Die Wirklichkeit der Dinge

Guten Tag liebe Philosophen!

Ich habe eine Frage, die sich im Bereich der Metaphysik eingliedern lässt.

Es ist folgendes: Ich suche zur Zeit nach einer Erklärung über das Prinzip, das hinter den konkreten, sichtbaren Dingen steckt, also, wenn man so will, bin ich auf der Suche nach dem Wesen oder der Wirklichkeit der Dinge.

Um die Problematik zu veranschaulichen, würde ich gerne ein Beispiel bringen, das so ähnlich schon Martin Heidegger gebracht hat:
Man stelle sich einen großen, schweren Stein vor. Diesen Stein kann ich nun mit naturwissenschaftlichen Methoden und Vorgehensweisen analysieren. Ich kann ihn abmessen, wiegen, seine Oberflächenbeschaffenheit erfassen, ihn auf seine substantielle, sprich chemische Zusammensetzung hin durchleuchten usw… Aber damit habe ich eines nicht erfasst: Nämlich das Wesen des Steins, also seine Wirklichkeit. Und die Wirklichkeit des Steines ist das Lastende bzw. das Beharrliche. Und diese seine Wirklichkeit kann ich nicht erfassen mit naturwissenschaftlichen Methoden; ich kann sie aber sehr wohl denken (bildhaft aufnehmen) und nachdem ich sie gedacht habe, kann ich sie empfinden. Das heißt also, dass das Bild des Steines ein bestimmtes Empfinden in mir auslöst. Mal angenommen, jemand ist in einer Stimmung, die ohnehin nicht gerade jubelnd ist, und derjenige begegnet einem schweren, großen Stein. Dann wird derjenige das Lastende, das der Stein ihm assoziiert, empfinden; also muss doch im Stein etwas wirksam werden, das der Mensch geistig aufnehmen kann. Und das, was wirksam wird, nenne ich eben die Wirklichkeit des Steins.

Nun kann ich also fragen: Wo hat der Stein seine Wirklichkeit her? Von woher kommt sie? Wieso hat der Stein das Lastende oder das Beharrliche an sich? Es ist nämlich nicht so, dass sich diese Wirklichkeit des Steines funktionell erklären ließe; indem man beispielsweise sagt: Der Stein hat deshalb die Wirklichkeit der Beharrlichkeit und des Lastenden, weil er nur von außen bewegt werden kann. Das wäre falsch, denn viele Dinge können nur von außen bewegt werden, haben aber trotzdem nicht das gleiche Wesen wie ein Stein. Wenn ich mir z. B. einen Baum vorstelle, dann hat der eine ganz andere Wirklichkeit wie ein Stein; er gibt ein ganz anderes Bild her, wie es ein Stein tun würde. Es lässt sich also gar nicht funktionell erklären, er muss seine Wirklichkeit von wo anders her haben. Das lässt sich natürlich auf alle „Dinge“ anwenden, also auch auf Menschen, Tiere, Pflanzen, auch auf das Wasser usw, eigentlich auf alles, was sichtbar ist. Wenn ich mir beispielsweise einen ganz bestimmten Menschen vorstelle, dann habe ich doch sofort einen Eindruck von ihm in der Seele, nämlich einen Eindruck, der sich durch das Bild dieses Menschen ergibt, und das Bild ist das Bild seiner Wirklichkeit und mithin seines Wesens.

Und ich würde nun gerne wissen, ob jemand von euch hier in diesem Philosophie-Diskussions- und Frageforum mir erkären kann, von woher die Dinge ihr Wesen bzw. ihre Wirklichkeit haben. Ich befürchte aber, dass das niemand so genau weiß, weil es ein Bereich ist, der mit dem Geist im Grunde genommen nicht mehr ausleuchtbar ist. Aber ich hoffe trotzdem, dass es ein paar gute Denkansätze gibt.

Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Baumeister

Wieso hat der Stein das Lastende
oder das Beharrliche an sich? Es ist nämlich nicht so, dass
sich diese Wirklichkeit des Steines funktionell erklären ließe;
indem man beispielsweise sagt: Der Stein hat deshalb
die Wirklichkeit der Beharrlichkeit und des Lastenden, weil er
nur von außen bewegt werden kann. Das wäre falsch, denn viele
Dinge können nur von außen bewegt werden, haben aber trotzdem
nicht das gleiche Wesen wie ein Stein.

