Hallo Peter,
Rekordgewinnes in 2004. Das ist schlimm, weil der Börsenkurs
aufgrund viel zu hoher Gewinnschätzungen negativ reagiert und
die Aktionäre auch schon sauer werden.
Du bist ja anscheinend auch einer von den Schlauen.
Habe ich nie behauptet, werde ich auch nicht. Ich lege hier meine Meinung dar, und ich bin auch kein Wirtschaftsstudierter. Aber vielleicht reichts ja trotzdem…ich probiers mal…
Vielleicht
kannst Du mir eine Frage beantworten, die mir hier noch keiner
beantwortet hat. Also: Die Siemens-Aktionäre sind sauer. Warum
sind sie sauer? Weil der Kurs nicht so stark steigt und die
Dividende nicht so hoch ist, wie bei einem vergleichbaren
Unternehmen, das seine Arbeitskräfte nach bestem Wissen und
Gewissen in Jumajumaland ausbeutet. Sind wir uns da einig?
Ja!
Wenn ja, weiter im Text:
Was machen die Aktionäre dann? Man könnte annehmen, daß sie
die Aktien verkaufen bzw. keine neuen Aktien bspw. aus einer
Kapitalerhöhung haben wollen.
Stimmt, denn Aktionäre wollen immmer mehr Geld.
Siemens fehlt also zukünftig Kapital, das anderen („den
bösen“) Unternehmen zur Verfügung steht.
Das Kapital, mit dem Siemens eventuell geplant hat, ja. Das ist aber Luftkapital. Was ist denn mit den Gewinnen des Unternehmens? Die werden doch nicht eins zu eins in Aktien auf den Markt geschmissen, oder? Unternehmen erzielen doch nicht nur Gewinne durch steigende Börsenkurse, oder? Falls doch, bin ich halt doch doof…
Und hier die Frage: Wie löst Siemens das Problem?
Ich weiß keine Lösung, sondern kenne nur das übliche Szenario.
Das Kapital zieht ab, das Unternehmen ist über kurz oder lang
pleite und die Mitarbeitern feiern kollektiv die 0
Stunden-Woche.
Gegenfrage: Wie machen das dann nichtbörsennotierte Unternehmen? Da überleben doch auch einige! Ich meine jetzt mal keine kleinen Familienunternehmen. Die überleben, weil sich der Betrieb rechnet, in den schwarzen Zahlen ist, so einfach kann das sein.
Im deutschen Mittelstand liegt die Kapitalrendite im niedrigen
einstelligen Bereich. Die Eigentümer könnten vielfach eine
höhere Rendite erzielen, wenn sie das Geld auf irgendeinem
Direktbankkonto anlegen würden und da dann sogar ohne
unternehmerisches Risiko. Sie lassen das Geld somit nur im
Unternehmen, weil es ein Familienunternhemen ist, weil sie
nette Menschen sind oder einfach bescheuert. Alle drei Punkte
kann bei bei börsennotierten Gesellschaften/Aktionären nicht
erwarten.
Richtig, aber deshalb ist es noch lange nicht pleite, wenn es seine Mitarbeiter nicht ausbeutet wie andere Konkurrenten im Ausland. In Deutschland wird man auch in Zukunft nie so billig produzieren können wie in manchen anderen Ländern! Und jetzt? Es kann doch trotzdem funktionieren, sonst würde es in Deutschland doch schon lange keine großen Unternehmen mehr geben! Wettbewerbsfähig heißt doch nicht nur billig zu sein, sondern auch Qualität, Erfahrung etc.
Und falls Siemens keine Rekordgewinne mehr erzielt, so glaube ich nicht, dass alle Aktionäre ihre Aktien wegschmeissen. Denn stetiges Wachstum ist auch ein Wachstum, auch wenn es keine Rekordgewinne wie bei ausländischen Billigprodizenten sind.
P.S.
Und wer jetzt meckern möchte, daß Börse und so die Ursache
allen Übels ist, kann damit anfangen, sich die Welt ohne
Eisenbahn und ohne Kraftwerke vorzustellen.
Nicht die Börse ist entscheidend, sondern das, was man daraus macht. Den höchstmöglichen Profit zu erzielen ist auf Dauer keinem Unternehmen dienlich, Stetigkeit, Qualität und Image sind immernoch mitentscheindend. Der Aktionär weiß das auch und überlebt auch mal ein mageres Siemens-Jahr. Imageverluste wie derzeit bei Daimler-Chrysler und Telekom hingegen wiegen schwer und lang. Da können auch Rekordgewinne nicht trösten (naja, den Vortstand vielleicht)
Gruß, Peter,
der gar kein Schlaumeier sein will