Guten Morgen Jenny,
ich habe Beziehungen scheitern sehen, da sich die Frau gegen den Willen des Mannes mit ihrem weiteren Kinderwunsch durchgesetzt hat.
Ich habe Männer kennengelernt, die trotz vorheriger Ablehnung die stolzesten Väter der Zweit-/Drittkinder wurden.
Alles ist möglich, aber eine Fehlgeburt sollte man nicht unterschätzen.
Meine Freundin hat vor gut 4 Jahren eine erlitten. Sie meinte, dass es das Schlimmste war, was sie bisher erlebt hat. Im Juli dieses Jahres kam ihre dritte Tochter auf die Welt. Meine Freundin hat mit dieser Geburt schon gemeint, dass der Verlust damit relativiert wurde, sie aber früher wohl auch nicht fähig gewesen wäre, dieses Kind nicht nur als Ersatz zu sehen. Sie brauchte die Zeit - und die solltest Du Dir auch nehmen.
Meine Mutter hat ihr erstes Kind verloren, da war sie im 5. Monat. Es war der von meinem Vater so sehnsüchtig erhoffte Sohn.
Sehr schnell nach der Fehlgeburt ist meine Mutter wieder schwanger geworden - mit meiner Schwester. Nicht nur meine Mutter hatte Probleme eine „wirkliche“ Beziehung zu diesem Kind aufzubauen - auch mein Vater: schließlich war es kein Junge.
Das Verhältnis zwischen meiner Schwester und meinen Eltern war nie innig. Ich kam 3,5 Jahre später auf die Welt. Meine Mutter hat zu mir ein grundlegend anderes Verhältnis aufgebaut. Mein Vater war zwar enttäuscht, dass es wieder ein Mädchen wurde - meinte aber, mich wie einen Jungen erziehen zu müssen, baute ergo zu mir auch ein ganz anderes Verhältnis auf. Resultat: Meine Schwester hat mich „gehasst“. Bis heute ist meine Schwester eine „Fremde“ in der Familie.
Dies nur als ein Beispiel, dass sich ein voreiliger Kinderwunsch nicht nur langfristig gegen den Mann, sondern auch gegen das „Ersatzkind“ und gegen die gesamte Familie richten kann.
Es muss doch nicht gleichbedeutend sein, dass Ihr beide niemals ein zweites Kind in die Welt setzt!
Das, was in Deiner Beschreibung etwas unter den Tisch fällt: Dein Mann hat auch sein Kind verloren - und er hat (neben der Angst um Dich) auch ein Recht, auf seine Art zu trauern. Wenn er sich noch nicht bereit fühlt, offen auf ein neues Kind zugehen zu können, zeugt das für mich auch von einem Verantwortungsbewusstsein.
Viele Grüße
Kathleen