Die kreativste Sportart

Hallo!

Welche ist die kreativste Sportart? Ich tippe auf Fußball, das mag aber dem Umstand geschuldet sein, dass Fußball der Sport ist, mit dem ich als Spieler und Zuschauer die meiste Erfahrung habe. Man kann ja nicht raus aus seiner Haut, also frage ich euch, welchen Sport ihr für den kreativsten haltet.

Definition: Die Kreativität eines Sports ist umso größer , desto mehr Entscheidungsmöglichkeiten der einzelne hat, desto mehr Spielkonstellationen möglich sind, desto mehr Entscheidungen im Laufe einer Partie getroffen werden.

Um eine Diskussion zu ermöglichen, lege ich hinter dem Gruß (*) meine eigenen Überlegungen offen. Das müsst ihr aber nicht unbedingt lesen, um eine Antwort zu geben. Ist vielleicht sogar besser so, weil ich im Nachfolgenden meine Ahnungslosigkeit gegenüber anderen Sportarten demonstrieren werde. Ich nehme dabei aus naheliegenden Gründen die Tanzsportarten, Akrobatik und Denksport aus der Betrachtung aus. Zur Orientierung eine Liste von Sportarten.

Gruß
Peter

*Leichtathletik fällt wegen seines enggefassten Regelwerks aus. Der Fosbury Flop ist die einzige kreative Leistung, die mir gerade einfällt. Das gilt auch für alle Renn-, Ausdauer-, Kraft- und Präzisionssportarten (vielleicht mit der Ausnahme der Billardvarianten). Wegen des damit einhergehenden Formenreichtums gehe ich davon aus, dass Mannschaftssportarten tendenziell kreativer sind als Individualsportarten. Ausnahmen sind ein paar Rückschlagspiele und diverse Kampfsportarten. Aus demselben Grund sind Sportarten tendenziell kreativer, wenn die Mannschaften größer sind. Das ist bei Torspielen und Schlagballspielen der Fall. Hier also eine Auswahl von Sportarten mit größeren Teams: Baseball, Handball, Fußball, American Football, Cricket, Rugby. Fußball schlägt Handball (wegen des größeren Feldes und der größeren Mannschaften), Rugby und American Football (wegen der variableren Laufrichtungen und längeren Spielzüge), Cricket und Baseball (ebenfalls wegen der längeren Spielzüge). Und übrig bleibt Fußball.

Hallo!

Ich finde das Thema interessant, möchte mich aber nicht durch Deine Fragestellung allzusehr einengen lassen. Denn die Definitionen, die Du triffst, engen die möglichen Antworten schon ziemlich auf Fußball ein.

Ich empfinde - und das meine ich ernst - Schach als die kreativste Sportart, denn sie ist diejenige die gerade das kreative Denken zum Spielinhalt macht: Analyse von Stellungen, Abwägen von Stärken und Schwächen, Schaffung und Erkennen von Drohungen, Fassen eines Plans, Vorausahnen von Aktionen des Gegners, Erfahrung, Intuition, … darum geht es in einer Partie.

Gut, viele sehen Schach gar nicht als Sportart. Dann wollen wir uns mal mit Sport im Sinne von Leibesübung beschäftigen:

An nächster Stelle kämen für mich die Präzissionssportarten (Curling, verschiedene Billard-Varianten, …)

Und dann die Mannschaftssportarten. Warum Du da Fußball besonders hervorhebst, weiß ich nicht. Okay, Fußball ist variantenreicher als Handball, aber ist es auch variantenreicher als Basketball? Im American Football werden Spielzüge geplant wie in einem Strategiespiel. Die Spielzüge bei Rugby sind übrigens mitnichten kürzer als beim Fußball (es sei denn es spielt Spanien). Und vergessen wir nicht Eishockey, wo in wenigen Sekunden auf dem Eis mehr passiert als in vielen Minuten auf dem Fußballplatz.

Auch Einzelsportarten können ein hohes Maß an Entscheidungsfindung erfordern. Tennis z. B…

Allerdings sind alle Sportarten, die dem olympischen Motto „schneller, höher, weiter“ folgen, relativ unkreativ: Leichtathletik, Schwimmen, Skisport. Beim Radsport gibt es wenigstens den Ausreißversuch, beim Motorsport das Überholmanöver, aber dennoch würde ich diese beiden auch eher als unkreativ bezeichnen.

