Hallo Christian,
ich teile nicht jede Ansicht, die in diesem Forum verbreitet
wird und das ist nur logisch. Es gibt nun einmal verschiedene
Meinungen und mit den meisten kann ich leben. Ich kann
verstehen, wenn jemand mehr Geld für Arbeitnehmer fordert, ich
kann verstehen, wenn jemand mehr Geld für Arbeitslose fordert
und ich kann vor allem verstehen, wenn jemand mehr Geld für
die Bevölkerungsgruppe fordert, der er selber angehört.
Wenn ich das auf mich beziehen soll, sind wir schon beim ersten Mißverständnis. Eine Veränderung des Lohngefüges zu Gunsten der unteren Einkommensschichten halte ich zwar für sinnvoll, eine Forderung ist das nicht. Meine Forderung richtet sich gegen die Senkung von AN-Einkommen, das ist etwas anderes.
Ich kann jedoch nicht verstehen, wenn sich Menschen hartnäckig
gewissen Realitäten verweigern. Dazu gehört bspw. die Ansicht,
daß Unternehmensgewinne per se schädlich, asozial und was weiß
ich sind. I
Gut, daß Du mich damit nicht meinst. Warum Du das dann aber jetzt erwähnst, weiß ich nicht.
ch werde nicht müde darzulegen, daß Gewinn
stattdessen unverzichtbare Voraussetzung für eine weitere
Existenz eines Unternehmens sind und damit Voraussetzung für
Arbeitsplätze. Jeder, der für seinen Kapitaleinsatz weniger
Verzinsung erzielt als er für ein Festgeld bekommt, ist ein
Idiot und wird das sicherlich irgendwann mal merken und das
Geld in der Konsequenz anderweitig anlegen. Ist das Kapital
erst einmal weg, ist das Unternehmen schnell am Ende.
Darüber bekommen wir keinen Streit.
Eine Verzinsung des eingesetzten Kapitals von 1% ist in
Deutschland zwar nicht unüblich, aber dennoch zu wenig. Das
Risiko, das eingesetzte Kapital zu verlieren, ist deutlich
höher als bei der Anlage als Festgeld. Ganz logisch ist
deshalb auch, daß die Verzinsung des Eigenkapitals deutlich
höher sein muß als die eines Festgeldes. Je nach Rechenmodell
geht man in der Wissenschaft von einem Verzinsungsanspruch von
5-15 % über dem risikolosem Zinssatz aus, also im Augenblick
10-20% pro Jahr. Alles was diesen Satz unterschreitet,
bedeutet für den Unternehmer Wertvernichtung.
OK, die Zahlen nehme ich mal so hin, für mich klingen die allerdings recht heftig.
Weiterhin erhält ein Unternehmer weder Arbeitslosengeld noch
hat er Ansprüche aus der Rentenkasse. Sein Verdienst muß also
hoch genug sein, um für eine Absicherung für den Fall der
Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit und Altersschwäche zu
sorgen. Da es hier keine hälftige Zuzahlung des Arbeitgebers
gibt, ist der zu zahlende Beitrag deutlich höher als der
AN-Anteil bzw. die Absicherung wesentlich geringer. Und nicht
zuletzt wird der Aufbau der Existenz bzw. eine spätere
Expansion häufig kreditfinanziert. Geht das Unternehmen aus
welchen Gründen auch immer pleite, hat der Unternehmer nicht
nur kein Einkommen mehr, sondern noch einen Haufen Schulden.
Eigentlich unnötig zu erwähnen: Der Unternehmer bekommt aus
einer Insolvenz als allerletzter etwas. Vorher dürfen sich
alle anderen inkl. Arbeitnehmer und Finanzamt bedienen.
Die AN zuletzt, nur am Rande. 
Als dies sind Punkte, über die sich überhaupt nicht zu
diskutieren lohnt. Es sind Tatsachen, punktum.
Richtig. Anders funktioniert die Wirtschaft nicht.
Ohne Planwirtschaft zu wollen, ist das nicht zu ändern und daß Planwirtschaft mit Menschen nicht funktioniert wissen wir.
Wenn man nun
hier in jedem zweiten Artikel liest, daß die Unternehmer viel
zu viel verdienen, ihre AN schröpfen und was weiß ich noch,
kann man angesichts solcher Dumm- und Blindheit mitunter die
Fassung verlieren.
Da mußt Du ein wenig differenzieren. Das Einkommen soll ja sowohl für AN als auch AG eine Gegenleistung für Leistung, Risikobereitschaft investierte Zeit … sein. Dem Unternehmer, der mit einer guten Geschäftsidee ein Unternehmen aufbaut, 26Stunden am Tag an 500 Tagen im Jahr arbeitet, Dein Musterunternehmer halt, dem gönne ich doch Neidlos, daß er 10 … 20 … 30 mal so viel verdient, wie seine Arbeiter. Kein Problem. Ein Problem habe ich, wenn ein Manager, der kein Risiko eingeht, die Löhne der Arbeiter von acht auf sechs Euro senkt, um Sein Gehalt, das ohnehin Millionenhöhe hat, dadurch zu verdoppeln. So wertvoll kann die Zeit dieses Mannes gar nicht sein, daß er dieses Gehalt ‚verdienen‘ kann.
Und da kann es dann mal passieren, daß sich
diese Fassungslosigkeit in Form von Sarkasmus ihren Weg
bricht.
Das führt dann aber zu verschiedenen Reaktionen. Bei mir kommt es dann gelegentlichen Übertreibungen meinerseits, oder, wenn mir das zu häufig passiert, zu Resignation.
Ich höre Radio, sehe mir gelegentlich die Tagesschau an und komme dabei zu der Erkenntnis, daß ich tun kann was ich will, in ein paar Jahren werde ich 65 und Sozialhilfeempfänger.
