Dollarinflation

Hallo,
ich habe mich seit einiger Zeit mit der Frage beschäftigt, wovon langfristig (!) das Verhältnis zweier Währungen abhängt und bin auf diesem Weg auf folgenden Artikel gestossen:
http://www.wallstreet-online.de/ws/community/board/t…
Mir erscheint die Analyse einleuchtend.
Ich wäre für ein paar Kommentare sehr dankbar, insbesondere ob der Autor einen Denkfehler macht, der mir vielleicht nicht aufgefallen ist.

Vielen Dank

Peter

Hallo,

Mir erscheint die Analyse einleuchtend.
Ich wäre für ein paar Kommentare sehr dankbar, insbesondere ob
der Autor einen Denkfehler macht, der mir vielleicht nicht
aufgefallen ist.

darf ich fragen, wie Du auf diese Internet-Seite gekommen bist? Der Umfang und Inhalt meiner Antwort hängt davon in nicht unerheblicher Weise ab.

Gruß,
Christian

darf ich fragen, wie Du auf diese Internet-Seite gekommen
bist? Der Umfang und Inhalt meiner Antwort hängt davon in
nicht unerheblicher Weise ab.

Gruß,
Christian

Also zur Erklärung: Ich habe vor ca einem Jahr begonnen mich mit der Frage zu beschäftigen welches der Kern des Verhältnisses zweier Währungen ist und inwieweit insbesondere die Entwicklung des Dollars im Verhältnis zu DM rsp. Euro zumindest retrospektiv zu erklären ist. Ich glaube das kann ich mittlerweile zumindest partiell (in den letzten etwa 12 Jahren z.B. korreliert das Verhältnis Dollar/Euro bzw. DM sehr gut mit dem Verhältnis der jeweiligen Leitzinsen, was ja auch logisch erscheint - man findet eine entsprechende Kurve bei der Analyse der Commerzbank zur Dollarentwicklung im folgenden Jahr, den link habe ich gerade nicht, kann ihn aber bei Bedarf raussuchen.)
Nun hört und liest man seit Anfang dieses Jahres zunehmend von der Bedeutung des Zwillingsdefizits der USA, verbunden mit Prognosen der Dollar würde u.U. noch bis 1 Euro/1,8 Dollar abwerten.
Allerdings besteht das Zwillingsdefizit, wenn auch nicht in dieser Höhe, ja schon länger, wobei das die Banken Anfang 2004 trotzdem nicht zu solch pessimistischen Prognosen veranlaßte.
Lange Rede kurzer Sinn, mich interssiert die langfristige Entwicklung insbesondere des Dollars und von Banken hört man in der Regel bestenfalls Prognosen für das nächste Jahr, wobei diese sich auch noch meistens widersprechen. Es mag ja sein, daß langfristige Prognosen per se unmöglich sind, aber das ist eben die Frage.
Auf jeden Fall bin ich im Rahmen meiner Recherchen im Internet auf diesen Artikel gestossen (per Suchmaschine ursprünglich auf einer anderen - ich glaube österreichischen Webseite - aber warum ist das eigentlich wichtig ?).
Ich finde ihn, wie schon gesagt, einleuchtend und wenn der Autor Recht hat, wäre langfristig mit einem deutlichen weiteren Verfall des Dollars zu rechnen, aber vielleicht übersehe ich einen Denkfehler des Autors.
Für eine ausführliche Antwort wäre ich durchaus dankbar.

Gruß,
Peter

Auf jeden Fall bin ich im Rahmen meiner Recherchen im Internet
auf diesen Artikel gestossen (per Suchmaschine ursprünglich
auf einer anderen - ich glaube österreichischen Webseite -

Tut mir leid, da habe ich mich wohl mißverständlich ausgedrückt. Ich meinte: Wie bist Du auf wer-weiss-was.de gestoßten?

aber warum ist das eigentlich wichtig ?).

Erkläre ich dann, wenn ich es weiß :wink:

Gruß,
Christian

Tut mir leid, da habe ich mich wohl mißverständlich
ausgedrückt. Ich meinte: Wie bist Du auf wer-weiss-was.de
gestoßten?

aber warum ist das eigentlich wichtig ?).