Wenn wir jetzt mal einen Strich unter das machen und versuchen, es auf einen Nenner zu bringen: Für das was ich hier als kreativ bezeichne, gibt es ein Wort: Spiel.

Michael

Moin,

Welche ist die kreativste Sportart?

meine Favoriten wären Dreiband und Snooker.

Da muss man sich schon einen Plan über mehrere Stöße machen und immer wieder berichtigen, weil es doch nicht so perfekt klappt wie geplant.

Schach wäre auch ein Kandidat.

Gandalf

Parkour / Parcour
http://de.wikipedia.org/wiki/Parkour

MfG
GWS

Hi,
ich empfinde viele Kampfsportarten und Kampfkünste als sehr kreativ, solange sie nicht in einer zu konservativen Art gepflegt werden. Aber praktisch alle solchen Sportarten können genauso auch staubtrocken ohne nur auch ein kleinstes Fünkchen Kreativität ausgeführt werden.
Dazu kommt aus meiner sich Klettern, wie auch akrobatische Sportarten (Trampolin, Jonglage, etc etc). Auch einige Tanzstile können sehr kreativ sein.
Leider (oder zum Glück?) kann ich nicht DIE kreativste Sportart nennen, aber ich hoffe, ich konnte einige Inputs geben.

gruss niemand

Moin,

ich empfinde viele Kampfsportarten und Kampfkünste als sehr
kreativ, solange sie nicht in einer zu konservativen Art
gepflegt werden.

wie meinst Du das geschriebene?
Wenn ich auf diversen Budo-Veranstalltungen speziell die Wing Tsunler und Taekwondokas sehe, die wie Irrwische eine Bodenturnübung absolvieren, die m.E. mit Kampfkunst nichts mehr zu tun hat, sondern höhere Akkrobatik darstellt, dann bleibe ich lieber beim Alten.

Gandalf

Hallo Michael!

Ich finde das Thema interessant, möchte mich aber nicht durch Deine Fragestellung allzusehr einengen lassen. Denn die Definitionen, die Du triffst, engen die möglichen Antworten schon ziemlich auf Fußball ein.

Das stimmt natürlich.

Gut, viele sehen Schach gar nicht als Sportart.

Sport setzt Körperbeherrschung voraus. Schach geht insofern als Sport durch, da das Aufrechterhalten der notwendigen Konzentration über die Dauer eines Turniers nicht gerade leicht zu bewerkstelligen ist. Aber es ist sicherlich ein Grenzfall, weil es das Gehirn zum Spielgerät hat.

An nächster Stelle kämen für mich die Präzissionssportarten (Curling, verschiedene Billard-Varianten, …)

Dass du Curling genannt hast, überrascht mich. Hab mir beim Zugucken nie gedacht: Darauf wär ich nicht gekommen! Kannst du mir erklären, warum du Curling als besonders kreativ verstehst?

…aber ist es auch variantenreicher als Basketball?

Ja, ich denke Fußball ist variantenreicher als Basketball. Es gibt im Basketball weniger mögliche Anspielmöglichkeiten, ein kleineres Feld (das Spielgeschehen verdichtet sich außerdem auf den Ballführenden und hinter die 3-Punkte-Linie des verteidigenden Teams), ein kleines Ziel (also wenig mögliche Wurfvarianten), und das hohe Tempo besorgt den Rest. Nur um einem Missverständnis vorzubeugen: Damit meine ich ja nicht, dass Basketball als Sport „schlechter“ sei, weniger aufregend oder weniger schwierig zu beherrschen. Im Gegenteil, Basketball und auch Handball sind für den neutralen Zuschauer wahrscheinlich deutlich aufregender als Fußball, schon wegen der hohen Schlagzahl.

Im American Football werden Spielzüge geplant wie in einem Strategiespiel.