Gegenbeispiel: Bimsstein hat die Wirklichkeit der Leichtigkeit und der Nachgiebigkeit an sich. Das könnte damit zusammenhängen, dass das Lastende und Beharrliche doch etwas mit schwerer und träge Masse zu tun hat, wahrscheinlicher aber mit Dichte. :wink:

Grüße,

Ptee

Gegenbeispiel: Bimsstein hat die Wirklichkeit der Leichtigkeit
und der Nachgiebigkeit an sich. Das könnte damit
zusammenhängen, dass das Lastende und Beharrliche doch etwas
mit schwerer und träge Masse zu tun hat, wahrscheinlicher aber
mit Dichte. :wink:

Das ist nun aber eine sehr kühne Behauptung von Ihnen. Sie werden wohl nicht beim Anblick eines großen Bimssteines Leichtigkeit und Nachgiebigkeit empfinden können! Das ist wohl nicht möglich, da das Bild des Steines, nicht der Stein in seiner Realität, sondern das Bild, das er hergibt und das der Mensch aufnehmen kann, nur das Lastende und Beharrliche im Empfinden auslösen kann und nichts anderes!

MfG,
W. Baumeister

Entschuldigen Sie, ich war leider mit dem Namen eines Verwandten von mir falsch eingeloggt.

Ich denke im Übrigen, dass die Physik nicht unbedingt zu diesem Thema eine richtige Erklärung liefern kann…

Viele Grüße,
Wolfgang Baumeister

Hallo Wolfgang

Und
das, was wirksam wird, nenne ich eben die Wirklichkeit des
Steins.

Und da bist du schon in die „sprachliche Falle“ getappt.
Wenn der Stein gerade so und so auf dich wirkt, hat das ja mehr mit dir zu tun als mit dem Stein und ist allenfalls eine seiner hundert möglichen Wirksamkeiten. Und diese Wirksamkeit hat noch lange nichts mit seiner Wirklichkeit zu tun.
Zum Thema Heidegger empfehle ich dir übrigens mal den schönen kleinen Band von Adorno „Jargon der Eigentlicheit“, wo er icht gerade zimperlich mit Heidegger mgeht, obwohl er ja meines Erachtens auch nicht gar so weit von ihm entfernt ist im Ductus. :wink:

Gruß,
Branden

Und ich würde nun gerne wissen, ob jemand von euch hier in
diesem Philosophie-Diskussions- und Frageforum mir erkären
kann, von woher die Dinge ihr Wesen bzw. ihre Wirklichkeit
haben. Ich befürchte aber, dass das niemand so genau weiß,
weil es ein Bereich ist, der mit dem Geist im Grunde genommen
nicht mehr ausleuchtbar ist. Aber ich hoffe trotzdem, dass es
ein paar gute Denkansätze gibt.

Es gibt auch die Methode des Wissenserwerb durch Identiät, mit der man die Wirklichkeit einer Form bestimmen kann, unbelebt oder belebt. Wobei unbelebt zu unseren Sinnen, nicht aber ansich gedacht werden muß. Anderfalls wäre was ich weiter sage, unverständlich.

Als Ursprung der Formen würde ich die Göttliche Idee bezeichnen, die durch die Lebenskraft (prana) in Materie gebildet wird. Nicht nur Materie ist eine Substanz, sondern auch die Lebenskraft, die insich bewußt ist.

Der Beweiß ist die Auflösung einer Form, nachdem die Lebenkraft sie verlassen hat.

Die Reihenfolge wäre demnach. Göttliche Idee (Geist) > Lebenskraft > Materielle Form.

gruß
rolf

Hallo Branden,

Und
das, was wirksam wird, nenne ich eben die Wirklichkeit des
Steins.

Und da bist du schon in die „sprachliche Falle“ getappt.
Wenn der Stein gerade so und so auf dich wirkt, hat das ja
mehr mit dir zu tun als mit dem Stein und ist allenfalls eine
seiner hundert möglichen Wirksamkeiten. Und diese Wirksamkeit
hat noch lange nichts mit seiner Wirklichkeit zu tun.