Erkläre ich dann, wenn ich es weiß :wink:

Gruß,
Christian

Auch wenn mir der Sinn der Frage nicht klar ist: Ich habe selber ein paar Kenntnisse, die aber mehr auf naturwissenschaftlichem Gebiet liegen. Andererseits gibt es immer offene Frage, bei denen man auch mit Lehrbüchern oder Internetrecherche nicht recht weiterkommt, die man aber gerne diskutieren würde. Durch eine Empfehlung eines Bekannten wurde ich nun auf ‚wer-weiss-was‘ aufmerksam und da mir das Prinzip des ‚Tit for Tat‘ gefällt und das Niveau offensichtlich über dem mir sonst bekannter Internetforen liegt, habe ich mich angemeldet.
Alles klar ?
Gruss

Peter

Tut mir leid, da habe ich mich wohl mißverständlich
ausgedrückt. Ich meinte: Wie bist Du auf wer-weiss-was.de
gestoßen?

Auch wenn mir der Sinn der Frage nicht klar ist:

Ganz einfach: Hier tauchen mitunter Leute mit sehr abstrusen Vorstellungen bzgl. Wirtschaft auf. Man beschäftigt sich stundenlang mit den Leuten und ihren Theorien (die meist irgendwo zwischen Marx und Wahnsinn im Internet geklaut worden sind) und stellt dann irgendwann entnervt fest, daß die Leute gar nicht lernen wollen, sondern Bestätigung für ihre abstrusen Theorien suchen und alles andere ignorieren. Hättest Du nun auf meine Frage geantwortet „über google mit den Begriffen Freiwirtschaft und Kapitalismus (oder ähnliches)“ hätte ich mir die genaue Lektüre des verlinkten Artikels gespart und mich wieder hingelegt.

Gehen wir es also an:
Still und unaufhörlich wächst das Handels- und Kapitalbilanzdefizit der USA vor sich hin und hat aufsummiert eine astronomische Größenordnung erreicht. Man ist inzwischen irgendwie daran gewöhnt. Die ganze Welt legt ihr überschüssiges, weil wegen der globalen Überkapazitäten nicht mehr rentabel reinvestierbares Geldkapital in den USA an, indem dort Aktien und Staatsschuldpapiere gekauft werden.

Inhaltlich nicht ganz falsch, aber offensichtlich ideologisch geprägt. Darauf deutet der sinnlose und aus dem Marx´schen entlehnte Begriff „Geldkapital“ hin, ebenso wie die Behauptung, es wäre überschüssig und wegen globaler Überkapazitäten nicht mehr rentabel reinvestierbar - was völliger Quatsch ist.

Mit den beispiellosen Geldschulden, die sie auf diese Weise im Ausland machen, kaufen die USA die überschüssigen Waren derselben Welt auf, für die sich sonst mangels Kaufkraft aufgrund von Rationalisierung, Massenarbeitslosigkeit und Massenarmut keine Käufer mehr finden würden.

Was auch totaler Quatsch ist. Hauptimportgüter der US-Wirtschaft sind Güter, die die USA nicht in hinreichender Menge und/oder Qualität selbst produzieren können, als da wären Öl/Gas, andere Rohstoffe, Autos, Stahl, Maschinen, Lebensmittel und dann irgendwann Konsumgüter, auf die ansatzweise die Beschreibung des Autors zutreffen würde. Natürlich sind die USA ein wesentlicher Nachfrager für die o.g. Güter, aber es ist nicht so, daß sich für den Krempel sonst keiner interessieren würde. Gerade bei Stahl und Öl ist die hohe weltweite Nachfrage ja eine Ursache für die stark gestiegenen Preise.

Die eigentlich fällige Weltwirtschaftskrise wird damit gemildert und ständig weiter hinausgeschoben. Fast scheint es so, als hätte der globale Kapitalismus dank der Absorptionsfähigkeit der letzten Supermacht das ökonomische Perpetuum mobile erfunden.

Warum die Weltwirtschaftskrise fällig sein soll, erläutert der Autor nicht.

Soviel zum ersten Absatz, um mal aufzuzeigen, auf welchem Niveau die „Argumentation“ abläuft.

Kommen wir also zu einzelnen Punkten.

  • China
    Dort wird mitnichten vor allem für die USA produziert, sondern für eine stark wachsende Inlandsnachfrage. Seit einigen Jahren boomt die Nachfrage aus der Zement- und Betonbranche nach Maschinen und Produktionsanlagen im allgemeinen. Dies ist der Ausgangspunkt für eine nachhaltige Industrialisierung (Straßenbau, Hochbau).

  • Inflation durch Nachfrage nach Anleihen und Aktien
    Der Autor argumentiert, die Käufer von Anleihen und Aktien müßten ausländische Währung in Dollar umtauschen, was die Geldmenge aufblähen würde. Er vergißt dabei, daß die Importe auch bezahlt werden müssen, d.h. die Importe werden mit Dollars bezahlt, die dann in ausländische Währung getauscht werden. Solange sich das einigermaßen die Waage hält, passiert auch nichts gravierendes.

