Japan
Hallo,
Unterdessen warnte der Wirtschaftsweise Peter Bofinger vor
deflationären Tendenzen. Kostenlose Mehrarbeit sei zwar für
einzelne Unternehmen eine gute Sache. Für die Volkswirtschaft
bestehe aber die Gefahr, dass die Kaufkraft zurückgehe,
das ist ja nun totaler Quatsch. Die Leute haben genauso viel Geld in der Tasche wie vorher, müssen halt nur ein paar Stunden länger arbeiten. Wo da ein Kaufkraftverlust herkommen soll, ist mir ein Rätsel.
«wir deflationäre Tendenzen bekommen und dass man sich auf die
Art und Weise den Ast absägt, auf dem man sitzt», sagte der
Würzburger Professor dem ARD-Wirtschaftsmagazin «Plusminus»
laut einer Vorabmitteilung. In Japan habe eine Politik der
Lohnsenkung eine Deflation ausgelöst, aus der das Land bis
heute nicht wieder herausgekommen sei.
Ihm ist das o.g. anscheinend auch schleierhaft oder die ARD hat das Interview bis zur Unkenntlichkeit zusammengestrichen. Die Ursache für die japanische Deflation - die übrigens allmählich dem Ende entgegen geht - liegt in der Implosion des japanischen Immobilienmarktes 1993, dem nachfolgenden Börsenabsturz und der anschließenden Pleitewelle bei Versicherungsgesellschaften und Banken. Daraus ergab sich ein Vertrauensverlust, der zu einem Nachfrageeinbruch führte, was wiederum zu Firmenpleiten und weiteren Nachfrageeinbrüchen führte. Dadurch kam es zur Deflation und nicht dadurch, daß ein paar Japaner ein paar Stunden länger arbeiten mußten.
Gruß,
Christian
Das Problem der Toppmanager ist aber, dass sie so weit nicht
denken können. Für die zählt nur der augenblickliche Erfolg:
der Aktienwert.
Grüße
Raimund
Hi!
Unterdessen warnte der Wirtschaftsweise Peter Bofinger vor
deflationären Tendenzen. Kostenlose Mehrarbeit sei zwar für
einzelne Unternehmen eine gute Sache. Für die Volkswirtschaft
bestehe aber die Gefahr, dass die Kaufkraft zurückgehe,
das ist ja nun totaler Quatsch. Die Leute haben genauso viel
Geld in der Tasche wie vorher, müssen halt nur ein paar
Stunden länger arbeiten. Wo da ein Kaufkraftverlust herkommen
soll, ist mir ein Rätsel.
Nehmen wir folgendes an:
Ein Automobil-Unternehmen mit X Mitarbeitern produziert in Y Arbeitsstunden pro Woche Z Autos.
Nun folgen Unternehmen und Mitarbeiter der Forderung nach mehr Arbeitstunden pro Woche ohne Gehaltsanpassung. Das Unternehmen erhöht die Soll-Arbeitszeit pro Woche um 10 Prozent.
Die Folge:
Es werden mehr als die bisherigen Z Autos Ware produziert. Dadurch wird der Stückkostenpreis je Auto gesenkt. Das Auto kann zu einem günstigeren Preis angeboten werden. Ob sich das Mehr an Autos verkaufen lässt, bleibt eine offene Frage.
Da aber alle Firmen das Mehr an Arbeitszeit bei unverändertem Lohnkostenanteil nutzen, fallen die Preise drastischer (die Gesamtmenge an Ware wird ja deutlich zunehmen). Ergo: Deflation.
Alternativ (und das ist meine Erwartung) können die Unternehmen bei längeren Arbeitszeiten natürlich auch Personal freisetzen - sofern es der Produktionsablauf zulässt und das freigesetzte Personal durch die kostenfreie Mehrarbeit ersetzt werden kann (ein Gebäudereiniger mit einer Wochenarbeitsleistung von 3800 Stunden [100 Mitarbeiter zu je 38 Stunden] kann bei 42 Arbeitsstunden die Woche problemlos auf 9 bis 10 Mitarbeiter verzichten).
Grüße
Heinrich
Hallo,
Da aber alle Firmen das Mehr an Arbeitszeit bei unverändertem
Lohnkostenanteil nutzen, fallen die Preise drastischer (die
Gesamtmenge an Ware wird ja deutlich zunehmen). Ergo:
Deflation.
dem sehe ich entspannt entgegen. Die derzeitige Kaufzurückhaltung führt sehr viel wahrscheinlicher zu Deflation, als Preissenkungen, die in einem sicheren Umfeld (im Gegensatz zum derzeitigen unsicheren Wrtschaftsklima) im Zweifel zu einer höheren Nachfrage führen und damit ganz sicher nicht zu Deflation. Die kommt im Augenblick dadurch zustande, daß a) alle auf die nächsten Rabattaktionen warten, bevor sie einkaufen gehen und b) weil die Menschen unsicher bzgl. ihrer wirtschaftlichen Zukunft sind und deswegen die Kohle zusammenhalten.