Der Stein hat nicht hundert verschiedene Wirksamkeiten; er kann nur so wirken, wie es seiner Wirklichkeit entspricht. Selbstverständlich gebe ich Ihnen recht, wenn Sie sagen, dass die Wirkung des Bildes des Steins in mir selbst stattfindet, aber die Frage ist doch, warum er mein Empfinden in einer ganz bestimmten Weise färbt bzw. überhaupt färben kann.

Wenn ich mir einen Stein vorstelle, dann reagiert mein Empfinden doch ganz anders, als es dies zum Beispiel bei der Vorstellung eines weißen Pferdes oder meinetwegen eines Magiers tun würde. Und auf die Frage, warum das so ist, muss man natürlich antworten: Das liegt in dem Wesen der Dinge. Und das war doch gerade die Ausgangsfrage, nämlich, woher die Dinge ihr Wesen haben. Woher haben sie ihre Wirklichkeit?

Gruß,
W. Baumeister

Es gibt auch die Methode des Wissenserwerb durch Identiät, mit
der man die Wirklichkeit einer Form bestimmen kann, unbelebt
oder belebt. Wobei unbelebt zu unseren Sinnen, nicht aber
ansich gedacht werden muß. Anderfalls wäre was ich weiter
sage, unverständlich.

Als Ursprung der Formen würde ich die Göttliche Idee
bezeichnen, die durch die Lebenskraft (prana) in Materie
gebildet wird. Nicht nur Materie ist eine Substanz, sondern
auch die Lebenskraft, die insich bewußt ist.

Der Beweiß ist die Auflösung einer Form, nachdem die
Lebenkraft sie verlassen hat.

Die Reihenfolge wäre demnach. Göttliche Idee (Geist) >
Lebenskraft > Materielle Form.

Heißt das, dass es von jedem Ding, das hier auf der Erde ist, eine göttliche Idee gibt und das diese Idee zugleich das Wesen und die Wirklichkeit der Dinge ist? Dann würden all die Wirklichkeiten der Dinge in Gott gründen, der als Ganzes nicht mehr denkbar ist. Dann wäre doch das, was unsterblich ist, die ewige Idee der Dinge, oder?

Also, muss man auf die Frage antworten, von woher die Dinge ihr Wesen haben: von Gott. Nur, damit begreift man die Sache nicht besser. Man setzt einfach eine Chiffre, ein Wort, das nicht mehr denkbar ist. Ich könnte höchstens noch sagen, dass Gott das ist, was alle Wirklichkeiten in sich vereint, oder?

Der Gedanke erscheint mir zumindest schlüssig und vernünftig.

Gruß,
W. Baumeister

Hi BM Wolfgang!

Ich möchte Dir auch etwas zu Denken geben:

Der Stein hat nicht hundert verschiedene Wirksamkeiten;

Wieso nicht?
er

kann nur so wirken, wie es seiner Wirklichkeit entspricht.
Selbstverständlich gebe ich Ihnen recht, wenn Sie sagen, dass
die Wirkung des Bildes des Steins in mir selbst stattfindet,
aber die Frage ist doch, warum er mein Empfinden in einer ganz
bestimmten Weise färbt bzw. überhaupt färben kann.

Weil Sie eine von klein auf geprägte Anschauung zu Steinen…, zum Umgang mit einigen Auserwählten … haben.
Ein Stein kann uns töten oder retten, je nach Situation.
Seine Eigenschaften, sein Aussehen , seine Beschaffenheit haben für uns immer mind. 2 Seiten- d.h. wir haben ebenso die Chance auf mind. 2 verschiedene Art und Weisen mit ihm umzugehen - Bsp.: sind wir erhitzt spüren die meisten von uns die Kühle des Steins angenehm auf der Haut. Frösteln wir - aus welchen Gründen auch immer - wir haben also gerade ein „unangenehmes Gefühl“, wird die Kühle des selben Steins eher als neg. Kälte empfunden.
Der Stein tut dazu nichts: er ruht in sich.
Und wenn wir ihn aus Wut darüber o.a. aus seiner Position bringen, wird er einen anderen Platz finden, an dem er Ruhe, wie auch Kraft … ausstrahlen kann.
Für uns wird ein Stein erst interessant, wenn er irgendwie unsere Aufmerksamkeit erregt hat- und dann - bei etwas Unglück - ward er die längste Zeit ein in sich ruhender Stein…

Wenn ich mir einen Stein vorstelle, dann reagiert mein
Empfinden doch ganz anders, als es dies zum Beispiel bei der
Vorstellung eines weißen Pferdes oder meinetwegen eines
Magiers tun würde. Und auf die Frage, warum das so ist, muss
man natürlich antworten: Das liegt in dem Wesen der Dinge.

