Ursuppen-Rotz und individualistische Sabberfäden
Hi,
meiner Meinung nach kommt das a) auf die Betrachtungsebene an und b) ganz massiv auf das Wertebild desjenigen, der wertet 
Im Kleinen betrachtet ist mir zum Beispiel mein Vater sicher mehr „wert“ als z.B. - no offense - Du.
Globalgalaktisch gesehen jedoch ist in meiner Vorstellung jedoch ohnehin alles „eins“, jedes vermeintliche Individuum lediglich Ausformung des Ganzen und immer Teil desselben. Stell es Dir vor wie eine reisige Ursuppe, aus der sich hin und wieder zähflüssige Sabbertropfen lösen (Geburt), die irgendwann an einem langen Faden wieder zurückgeschlürft werden und sich mit jener welchen wieder vereinigen (Tod). Das verträgt sich sogar mit den von Merkur immer wieder gern zitierten hermetischen Gesetzen ("…wie im Großen so im Kleinen…" und so). In jedem ist die ganze Welt zu finden (und mehr).
Über ein paar hier ausgelassene Zwischenschritte ergibt sich für mich daraus, daß dualistische Kategorien wie „Gut“ und „Böse“ abzulehnen sind, weil zwar menschlich und im Zusammenleben dringend notwendig, aber letztlich irrelevant. In Summe halten sich „gute Taten“ und „böse Taten“ eh immer die Waage („Gesetz des Pendelschlags zur anderen Seite“ *ggg*), so daß es eigentlich nur die Frage ist, ob man im Moment des Jetzt das seichte Mittelmaß bevorzugt oder die Extreme. Das ändert aber unter’m Strich nichts.
Was mir bei diesem Thema immer einfällt, ist ein Beispiel, was zwar oberflächlich betrachtet offtopic ist, aber doch gut passt - denn Bewertung ist ja nichts anderes als Aufteilung in „Gut“ und „Schlecht“ samt Abstufungen:
Von sogenannten Naturschützern wird immer wieder gewettert, der Mensch würde die Erde kaputtmachen, würde die Natur zerstören, und das wäre ganz furchtbar, weil so etwas schönes wie die Erde soclh ein Trauerspiel nicht verdient hätte. Sie vergessen dabei, daß sie ihre ganz menschlichen Bemessungsgrundlagen anlegen - wer weiß, vielleicht tut es der Erde ja sogar gut, was wir tun? Vielleicht muss es genau so sein, daß die Wälder verschwinden? Wer will sich anmaßen zu beurteilen, daß eine Wüste weniger „schön“ ist als ein Wald? Naturschutz ist trotzdem wichtig - aber nicht als Naturschutz, sondern als „Menschenschutz“.
Was ich sagen will, ist daß man menschlichen Werte und Kategorien einfach nicht auf eine „übermenschliche“ Ebene erheben darf - sie sind dort nicht mehr gültig. Davon ab ist das sowieso als theoretisches Thema nur von akademischem Interesse.
Etwas anderes ist die konkrete Entscheidung eines jeden Einzelnen, wie man das im eigenen Leben und Zusammenleben mit anderen handhabt - und da ist es einfach: Genau so, daß für einen selbst der größte Vorteil dabei herausspringt. Das muß nicht in Rücksichtslosigkeit enden! Ein persönlicher Vorteil kann auch mittelbar zustande kommen. Eine Mutter bspw. wird vielerlei vordergründige „Nachteile“ in Kauf nehmen - dennoch bleibt sie egoistisch und auf ihren Vorteil bedacht, der sie indirekt über das Glück, welches ihr ein glückliches Kind schenkt, erreicht. Das funktioniert bei der Bewertung von Menschen allgemein ganz genauso.
Um es am Beispiel Hitler zu zeigen: Sicher, Millionen Menschen sind letztlich durch diesen Mann in kürzester Zeit gestorben. Aber Juden wurden nicht erst seit Hitler verfolgt, sie wurden auch schon Jahrhunderte vorher verfolgt, diskriminiert, getötet. Aber eben nicht so extrem, das lief „so nebenbei“. In der Zeit vor Hitler haben sicher mehr Juden gelitten, insgesamt, als er auf dem Gewissen hat. Durch die Schrecken der Nazizeit hat sich das jedoch geändert - hätte es das auch ohne jene welche? Oder wäre es vielleicht noch weitere Jahrzehnte und Jahrhunderte „so nebenbei“ weitergegangen? Man weiß es nicht! Aber vielleicht hatte all das eben doch sein „Gutes“… Das ist zwar ein etwas wackliges Beispiel, aber generell gültig, denke ich.
Gruß,
Malte.