Doktortitel als Fake. Ein Kavaliersdelikt?

Wie reagiert man richtig, wenn man erfährt, dass jemand sich unberechtigterweise mit einem Doktortitel schmückt?

Anzeige oder Schulterzucken? Wie beurteilt ihr so eine Lüge moralisch?

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Erweckt es den Anschein einer Echtheit?

Je nachdem.

Das Führen eines Dr, Grades (das ist KEIN Titel) ist nach § 132a StGB strafbar.
Den bekommt man nicht geschenkt, dahinter steckt manchmal jahrelange Arbeit, anzeigen den Möchtgerna…
.ramses90

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Erstmal würde ich mich vergewissern wie dieser Doktortitel angeblich erworben wurde, von welcher Universität und für welches Wissensgebiet.
Rund um den Globus existieren eine Reihe Universitäten, die zu günstigen Preisen und unterschiedlichen Konditionen Doktortitel vergeben.
Wenn das geklärt ist, kann man je nach Sachlage entweder weitergehen oder eventuell einfach nur den Mund halten.

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Erstmal würde ich mir überlegen, ob es mir wichtig ist.
Wenn mein Nachbar „Dr. Müller“ an seinen Briefkasten malt und er keiner ist, wäre mir das z.B. recht egal.

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Da hast du natürlich recht. :innocent:

Aber dem Eröffner scheint es ja moralisch nicht ganz unwichtig zu sein.
Entgeltlich erworbene ausländische Grade, Hochschultitel und Hochschultätigkeitsbezeichnungen dürfen grundsätzlich nicht geführt werden, vgl. z.B. Art. 68 Abs. 5 Satz 2 BayHSchG.

Genau und dann kommt´´s darauf an ob diese Doktorgrade hier auch geführt werden dürfen. Und wenn sie geführt werden dürfen ist die Universität wo er erworben wurde mit anzuführen.
ramses90

Kleine Anekdote wie es in gewisser Weise auch anderherum gehen kann. :flushed:
Als ich von >30 Jahren in eine Kleinstadt im Speckgürtel von FFM zog, bin ich aktiv in die Freiwillige Feuerwehr eingetreten. Bald nach meinem Eintritt und als bekannt wurde dass ich als Nautiker zu See fuhr und ein Kapitänspatent besitze frotzelten die Kameraden, dass ich mich dann bestimmt auch gut mit dem auch kürzlich zugezogenen Kapitän XX aus der Nachbarwehr der Gesamtgemeinde verstehen würde. Wo der „Kollege“ gefahren ist und welches Patent er besaß konnte keiner erklären. Nur dass er ungemein geltungsbedürftig ist.
Bald kam die Jahreshauptversammlung der beiden Teilwehren und ich lernte ihn kennen. Er bat um Wortmeldung und hielt einen ungemein langen Vortrag mit Overheadprojektor und allem Komfort über die zu erwartende neue Nomex-Schutzkleidung und die Gefahren damit ins Wasser zu fallen. Auf jeder Folie war in nicht zu übersehender Weise „Ersteller Kapitän XX“ zu lesen.
Nach dem Beitrag ging ich zu ihm und fragte wo er denn gefaheren sei (Reederei, Fahrtgebiet, Schiffsklasse ist damit gemeint). Die Frage war dezent nur an Ihn gerichtet (für ihn dooferweise) sass ein Kamerad der für die örtlichen Blättchen Beiträge schrieb neben ihm (war mir nicht bekannt sonst hätte ich das etwas anders gehändelt).
Er wusste erst nicht was ich mit meiner Frage meinte und rückte dann mit der Angabe raus, dass er auf dem Rhein eine Kiesschute fuhr. Er besaß also ein Rheinschiffer-Patent für einen bestimmten Streckenabschnitt. Ich meinte dann spaßeshalber: „Na das lass ich mal vom Verkehrsministerium abklären! Ich habe ein „richtiges Kapitänspatent“ und darf mich nicht Kapitän nennen wenn ich noch nicht als Kapitän gefahren bin; dann wird ein Schifführer sich wohl auch nicht so einfach Kapitän nennen dürfen!“ Daran hatte er schwer zu kauen. Ich war schon wieder auf meinem Platz in der anderen Saalhälte (die beiden Wehren dort sind schon etwas verschroben und unter ständigem Konkurenzkampf) als er mir zurief: „Ja und was sind dann die Männer die die großen Passagierschiffe auf dem Rhein fahren?!?!“ Ich rief darauf zurück:„Na, sowas wie Busfahrer! Auf’m Wasser eben!“
Der Abend wurde unvergesslich! In jeder Hinsicht. Der Kolumnist der über die Jahreshauptversammlung schrieb hat genüßlich den Vortrag vom Schiffsführer XX erwähnt.
Aber es dauerte nicht lange und es landete eine Abmahnung im Briefkasten unter Androhnung von 50.000 DM wenn ich nochmal behaupten würde Herr XX sei kein Kapitän. Ich bin natürlich dagegen angegangen. Die Richterin fragte bei der Verhandlung den Kapitän XX ob sie im falschen Film sei. Ihr salomonisches Urteil: Da Kapitän eine Funktionsbezeichnung und kein Titel ist, darf er sich weiter Kapitän nennen und ich darf so oft ich will behauten, er sei kein Kapitän.
Man glaubt es kaum, aber der Mann hat sein Haus dort verkauft und ist weggezogen.