Ja natürlich! - vor allem wenn man etwas „Unbelebtes“ mit etwas „Lebendem“ vergleicht.
Wenn ich nicht gerade ein Menschen- und Tierhasser bin, werden meine Emotionen immer etwas mehr für „das Leben“ sein. Denn zu dieser Kategorie zähle ich auch - so wie Sie, hoffe ich doch :\ .

Selbst wenn Ihnen Steine gefallen, sie ansprechen und sie zum Philosophieren bringen, denke ich doch sagen zu dürfen, daß Sie aller Wahrscheinlichkeit nach kein Stein sein möchten - nur vielleicht machmal einem den Steinen zugeschriebenen Charakterzug haben wollten (in sich ruhend, zufrieden, kraftvoll und doch friedlich, nicht so leicht zerstörbar, interessant,alt…)
Und

das war doch gerade die Ausgangsfrage, nämlich, woher die
Dinge ihr Wesen haben. Woher haben sie ihre Wirklichkeit?

Aus unseren Gedanken um sie und anderes und der Bedeutung die wir ihnen beimessen sowie der Auswägung, welchen Nutzen sie für uns haben

Ansonsten: wo kommen wir her? Wieso sind wir da?..vielleicht:

Wir sind Teil des Universums, so wie die Tiere, Pflanzen, Steine…
Organisches wie Anorganisches - für eine gewisse Zeit an einem gewissen „Ort“, zu einem bestimmten Zweck…

Gruß Roxelane

Gruß,
W. Baumeister

Hallo, Wolfgang
(den Usancen dieses Forums folgend, werde ich beim Du bleiben)
Mir kam beim Lesen Deines Beitrages der Gedanke, dass dieses „Wesen des Dinges“ nicht dem Ding selbst innewohnen kann, sondern im Wesen, der Erfahrung und Empfindung des Betrachters liegt.

Es muss ja - um im Beispiel zu bleiben - das „Schwere, Lastende, Beharrliche“ nicht vom Stein an sich ausgedrückt werden. Auch ein Bild, eine Fotografie, ja selbst eine Erzählung kann diese Empfindungen in gleicher Weise und Intensität vermitteln (mal von der Haptik abgesehen).

Wenn ich also nicht das Ding selbst brauche, um diese Empindungen auszulösen, liegt der Gedanke nahe, dass diese Empfindungen im Betrachter entstehen durch das Zusammenspiel von Beobachtung und eigener Erfahrung.

Gruß
Eckard

Guten Tag liebe Philosophen!

Guten Tag zurück, aber ich bin kein Philosoph :wink:

Hallo,

ich schließe mich im Wesentlichen meinem Vorredner Eckhard an.

Nach meiner Ansicht gibt es keine den Dingen innewohnende „Wirklichkeit“. Gäbe es eine solche, müsste diese Wirklichkeit unveränderlich sein, ewig und müsste jedem Betrachter in der gleichen Weise erscheinen. Dies ist aber nicht der Fall. Roxelane hat bereits beschrieben, wie einem Menschen, je nach Gemütszustand ein Stein unterschiedlich erscheinen kann. Somit kann der Stein keine Wirklichkeit besitzen, denn dann würde er in einem Menschen nicht je nach Stimmung unterschiedliche Empfindungen hervorbringen sondern würde immer auf dieselbe Weise erscheinen und zwar allen Betrachtern.

Persönlich finde ich das Beispiel „Mensch“ besser gewählt als das Beispiel Stein. Auch ein Mensch hat keine innewohnende einzige unabänderliche, wahre und ewige Wirklichkeit. Hätte er diese, würde dieser Mensch allen anderen Menschen genauso in dieser einzigen ewigen Wirklichkeit erscheinen, das ist aber nicht so.

