erst NatWissenschaft anerkennen-dann Metaphysik?
Guten Tag liebe Philosophen!
Ich habe eine Frage, die sich im Bereich der Metaphysik
eingliedern lässt.
Es ist folgendes: Ich suche zur Zeit nach einer Erklärung über
das Prinzip, das hinter den konkreten, sichtbaren Dingen
steckt, also, wenn man so will, bin ich auf der Suche nach dem
Wesen oder der Wirklichkeit der Dinge.
Um die Problematik zu veranschaulichen, würde ich gerne ein
Beispiel bringen, das so ähnlich schon Martin Heidegger
gebracht hat:
Man stelle sich einen großen, schweren Stein vor. Diesen Stein
kann ich nun mit naturwissenschaftlichen Methoden und
Vorgehensweisen analysieren. Ich kann ihn abmessen, wiegen,
seine Oberflächenbeschaffenheit erfassen, ihn auf seine
substantielle, sprich chemische Zusammensetzung hin
durchleuchten usw… Aber damit habe ich eines nicht erfasst:
Nämlich das Wesen des Steins, also seine Wirklichkeit.
… sind sein ‚Wesen‘ und seine ‚Wirklichkeit‘ dasselbe?
sein ‚Wesen‘ ist das, was so ein Stein „an sich“ (also auch ohne menschliche Betrachtung) ist. … wie es funktioniert, warum es ‚ist‘, wie es dazu kommen konnte, ob es sein muß oder nicht, ob es - aus unserer Perspektive nun - überhaupt dem entspricht, was wir an ihm sehen.
Seine Wirklichkeit ist das, was was wir an ihm als ‚wirklich‘ erkennen …
„wirklich“ heißt: "diese ‚Ding‘ hat für meich Realität, Existenz. Ich kann damit hantieren, es sehen, es als das, als was es mir erscheint, erkennen; damit umgehen, es benutzen, degegen stoßen, es bearbeiten, ignorieren oder es lassen.
Und die Wirklichkeit des Steines ist das Lastende bzw. das
Beharrliche.
… ach! … ist das so?
Und diese seine Wirklichkeit kann ich nicht
erfassen mit naturwissenschaftlichen Methoden;
… wenn es denn so ist - gewiß nicht!
ich kann sie
aber sehr wohl denken (bildhaft aufnehmen) und nachdem ich sie
gedacht habe, kann ich sie empfinden.
… haha! … naja!?
Das heißt also, dass das
Bild des Steines ein bestimmtes Empfinden in mir auslöst. Mal
angenommen, jemand ist in einer Stimmung, die ohnehin nicht
gerade jubelnd ist, und derjenige begegnet einem schweren,
großen Stein. Dann wird derjenige das Lastende, das der Stein
ihm assoziiert, empfinden; also muss doch im Stein etwas
wirksam werden, das der Mensch geistig aufnehmen kann. Und
das, was wirksam wird, nenne ich eben die Wirklichkeit des
Steins.
… hm … was, wenn die Stimmung doch ‚jubelnd‘ ist … ist das dann auch … äh … was dann wirksam wird … die ‚Wirklichkeit des Steins‘?
… vielleicht eine ‚jubelnde Größe und Schwere des Steins‘?
… also … das wird mir jetzt langsam dann doch zu blöd!? …
Nun kann ich also fragen: Wo hat der Stein seine Wirklichkeit
her? Von woher kommt sie? Wieso hat der Stein das Lastende
oder das Beharrliche an sich?
„Lastend“ und „Beharrlich“ … Das hast Du Dir doch ausgedacht!?
]]
Es ist nämlich nicht so, dass
sich diese Wirklichkeit des Steines funktionell erklären
ließe; indem man beispielsweise sagt: Der Stein hat deshalb
die Wirklichkeit der Beharrlichkeit und des Lastenden, weil er
nur von außen bewegt werden kann. Das wäre falsch, denn viele
Dinge können nur von außen bewegt werden, haben aber trotzdem
nicht das gleiche Wesen wie ein Stein. Wenn ich mir z. B.
einen Baum vorstelle, dann hat der eine ganz andere
Wirklichkeit wie ein Stein; er gibt ein ganz anderes Bild her,
wie es ein Stein tun würde. Es lässt sich also gar nicht
funktionell erklären, er muss seine Wirklichkeit von wo anders
her haben. Das lässt sich natürlich auf alle „Dinge“ anwenden,
also auch auf Menschen, Tiere, Pflanzen, auch auf das Wasser
usw, eigentlich auf alles, was sichtbar ist. Wenn ich mir
beispielsweise einen ganz bestimmten Menschen vorstelle,
Ah! … darum geht’s! …
dann habe ich doch sofort einen Eindruck von ihm in der Seele,
nämlich einen Eindruck, der sich durch das Bild dieses
Menschen ergibt, und das Bild ist das Bild seiner Wirklichkeit
und mithin seines Wesens.
Und ich würde nun gerne wissen, ob jemand von euch hier in
diesem Philosophie-Diskussions- und Frageforum mir erkären
kann, von woher die Dinge ihr Wesen bzw. ihre Wirklichkeit
haben.
… kommt wohl auf das Ding bzw das ‚Wesen‘ an, welches Wesen bzw Wirklichkeit es (für Dich) hat …
Ich befürchte aber, dass das niemand so genau weiß,
weil es ein Bereich ist, der mit dem Geist im Grunde genommen
nicht mehr ausleuchtbar ist. Aber ich hoffe trotzdem, dass es
ein paar gute Denkansätze gibt.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Baumeister
… aber 'mal im Ernst:
aus meiner Sicht ist der einzige Hinweis, den wir wir auf die jahrtausende alte Frage, wie „wirklich“ das, was wir sehen, was wir an Welt überhaupt erkennen können, ist, der, daß Evolution nunmal so funktioniert, daß nur das sich behaupten und Bestand haben kann (also: überhaupt existieren kann, auf Dauer), was sich in seiner Umwelt möglichst gut zurechtfindet.
Das bedeutet, daß homo sapiens sapiens, solange es ihn schon gibt, erfolgreich gewesen sein muß - auch in dieser Beziuehung, seine Umwelt ‚richtig‘ zu erkennen.
… leider betrifft das nur das Überleben in dieser Umwelt und nicht das Erkennen der Wirklichkeit dieser Welt „an sich“.
(Wie weit da die Übereinstimmung von „Seiendem“ und „Gesehenem“ ist muß wohl einstweilen unklar bleiben)