Beim American Football muss man unterscheiden. Der einzelne Spieler hat kaum Anlass zur Kreativität. Er ist erstens beschränkt auf seine Rolle im Team (die viel enger gefasst ist als im Fußball) und zweitens empfängt er die Anweisungen vom Coach, manche Spieler sogar direkt über die Lautsprecher im Helm, und befolgt sie minutiös. Für den Spieler scheint es beim American Football eher um Gehorsam und Physis zu gehen als um Kreativität.
Was die Planung der Spielzüge angeht: Sie funktioniert ja nur weil die Ausgangslage für jede Spielsituation (bis auf die Position auf dem Feld) immer die gleiche ist. Nur weil die Situation verhältnismäßig unterkomplex ist, ist sie planbar. Und weil es relativ wenige verschiedene Lösungsansätze für diese Situation gibt, haben die einzelnen Spielzüge Namen. Es ist wie beim Schach, mit dem Unterschied, dass im American Football, nachdem die Eröffnung gespielt ist, das ganze Spiel wieder auf 0 gesetzt wird.

Das bringt mich auf den großen Unterschied, den man wahrscheinlich nicht ohne Weiteres auflösen kann. Daher muss man wahrscheinlich trennen:
Das eine ist die Frage nach dem kreativsten Sport, der sich (ohne die Teilnehmer einzeln zu betrachten) durch Vielfalt an Formen, Entscheidungen, Problemlösungen und Möglichkeiten zur Gestaltung auszeichnet.
Das andere ist die Frage nach dem Sportler der die größte Freiheit und den größten Anlass zur Kreativität hat, der also die größte gestalterische Autorität hat. Im Fußball ist die gestalterische Autorität ungleich auf Spielmacher, Kapitän, Abwehrchef, Trainer und die restliche Mannschaft verteilt. In Individualsportarten, nehmen wir Schach oder Tennis, liegt die ganze Autorität bei einem Spieler allein. Daher sind sicherlich Individualsportler (und außergewöhnliche Individualisten innerhalb der Mannschaftssportarten) kreativ stärker gefordert. Wird der Schach- oder Tennisspieler von seinem Gegner in die Defensive gedrängt, kann er nur noch reagieren, er kann also nicht mehr kreativ agieren. Stellt der Gegner kein Problem dar, und der Spieler kann also völlig frei agieren, kann er aber auch nicht kreativ handeln.
Kreativität setzt ein adäquates Problem voraus, ansonsten ist es Narretei. Der Fußballspieler der einen Haken schlägt wo kein Gegner in der Nähe ist, ist nicht kreativ sondern albern. Ein gutes Spiel ist ein perfekt abgemessenes Problem. Schach mit seinen 64 Feldern, den 32 Figuren mit den 6 Bewegungsmustern führt das analytische Denken bis dorthin wo kaum noch Licht ist. Mehr Felder oder weniger, und das Spiel wäre kaputt, weil zu viel im Dunkel oder alles offensichtlich wäre.

So, ich denke jetzt erstmal leise weiter.

Gruß
Peter

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Hallo!

Sport setzt Körperbeherrschung voraus

Das ist eine Ansicht, die ich nicht teile. Die unterschiedlichen Sportarten stellen die ebenso unterschiedliche Anforderungen an den Sportler. (Manche stellen sogar diese Anforderungen an seine Ausrüstung oder sein Pferd). Ein Marathonläufer braucht Ausdauer, ein Golfspieler Geschicklichkeit. Diese beiden Anforderungen sind genauso unterschiedlich wie das Denken eines Schachspielers und die Kraft eines Gewichthebers. Zwischen „körperlich“ und „geistig“ zu unterscheiden, halte ich hier für nicht sinnvoll.

Für mich ist Sport ein spielerischer Wettkampf nach festgelegten Regeln. Deswegen kann von mir aus auch das Pfeifenrauchen oder das Hirsch-Imitieren als Sport ausgeübt werden. Zirkusakrobatik - die aber zur Schow eingesetzt wird - ist für mich kein Sport, auch wenn sie deutlich athletischer ist als manche Sportart.

An nächster Stelle kämen für mich die Präzissionssportarten (Curling, verschiedene Billard-Varianten, …)

Dass du Curling genannt hast, überrascht mich. Hab mir beim
Zugucken nie gedacht: Darauf wär ich nicht gekommen! Kannst du
mir erklären, warum du Curling als besonders kreativ
verstehst?