  • massive Kursverluste des Dollars aufgrund dauerhaft negativer Handelsbilanz
    Natürlich kann es passieren, daß die Kapitalimporte zurückgehen bzw. versiegen. Die Folge wäre in der Tat ein Kursverlust des Dollars – jede Aussage aber über Ausmaß und Folgen für die Weltwirtschaft ist aber Spekulation. Untergangsszenarien sind jedoch bei den Leuten, die ich in meinem ersten Absatz erwähnte, durchaus beliebt.

Dem nicht neuen Versuch, aus ideologischen Gründen Panik zu schüren, halte ich entgegen, daß die Leistungsbilanz der USA seit Anfang der 1980er praktisch durchgängig negativ ausgefallen ist und sich bis heute immer noch genug Kapital willig in die USA bewegt hat, um die Lücke auszugleichen.

Hinzu kommt, daß die FED bereits gegensteuert und sukzessive die Zinsen erhöht. Dies führt dazu, daß Kapitalanlagen in den USA interessanter werden und die Nachfrage (und damit der Import) gebremst wird.

Zur Wertung des aktuellen Dollarkurses: Der derzeitige Kurs entspricht einem Kurs von 1,50 DM/Dollar. Ich kann mich noch an Kurse von 1,35 DM/Dollar erinnern, ohne daß die Welt untergegangen wäre. Das entspräche dann einem Kurs von 1,45 Dollar je Euro. Auch der Big Mac-Index spricht dafür, daß der Dollar noch ca. 10% an Wert verlieren wird FAQ:284
Bzw. http://www.oanda.com/products/bigmac/bigmac.shtml

Zur Frage, wie sich der Dollar in Zukunft entwickeln wird, sei das Wort Kaufkraftparität in die Runde geworfen, zu weiteren Ausführungen fehlt mir jetzt aber etwas die Zeit. Sollte noch zusätzlicher Klärungsbedarf bestehen, bitte noch mal nachfragen.

Gruß,
Christian

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Guten Abend, Christian!

Hättest Du nun auf meine :Frage geantwortet „über :google mit den
Begriffen Freiwirtschaft und :Kapitalismus (oder :ähnliches)“ hätte ich mir die :genaue Lektüre des verlinkten :Artikels gespart und mich :wieder hingelegt.

Wenn ichs richtig sehe, kannst Du u. a. Michael Hönnig und Fremdwort-Frank Schmerzensgeld in Rechnung stellen. Der Erlittene Schaden ist ohne weiteres pathologisch :smile:.

Der derzeitige Kurs
entspricht einem Kurs von :1,50 DM/Dollar. Ich kann mich :noch an Kurse von 1,35 :smiley:M/Dollar erinnern, ohne daß :die Welt untergegangen wäre.

Das muß 1990 gewesen sein. Ich erinnere mich daran, weil ein Banker ein Dollarguthaben zum Zeitpunkt eines deutlich höheren $-Kurses auf Basis von 1,50 DM als Sicherheit akzeptierte und später etwas verstört guckte, als der Dollar in ziemlicher Geschwindigkeit an der 1,50-Marke vorbei sackte.
Passiert ist damals weiter nichts, aber exportierende Unternehmen stöhnten heftig. Immerhin bewegte sich der Dollar von >4 DM im Laufe vieler Jahre über einen lange stabilen Stand um 2,40 DM auf unter 2 DM. Unterschreiten von 1,50 DM wurde damals für unmöglich gehalten, bis irgendwann tatsächlich 1,3x DM erreicht wurden.

Gruß
Wolfgang

Hallo Peter!

Jetzt gebe ich noch meinen Senf dazu.

Also in dem von Dir geposteten Artikel unterstellt der Autor, der Theorie von Krugman einen Anfängerfehler unterlaufen ist.
Der Autor lehnt sich dabei echt weit aus dem Fenster, wenn er dies einem ehemaligen Yale Professor, der seine Doktorarbeit am MIT geschrieben hat und einem der renommiertesten Ökonomen unterstellt. Bevor dieser ein Theorie aufstellt wird er schon mehr als einmal nachgedacht haben.

Dann lass uns einmal nachdenken:
Der Autor schreibt: Auf der Ebene des stofflichen Güterflusses hat er zwar recht, da handelt es sich beim Import aus China betriebswirtschaftlich gewissermaßen um eine inneramerikanische Angelegenheit. Dem Kapital geht es aber nun einmal nicht um die stoffliche Güterproduktion, sondern diese dient einzig der Akkumulation von Geldkapital.

