi gebrochen.

Er verdreht Tatsachen, erfindet teilweise, um nicht angreifbar zu werden. Nur: angreifen will ich nicht - auch das hatten wir schon mehrfach besprochen.
Er sieht nichts wohlwollendes in meinen Worten, aus meinem „ich würde so gern wieder mit dir in die Berge fahren, Zeit als frisch verheiratetes Ehepaar verbringen“ hört er ein „verdammt nochmal jetzt arbeite halt nimmer so viel“

Bevor ich in den Urlaub gefahren bin, hab ich ihn gebeten, sich über eine bestimmte Frage, die mir sehr wichtig ist/war, Gedanken zu machen und diese Gedanken mir mitzuteilen. Die Wichtigkeit hab ich ihm verdeutlicht. Das ist nun drei Wochen her. BIs heute habe ich weder eine Antwort erhalten, noch konnte er mir sagen, warum er mir keine Antwort gegeben hat. Er reagiert einfach überhaupt NICHT. Auf mein ob er denn noch wüsste, wie die Frage lautete, kam ein „ja“, aber sie zu wiederholen wäre „Kindergartenkrams auf den er sich nicht einlassen würde“.
Vorhin sagte ich ihm etwas, er hat es offensichtlich in den falschen Hals bekommen. Ich bat ihn, zu wiederholen, was er verstanden hat, damit ich umformulieren kann und auch wohlwissend, dass er so beschäftigt war, sich schon wieder einen Konter auszudenken, dass er mir gar nicht zuhörte. Wieder kam ein „Kindergartenkram“.
Wir leben in zwei verschiedenen Welten momentan.

Immer mehr kommt dazu, immer weniger Gefühle werden es. Ich gehe ihm zuliebe um 22 Uhr mit ins Bett, auch wenn ich noch nicht wirklich müde bin, aber zusammen einschlafen ist einfach das Schönste - bzw. WAR immer das Schönste. Mittlerweile schnarcht er wie verrückt, ich liege daneben 2 Stunden wach. Wenn ich mir anmaße, ihn zu schubsen oder auch mal mit dem Fuß anzustoßen (die Umdreherei macht mich nur noch wacher), höre ich von ihm „so geht man nicht miteinander um, du kannst mich doch nicht TRETEN wie ein Tier“ Hallo??? ich möchte doch nur schlafen. Eine Ärztin wusste nicht weiter, meine Bitte, eine anderen aufzusuchen: abgeschmettert („die wissen doch eh nix“)

Ich bin kein Mensch, der alles mit sich selbst ausmacht. Wenn mir was auf dem Herzen liegt, sag ich das.
So war ich, so bin ich, so lernte er mich kennen und das schätzte er auch. Mittlerweile wirft er mir genau das vor. Er macht aus vielem belanglose Kleinigkeiten, die für mich wichtig sind,das tut teilweise echt weh.
Dabei waren es doch die „kleinen Dinge“, die uns immer so gefallen haben…
Warum ist „die Romantik des frisch verheiratet seins“ für ihn nur noch eine Kleinigkeit? Wieso macht sich bei uns nur noch eine Partei die Mühe, eine EHE zu führen, keine Geschäftsbeziehung bei der es nur um Recht und Unrecht, um Schuld und Unschuld geht?
Wie können wir das hinkriegen?

Hey, es tut mir leid. Vielleicht habt ihr gar nicht alles gelesen. Verübeln tu ich´s niemandem… es musste raus. Einfach raus. Raus an Unbeteiligte, Unbekannte. Meine Freundin, die gleichzeitig unsere Trauzeugin ist und mit der ich über alles reden kann, sagt so Sachen wie"du bist unglücklich und ich würde ihm am liebsten sagen, wie sehr drunter leidest". Weiß er und weiß er… ich will nicht die Augen verschließen (meint sie), ich will nicht alles schön reden (meint sie), aber ich will auch nicht die Hoffnung aufgeben, dass wir einen Weg finden. Ich möchte mich aber auch nicht selbst verlieren, mich aufgeben. Und ich möchte mich nicht ständig zusammenreissen müssen. Letzteres muss ich alleine schon meiner Tochter wegen…

Schönen Abend euch
Falls ihr Rat wisst: gerne, danke.

Hallo A-Punkt

Falls ihr Rat wisst: gerne, danke.

Da fällt mir nur noch ein professioneller Eheberater (Dipl.-Psych.) ein.

Nach deiner Schilderung würde ich schätzen, dass er sich dir haushoch unterlegen fühlt. Aber was man daran ändern kann? Und wie er sich verhalten würde, wenn er sich nicht unterlegen fühlen würde (vorausgesetzt es stimmt)?

Vielleicht könnte einem was einfallen, wenn du schildern könntest, wie sich euer Verhältnis gewandelt hat. Ihr werdet ja wohl kaum geheiratet haben, wenn es schon immer so war.

Viele Grüße

Hallo,

lese Deine Zeilen nochmal in Ruhe durch. Du hast viel Dampf abgelassen und bist sehr frustriert. Viele würden sicher sagen, Du bist zu nett… Kann man in einer Beziehung auf einer Augenhöhe zu nett sein?

Überlege dann was Du an Deinem Mann schätzt. Habt ihr auch schöne Momente zusammen, Momente, wo Du Dich richtig wohl fühlst? Liebst Du ihn?

Es ist Dein Recht glücklich zu sein und Du hast nur EIN Leben. Du musst nichts aushalten und auf bessere Zeiten warten - Du hast eine Tochter, Du bist eine gestandene Frau, die etwas schafft und Du hast einen Job.

Überlege wie Du Dir Dein Leben vorstellst und mach das dann so.

