Hallo Jan,
einen lustigen Artikel hast du da.
Fakt, Fakt, Fakt. Dieses selbstgerechte Geblubber der Europäer
würde mich wohl auch irgendwann ankotzen. Sehr gut finde ich
diesen Kommentar:
Gut ist gut, zum Schieflachen ist besser. Wenn du bei deiner eigenen journalistischen Arbeit nicht bessere Qualitätsansprüche hast …
http://www.welt.de/data/2004/11/08/357435.html
Der Zorn der Verlierer Leitartikel von Roger Köppel
Für die Einheitsfront der aufgeklärten euro-amerikanischen
Intellektuellen war die Sachlage schon kurz nach Bekanntgabe des
Erdrutschsiegs der Bush-Republikaner klar
Was war das? Ein Erdrutschsieg? 286 von 538 Wahlmännerstimmen sind grad mal 53%. Bei einer 2/3-Mehrheit, ja, gut, dann hätt ich nichts gesagt. So war’s eine ganz gewöhnlicher Wahlerfolg; meilenweit von einem Erdrutschsieg entfernt.
http://www.wahlrecht.de/ausland/us-praesidentenwahl-…
… einer kriegstreiberischen, schwulenfeindlichen,
antifeministischen und fundamentalreligiösen Reaktion geraten.
Als friedenssüchtig kannst die Bush-Administration nicht gut bezeichnen, die reinen Schwulenfreunde sind sie auch nicht und G.W. hat auffällig oft die Religion und seine Sendungsmission im Mund … wenn das nicht reaktionär ist.
„Was für ein beschissener Tag“, resümierte stellvertretend für alle
Stewart O’Nan.
Gut, geschenkt, so hätt ich’s nicht formuliert. Prinzipiell gibt’s wenig Unterschied zwischen Republikanern und Demokraten.
Auch „Der Spiegel“ stimmt mit seiner jüngsten Ausgabe in die
europäische Leitkultur des Bush-Bashings ein. Der Titel zeigt eine
blinde Freiheitsstatue („Augen zu und durch“),
Besonders sehend war diese Statue ohnehin noch nie.
Für Sennett wie für zahllose andere Deuter ist diese
Wahl "ein Ausdruck der Angst gewesen, …
Zu behaupten, dass in der Wahl Angst keine Rolle gespielt hat, entspricht einer Unkenntnis der US-amerikanischen Psyche, Angst vor weiterem Terrorismus hat sehr wohl eine Rolle gespielt. Bin-Ladens Wahlaufruf hat Bush genutzt.
Vielleicht zeigt sich im Duktus dieser gehässigen bis
durchgeknallten Analysen am anschaulichsten,
Den US-Amerikanern Angst und Sorge um ihre Werte zu unterstellen, halte ich weder für gehässig noch für durchgeknallt. Die Psychotherapie hat ihr Gutes und in den USA gehört’s sowieso zum guten Ton, einen Psychiater zu haben. Warum also den nicht konsultieren?
warum das Anti-Bush-:Lager am Ende so deutlich verlieren mußte
Diese Aussage ist unrichtig. Es war eine gewöhnliche Wahlniederlage und die war nicht einmal deutlich (60 zu 40 Prozent wäre deutlich gewesen).
Allein mit ihren Kommentaren zur Niederlage dokumentierte die
säkulare Ost- und Westküstenelite, wie weit sie sich vom Common
Sense der gewöhnlichen Amerikaner entfernt hat.
„Common Sense“ ist lustig … Bush hat’s einfach für die Wähler überzeugender verstanden, dass er ihre Werte vertritt, auch wenn das gar nicht der Fall ist. Schließlich sind es die armen Gesellschaftsschichten, die ihre Kinder im Irak und in Afghanistan opfern. Auch die Wirtschaftspolitik Bushs ist an den Interessen der reichen Schicht orientiert und gegen die ärmeren Schichten in den USA, dennoch wählen sie ihn.
Was hier als Extremismus gedeutet wird, ist im Grunde nichts anderes
als ein Triumph des Realismus in weiten Kreisen der Bevölkerung.