Es gibt unterschiedliche Arten von Kreativität. Wenn man unter Kreativität „Problemlösekompetenz“ versteht, dann ist Curling sehr kreativ. Man sieht das daran, dass die Spieler eines Teams oft minutenlang über den nächsten Stein beraten.

Beim Fußball ist eine andere Art von Kreativität gefragt, nämlich Spontanität. Die Fähigkeit, auf eine unerwartete Idee zu kommen.

Man kann das eine nicht mit dem anderen vergleichen.

…aber ist es auch variantenreicher als Basketball?

Ja, ich denke Fußball ist variantenreicher als Basketball. Es
gibt im Basketball weniger mögliche Anspielmöglichkeiten, …

Wenn man das Spiel stoppt und nachzählt, hast Du recht. Aber Basketball ist dynamischer als Fußball. Wenn Du mal in einem Spiel 10 Sekunden beobachtest und zählst, wie viele vollkommen verschiedene Spielsituationen in diesen 10 Sekunden auftreten, dann ist vermutlich Basketball vielseitiger als Fußball.

ein

kleineres Feld (das Spielgeschehen verdichtet sich außerdem

auf den Ballführenden und hinter die 3-Punkte-Linie des
verteidigenden Teams), …

Inwiefern schränkt das die Kreativität ein?

ein kleines Ziel (also wenig mögliche
Wurfvarianten),

Es gibt beim Basketball schon auch zahlreiche Wurfvarianten. Außerdem ist beim Basketball die Kreativität mehr im Spielaufbau und in der Vorbereitung gefragt, weniger im Abschluss.

Nur um
einem Missverständnis vorzubeugen: Damit meine ich ja nicht,
dass Basketball als Sport „schlechter“ sei, weniger aufregend
oder weniger schwierig zu beherrschen.

So hatte ich es auch nicht verstanden.

Im Gegenteil,
Basketball und auch Handball sind für den neutralen Zuschauer
wahrscheinlich deutlich aufregender als Fußball, schon wegen
der hohen Schlagzahl.

Das glaube ich nicht unbedingt, aber aus anderen Gründen. Fußball hat etwas schicksalshaftes. Jeder Fehler kann am Ende spielentscheidend sein. (Ich sage nur Arjen Robben …). Das gibt es so in wenigen anderen Sportarten. Gerade beim Handball und Basketball fallen die Spielergebnisse sehr viel höher aus. Das hat zur Folge, dass ein Spiel entweder früh entschieden ist. Ich sah mal Frisch Auf Göppingen gegen Balingen in der Porsche-Arena in Stuttgart. Frisch Auf führte von Anfang an bis zum Spielende mit 4 bis 6 Toren Unterschied. Da kommt keine richtige Spannung auf. Und wenn ein Spiel dann doch etwas knapper ausgeht, dann kann man die ersten 50min praktisch vollkommen streichen, denn das Spiel wird dann in den letzten 10 entschieden und nur die bleiben am Ende im Gedächtnis. Nicht so im Fußball.

Im American Football werden Spielzüge geplant wie in einem Strategiespiel.

Beim American Football muss man unterscheiden.

Ich will mich da nicht zu weit aus dem Fenster legen, weil ich mich mit dieser Sportart nicht sehr gut auskenne. Ich stelle mir jedoch als ein Spiel vor, das - um die Fußballsprache zu verwenden - aus einer Aneinanderreihung von Standardsituationen besteht. Und da ist auch eine Kreativität gefragt - nicht vom Individuum, sondern vom Kollektiv oder vom Trainer.

Was übrigens Fußball auch auszeichnet ist die Unterschiedlichkeit der Spieler. Ich meine: Jan Koller (2,02 m) und Icke Häßler (1,66 m) übten dieselbe Sportart aus! Der eine hätte auch Basketballer, der andere auch Jockey werden können, mit diesen Körpermaßen. Und trotzdem scheint im Fußball ein Sportler mit jeglicher Statur ein Pätzchen finden zu können.

Michael

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Hab früher einmal Judo trainiert und kann mich deiner Meinung bezüglich Kampfsport nur anschließen.

Allerdings gibt es zu viele Trainer, die das alles viel zu konservativ angehen, das macht es dann weniger kreativ.

Und Tanzen ist sowieso die kreativste Sportart schlechthin denke ich mal.