Viele Grüße

Hi Simsy Mone,

dass wir NICHT zur Beratung gehen, steht für ihn fest. Das hatte ich schonmal halbherzig angedeutet (es ging mir ums Ertasten einer Reaktion seinerseits - die ich ja auch bekommen hab)

Es ist schwierig zu beantworten, seit wann es so ist, bzw. wie es dazu kam.
Anfänglich war die rosarote Brille. Irgendwann kam der „Alltag“, der aber gar nicht so negativ war, wie es immer bei vielen heißt. Das bedeutete viel mehr sowas wie Aufgabenverteilung, Absprachen, Rücksicht.
Er war früher auf Montage, seine Beziehung damals scheiterte aber nicht an der monatelange Abwesenheit, sondern an der Nähe im Anschluss. Damals dachte ich schon „ok, kann ich aufgrund der Vorgeschichte nachvollziehen“, dachte aber auch „ok, Vorsicht, freiheitsliebender Mann“ War aber ok für mich.
Ich habe ihn mehrfach gefragt, ob er sich denn bewusst ist, nun eine Familie zu haben, quasi zwei Frauen zu heiraten.

Dass du sagst, er könnte sich unterlegen fühlen bestätigt meine Vermutung. Ist aber nicht meine Absicht.
Ich bin überzeugt, ihm immer das Gefühl zu geben, dass ich hinter ihm und seiner Firma stehe. Dass ich ihm den Rücken frei halte und sehe es als mein Recht an, dafür auch etwas zurück zu bekommen. Nämlich Zuneigung, Respekt, Liebe - meinen MANN. Nicht mehr nicht weniger. Meinen Mann.

Vorhin, beim stundenlangen radeln, fiel mir der Spruch ein „Liebe verlangt nichts“. Ich bin zum Schluss gekommen, dass dies völliger Quatsch ist. Ich für mich verlange (im positivsten Sinne) nur meinen Ehemann, meinen Freund, meinen Vertrauten. Einen Ausgleich. Der Spruch „man ist länger tot als lebendig“ gepaart mit „Nutze den Tag“ hat weit mehr für sich.

Die letzten zwei Wochen waren - endlich wieder mal - schön! Ohne Vorwürfe, mit vielen Gesprächen, mit viel Spaß. Vorhin sagte er mir, dass er jeden Tag heim komme mit dem Gedanken „was könnte denn heut schonwieder sein“ Das ist nicht fair.Das schmerzt. Er sieht das nicht nur so, weil wir uns streiten, er ist davon überzeugt,dass dem wirklich so ist. Mir fehlt die Kraft, immer und immer wieder zu argumentieren. Immer und immer wieder zu rudern um auf Kurs zu bleiben. Immer zu vermitteln, nie die NACKTE Wahrheit aussprechen zu dürfen - ansonsten: Mauer oben, konstruktives Gespräch beendet, Schreierei AHOI!

Wir hatten mal eine sexuell noch viel unbefriedigtere Phase. Meine Frage warum wurde beantwortet mit „ich bin einfach nur müde und hab keine Lust“. Punkt! Thema fertig.
Nun ist es bei mir so, dass ich auch völlig lustlos durch eine einzige richtige Berührung völlig lustvoll werden kann und hab dann gegoogelt „Ehemann hat keine Lust“ oder sowas. Einfach nur für mich, um vielleicht ein paar Anregungen zu bekommen oder um mir quasi Mut zu machen á la „das geht vorbei!“
Er sieht das im Verlauf - er rastet VÖLLIG aus, er haut ab. Ich wollte ihn doch nicht angreifen! Er unterstellte mir, dass ich ihn als Lügner hinstelle, dass ich nach etwas suchen würde, was gar nicht ist… NEIN! Ich wollte mir einfach nur durchlesen, dass ich nicht alleine bin. Ich wollte mir - und damit auch ihm - weiterhelfen. Nicht aktiv, aber passiv. Wohlwollen seinerseits: null. Ich wollte UNS helfen und ernte Unverständnis. Soll ich alles so hinnehmen? Tage-oder sogar wochenlang hab ich das getan, aber irgendwann muss doch auch mal Schluss sein?!

Diese ständige „Bestrafung“ mit dem alleine lassen halte ich auch nicht ewig aus. Dass ich meiner Tochter jedes Mal irgendwas auftischen muss, wenn sie mich fragt wo er ist oder wann er kommt, auch das sieht er nicht so eng.

Ich befinde mich gerade in der Phase des „kopfschüttelns“ und kann gar nicht damit aufhören… :frowning:

Gruß

Hallo.

Ich will dir gewiss nicht zu nahe treten, aber kann es sein, dass du einfach viel zuviel redest?

Dass du alles zu und über und voll redest und er dich schon deshalb falsch versteht, weil er den Sinn hinter deinem Wortschwall garnicht mehr versteht.

Dass er kürzen und zusammen fassen muss, weil er ansonsten gar nicht mehr zu Wort kommt?

Man kann mit einer Fünfjährigen durchaus mal diskutieren, aber man muss es nicht bei jeder Kleinigkeit tun, ansonsten endet das in einem endlosen, sinnlosen Wortgeplänkel. Es gibt einfach Argumente, deren Sinn einem Kleinkind noch nicht zugänglich ist und somit kann man es auch nicht verbal davon überzeugen, dass dieses und jenes nunmal notwendig ist.

Kann es sein, dass du ihm DEINE Sicht der Dinge ein bisschen zu oft unter die Nase reibst? Was ist denn mit SEINER Sicht der Dinge? Kann er dir die auch mal sagen und stimmst du ihm auch mal zu?

Kann es sein, dass er lediglich vor deinem ewigen reden und reden und reden flüchtet, wenn er zu seinen Eltern geht?

Kann es sein, dass sein Schnarchen ein psychosomatisch ausgelöstes Signal dafür ist, dass er schlafen und einfach seine Ruhe haben möchte?

Wie wäre es denn mit getrennten Schlafzimmern? Einem Raum im Haus in dem er vor dir sicher ist? :smile: Jeder Mensch braucht Freiräume.

Kann es sein, dass du ein bisschen zu sehr von dir und der Richtigkeit deiner Ansichten überzeugt bist?

Dass du nur den Splitter in seinem Auge siehst, nicht aber den Balken in deinem?

Ich frag ja nur…

Nemo.