Wieder belustigend. Bush wurde gewählt, weil er auf der Werte-Klaviatur wesentlich besser spielte als sein Kontrahent. Das hat absolut gar nichts mit Realismus zu tun.
Die Amerikaner trauen Bush, weil er im Einklang mit ein paar
bewährten Traditionen der Realpolitik handelt
Welche wären denn das?
und weil er sich so verhält, wie sich andere vernünftige Menschen in
vergleichbaren Situationen verhalten würden.
Das ist keineswegs der Fall, zumindest was den Irak betrifft. Bush hat einen eindeutigen Gegner Osama-Bin-Ladens angegriffen. Hätt er Saudi-Arabien angegriffen, dann, ja dann hätt er Geldgeber Bin-Ladens erwischen können. So hat er einen Gegner eliminiert und der Eindruck, dass er seinen „Feind“ für die Überzeugung seiner eigenen Bevölkerung braucht, lässt sich schwer wegwischen.
Er hat auf die Terroranschläge vom 11. September, die das Land in
seinen Herzkammern trafen, mit Entschlossenheit und Härte reagiert.
Was hat er getan? Hat er etwa Bin-Laden? Nein, er hat sich in Afghanistan nicht mal ernsthaft bemüht, den Terrorchef zu fassen.
Er hat das Risiko weder eingehen können noch wollen, daß sich der
Staatsterrorist Saddam Hussein
Diese Behauptung ist völliger Quatsch. Hussein hat sich im Irak eine Diktatur eingerichtet, Bin-Laden will theokratische Staaten einrichten. Das ist ein totaler Gegensatz.
und der Schwerverbrecher Osama Bin Laden zu einer Zweckallianz gegen die USA verbünden mit unabsehbaren Folgen.
Völlig unrealistisch.
Welcher andere Präsident hätte dieses Risiko in Kauf genommen?
Dieses Risiko gibt es gar nicht. Eine Theokratie im Irak hätte Hussein seine einträgliche Diktatur gekostet.
Bush geht davon aus, daß sich der internationale Terrorismus durch
Handauflegen und geduldiges Zuhören nicht aushebeln läßt.
Nein, natürlich nicht. Belustigender Weise ist das Schonen der Geldgeber, wie es Bush im Falle von Saudi-Arabien betreibt, aber Haudauflegen und geduldiges Zuhören. Schon blöd, dass den Saudis 7-8 Prozent der USA gehören. Bush will sich es doch nicht mit einem seiner Geldgeber und wichtigen Geschäftspartner verderben.
Seine Außenpolitik ist von ehrbaren Motiven getragen,
Was hat Bush? „Ehrbare“ Motive? Er führt im Irak einen Krieg gegen das Volk.
von der Idee der Freiheit und der Selbstbestimmung der Völker.
Völliger Quatsch, aber das gilt beileibe nicht nur für Bush. Die Außenpolitik der USA war immer schon auf den eigenen Vorteil bezogen betrieben worden. Völlig unabhängig davon, ob jetzt ein Demokrat oder ein Republikaner Präsident war. Die Liste von Diktatoren unter den Freunden der USA war immer schon lang. „Freiheit und Selbstbestimmung“ sind vorgeschobene Gründe. Den USAs gings immer um den Erhalt der Macht und ihres Einflusses und um das Wohl ihrer Freunde. Ost-Timor lässt grüßen.
Wobei die Frage, wann der Ernstfall vorliegt, nicht an
internationale Organisationen delegiert werden kann, …
Nein, natürlich nicht.
Die hätten Bush vielleicht vernünftige Gründe nennen können, warum ein Feldzug gegen den Irak seinem Ziel der Terrorismusbekämpfung nicht dienlich ist. Aber wer braucht so was schon, wenn er auf einem heiligen Kreuzzug ist und sich gottgesandt glaubt?
Ich schließe mich data und Malte an, der Artikel wär zum Lachen, wenn die weltpolitische Situation nicht derartig ernst wär. Gleichwohl glaub ich nicht, dass Kerry als Lösung wesentlich besser wäre.
Wolkenstein