Hallo Friedhelm,
Danke, danke, Jochen, für die willkommene Einmischung. Ich
wäre also der 4. Christ, der Dir begegnet.
Wenn du das sagst…
Und erst recht Danke für Dein Argument:
„Die Wissenschaft nutzt nur Modelle.“
(Vielleicht allzu willkommen!?)
a²+b²=c² wäre z.B. nur das Modell für alle beliebigen realen
Werte(Zahlen), die ich für a und b einsetze.
Halt, halt. Der von dir zitierte Satz des Pythagoras ist ein mathematischer Satz - kein Modell. Im Rahmen der Axiomatik der Mathematik ist dieser Satz wahr. Bewiesen. Die Gültigkeit, die wahrhaftigkeit steht außer Frage.
Aber: Es ist ein mathematischer Satz. Er hat an sich nichts mit unserer realen Welt zu tun. Ja, sicher, er findet eine Anwendung in der realen Welt und ist zudem auch noch überaus nützlich! Dennoch ist ein solcher Satz das Produkt eines logischen Systems, welches nicht notwendigerweise eine Entsprechung in der realen Welt haben muß! Es ist nicht geklärt, warum man mit Mathematik so vieles (alles?) reales so gut beschreiben/quantifizieren kann. Sicher geht die Mathematik als pholosophisches(!! - nicht naturwissenschaftliches) Fach aber noch weit darüber hinaus.
Jedenfalls eine mutige Behauptung. Aber alle die, die Du oben
als „einfältig“ klassifizierst, werden sich gegen diese
Deklassifizierung wehren.
Das hoffe ich doch.
Bis zu Einstein noch hätte Dir jeder
Wissenschaftler entgegengehalten, daß jene Formel nicht nur
ein Modell, sondern das Grundgesetz, die reale Grundstruktur
sei für das Verhältnis jeder Fläche zu ihren Grenzen, - nicht
nur des rechtwinklichen Dreiecks. Heute würde man die mögliche
sog. Raumkrümmung in die Formel einbeziehen - was aber an der
Grundüberzeugung wenig ändert.
Alle Naturwissenschaft beruht auf fundamentalen Größen wie „Raum“, „Zeit“, „Energie“ (bzw. „Materie“). Wir nutzen diese Begriffe wie leere Hülsen, um damit unsere Wahrnehmungen auszudrücken, aber keiner dieser Begriffe ist definiert. Kein Physiker kann dir sagen, was Raum, Zeit oder Energie wirklich ist (außer eben praktische Hilfsmittel, physikalische Modelle zu beschreiben). Die Annahme eines „Raumes“ mit 3 zB. Dimensionen (oder einer anderen Dimensionalität), in welcher der Satz des Pythagoras eine geometrische Interpretation erhält, ist eben auch nur ein Konstrukt unserer Wahrnehmung. Ein Modell, was unser Gehirn (Geist?) sich vom Dasein macht und welches die Physiker benutzen, um Sachen zu beschreiben, die wir wahrnehmen.
Noch ein Beispiel zur Verdeutlichung: Die Newton’sche Mechanik ist leicht verstehbar, weil (im Sinne des Wortes) begreifbar. Sie ist abgeleitet aus unserer direkten Erfahrungswelt. Leider aber ist sie nicht wirklich korrekt, sondern nur eine gute Näherung. An den grenzen unserer natürlichen Erfahrungswelt - im Großen wie im Kleinen - kommt sie an ihre Grenzen. Im Großen läßt sich einiges mit der Relativitätstheorie erklären, im Kleinen mit der Quantenmechanik (QM). Die Realtivitätstheorie mögen viele noch schlucken als Beschreibung von etwas, was so auch „wirklich“ ist, aber bei der QM hört der Spaß auf. Was ist „wirklich“ an der QM? Mit unserem Verstand läßt sie sich nicht mehr angehen. Dummerweise hielt sie bisher tapfer allen Versuchen stand, sie zu widerlegen. Dummerweise ist genau diese abartige, verrückte, beängstigende QM die Theorie, welche mit Abstand in allen erdachten Szenarien die besten und korrektesten Vorhersagen liefert (bis auf die Sache mit der Gravitation).