Hi Chilli,

danke für´s Lesen und Antworten.
Das Schlimmste, was mir vorhin wirklich und wahrhaftig die Tränen aus den Augen schießen ließ, war dieses Gefühl des Scheiterns. Das ist schlimmer als alles andere.
Ich bemühe mich, ich versuche spontaner zu werden (und es gibt bei uns sooo viele Situationen, die mir das Spontan-sein quasi aufzwingen)und dennoch: es funktioniert nicht.
Ich hab´s vergeigt. Ich hab´s WIEDER vergeigt.
Meine Beziehung davor hielt neun Jahre. Meine kompletten Zwanziger, bis ich merkte „das ist nicht mehr das, was uns glücklich macht“ Hervor ging als Bestes unsere Tochter, der ich den Vater genommen hab, mit meiner Entscheidung zu gehen.
Ich bin zweigeteilt: einerseits kann und will ich mich nicht ständig zusammenreissen, alles versuchen, alles geben, auch mich.
Andererseits kann ich sie doch nicht schon wieder „rausreissen“.
Ich treffe meine Entscheidungen nichtallein für mich - das ist (so leid es mir tut, das schreiben zu müssen) der größte (und bedeutenste?) der Unterschied zwischen mir und meinem Mann… traurig.

Auch ein Gedanke: Wenn wir es nicht schaffen, zusammen glücklich zu sein, sollten wir es allein versuchen.
Bleibt ein Gedanke. MIR darf sowas nicht rausrutschen, ER knallt symbolisch den Ring auf den Tisch und geht. Ungerecht.

Die Gedanken werd ich heute wohl mit ins Land der Träume nehmen…prima!

Gruß

Hallo Nemo,

danke für ´s runterholen!
Ja, da ist mit Sicherheit was Wahres dran. Ich rede viel - er wusste, auf was er sich einlässt. Ok, schlechter Randscherz.

Es ist nur so: ich hab das Bedürfnis über meine Bedürfnisse zu reden. Es ist nicht so, dass ich ihn direkt überfalle sobald er die Tür rein kommt. Und in harmonischen Situationen red ich auch gar nicht sooo viel. Da ist der Redefluss in der Tat ausgeglichen. Nur wenn ich mal angefangen hab… ja, ich kann mir schwer bremsen (lassen), das seh ich ein.
Hast du nen Tipp, aus der Sicht eines Mannes (sorry für dieses Klischee, aber da steckt der Funke Wahrheit drin)… ich WILL doch gar nicht totreden, ich will manchmal nur klären und verliere mich. Und vor allem will ich keinen „runtermachen“, keinem überlegen oder „herrisch“ sein… :frowning:
Ich möchte von meinem Mann verstanden sein und lernen, ihn richtig zu verstehen mit seiner (wie er selbst sagt) „einfachen Wortwahl ohne Blümchen“…

Gruß

Hallo.

Kann es sein, dass du ihm DEINE Sicht der Dinge ein bisschen
zu oft unter die Nase reibst? Was ist denn mit SEINER Sicht
der Dinge? Kann er dir die auch mal sagen und stimmst du ihm
auch mal zu?

Klar frag ich ihn auch nach SEINER Sicht. Ich versteh sie bloß nicht immer gleich. Nachfragen werden als „bohren“ angesehen. Aber bohren will ich nicht, nur wirklich verstehen, damit es aus dem Sinn is. Nicht nur für den Moment.

Kann es sein, dass er lediglich vor deinem ewigen reden und
reden und reden flüchtet, wenn er zu seinen Eltern geht?

Ja.

Kann es sein, dass sein Schnarchen ein psychosomatisch
ausgelöstes Signal dafür ist, dass er schlafen und einfach
seine Ruhe haben möchte?

Weiß ich nicht.

Wie wäre es denn mit getrennten Schlafzimmern? Einem Raum im
Haus in dem er vor dir sicher ist? :smile: Jeder Mensch braucht
Freiräume.

Hab ich schon vorgeschlagen, will ER aber nicht.

Kann es sein, dass du ein bisschen zu sehr von dir und der
Richtigkeit deiner Ansichten überzeugt bist?

Ja. Is tatsächlich zu oft der Fall… dabei will ich ihn doch nicht biegen, dass er mir zustimmt. Ich würde einfach mal gern hören „ja, das versteh ich doch“ und dann ein „aber seh ´s mal so“ Nicht alles, was mir wichtig ist, als banale Kleinigkeiten abschreiben. Das mach ich umgekehrt doch auch nicht :frowning: Ich nehm nicht MICH wichtig, sondern meine Vorstellungen, andersrum nehm ich seine Vorstellung auch wichtig und versuche, die beiden zusammenzuführen. Aber ich schieße da wohl über das Ziel hinaus mit der MASSE an Wörtern…

Dass du nur den Splitter in seinem Auge siehst, nicht aber den
Balken in deinem?

Auch da muss ich glaub ich zustimmen… zu oft. Vielleicht brauchen wir keine PAARtherapie… hm…

Ich frag ja nur…

Danke erstmal bzw. nochmal - ganz ehrlich!

Nemo.

Hm, wie ist das mit dem Überfallen?

Weiter unten hast du geschrieben: Vorhin sagte er mir, dass er jeden Tag heim komme mit dem Gedanken „was könnte denn heut schonwieder sein“ …

Das ist die geradezu typische Reaktion eines überforderten Mannes.
Und aus dieser Situation heraus kann etwas entstehen, was einer Ehe nicht gerade förderlich ist, sowas wie ein Bratkartoffelverhältnis, eine Geliebte, die ihn einfach in Ruhe lässt und ihm erst mal Bratkartoffeln macht. :smile:

Früher hatte diese Funktion oft die Kneipe an der Ecke, aber die gibts ja heute nicht mehr.

Männer wollen, hab ich mal irgendwo gelesen, nach der „Jagd“ also nach der Arbeit, erstmal eine Stunde „ins Feuer starren“. Nichts hören, keine neuen Probleme aufgetischt kriegen, sondern den vergangenen Tag bewältigen. Da ist was Wahres dran.
Ganz davon abgesehen, dass 8 Stunden Arbeit eben auch müde machen.

Männer wollen ein Problem, wenn es denn eins gibt, klar und präzise bezeichnet kriegen, wollen dann in Ruhe(!) darüber nachdenken und danach ihre Lösung bekannt geben.