Dann komme ich hier in’s Forum und werde zusätzlich noch verhöhnt oder beschimpft. Irgendwann kommt der Punkt, an dem ich beschließe, daß ich das nicht brauche.
Es bringt nur wenig, wenn Du jetzt die beleidigte Leberwurst
spielst und Dich verziehst.
Das ist die falsche Terninologie. Mir war einfach die Lust ausgegangen, mich über den Tisch ziehen und zusätzlich verarschen zu lassen.
Du kannst auch weiterhin gerne mit
Strichlisten durch das Forum ziehen und eine relative Stärke
des einen oder anderen Lagers konstatieren.
Ich habe gar keine Liste angefertigt. Bei der offensichtlichen Übermacht war das nicht nötig.
Nur solltest Du
aufpassen, daß Du Meinungen nicht mit Tatsachen vermischst.
Du meinst, meine Einschätzung ist Realitätsfern?
Kündigungsschutz, Arbeitszeiten und Sozialleistungen sind
Meinungsfragen, bei denen man je nach Sichtweise der Dinge
diese oder jene Ansicht vertreten kann. Der eine, der nach
volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten an die Sache herangeht,
kommt zu einem anderen Schluß, als derjenige, der unabhängig
von Finanzierbarkeit oder Wirkung das kurzfristige Wohl des
Individuums steigern will.
Da hast Du aber nette Umschreibungen für zwei Gruppen gefunden.
Ich hätte gesagt, der Eine sieht nur seinen persönlichen Vorteil, der andere sucht Lösungen, mit denen alle leben können.
Aber es gibt nun einmal unumstößliche Tatsachen und das sind
einige der von mir angeführten Punkte. Es ist ja nun auch
nicht so, daß diese Dinge im Forum erstmals angesprochen
wurden. Ich weiß auch, daß Du in einigen unserer Diskussionen
durchaus bereitwillig eingeräumt hast, an einigen Stellen
falsch gelegen und dazugelernt zu haben.
Ja, ist so. Ich habe kein Problem damit zu lernen und Fehler zuzugeben.
Rätselhaft ist für mich dann nur immer wieder, daß die
Erkenntnisse früherer Diskussionen irgendwann anscheinend
verloren gehen …
Das siehst Du falsch. Daß ich Zusammenhänge neu begreife heißt doch nicht, daß ich plötzlich den leuten hinterher laufe, die mir offensichtlich schaden wollen. ich habe gesagt, ich habe etwas dazu gelernt. Ich habe nicht gesagt, ich stelle das Denken ein.
Das ist ausgesprochen unerquicklich. Ich bin mir absolut
sicher, daß wir uns schon mehrfach darauf geeinigt haben, daß
Unternehmer ein Einkommen benötigen, das ihr höheres Risiko
ausgleicht.
Ja, haben wir.
Ich weiß aber auch, daß Du jedes mal wieder vorn
mit dabei bist, wenn es darum geht, daß Unternehmen zuviel
verdienen, Arbeitnehmer ausgebeutet werden und überhaupt!
Nein, ist nicht so. (siehe oben)
Das ist anstrengend, frustrierend und vermittelt ein trauriges
Bild dessen, welche Meinung in der Bevölkerung vorherrscht.
Da hast Du scheinbar ein falsches Bild.
Sicherlich sind die Medien nicht ganz unschuldig, die ja gerne
mal in dasselbe Horn tuten, sei es nun Ackermann, Esser,
Krankenkassen. Nur frage ich mich gelegentlich, was ich hier
eigentlich mache. Selbst ein Angehöriger der knappen Handvoll,
die überhaupt bereit ist, sich argumentativ beeinflussen zu
lassen, fällt nach kurzer Zeit immer wieder in alte
Denkschemata zurück.
Du verallgemeinerst einfach zu viel.
Den Jungunternehmer, der ein paar Hunderttausend erarbeitet wirfst du in einen Topf mit dem Erben, der den Familienbetrieb herunterwirtschaftet und sich nur für seine Ferrarisammlung interessiert.
Und genau diese Schemata, die hier so
häufig zu lesen sind, habe ich in meinem vorstehenden Artikel
karrikiert.
Indem Du Denkmuster unterstellst, die nun wiklich kein Mensch hat. (oder fast keiner …)
Wenn das für Dich ein Problem ist, dann denke mal darüber
nach, was einem der mitlesenden Selbständigen durch den Kopf
geht, wenn er davon liest, was er und seinesgleichen für
Ausbeuter sind, während er gerade zwei Verlustjahre hinter
sich hat, von denen seine Angestellten gar nichts mitbekommen
sondern stattdessen wie gewohnt das Weihnachtsgeld erhalten
haben.
Der wird sich sicher nicht angesprochen fühlen, wenn ich der meinung bin, es wäre nicht in Ordnung, 7000 Mitarbeitern das Weihnachtsgeld zu streichen um das Geld auf das eigene Konto zu überweisen.
Ich trage mich schon seit einiger Zeit mit dem Gedanken, mich
selbständig zu machen. Nichts konkretes, aber die Überlegungen
finden statt. Die Voraussetzungen sind gegeben: Das
Startkapital ist da, ich bin nicht übermäßig dämlich,
einigermaßen fit in Finanzdingen und gehe davon aus, daß ich
einen ganz guten Blick für den Markt habe. Wenn ich aber daran
denke, daß ich u.U. Mitarbeiter brauche, wird mir heiß und
kalt. Ich muß nämlich davon ausgehen, daß diese dann genauso
denken werden wie Du oder die Hackfressen, die ich jeden Tag
als Kunde erlebe.
Danke.
Gruß, Rainer