Alternativ (und das ist meine Erwartung) können die
Unternehmen bei längeren Arbeitszeiten natürlich auch Personal
freisetzen - sofern es der Produktionsablauf zulässt und das
freigesetzte Personal durch die kostenfreie Mehrarbeit ersetzt
werden kann (ein Gebäudereiniger mit einer
Wochenarbeitsleistung von 3800 Stunden [100 Mitarbeiter zu je
38 Stunden] kann bei 42 Arbeitsstunden die Woche problemlos
auf 9 bis 10 Mitarbeiter verzichten).
Das funktioniert nur, wenn man hinreichend viele gleichartige Tätigkeiten zu vergeben hat. Das funktioniert in Deinem Beispiel, nicht aber in vielen anderen Bereichen.
Nebenbei hat das Szenario andersrum schon bei der 35 Stunden-Woche nicht funktioniert.
Gruß,
Christian
Hi!
OK, das war dann wohl eher die „halb leer“-Definition. Ich
hätte für die ganze Veranstaltung eine andere auf Lager, eher
die „halb voll“-Definition. Aber ich will Dich mit dieser
weder belasten noch belästigen.
Nee, nee. Weder halbvoll noch halbleer. Das Behältnis ist einfach größer als der Bedarf. Also muss das Behältnis angepasst werden. Vielleicht auch ein Element der Globalisierung.
Grüße
Heinrich
Hallo Christian,
b) weil die Menschen unsicher
bzgl. ihrer wirtschaftlichen Zukunft sind und deswegen die
Kohle zusammenhalten
und warum sind sie unsicher? Weil die Unternehmen im großen Stil entlassen. Weil sie die Arbeitszreit drastisch verlängern und keinen Lohnausgleich zahlen. weil sie zusätzlich Überstunfen verlangen und dafür nur Freizeit geben.
wie war das mit dem Ast?
Das funktioniert nur, wenn man hinreichend viele gleichartige
Tätigkeiten zu vergeben hat. Das funktioniert in Deinem
Beispiel, nicht aber in vielen anderen Bereichen.
Nebenbei hat das Szenario andersrum schon bei der 35
Stunden-Woche nicht funktioniert.
Das ist richtig. Doch nur in kleineren Betrieben. In Konzernen wie Mercedes, Siemens,…funktioniert das sehr wohl. Es hätte auch die Absenkung der Arbeitszeit dort funktioniert. Doch die Konzerne haben mit Überstunden reagiert, mit Rationalisierung usw.
In kleinen Betrieben ist das nicht so gewaltig, was da machbar ist. Wenn Du nur einen Heizer hast, kannst du keinen zwiten einstellen, ganz klar. Hast Du aber wie Siemens 50 Heizer, könntest Du das schon… oder die Heizung automatisieren.
Oder, wie es Opel gemacht hat: eine vollautomatische Produktionsstraße, die nur noch von einem einzigen Arbeiter beaufsichtigt wird. Der muss nicht mal ein Spezialist sein, da reicht ein Hilfsarbeiter. Er muss nur wissen, wo der Alarmknopf ist.
Grüße
Raimund
Hallo,
und warum sind sie unsicher? Weil die Unternehmen im großen
Stil entlassen. Weil sie die Arbeitszreit drastisch verlängern
und keinen Lohnausgleich zahlen. weil sie zusätzlich
Überstunfen verlangen und dafür nur Freizeit geben.
wie war das mit dem Ast?
und Du meinst allen Ernstes, daß die Unsicherheit allein von den Unternehmen ausgeht? Daß die da einfach so in den letzten x Jahren auf den Gedanken gekommen sind?
Das ist richtig. Doch nur in kleineren Betrieben. In Konzernen
wie Mercedes, Siemens,…funktioniert das sehr wohl. Es hätte
auch die Absenkung der Arbeitszeit dort funktioniert. Doch die
Konzerne haben mit Überstunden reagiert, mit Rationalisierung
Irgendwie habe ich das Gefühl, daß hier massive, gesteuerte Mißverständisse vorliegen. Ich arbeite in einem Konzern, der 160.000 Mitarbeiter hat. Bei uns gibt es max. 4 Leute vor Ort, die die gleiche Tätigkeit ausüben. Meinst Du, da besteht die Chance, daß da aufgrund irgendwelcher Veränderungen im 1-5 Stundenbereich irgendjemand eingestellt oder entlassen wird?
Bei Siemens oder DC ist das auch nicht viel anders. Auf dem Papier arbeiten da 200.000 Leute. Wieviele sind davon wohl in der Praxis austauschbar?
Gruß,
Christian