Frauen lösen Probleme, indem sie darüber reden, also quasi beim Reden darüber nachdenken und dann jeden Lösungsansatz, der längst nicht der endgültige sein muss, auch gleich wieder erzählen. Das passt leider zusammen, wie die Faust aufs Auge und da muss man dann halt irgendwie einen Kompromiss finden, also eben nicht nur reden, sondern auch mal Pause machen, damit er seine Gedanken sammeln kann. Und wenn er denn eine Lösung hat, auch mal zuhören und sie erfassen und vor allem nicht gleich wieder zerreden.

Anscheinend ist es ihm nicht so gut wie vielen anderen Männern gegeben, seine Ohren auf Durchzug zu stellen, er interessiert sich noch für das was du sagst. :smile:

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass du dir einfach zuviel Gedanken machst, um Dinge, die garnicht nötig sind.

Nicht sehr hilfreich wahrscheinlich, aber mehr fällt mir momentan auch nicht ein.

Gruß, Nemo.

7 Like

Es gibt von Loriot einen Sketch, der das geradezu typisch schildert:

http://www.youtube.com/watch?v=6hDUBd-Sni0

Nicht so sehr zum Lachen, wie man eigentlich möchte.

mfg

2 Like

Hm, wie ist das mit dem Überfallen?

Ich überfalle ihn nicht direkt wenn zur Tür reinkommt. Dass das kontraproduktiv ist, wusste ich schon :wink:

Weiter unten hast du geschrieben: Vorhin sagte er mir, dass
er jeden Tag heim komme mit dem Gedanken „was könnte denn heut
schonwieder sein“ …

Das ist die geradezu typische Reaktion eines überforderten
Mannes.
Und aus dieser Situation heraus kann etwas entstehen, was
einer Ehe nicht gerade förderlich ist, sowas wie ein
Bratkartoffelverhältnis, eine Geliebte, die ihn einfach in
Ruhe lässt und ihm erst mal Bratkartoffeln macht. :smile:

Das wollen wir natürlich weniger :wink:

Früher hatte diese Funktion oft die Kneipe an der Ecke, aber
die gibts ja heute nicht mehr.

Leider nein. Leider, denn ich hab meine Freundin, mit der ich reden kann und ich wünsche mir für ihn auch einen Vertrauten (mit dem er vielleicht nicht redet wie ne Frau mit ner Freundin, aber vielleicht mal einen, dem er auch nur mal sagen kann „meine Frau nervt, lass uns mal was trinken gehen“. Dafür müsst er mir net sagen „du nervst“, geht sich Gedanken machen, um danach kontruktiv und klar zu reden)Leider ist dieser Vertraute ebenfalls sehr eingespannt beruflich wie auch privat… und ihn am WE ständig allein loszuschicken find ich auch doof. Dazu hab ich ihn auch ermutigt. Die letzten beiden Wochenenden. Erhofft hab ich mir davon: er schaltet ab, kommt runter und ist besser gelaunt wenn er heim kommt.
Hab ich auch bekommen - knapp 1,5 Wochen hat´s gehalten.
Was ich nicht will, nein: was ich befürchte ist, dass dieses Allein-losziehen zur Gewohnheit wird. Ich möchte viel lieber, dass wir uns wieder nähern, BEIDE einen Schritt aufeinander zugehen.

Männer wollen, hab ich mal irgendwo gelesen, nach der „Jagd“
also nach der Arbeit, erstmal eine Stunde „ins Feuer starren“.
Nichts hören, keine neuen Probleme aufgetischt kriegen,
sondern den vergangenen Tag bewältigen. Da ist was Wahres
dran.
Ganz davon abgesehen, dass 8 Stunden Arbeit eben auch müde
machen.

„Ins Feuer starren“ ist sowas von geflügelt hier bei uns, das kannste dir gar net vorstellen. Daran halten wir uns beide - aber auch hier: Ins Feuer starren für den Rest unserer Tage find ich ebenfalls nicht erstrebenswert :wink:

Männer wollen ein Problem, wenn es denn eins gibt, klar und
präzise bezeichnet kriegen, wollen dann in Ruhe(!) darüber
nachdenken und danach ihre Lösung bekannt geben.

Damit hab ich meine Schwierigkeiten. Ich löse / löste eben lieber gemeinsam. Damit wiederum hat er seine Schwierigkeiten… wir brauchen wieder nen gemeinsamen Nenner!
Liegt es an der Fülle der Probleme, die sich nunmal ergeben, wenn man länger zusammen ist und die -manchmal vielleicht - eigentlich gar keine Probleme sind?
Hausgemacht und vermeidbar?

Frauen lösen Probleme, indem sie darüber reden, also quasi
beim Reden darüber nachdenken und dann jeden Lösungsansatz,
der längst nicht der endgültige sein muss, auch gleich wieder
erzählen. Das passt leider zusammen, wie die Faust aufs Auge
und da muss man dann halt irgendwie einen Kompromiss finden,
also eben nicht nur reden, sondern auch mal Pause machen,
damit er seine Gedanken sammeln kann. Und wenn er denn eine
Lösung hat, auch mal zuhören und sie erfassen und vor allem
nicht gleich wieder zerreden.

Seh ich ein. Schön, dass du so verständlich argumentierst. Wahrscheinlich hat er das auch schon. Aber ich sehe nun, dass ich bei IHM auch manches anders deute, wie er bei mir… ICH hab mich aber nun hier ausgetauscht, vieles wird deutlicher für den Moment. An ihn ranzukommen, nach unserer "nummer"vorhin… wird schwer.

Anscheinend ist es ihm nicht so gut wie vielen anderen Männern
gegeben, seine Ohren auf Durchzug zu stellen, er interessiert
sich noch für das was du sagst. :smile:

Bin ich jetzt ein Glückspilz? :wink:

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass du dir einfach zuviel
Gedanken machst, um Dinge, die garnicht nötig sind.

Das sagt er auch - und ich bin am arbeiten, dieses ständige Hirnrattern abzustellen, teilweise gelingt´s, manchmal eben nicht. Dafür brauch ich teilweise Unterstützung und das Wissen: er bremst mich, fängt mich aber auch auf. Und hält sich Abmachungen, die unserer „Streitkultur“ förderlich sind bzw. solche Ausartungen vermeiden würden. Das gibt mir Sicherheit, Vertrauen. Bringt er aber nicht über sich. Is das Stolz? Was ist das??