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Hallo Michael!

Sport setzt Körperbeherrschung voraus

Das ist eine Ansicht, die ich nicht teile.

Hier habe ich mich wohl etwas missverständlich ausgedrückt. Aber dein Begriff von Sport ist tatsächlich ein anderer als meiner.

Für mich ist Sport ein spielerischer Wettkampf nach festgelegten Regeln.

Turnierschach bzw. jedes Spiel mit Schachuhr hat ein sportliches Element das sicherlich nicht vorhanden war als ich mit meiner früheren Brieffreundin über mehrere Monate hinweg Fernschach-Partien spielte. Und dieses sportliche Element ist die Herausforderung an den Körper (hier halt besonders der hintere Cortex und die große Anstrengung die nötig ist über einen längeren Zeitraum hochkonzentriert zu sein). Ein „Wettkampf nach festgelegten Regeln“, das ist zunächst einmal ein Spiel. Das gilt auch für Fernschach, für Monopoly und EM-Tippspiele. Sport ist in vielen Fällen auch ein Spiel, aber nicht das Spielerische sondern die Herausforderung an den Körper ist das was Sport als Sport definiert, ansonsten würden ja alle Formen der Körperertüchtigung (Joggen, Fitness, Yoga) nicht als Sport durchgehen, Monopoly hingegen schon.

Wenn man das Spiel stoppt und nachzählt, hast Du recht. Aber
Basketball ist dynamischer als Fußball. Wenn Du mal in einem
Spiel 10 Sekunden beobachtest und zählst, wie viele vollkommen
verschiedene Spielsituationen in diesen 10 Sekunden auftreten,
dann ist vermutlich Basketball vielseitiger als Fußball.

Ja, Basketball ist dynamischer. Aber das ist ein anderes Thema. Hohe Dynamik ist in mancher Hinsicht sogar der Kreativität abträglich.

Außerdem ist beim Basketball die Kreativität mehr im
Spielaufbau und in der Vorbereitung gefragt, weniger im
Abschluss.

Wenn das ganze Spielgeschehen mit 10 Spielern auf 80m² stattfindet, ist die Anzahl der möglichen Konstellationen deutlich geringer als bei 22 Spielern auf 7000m².

Die Größe des Feldes macht auch deutlich, dass im Fußball der Spielaufbau eine größere Rolle spielt als beim Basketball. Das Basketballfeld ist knapp 30 Meter lang, das ist ein 4-Sekunden-Sprint. Deswegen können ganze Räume ignoriert werden. Wenn der Gegenspieler den Ball stielt, ist der zu verteidigende Raum wieder aufgefüllt, ehe jener den Ball unter Kontrolle hat und Fahrt aufgenommen hat.

Ein Beispiel aus dem Fußball: Sagen wir der Ball kommt über den linken Verteidiger zum linken Außenstürmer. Ein rechter Flügelspieler kann, indem er bis an die rechte Auslinie geht, die gegnerische Verteidigungslinie soweit auseinanderstrecken, dass sich dem ballführenden Spieler links mehr Raum bietet. Er kann aber auch nach links gehen, dadurch dem ballführenden Spieler eine zusätzliche Anspielmöglichkeit geben, die Verteidigung dadurch nach links mitziehen, wodurch rechts ein freier Raum entsteht, den ein defensiver Flügelspieler überraschend füllen kann, wenn eine Flanke gelingt. Der rechte Flügelspieler kann ebenso den Ball fordern und das Spiel damit nach rechts verlagern, er kann auch einen Positionstausch veranlassen und damit die Verteidigung verwirren, er kann auch wiederholt versuchen hinter die Abseitslinie durchzubrechen in der Hoffnung, der linke Spieler sieht ihn und spielt im richtigen Moment ab. Ich könnte ewig so weiter machen, und ebenso viele Möglichkeiten hat jeder Spieler auf dem Platz in dieser konkreten Konstellation. Und da die Zahl der möglichen Konstellationen so groß ist, potenzieren sich die Optionen die die Spieler haben ins Unzählbare. Dann kommt noch der Trainer, der die gesamte Grundform verändern kann. Das gibt es aber in dieser Vielfalt nur auf Feldern die zu groß sind, um in wenigen Sekunden abgelaufen zu werden. Wahrscheinlich ist es beim Hurling und Feldhockey ähnlich.