Nehmen wir das Beispiel Ehe. Zwei Menschen verlieben sich und der jeweilige Partner ist zu Beginn der Beziehung das Größte überhaupt. Aber wie schnell kann sich Liebe in Hass verwandeln? Dies wäre unmöglich, würde eine Person über eine innewohnende Wirklichkeit verfügen, denn dann wäre sie immer dieselbe so wie man sie wahrnimmt.

Die schlimmste Konsequenz einer innewohnenden Wirklichkeit wäre aber, dass wir uns nie verändern könnten. Gäbe es diese unveränderliche, ewige Wirklichkeit, hätten wir nie die kleinste Chance Vergehen wieder gut zu machen oder uns persönlich weiter zu entwickeln. Ein Kind bliebe ein Kind, ja es könnte noch nicht einmal geboren werden, denn ein Fötus müsste ein Fötus bleiben, hätte er diese „Wirklichkeit“. Aber dies entspricht nicht unseren Erfahrungen. Wir verändern uns, entwickeln uns und auf Einstellungen und Meinungen, die wir als Pubertierender hatten, schauen wir als Erwachsener amüsiert zurück.

Gruß
Mireio

Hallo, Eckard,

Es muss ja - um im Beispiel zu bleiben - das „Schwere,
Lastende, Beharrliche“ nicht vom Stein an sich ausgedrückt
werden. Auch ein Bild, eine Fotografie, ja selbst eine
Erzählung kann diese Empfindungen in gleicher Weise und
Intensität vermitteln (mal von der Haptik abgesehen).

Ja, das ist richtig. Es kommt nur auf die Vorstellung an. Aber die Frage war, warum das Bild des Steines mich überhaupt in einer ganz bestimmten Art und Weise orientieren kann. Denn wenn es das tut, dann muss im Stein oder besser in der Wirklichkeit des Steins etwas wirksam werden, was in mir wiederum als lastend und schwer empfunden wird. Und die Ausgangsfrage war, woher diese Wirklichkeit kommt.

Wenn ich also nicht das Ding selbst brauche, um diese
Empindungen auszulösen, liegt der Gedanke nahe, dass diese
Empfindungen im Betrachter entstehen durch das Zusammenspiel
von Beobachtung und eigener Erfahrung.

Ja, aber das ist ja noch nicht zu Ende gedacht. Denn wieso bewirkt das Bild des Steines überhaupt etwas? Um mal nicht immer das Beispiel des Steines zu bringen, könnte ich genau so gut sagen, dass die Wirklichkeit eines Schafs meinetwegen, einen gewissen Frieden ausstrahlt, fast würd’ ich sagen, eine gewisse Frömmigkeit. Na klar, das Schaf ist ein Herdentier, aber das kann doch nicht die Erklärung sein. In dem Moment, in dem ich das Bild des Schafes aufnehme, empfinde ich doch das Wesen des Schafs, also muss doch die Wirklichkeit sozusagen im Schaf stecken. Aber wo zum Teufel hat es die Wirklichkeit her?

Die Gedanken, die ihr hattet, hatte ich auch alle schon, nur, sie waren nicht befriedigend. Sie erklären nichts, es sind nur Ausreden.

Gruß,
Wolfgang

Also, muss man auf die Frage antworten, von woher die Dinge
ihr Wesen haben: von Gott. Nur, damit begreift man die Sache
nicht besser. Man setzt einfach eine Chiffre, ein Wort, das
nicht mehr denkbar ist. Ich könnte höchstens noch sagen, dass
Gott das ist, was alle Wirklichkeiten in sich vereint, oder?

Die Ursache zu erkennen ist ein erster wesentlicher Schritt. Danach kommt natürlich die Frage nach dem Wesen ansich und weiter, seiner Nützlichkeit für uns, was es dann zu einem bloßen Subjekt werden läßt, wie es die anderen Beiträge schon richtig, aber etwas einseitig erklärt haben.

Aber was du vielleicht oben überlesen hast, ist die Sache mit der Identifikation. Der Betrachter identifiziert sich mit dem Objekt und dabei wird das Wissen oder die Wirklichkeit die in der Idee der Form steckt, übermittelt oder was man auch sagen könnte, es erwacht in uns selber, da allen Dingen eine geheime Einheit zugrunde liegt…

gruß
rolf

Das ist nun aber eine sehr kühne Behauptung von Ihnen. Sie
werden wohl nicht beim Anblick eines großen Bimssteines
Leichtigkeit und Nachgiebigkeit empfinden können!