Nicht sehr hilfreich wahrscheinlich, aber mehr fällt mir
momentan auch nicht ein.

Doch, schon. :smile:

Gruß, Nemo.

Jetzt erstmal Gute Nacht… aber gut diese nonemotionale Männersicht, (von einem Nicht-Ehemann eben) Vielleicht sollt ich mir zusätzlich nen besten FREUND suchen. :wink:

Lange Nacht des Wurms
Ja, in der Tag, lange Nacht, viele Träume, erster Gedanke „wir haben ein Problem“ noch bevor ich die Augen aufschlug… ich sag mal: das wird sicher ein toller Tag!

Ich möchte nochmal folgendes festhalten: Nemo hat sicherlich recht und sicherlich muss ich auch an mir, meiner Art bzw. der Häufigkeit der Diskussionen bzw. der Heftigkeit was ändern. Es fliegen keine Teller gegen die Wand, es sausen die Worte durch die Luft.
Ich habe mich gestern Abend gefreut, ne Männermeinung zu lesen, Männeransichten. Sicherlich war das hilfreich. Es ist von Nemo viel geschrieben worden, zu meinen Worten, die ich um alles mache. Es kam aber nix zu den Verhaltensweisen meines Mannes. Er zieht sich zurück, er will seine Ruhe, andere hören nicht mal zu, ich könne mich noch glücklich schätzen!
Aber was mich verletzt hat? Dazu kam nix. Is ja quasi meine Schuld, weil ICH´s drauf anlege?

Aber nochmal: Ich möchte mich nicht komplett umkrempeln, ich möchte nicht getäuscht, belogen werden.
Ich brauche ebenfalls klare Ansagen, keine Ausreden, Ausflüchte.

Ich kann nicht nur geben. Ich öffnete mich diesem Mann komplett, im Gegensatz dazu wurde mein Vertrauen, das ich ihm diesbezüglich entgegenkommenließ enttäuscht.

Ich brauche ebenfalls Rückhalt von meinem Partner, kann nicht nur Rückhalt geben.

Ein Freund sagte mal zu mir, ich sei eine starke Frau. Das mag vordergründig so sein, das sehen andere mehr als ich es empfinde. Ja, ich habe feste Vor- und Einstellungen, aber tief (und nicht seehr tief) in mir habe ich nur das Bedürfnis nach Harmonie, nach Verbundenheit, nach Nähe, Vertrauen, Achtung, Respekt - nach einer funktionierenden Ehe.
Dafür geb ich manchmal ZU viel und arbeite gegen mich, stehe mir selbst im Weg. Nochmal: ich kann an mir arbeiten, möchte ich auch teilweise, aber ich möchte das mit dem Wissen: er fängt mich auf. Er hat es versprochen, er hat es gebrochen. Ich brauche das Gefühl, es ist nicht umsonst, es bewirkt auch etwas. Er kommt mir jeweils einen Schritt entgegen. Und entfernt sich nicht immer mehr, stellt sich seinem Problem, packt sie an und überlässt es nicht ausschließlich mir.

Schönen Tag euch
Gruß,A.

hi

nach einem drittel deines textes hatte ich bereits 37 mal das wort „Ich“ gelesen.

nur mal so…

gruss

Guten Morgen A.,

Es kam aber nix zu den Verhaltensweisen meines
Mannes. Er zieht sich zurück, er will seine Ruhe

ich schreibe jetzt mal aus der (selbstkritischen?) weiblichen Perspektive.

Ich war mit meinem Mann 14 Jahre zusammen (13 Jahre verheiratet). Bei uns gab es auch eine Phase, in der ich meinte, ich käme einfach nicht mehr weiter. Wir hatten uns eine Eigentumswohnung gekauft und die Schulden-Tilgung recht hoch angesetzt.

Das Problem war bloß, dass wir beide selbstständig waren, und somit eben kein geregeltes Einkommen vorhanden war. Diesen Druck konnte mein Mann ganz, ganz schlecht aushalten. Während ich versucht habe, mit ihm „Lösungswege“ zu finden, ihm immer wieder gesagt habe, dass wir beide da durch müssen und wir es nur gemeinsam schaffen könnten, zog er sich immer mehr zurück (aus dem Raum rennen, war Standard). Er fühlte sich für die Situation alleinig verantwortlich (sprich: Ich kann meine Frau nicht ernähren!), reagierte bei jeder Kleinigkeit gleich unwirsch. Ich muss mir aber auch an die Nase fassen. Aus dem Kostendruck heraus habe ich ihm jeden Cent vorgerechnet, so dass ich ihm letztlich auch noch seine Freizeit vermiest habe. Das wurde dann zu einer Spirale.

Mein Mann hat dann eine Festanstellung angenommen, die allerdings einen Umzug erforderte (da waren wir 7 Jahre zusammen). Neues Umfeld, neuer Job, bei dem er auch Angst hatte zu versagen, zudem musste er anfangs noch pendeln, unsere Wohnsituation war nur provisorisch…all dies machte ihn zu einem Miesepeter hoch Drei.

Wir haben uns über jede Kleinigkeit gestritten. Ich kam überhaupt nicht mehr an ihn ran. Ich kann mich noch erinnern, dass ich einmal sagte: „Ich kann doch von meinem Mann wenigstens ein Minimum an Freundlichkeit erwarten!“ Aber war ich denn eigentlich freundlich zu ihm?

Es war wirklich heftig. Und ich gebe zu: Hätten wir damals nicht diesen Schuldenberg gehabt, hätte ich ihn wohl auch verlassen.

Wir haben dann nach und nach ganz pragmatische Lösungen gefunden: Ihn belastete das Pendeln, daher kam ich seinem Wunsch nach, sich in der Stadt seiner Arbeit eine günstige Wohnung zu nehmen. Das hat die ganze Situation auch schon sehr entspannt. Er hatte keinen Stress mehr mit der Pendelei und hat dafür die Freizeit (die er durchs Pendeln nun einmal auch wirklich nicht hatte) für Sport genutzt - und er hatte die Woche über seine Ruhe.