Gruß
Peter

hi

Wenn ich auf diversen Budo-Veranstalltungen speziell die Wing
Tsunler und Taekwondokas sehe, die wie Irrwische eine
Bodenturnübung absolvieren, die m.E. mit Kampfkunst nichts
mehr zu tun hat, sondern höhere Akkrobatik darstellt, dann
bleibe ich lieber beim Alten.

jap, das sind dann aber meistens auch keine Durchschnittssportler in der jeweiligen Sport/Kunst^^
Ich meinte mit meiner Aussage, das zB Judo oder Aikido (mir bekannt) bei gewissen Lehrern nur auf den alten bekannten Techniken beruht, und bei anderen Lehrern auch selbst experimentieren kann und es „erlaubt“ ist, eigene Techniken zu erfinden oder bekannte weiter zu entwickeln.
gruss niemand

Definiere ‚kreativ‘!
Moin!

Kannst du zunächst einmal definieren, was für dich Kreativität ist?

Vorausberechnen von Balllaufbahnen etc. hat für mich nichts mit Kreativität, sondern nur mit Mathematik zu tun.

Beim Fußball würde - nach meinem Verständnis von Kreativität - das künstlerisch-schöpferische fehlen. Das hat man imhO nur beim Tanz!

Also?

Gruß, Noi

P.S.: Interessante Frage trotzdem!

Tanz, Akrobatik & Kreativität
Hallo Noi!

Vielen Dank dir und allen anderen im Thread für die Antworten. Ich werde hier auf ein paar Sachen eingehen, die nun mehrfach erwähnt worden sind.

Zu Tanz und Akrobatik : Ich habe Tanz und (Formen der) Akrobatik in meiner Betrachtung zunächst nicht berücksichtigt, weil sie insofern sie kreativ sind zur Darstellenden Kunst gehören. Und wie üblich in der Kunst findet ihre Bewertung durch ein Publikum bzw. durch eine Jury statt.
Diese bewertet erstens die Choreografie - also das kreative, künstlerische Element - wie sie ein Film-Drehbuch bewerten würde. Bis zu diesem Punkt eher unsportlich. Und zweitens bewertet sie die Ausführung, die sich im Tanz aus Körperbeherrschung und Schauspiel zusammensetzt.
Es ist also sehr schwierig, Sportarten, bei denen Kreativität Selbstzweck ist (die man also auch als Kunstformen betrachten kann), mit Sportarten zu vergleichen, bei denen Kreativität ein Mittel ist, um das eigentliche Spielziel zu erreichen.
Es wäre aber haarspalterisch von mir, Tanzen damit ganz unter Kunst einzuordnen und so in dieser Frage zu disqualifizieren. Einige moderne Tänze und die Tanzimprovisation gehören sicherlich zu den kreativsten Sportarten, bilden aber innerhalb der Sportarten eine Sonderrolle.

Zu Kreativität : Ich habe ja im Ursprungsartikel schon den Versuch einer Definition des kreativen Sports unternommen. Wie Michael zurecht bemängelt hat, habe ich mit dieser Definition die möglichen Antworten schon stark vorbestimmt. Deswegen gehe ich im Folgenden von zwei unabhängigen Quellen aus.

Definition aus dem ZEIT-Lexikon: „schöpferisches Vermögen. Im Unterschied zum rein analytischen Denken ist die Kreativität besonders durch das Finden neuer Aspekte und Ansätze zu Problemlösungen (divergentes Denken) gekennzeichnet und von zahlreichen kognitiven und psychischen Faktoren bestimmt. (ZEIT-Lexikon)“

Ein Ausschnitt aus dem Wikipedia-Artikel: „Die kürzeste, aber implikationsreiche Definition der Kreativität lautet: „Neukombination von Informationen“ (Holm-Hadulla 2011). Kreativität im weitesten Sinn beruht auf der Fähigkeit, die Lücke zwischen nicht sinnvoll miteinander verbundenen oder logisch aufeinander bezogenen Gegebenheiten durch Schaffung von Sinnbezügen (freier Assoziation) mit bereits Bekanntem und spielerischer Theoriebildung (Phantasie) auszufüllen. Das Spiel – auch als Gedankenspiel – gehört als wesentliches Element zur Kreativität.“