Also: was die Natur uns zeigt zu dem, was Photonen, Elektronen, Materie überhaupt und deren Wechselwirkungen über den Raum sind und dass Zeit überhaupt nicht mehr auftaucht in dieser Beschreibung, entbehrt bis heute jeder Interpretierbarkeit.
Was aber ist dann ein Molekül? Was ist eine Zelle? Was ist ein Organismus? Es kann nicht das sein, für was wir es _halten_, das lert uns die QM. Dass die QM in diesen Dingen nicht daneben liegt, steht (leider) außer Zweifel.
Wir müssen uns also eingestehen, dass wir zwar in der Lage sind, die Welt genau zu beschreiben, aber nicht im Mindesten auch nur eine Ahnung davon haben, _was_ wir das eigentlich beschreiben. Es bleiben Modelle, die mehr oder weniger hilfreich sind, bestimmte Ziele zu erreichen, die wir uns stecken. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.
Auch hier wird man Dir widersprechen können: Wahrheit und
Wahrhaftigkeit selbst bei Hypothesen gelten durchaus als
ethische Grundwerte von Wissenschaftlichkeit,
Nein. Diese Werte gehen über die Wissenschaft hinaus. Wissenschaft setzt erst auf solchen Werten auf, definiert sie aber nicht.
Und man hat
in Wissenschaftskreisen durchaus auch legislative Mittelchen,
Unwahrhaftigkeit und Scharlatanerie entsprechen zu
disqualifizieren, aus den Ämtern zu vertreiben, die
finanziellen Mittel zu streichen.
Hier vermischst du unser gesellschaftlich-wissenschaftliches System mit der (abstrakten) Idee der Wissenschaft als solcher.
Auch hier ein paar kleine Einwände: Christen haben ein
gemeinsames Glaubensbekenntnis. (kritisch von einem Moslem
gesehen) siehe
http://members.fortunecity.com/selim/evangelium-803.htm
Die drei (vier?) Christen, die ich kenne, _interpretieren_ dieses Bekenntnis eben ganz unterschiedlich. Das ist der Wesentliche und IMHO nicht entscheidbare Punkt.
Wir glauben an die Existenz Gottes und an ein ewiges Leben.
Meine Frage war, ist dies mit den Wissenschaften zu
vereinbaren?
Wenn ich nur diese Worte betrachte, so ist die Antwort: Ja, klar.
Wissenschaftlich würde man so vorgehen:
- Du hast eine Beobachtung gemacht, zB. die, daß viele Menschen an einen „Gott“ glauben, davon erzählen, usw.
- Du definierst genau, welche charakteristischen Eigenschaften dieser „Gott“ haben muß. Wenn du das nicht genau festlegen kannst, ist es müßig, sich weitere Gedanken dazu zu machen. In diesem Fall könnte man sich aber vielleicht auf Teilaspekte stürzen.
- Du stellst die Hypothese auf, dass es (genau) einen „Gott“ mit eben den geforderten Eigenschaften gibt.
- Du erklärst nachvollziehbar, warum diese Hypothese die einfachste Möglichkeit ist, Aspekte der Welt besser zu beschreiben als es bereits ohne diese Hypothese möglich ist.
- Du führst ein widerholbares Experiment durch, welches in der Lage ist, eine Existenz Gottes eindeutig zu widerlegen. Wenn dieses Experiment „gelingt“ ist deine Hypothese widerlegt. Wenn es „mislingt“, kannst du das als deine Hypothese unterstützend anführen. Je mehr solche Experimente gamacht werden und „mißlingen“, desto gesichterter ist die Hypothese, bis sie in das Theorienbild der Wissenschaften eingearbeitet wird (oder gar eine eigene Theorie darin begründet).
- Weitere Bestätigungen erhälst Du, indem du mit der Hypothese Vorhersagen machst, die sich experimentell überprüfen lassen.
Ähnlich verfährst du auch mit dem ewigen Leben. Wenn beides untrennbar zusammenhängen sollte, kannst du es natürlich auch „im Doppelpack“ behandeln.
Viel Spaß!
Liebe Grüße,
Jochen