Unser ständiges Streitthema „Geld“ (mein Mann war ein „Frustkäufer“) haben wir gelöst, indem wir getrennte Konten eingerichtet haben. Wir haben dann auch noch einen Ehevertrag gemacht und auf gegenseitige Ansprüche verzichtet, so dass unsere Ehe nur noch auf Freiwlligkeit beruhte.

Mit diesen neuen Rahmenbedingungen war unsere Ehe wieder so, wie man sich das eben vorstellt. Natürlich gab es immer mal wieder „normale“ Reibereien, aber es gab endlich auch mal wieder diese Leichtigkeit.

Die letzten Jahren waren wirklich schön und absolut vertraut - ich war seine Vertraute; wir waren (wieder) ein Team.

Bei meinem Mann wurde im März 2011 Nierenkrebs diagnostiziert, drei Monate später war er tot. In diesen drei Monaten habe ich umso mehr gemerkt, wie sehr er mich liebt und mir vertraut - und wie sehr er mich in den ganzen Jahren auch gebraucht hat.

Was ich mit meiner Geschichte sagen/fragen möchte:

In Krisenzeiten werden so schnell Kleinigkeiten mit wesentlichen Themen vermischt. Frau neigt dann auch recht schnell dazu, alles in einen Topf zu schmeißen (mein Mann meinte dann immer: „Ach, jetzt kommt wieder der Rundumschlag!“).

Versuche Dich wirklich auf die wesentlichen Dinge zu beschränken und genau dort anzusetzen.

Einen Punkt sehe ich z.B. bei Eurer Arbeit:

Dein Mann hat sich selbstständig gemacht. Selbstständig sein (ich bin es seit 13 Jahren) ist eben auch eine enorme Belastung, bei der die „Leichtigkeit“ und „Spontaneität“ eben auch mal schnell auf der Strecke bleibt. Ich habe damals auch zu meinem Mann manchmal gesagt: „Du hast es gut, Du hast Feierabend, Urlaub, Wochenende!“ Aber das war doch kein Vorwurf! Wenn Dein Mann sagt, er würde auch gern einen 6-Stunden-Arbeitstag haben, heißt es doch nicht, dass er Deine Arbeit/Hausarbeit nicht anerkennt.

Auszeiten/Räume/Redeende:

Ich finde es sehr, sehr wichtig, dass der Partner auch „Fluchtmöglichkeiten“ hat. Mein Mann sagte immer, bevor er den Raum verließ, „in dieser aufgeheizten Situation macht es ohnehin keinen Sinn, weiter zu diskutieren!“ Recht hatte er! Wenn er eine anstrengende Woche hinter sich hatte, hat er teilweise den ganzen Tag in seinem Zimmer verbracht. Er brauchte seine Ruhe. Ich habe zwischendurch dann mal gefragt, ob ich ihm etwas zu essen bringen soll (Nemos Bratkartoffeln :smile:). Wir hatten in den letzten Jahren übrigens auch getrennte Schlafzimmer!

Kindererziehung:

Natürlich ist es Deine Tochter, aber Du möchtest doch auch, dass Dein Mann ihr „Vater“ wird. Und wie schon erwähnt wurde: Man kann mit einem Kind nicht alles ausdiskutieren. Da muss schon einmal eine klare Ansage erfolgen. An dieser Stelle solltest Du wirklich auch kompromissbereit sein, sonst schließt Du Deinen Mann von einem der wichtigsten Dinge in Deinem Leben aus - er ist dann nur Mitläufer.

Rauchen:

Du hast es ihm zuliebe gemacht. In diesem Fall wäre ich auch der Meinung, dass Du wieder einknickst (was ich nicht hoffe), sobald Deine Liebe zu ihm nachlässt. Solche Dinge macht man für sich selbst und kann dann eben auch selbst auf sich stolz sein.

Freizeitgestaltung:

Oh je: Ob meiner Selbstständigkeit plane ich so etwas überhaupt nicht mehr; entweder es kommt mal wieder ein Job rein oder ich bin zu müde. Aber wenn mich jemand „überrumpelt“ (ich hole Dich jetzt ab), dann gebe ich auch nach. Vielleicht solltest Du den Bus mal direkt gepackt haben und sagen: „Ich habe mich um alles gekümmert - reinsetzen - los geht es!“

Weißt Du A.: Leichtigkeit/Romantik kann man nicht mit Reden wieder bekommen, man muss sie leben/sie wieder initiieren!

Bei Dir muss ich mich ja nicht entschuldigen, dass mein Beitrag so lang geworden ist! :smile:

Du merkst, ich konnte/kann auch nie meinen Mund halten!

Selbstkritische Grüße

Kathleen

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Hi,
Oh, 37 mal reichen bei weitem nicht – oder hast du gezählt?
Bitte beantworte mir folgende Frage: Wie, ohne das Wort „ich“ zu benutzen, sollte ich sonst meine Sicht der Dinge schildern? Sag´s mir! Ich bin ganz Ohr bzw. Auge.
SEINE Sicht kann ich nicht schildern, weil diese mir nicht vorliegt, weil er es vorgezogen hat, ein paar Sachen zu packen, mir den Ring auf den Tisch zu knallen, mich auf die Seite zu stoßen und auch auf meine Bitte „bleib doch“ ABGEHAUEN ist.

Gruß

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Huhu!

„wir“

Liebe Grüße
Lockenlicht

PS: Ich (*g) habe da eine ganz ähnliche ich-Veranlagung und versuche immer bewusst drauf zu achten, das nicht zu viel zu machen. Daher fiel mir das bei dir auch sehr ins Auge.

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SEINE Sicht kann ich nicht schildern, weil diese mir nicht
vorliegt, weil er es vorgezogen hat, ein paar Sachen zu
packen, mir den Ring auf den Tisch zu knallen, mich auf die
Seite zu stoßen und auch auf meine Bitte „bleib doch“
ABGEHAUEN ist.

Manchmal, wenn Frauen reden und reden, bleibt einem Manne nur noch die Flucht. Ansonsten müsste er nämlich zuschlagen.