Merkmale der Kreativität:

  • Finden neuer Aspekte und Ansätze zu Problemlösungen
  • Neukombination von Informationen
  • Schaffung von Sinnbezügen

Bezogen auf ein Spiel bedeutet das: Das kreative Potential eines Spiels ist umso größer desto mehr Informationen vorhanden sind und desto größer die Freiheit des Spielers ist, diese Informationen neu zu kombinieren. Ein Spiel wird umso kreativer gespielt, desto größer der Anlass und die Möglichkeit des Spielers sind, die Informationen (bewusst) neu zu kombinieren. Der Anlass zur Kreativität besteht im Vorhandensein eines angemessenen Problems. Die Möglichkeit zur bewussten Neukombination ist nur gegeben, wenn der Spieler die Informationen im Einzelnen versteht und in ihrer Summe zu einem großen Anteil erfassen kann.

Schach wäre weniger kreativ, wenn es weniger Figuren (Menge der Informationen) oder nur eine Zugrichtung (Freiheit zur Neukombination) gäbe.
Schach ist weniger kreativ, wenn ein starker auf einen schwachen Spieler trifft oder wenn alle Figuren absolute Zugfreiheit hätten (kein angemessenes Problem).
Schach wäre auch weniger kreativ, wenn es mehr Figuren und Zugvarianten gäbe, weil der Anteil der Informationen im Spiel, die der Spieler intellektuell erfassen und deren Bezüge er mit seinen Zügen beeinflussen kann, geringer wird.

Das sind also für mich die Voraussetzungen für einen kreativen Sport und die sind beim Fußball zur Fülle gegeben. Ein Beispiel für die schöpferisch-gestalterischen Möglichkeiten im Fußball habe ich /t/die-kreativste-sportart/6910336/10

Gruße
Peter

Zu Tanz und Akrobatik : Ich habe Tanz und (Formen der)
Akrobatik in meiner Betrachtung zunächst nicht berücksichtigt,
weil sie insofern sie kreativ sind zur Darstellenden Kunst
gehören.

Geh mal tanzen, dann weißt du, dass das richtig hart Sport ist!

Und wie üblich in der Kunst findet ihre Bewertung
durch ein Publikum bzw. durch eine Jury statt.

Und dadurch ist es weniger kreativ?
Ich verstehe den Zusammenhang nicht. Wenn ich tanze - und dabei improvisiere - ist das eine höchst kreative Leistung, unabhängig davon, ob es von jemandem beurteilt wird oder nicht.

Diese bewertet erstens die Choreografie - also das kreative,
künstlerische Element - wie sie ein Film-Drehbuch bewerten
würde. Bis zu diesem Punkt eher unsportlich. Und zweitens
bewertet sie die Ausführung, die sich im Tanz aus
Körperbeherrschung und Schauspiel zusammensetzt.

Und das mindert den Anteil der Kreativität?

Es ist also sehr schwierig, Sportarten, bei denen Kreativität
Selbstzweck ist (die man also auch als Kunstformen betrachten
kann), mit Sportarten zu vergleichen, bei denen Kreativität
ein Mittel ist, um das eigentliche Spielziel zu erreichen.

Vielleicht musst du nun auch nochmal definieren, was du unter Sport verstehst.

Es wäre aber haarspalterisch von mir, Tanzen damit ganz unter
Kunst einzuordnen und so in dieser Frage zu disqualifizieren.
Einige moderne Tänze und die Tanzimprovisation gehören
sicherlich zu den kreativsten Sportarten, bilden aber
innerhalb der Sportarten eine Sonderrolle.

Begründe das doch mal!
Und inwiefern nimmt Schach dann keine Sonderrolle ein? Das ist in meinen Augen viel weniger Sport als Tanzen.

Bezogen auf ein Spiel bedeutet das: Das kreative Potential
eines Spiels ist umso größer desto mehr Informationen
vorhanden sind und desto größer die Freiheit des Spielers ist,
diese Informationen neu zu kombinieren. Ein Spiel wird umso
kreativer gespielt, desto größer der Anlass und die
Möglichkeit des Spielers sind, die Informationen (bewusst) neu
zu kombinieren.