Selbstverständlich, ansonsten hätte ich das Beispiel nicht gebracht. Er wirkt ähnlich wie ein Schaumstoff-Theater-Kulissenstein auf mich - nämlich leicht und nachgiebig.

Das ist wohl
nicht möglich, da das Bild des Steines, nicht der Stein in
seiner Realität, sondern das Bild, das er hergibt und das der
Mensch aufnehmen kann, nur das Lastende und Beharrliche im
Empfinden auslösen kann und nichts anderes!

Das halte ich wiederum für eine sehr kühne Behauptung! :wink:

Grüße,

Ptee

Hallo Rolf,

Aber was du vielleicht oben überlesen hast, ist die Sache mit
der Identifikation. Der Betrachter identifiziert sich mit dem
Objekt und dabei wird das Wissen oder die Wirklichkeit die in
der Idee der Form steckt, übermittelt oder was man auch sagen
könnte, es erwacht in uns selber, da allen Dingen eine geheime
Einheit zugrunde liegt…

Er identifiziert sich mit dem Objekt? Er will es ja nicht selbst sein; er begreift es ja als Anderheit, als etwas, was nicht er selbst ist. Insofern identifiziert er sich doch nicht damit!? Es ist doch für ihn das DU, das Begegnende; so habe ich das zumindest immer vorher gedacht.

Dass die Idee der Wirklichkeit dann in uns erwacht, nachdem wir sie geistig aufgenommen haben, sehe ich natürlich genauso.

Aber wie meinen Sie das mit der „geheimen Einheit“?

Gruß,
Wolfgang

Er identifiziert sich mit dem Objekt? Er will es ja nicht
selbst sein; er begreift es ja als Anderheit, als etwas, was
nicht er selbst ist. Insofern identifiziert er sich doch nicht
damit!? Es ist doch für ihn das DU, das Begegnende; so habe
ich das zumindest immer vorher gedacht.

Es geht durch Konzentration und Übung.

Aber wie meinen Sie das mit der „geheimen Einheit“?

Es gibt eine verborgene Einheit in der Vielheit.

gruß
rolf

Ja, aber das ist ja noch nicht zu Ende gedacht. Denn wieso
bewirkt das Bild des Steines überhaupt etwas?

Hallo, Wolfgang,
das Bild des Steines löst ebenso wie das des Schafes oder jedes anderen Dinges im Betrachter Assoziationen aus, die er auf das Gesehene projiziert.

Wie oft kommt es vor, dass man einen Menschen von ferne sieht, ihm rein gefühlsmäßig Eigenschaften zuordnet, die sich bei näherer Bekanntschaft als unrichtig erweisen?

Die Wesenheit eines Schafes ist Gras zu fressen zu verdauen und Nachkommen zu produzieren. Punkt. Wenn Du mit „Schaf“ Friedfertigkeit oder Ruhe oder etwas anderes assozierst, so ist das Deine Projektion. Du selbst hauchst dem Schaf diese Eigenschaften und Attribute ein.

Gruß
Eckard

Hallo,

reine Projektion kann es sicherlich nicht sein. Dann würde man ja sich die ganze Zeit täuschen, dann gäbe es keine Wahrheit, dann wär die ganze Welt Illusion. Soweit möchte ich nicht gehen…

Die Wesenheit eines Schafes ist Gras zu fressen zu verdauen
und Nachkommen zu produzieren. Punkt. Wenn Du mit „Schaf“
Friedfertigkeit oder Ruhe oder etwas anderes assozierst, so
ist das Deine Projektion. Du selbst hauchst dem Schaf diese
Eigenschaften und Attribute ein.