Das Hinknallen des Eherings erhöht natürlich die Dramatik, ist aber eigentlich dumm, weil man dafür immer noch nen Kasten Bier kriegen kann. :smile:

Moin A.

Da hast du ihn ja ganz schön in die Enge getrieben.
Frauen können an sich meist schon viel besser reden als Männer.
Und bei dir scheint mir das noch mehr gegeben als gewöhnlich.

Gegen die Argumentketten von Frauen, die gewöhnlich mit den Fehlern enden, die der Mann schon beim ersten Treffen gemacht hat, kommen Männer fast nicht an. Es liegt ihnen einfach nicht. Und irgendwann beim Streiten denkt man (Mann): „Sei doch einfach nur mal still, nur still. Lass mich die Tagesschau gucken und ne Flasche Bier trinken, mehr erwarte ich doch garnicht.“

Ich wünsche dir einfach mehr Gelassenheit. Hol mal tief Luft und sprich das ganz langsam vor dich hin: „Ge-las-sen-heit“ Das hilft zuweilen ungemein.

Die Ehe ist eine Institution, wo sich zwei zusammen tun, um gemeinsam all die Probleme zu lösen, die sie alleine garnicht hätten.

Viele Alltagsproblemchen lösen sich ganz von selbst, wenn man ihnen nur Zeit lässt und vieles lässt sich auch allein lösen, ohne dass man jedesmal sein Ehegespons zu Rate zieht.

Wenn du nicht verheiratet wärst, müsstest du’s ja auch tun.

Reden mag manchmal gut sein, aber zu viel ist ungesund. Und wenn er gemeinsam mit dir ins Feuer starrt, ist das immer noch besser, als wenn er auf den Hintern der Nachbarin starrt. Was man einem Mann allerdings auch nicht zu sehr verübeln sollte, denn meistens denkt er sich gar nichts dabei.

Im Ernst, natürlich denke ich, dass dein Mann sich auch falsch verhält, wenns zwischen zwei Leuten, die sich eigentlich gern haben, kriselt, sind fast immer beide schuld.

Aber, wie du richtig bemerkt hast, du hast gefragt.

Kannst du seine Sicht wirklich nicht schildern? Das wäre ein Zeichen von Oberflächlichkeit, dafür dass du tatsächlich nicht wirklich auf ihn eingehst. Denn eigentlich weiß man nach einiger Zeit ganz gut, was im anderen vorgeht. Nicht dass du das jetzt hier schildern sollst, aber vielleicht versuchst du es mal für dich?

Was würde er schreiben, wenn er sich beschweren würde?

Du bist sehr verbal gesteuert, vielleicht mehr als andere Frauen. Aber man kann einen Menschen nicht nur nach dem beurteilen, was er sagt, man muss auch fühlen. Das fühlen, was man eben nicht in Worte fassen kann. In den Arm nehmen und sich in den Arm nehmen lassen.

Dass Männer zu wenig von sich und ihren Gefühlen erzählen ist auch eine ständige Beschwerde von Frauen. Kannst nix machen, Männer tragen ihr Herz nunmal nicht auf der Zunge und gewöhnlich ist es schon viel, wenn ein Mann seiner Frau mal ein ehrliches Kompliment macht.

Meine (Männer-)Meinung halt.

Gruß, Nemo.

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hi

„wir“

genau - WIR müssen reden :wink: Die sicherste Methode ihn endgültig loszuwerden :wink:

Gruß h.

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Liebe A.

ich habe jetzt die anderen Postings nicht gelesen.

Mein Tipp für „kurzfristig“: lass ihn in Ruhe!

Er hat ja den Ring auf den Tisch geknallt und ist gegangen.
Lass ihn, er soll ruhig werden und die Möglichkeit bekommen darüber zu schlafen. (Komisch mein Mann muss immer über alles erstmal schlafen)

Während wir Frauen uns den ganzen Tag nen Kopf machen, tun das Männer anscheinend eher nachts.
Zuviel reden bringt beim Mann nichts!
Ich stelle immer sehr konkrete direkte vor allem kurze Fragen.
Ich beginne immer damit: Ich liebe dich, und ich will, dass es für immer so bleibt, du machst mich glücklich, aber ich habe da ein Problem und weiß nicht, wie ich es lösen soll. Du musst mir helfen!!

So komme ich an meinen Sturkopf immer dran. Klar, ein Mann muss ja seiner kleinen schwachen Frau helfen! :smile:

Aber es gibt eben auch Zeiten, da ist er mit den vielen kleinen Dingen dermaßen beschäftigt, dass ihn dann die „Hilfestellung“ auch überfordert.
Dann muss ich (leider) einsehen, dass ich nun einen Gang runterschalten muss.

Ich gebe dir Recht, es ist bei euch der Wurm drin. Der hat meines Erachtens auch einen Namen: „Falsche Kommunikation“.
Drängen und bohren können sein, vor allem dann, wenn die Stresstoleranzgrenze deutlich erniedrigt ist, wenn du 2 Mal dieselbe Frage stellst!
Das würde mich als Frau auch nerven, vor allem, wenn ich mit Ängsten beladen bin und viele andere Dinge ebenfalls nicht gerade zufriedenstellend sind. Bei euch sehe ich da das Problem bei der Erziehung deiner Tochter.

Er ist nicht der Vater (hab ich hoffentlich richtig verstanden). Klar, da hat man als Frau den beschützenden Mutterinstinkt! Und ich weiß auch, wie schwer es für Mütter ist, zu akzeptieren, dass der Freund/Mann auch ein kleines Wörtchen mitreden sollte und die Grenze zwischen „Zuviel“ und „zu wenig“ ist schwimmend.