Bezogen auf Tanz bedeutet das: Das kreative Potential ist umso größer, je mehr Tänzer vorhanden und je komplexer die Musik ist und je größer die Freiheit zur Improvisation ist.
Beim Tanz gibt es viel weniger limitierende Regeln als beim Fußball.

Der Anlass zur Kreativität besteht im
Vorhandensein eines angemessenen Problems.

Kreativität muss nicht zwangsläufig aus einem Problem entstehen.
Seltsamer Ansatz!

Die Möglichkeit zur
bewussten Neukombination ist nur gegeben, wenn der Spieler die
Informationen im Einzelnen versteht und in ihrer Summe zu
einem großen Anteil erfassen kann.

Dem Tänzer reicht die Inspiration aus Musik, Raum und Mittänzern!

Das sind also für mich die Voraussetzungen für einen kreativen
Sport und die sind beim Fußball zur Fülle gegeben. Ein
Beispiel für die schöpferisch-gestalterischen Möglichkeiten im
Fußball habe ich /t/die-kreativste-sportart/6910336/10

Ich hab schon den Eindruck, dass deine Definitionen so gestaltet sind, dass als Antwort eh nur „Fußball“ herauskommen kann.

Naja. War nicht uninteressant.

Gruß, Noi

Schach
Anm: der DSB ist Vollmitglied im Deutschen Olympischen Sportbund, der Dachorganisation des Deutschen Sports.

LG
Mike

Hallo!

Wenn man ausführlich erklärt, bietet man anscheinend nur noch mehr Gelegenheiten für Missverständnisse. Also, Missverständnis für Missverständnis, auf die Gefahr hin neue zu erzeugen:

Ich habe Tanz ausdrücklich als Sport bezeichnet, als voll-und-ganzen schweißnassen Sport, und zwar als äußerst kreativen. Von einer Sonderrolle habe ich gesprochen, weil Tanzen (anders als andere Sportarten) einen unmittelbar künstlerischen Anspruch hat, und daher in der Frage der Kreativität leichter mit Malerei als mit Tennis oder Rugby zu vergleichen ist. Das bedeutet nicht, dass Tanzen weniger sportlich oder kreativ ist. Es ist nur der Grund, warum ich es vorerst nicht in diesen Vergleich mit einbezogen habe.

Und genauso bin ich mit Denksport wie z. B. Schach verfahren, wie ich im Ursprungsposting angekündigt habe. Die Schachanalogie sollte nur die Bedingungen für Kreativität im Allgemeinen deutlich machen, weil Schach ohne Frage ein kreatives Spiel ist.

Und nun zu diesem Satz: „Der Anlass zur Kreativität besteht im Vorhandensein eines angemessenen Problems.“ Du darfst hier Problem nicht als Notlage verstehen, sondern als Herausforderung. Das angemessene Problem im kreativen Tanz ist:
Der Körper soll unsichtbare Musik in Bewegung übertragen. Der Tanz soll dabei (auf irgendeine Weise) neu sein und gleichzeitig für einen (nicht zwingend nötigen) Zuschauer interessant/schön anzusehen.
Einen Standardtanz tanzen ist nicht sehr kreativ, weil man einem festen Muster folgt. Willkürliche Verrenkungen aneinanderreihen ergibt keinen kreativen Tanz, wenn sie in keinem Bezug zur Musik stehen. Mit rhythmisch-schaukelndem Becken ums Madame herumscharwenzeln, das ganze Lied lang von einem aufs andere Bein wechseln, einer komplizierten aber vom Choreografen festgelegten Choreografie folgen… das verlangt vom Tänzer alles nicht besonders viel Kreativität.
Sagen wir, die Musik ist aus, es wird also kein Rhythmus und keine Stimmung vorgegeben, dann hätte man natürlich mehr Freiheit sich zu bewegen, wie es einem passt, aber man hätte kein Problem, dass einen zur Kreativität veranlasst. Du könntest akrobatische Übungen machen, das wäre aber auch nur kreativ, wenn sie irgendeine Neuigkeit enthielten oder zumindest in ihrer Zusammenstellung.

Ich hoffe das war verständlich.

Gruß
Peter