Da würde ich gerne wissen, was Sie mit dem Schaf assoziieren. Doch bestimmt nicht Gewalt, Gehässigkeit und so was. Sie haben sicherlich ähnliche Empfindungen, wenn Sie sich ein Schaf bildhaft vorstellen, wie ich und jeder andere Mensch. Meine Überzeugung bleibt, dass im Schaf selbst etwas wirksam werden muss und dass das Schaf eine eigene Wirklichkeit, nämlich das Schaf-sein besitzt. Um das noch zu bekräftigen, wollte ich gerne mal, dass Sie sich eine lange sinnlose Buchstabenkette, so einen Zeichensalat eben, anschauen. So etwa wie das folgende:

A7%UIkkd/9023(k)-2§a-e!tt%sdfkeis="§$H

Da kommt nichts, aber auch gar nicht in Ihnen hoch. Sie kriegen kein Empfinden rein und zwar deshalb, weil dieser Zeichensalat keine Wirklichkeit besitzt, weil er nicht wirksam ist und somit nichts in Ihnen auslösen kann. Denn nur die Aufnahme des Wirkenden im Geiste kann Empfindungen hervorrufen. Nur, wenn Sie ein Bild anschauen oder sich vorstellen, kann es wirksam werden demgemäß, dass sie die Wirklickeit empfinden, d. h. in-sich-finden (vom Althochdeutschen).

Und nun stellt sich eben die höchst interessante Frage, von woher diese Wirklichkeit kommt.

Mit freundlichen Gruß,
Wolfgang Baumeister

Hallo Wolfgang,

du hast mal das geschrieben.

A7%UIkkd/9023(k)-2§a-e!tt%sdfkeis="§$H
Da kommt nichts, aber auch gar nicht in Ihnen hoch.

Doch. Also ich seh die „23“ und am Ende „=§$“, dann ist das „A7%UIkkd/9023(k)-2§a-e!tt%sdfkeis“ die Formel für das Gesetz „Die neue Weltordnung“! „Oh man ich hab Angst, ich will raus hier!!!“
Du siehst, wenn man nur will funktionierts.

Die Wirlichkeit existiert nicht, es existiert nur eine augenblickliche-Wirklichkeit, wenn wir weiter beim Stein bleiben, er kann sich aufwärmen, sich abkühlen, es kommt Wind, Regen, ein Elefant, er wird größer, kleiner. Diese Veränderung wiederum beeinflusst seine nähere Umgebung und diese wird es in irgendeiner Form auch wieder zurückgeben.

Und die Wirklichkeit des Steines ist das Lastende bzw. das Beharrliche.

Klar, das sind aber ehr Grundeigenschaften für ein großes, graues, schweres, stilles, in sich ruhendes Objekt. Gib ihm eine andere Farbe oder reduzier sein Gewicht, gib ihm nur eine andere Umgebung, dann hat er für den Betrachter eine andere Wirklichkeit, aber es ist immernoch ein Stein. Desweiteren kommt es drauf an was wir gelernt haben und wie unsere Erfahrungen waren und daraus erfolgt konsequenterweise eine jeweilige Empfindung für jenes Objekt.
Um die Wirklichkeit für ein Objekt zu kennen, müsste man das Wissen seiner gesamten Vergangenheit haben, du würderst wissen warum es gerade hier ist mit dieser Form usw., du erkennst Sinn und Zweck, doch nur in einer momentanen Wirklichkeit.

MfG
Michl

Moin Wolfgang,

ich befürchte, deine Überlegungen sind vor allem deshalb weitgehend unbefriedigend für dich, weil du meiner Meinung nach am falschen Ende suchst.

Vielleicht solltest du dich weniger mit dem Objekt deiner Betrachtung auseinandersetzen, sondern mehr mit der selbst, deiner Wahrnehmung und deinem Bewußstsein, dass letztendlich ja zu der Art und Weise führt, wie du die Dinge wahrnimmst und beurteilst.

Die Frage, warum du oder andere Objekte in gewisser Weise wahrnimmst und beurteilst oder auch nicht liegt meiner Meinung nach nicht im Objekt begründet, sondern in der Person. Wie wäre es also mit einem kleinen Perspektivwechsel? :smile:

Vielleicht kombinierst du diesen Perspektivwechsel mit dem Wechsel des Objekts weg von Stein oder Schaf, hin zum Objekt das du vielleicht schon am besten kennst, nämlich dich selbst. Oder anders gefragt: Was ist dein „inhärentes“ selbst?

Einen recht lockeren Einstieg in diese Fragestellung bietet zum Beispiel dieses Buch:

Werner Siefer/Christian Weber: Ich. Wie wir uns selbst erfinden. ISBN: 3593376768 Buch anschauen

Gruß
Marion