Viele Männer können nicht akzeptieren, dass der Nachwuchs vor dem Manne steht!
Ich kenne das aus vielen Beziehungen meiner alleinerziehenden Freundinnen und Kolleginnen (ich unterhalte mich gerne mit deren Freunden, da ich gerne wissen will, was in deren Männer-Kopf vorgeht).
Die meisten verstehen tatsächlich nicht, warum der Nachwuchs immer vor ihnen an der Reihe ist!
Ich weiß leider nicht, wie man es ihnen beibringen kann…

Vielleicht könntest du in dieser Hinsicht kompromissbereiter werden ohne die Interessen des Kindes aus dem Blick zu verlieren (das wird sicherlich nicht einfach)

Ich kann auch nur eines sagen: Wenn Männer Existenzängste haben, dann ist die Stresstoleranz sehr sehr sehr niedrig. Da reicht es mitunter, wenn ein Kunde am Telefon blöd drauf war und dann gibt es zuhause Stress. Das ist unerträglich.

Es gilt in der Ehe das Prinzip: wenn einer nicht kann, dann zieht der andere die Karre.
Wenn allerdings beide gleichzeitig nicht können, wird es schwierig.
Das ist bei euch im Moment der Fall.
Einer muss nun versuchen irgendwie zur Ruhe zu kommen, ein wenig reflektierend zu handeln.
Da es (leider wie immer) dem Mann in diesem Fall nicht zugemutet werden kann, da er bereits das Handtuch geschmissen hat, bleibst nur noch du!
Also lässt du ihn in Ruhe, wartest ab. Die Ruhe wird ihm sicherlich gut tun und du hast Ruhe und kannst auch ein wenig darüber nachdenken, wann du mal nen Gang hättest runterschalten müssen!
Wenn es mal so schief läuft, dann meistens weil Dinge die gesagt werden bei dem anderen nicht mehr so ankommen wie sie gemeint waren.

Ein Mediator könnte helfen.
Allerdings möchte ich hier aus meiner persönlichen Sicht etwas sagen:
Wenn es häufig zu Streit kommt, sollte man sich fragen warum.
Wenn jeder „ich, ich“ sagt, stirbt das „Wir“!
Rücksicht auf den anderen nehmen ist wichtig.

Männer sind kleine Jungs!! So muss man sie manchmal auch behandeln. Liebevolle Mutti spielen, in den Arm nehmen, sagen wie toll er das doch alles macht und wieviel Stress er doch aushalten kann usw. (sorry Männer, aber ihr werdet nie erwachsen! Und das liebe ich an euch!)

Und wenn es mal nicht klappt, und Frau will nun auch etwas für sich: dann muss man eben an den Beschützerinstinkt appellieren.
Da muss man eben die kleine schwache Frau sein, statt die starke Mutter.
(Was ein Rollenspiel und Repertoire muss eine Frau eigentlich noch haben?)

Klar alles nicht einfach.
Aber denk daran, wir Frauen sind das stärkere Geschlecht, obwohl die Männer physisch stärker sind. Nutze das für eine schönere Beziehung! (ich duck mich vorsorglich, weil ich bestimmt gleich von allen was auf die Mütze bekomme)

Liebe Grüße und drücke die Daumen

Ayse

Hi

Das sagt er auch - und ich bin am arbeiten, dieses ständige
Hirnrattern abzustellen, teilweise gelingt´s, manchmal eben
nicht. Dafür brauch ich teilweise Unterstützung und das
Wissen: er bremst mich, fängt mich aber auch auf. Und hält
sich Abmachungen, die unserer „Streitkultur“ förderlich sind
bzw. solche Ausartungen vermeiden würden. Das gibt mir
Sicherheit, Vertrauen. Bringt er aber nicht über sich. Is das
Stolz? Was ist das??

Nein, das brauchst du nicht. Wenn du dir das Hirn an einem Menschen zermarterst (ganz gleich ob Ehemann, beste Freundin oder sonstwer), hilft nicht, sich noch weiter mit diesem Menschen zu beschäftigen. Ich finde mich ein stückweit in deinen Beschreibungen wieder, bei mir wars nicht der Ehemann, sondern nur ein guter Freund, aber ich hab auch 24/7 damit verbracht, irgendwelche Probleme lösen zu wollen, reden zu wollen, Sichtweisen austauschen zu wollen, irgendwas ändern zu wollen usw. Die Einsicht, dass vieles davon einfach a) nicht meine Baustelle war und b) nicht die Tragweite hatte, die ich der Sache zumaß, die stellte sich erst mehrere Monate nachdem er mich förmlich mit aller Kraft aus seinem Leben entfernt hatte, ein. Wenn dein Mann heimkommt und denkt „mal sehen, was heute wieder ist“, dann sehe ich darin die Angst, dass von dir wieder ein - für ihn - imaginäres Hirngespinst ausgebrütet auf ihn wartet, diskutiert werden will und zum Problem erhoben wird… an Stellen, wo er sich denkt: „WTF?! Wie kommt sie darauf?“
Zum Thema Erwartungshaltungen: Klar erwartest du. Und vor allem erwartest du mehr als „nur deinen Mann“. Wenn du das erwarten würdest, wärst du nicht ständig damit beschäftigt, Probleme lösen und irgendwas ändern zu wollen. Auch wieder aus eigener Erfahrung: Es ist unglaublich, wie viele Erwartungshaltungen man so kommuniziert, während man selbst denkt, dass man es ja nur gut meint und einzig auf Austausch aus ist. Ich denke, dein Mann fühlt sich einfach nur wie beim Spießrutenlauf, denn egal, was er tut, sagt oder lässt - es liefert dir noch und nöcher Stoff zum wälzen, verarbeiten, diskutieren und Probleme lösen.

Was dir helfen könnte, wäre, deinen Lebensmittelpunkt weg von eurer Ehe zu verlegen. Lass mal deine Gedanken von irgendeinem anderen Thema bevölkern. Nein, das bedeutet und signalisiert nicht, dass dir deine Ehe egal ist, es führt im besten Fall einfach zu mehr Zufriedenheit auf allen Seiten, weil die Messlatte ein Stück nach unten gehängt wird. Ich möchte mutmaßen, dass sich das Klima bei euch entspannen wird, wenn ihr euch beide (der eine freiwillig, der andere gezwungenermaßen) nicht mehr so auf das Thema Ehe konzentriert, sondern mal wieder die anderen Themen auspackt, die zum Leben so dazugehören. Am besten eine Weile einzeln. Dann kann man abends auch mal über was anderes als die eigenen Gedanken reden.

Gruß

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