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Hallo,

es ist eine deutsche Uni. Die Dissertation existiert nicht. Der Name des Studenten ebenso wenig.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Wenn das so ist und es mich wirklich stören würde, wäre für mich der einzige Verfahrenswweg, den Herrn aufzusuchen, ihn mit den Fakten zu konfrontieren und aufzufordern, umgehend diese Praktik zu unterlassen. Andernfalls wäre ich gezwungen die Universität und die Staatsanwaltschaft zu verständigen.

Dann hat er es in der Hand wie es weitergeht und Du musst Dich nicht als heimtückischer Denunziant fühlen.

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Manche scheinen das gar nicht zu merken.

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War der nicht mal ein Beate Uhse Konkurrent?

@TE: wie heißt der Titelführer mit Vornamen? MW ist es erlaubt, den Namen „Dieter“ mit „Dr.“ abzukürzen.
für mich sind das arme Leute, die man am Besten in Ruhe lässt, solange sie mit dem Dr. niemandem schaden.

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Hallo,

Das ist sicher?
Oder wurde die Dissertation nur nicht gefunden (warum auch immer)?
Oder wurde unter einem anderen Namen studiert (könnte möglich sein)?

Ich würde erstmal versuchen alle Zweifel auszuräumen.

Gruss
Jörg Zabel

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Jetzt wird es spannend.

Das weißt Du woher?

Das weißt Du woher?
Hast Du im einzig richtigen Katalog bei der Nationalbibliothek gesucht?
(Nicht alle Dissertationen werden anschließend als „normale“ Bücher veröffentlicht, tauchen daher in „normalen“ Buchhandelskatalogen nicht auf.)

Wenn schon, dann „Doktorand“!
Da hast Du wo gesucht?

Genau, beides zusammen!
Der Delinquent hat (zwischenzeitlich) geheiratet und den Namen seiner Frau/seines Mannes angenommen.
Am Briefkasten steht der neue Name, im Nationalbiblio-Katalog der alte.

Das würde ich auch vorschlagen.

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Je nach Promotionsordnung muss auch gar nicht mehr in Papierform veröffentlicht werden (also nicht nur nicht über einen Verlag, dessen Werke man über den Buchhandel beziehen könnte, sondern nicht mal mehr eine gewisse größere Zahl an selbst produzierten Exemplaren, wie es klassisch vorgesehen war). Meine Frau hat schon vor rund zwanzig Jahren rein online veröffentlicht und wenn ich mich recht erinnere nur zwei oder drei Papierexemplare eingereicht. Steht seit dem als PDF auf dem Server der Uni, ist in der deutschen digitalen Bibliothek und diversen anderen Seiten verlinkt, aber auch über den Verbundkatalog als „digitale Ressource“ zu finden und direkt verlinkt. D.h. ich tippe mal, dass auch rein digitale Veröffentlichungen grundsätzlich hierüber zu finden sein müssten.

Hallo Gudrun,

die Angaben zur Doktorarbeit kommen alle vom Delinquenten selbst. Er ist wohl unverheiratet.

Seine Doktorarbeit ist weder in den Katalogen der Uni selbst noch bei der Nationalbibliothek auffindbar.

kress.de/koepfe/kresskoepfe-detail/profil/7770-stefan-krempl.html

Schau doch selbst noch mal nach!

Gruß

HJS

So langsam verstehe ich, woher der Wind weht. :face_vomiting: Wie kommst du darauf, Stefan Krempl und Stefan Daniel Krempl wären dieselbe Person? Hast du mal nach „Dr. Stefan Krempl“ gegoogelt, und festgestellt, dass es unverschämterweise sogar in München einen gibt, der mit dem aus Berlin gar nichts zu tun hat?


Unerhört!

Habe ich gemacht. So doof kann man sich doch gar nicht anstellen, und damit meine ich nicht den vermeintlichen Kavalier mit dem Delikt.

Auf der von dir erwähnten Seite

kann man nachlesen:

Thema der Dissertationsarbeit: Der Kosovo-Krieg in den Medien unter besonderer Berücksichtigung des Internet. Ein Beitrag zur kritischen Medienanalyse. Erschienen im Verlag Reinhard Fischer unter dem Titel: Medien, Internet, Krieg: Das Beispiel Kosovo (2004)

Wenn man im Katalog der Deutschen Nationalbbliothek sucht, findet man das:
https://portal.dnb.de/opac/showFullRecord?currentResultId=per%3D"krempl"+and+sw+all+"Kosovo"%26any&currentPosition=1

Auch das Buch findest du u. a. bei Amazon:

Jetzt ab in die Ecke und schäm dich!

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Wir haben ungefähr zeitgleich recherchiert. Falls du den Anfang meines Postings nicht verstehst, schau auch hier:


und
hier:

So, Recherche abgeschlossen, alle entlarvt! :stuck_out_tongue:

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