Hallo, Stafan
Hm, im Sinne von mehr Wert auf korrekten Umgang bei
Reduzierung der Kommunikationsmittel (Nettikette, Duden neben
dem Computer)?
j-ein, nicht unbedingt. Ausgehend von Gleichsprachigkeit wird sich der verwendete Wortschatz je nach Situation und Zweck der Kommunikation unterscheiden. Je nachdem, wie mir die Antworten auf meine Äußerungen Verstehen deutlich machen, werden nach Bedarf weitere iterative Schleifen durchlaufen werden müssen, in denen jeweils redundant der gleiche Inhalt in variierter Form dargeboten werden muß, bis schließlich Verständnis erreicht ist (ähnlich dem Aushandeln der Übertragungsgeschwindigkeit mit Hilfe des Protokolls in Netzwerkverbindungen)
Ich seh schon, da scheint dein Beruf durch, du
bist wahrscheinlich für diese endlosen Ansagen am Telefon
verantwortlich, nein, ist schon ok, würde sonst wohl rekursive
Hotline-Anrufe geben, wenn die nötige Genauigkeit fehlen
würde.
Oh, war das so deutlich? Aber leider ist meist der Kunde für die Dialoge verantwortlich. Ich dränge immer auf möglichst konzise Diktion. Eine Forderung, die leider nicht immer auf Akzeptanz stößt. Marketingabteilungen neigen vielfach zu epischer Breite und Wortgeklingel.
Um meinen Standpunkt nochmal zu erläutern, ich finde an
Sprache nichts negatives wenn der Bedeutungsanspruch nicht zu
hoch geschraubt wird, ich freue mich auch wenn mir mal ein
Satz gelingt, oder meinen Ansprüchen genügt (z.B.
‚Elementarheiliges Recreationcenter sücht noch Auszubildende
für die Bereiche Gedächtniskodierung und Reflexdesign‘)
Die Flexibilität der Sprache ist es, die es ermöglicht auch komplexe Inhalte an unterschiedlich aufnahmefähige Adressaten zu vermitteln. Dein obiger Beispielssatz wird sicher in dieser Form nicht von jedem verstanden werden. Er wird deshalb interpretiert werden müssen, indem für die (dem Adressaten) unverständlichen Teile durch andere Elemente ersetzt werden,
Aber ich sehe das Problem das es einige Bereiche des
menschlichen Wesens gibt, die besser nicht in das
Zwangskorsett Sprache gezwungen werden sollten, da wir über
die wirklich zugrundeliegenden Mechanismen viel zu wenig
wissen.
Dann wären diese Bereiche aber nicht kommunizierbar.
Extrembeispiel:
Ich fühle, dass ich mein Gegenüber abscheulich finde und es ablehne. Die nonverbale, sprachlose Möglichkeit des Ausdrucks wäre dann evtl. die geballte Faust mit Zielrichtung Nase.
In der anderen Richtung steht dann des Damon Reaktion „Und dem war kaum das Wort entfahren, möcht er’s im Busen gern bewahren.“, wenn der Mund überläuft, des der Kopf voll ist.
Sprache in diesen beiden Fällen also entweder nicht vorhanden oder im Überangebot 
Für mich wäre also eine Gesprächstherapie oder
klassische Psychotherapie das Letzte von dem ich Wahrheit und
Aufschluss erwarten würde. Dies liegt aber einfach an der
Erfahrung des Verrennens und des Turmbaus der einem irgendwann
zusammenstürzt weil man das Fundament vergessen hat (ich hab
halt mal mit Erschrecken festgestellt, dass ich keinen
Zusammenhang mehr in meinem Konstrukt herstellen konnte). Das
ist aber rein subjektiv, und wenn jemand in der Sprachwelt
aufgeht, kann ich mir schon vorstellen das es auch hilfreich
sein kann.
Die Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu strukturieren und auszudrücken ist sicher unterschiedlich verteilt und auch geübt. Aber da stößt weniger die Sprache als kommunikatives Werkzeug an ihre Grenzen als das Individuum in seiner Fähigkeit dieses Werkzeug anzuwenden.
Mit Sprache kann man alles ausdrücken - nur nicht einen nassen Schwamm
(sorry, diese Plattitüde konnte ich mir denn doch nicht ganz verkneifen)
Beste Grüße (und Wünsche für 2004)
Eckard.