So, wenn ich das Ganze jetzt vereinfache auf ein Paar Schuhe von Nike, dann komme ich auf eine andere Lösung als der Autor:
Das US-Unternehmen Nike lässt ein Paar Schuhe in China fertigen und wechselt aus diesem Grund 10 Dollar in Renminbi um. Nach der Fertigstellung werden sie an den Händler in Deutschland verkauft für 30 Euro. Also macht Nike einen Umsatz von 30 Euro, da aber Nike in Dollar bilanziert wird der Umsatz wieder Dollar umgewandelt (ca. 40 Dollar). Dies macht dann ein „Gewinn“ von 30 Dollar für Nike (alles stark vereinfacht!) und einen Zuwachs für die US Wirtschaft. So fließt auch Geld in die US Wirtschaft, ohne dass die Handelsbilanz, die nur den Warenfluß erfasst, dies erfasst. Also doch auch beim Geld einen betriebswirtschaftlich inneramerikanische Angelegenheit.

Stimmt doch oder liege ich falsch?

Gruß Christian

1994
Guten Morgen,

Das muß 1990 gewesen sein. Ich erinnere mich daran, weil ein
Banker ein Dollarguthaben zum Zeitpunkt eines deutlich höheren
$-Kurses auf Basis von 1,50 DM als Sicherheit akzeptierte und
später etwas verstört guckte, als der Dollar in ziemlicher
Geschwindigkeit an der 1,50-Marke vorbei sackte.
Passiert ist damals weiter nichts, aber exportierende
Unternehmen stöhnten heftig. Immerhin bewegte sich der Dollar
von >4 DM im Laufe vieler Jahre über einen lange stabilen
Stand um 2,40 DM auf unter 2 DM. Unterschreiten von 1,50 DM
wurde damals für unmöglich gehalten, bis irgendwann
tatsächlich 1,3x DM erreicht wurden.

Das war Mitte 1994. Da hatte ich mir ein Loch in den Bauch gefreut, weil ich mit meinen Eltern für 4 Wochen den Atlantik überquerte und mein Erspartes zu einem Kurs von 1,3x tauschen und investierten konnte. Wenn meine erinnerungslücke nicht zu groß ist, war er auch nicht lang zu diesem Kurs zu haben. Ob das 90 auch schon war weiß ich nicht, aber 94 definitiv.

Gruß Grüne

Hi,

Das war Mitte 1994.

Mitte 1994 lag der Dollarkurs noch bei über 1,60. Der Tiefststand wurde im April 1995 erreicht; erst ab Ende August blieben die Kurse nachhaltig über 1,40.

Gruß,
Christian

Nachfrage
Zunächst vielen Dank für die Antwort.
Die Einwände leuchten mir z.T. ein außer folgendem:

Dem nicht neuen Versuch, aus ideologischen Gründen Panik zu
schüren, halte ich entgegen, daß die Leistungsbilanz der USA
seit Anfang der 1980er praktisch durchgängig negativ
ausgefallen ist und sich bis heute immer noch genug Kapital
willig in die USA bewegt hat, um die Lücke auszugleichen.

Daß sich bis jetzt genügend Kapital gefunden hat ist unbestritten, die Frage ist aber ob das auf Dauer (d.h. die nächsten Jahrzehnte) so weiter gehen kann ohne zumindest eine drastische Abwertung des Dollars gegenüber den Ländern zu denen eine negative Handelsbilanz besteht. Hinzu kommt, daß die Handelsbilanz der USA seit 1980 zwar fast immer negativ war, aber nicht in einem solchen Ausmaß (2003 etwa 6% des BIP).
Es geht mir nicht primär darum, ob die Warnungen vor einer Weltwirtschaftskrise berechtigt sind sondern ob langfristig mit einem Wertverlust des Dollars zu rechnen ist. Wenn man sich mal den langfristigen Verlauf von DM/Euro gegenüber dem Dollar seit dem Ende von Bretton-Woods anschaut, scheint mir unterm Stich trotz aller Schwankungen doch eine eindeutige Abwärtstendenz des Dollars zu bestehen.

Auch der Big Mac-Index spricht dafür, daß der
Dollar noch ca. 10% an Wert verlieren wird FAQ:284
Bzw. http://www.oanda.com/products/bigmac/bigmac.shtml
Zur Frage, wie sich der Dollar in Zukunft entwickeln wird, sei
das Wort Kaufkraftparität in die Runde geworfen, zu weiteren
Ausführungen fehlt mir jetzt aber etwas die Zeit. Sollte noch
zusätzlicher Klärungsbedarf bestehen, bitte noch mal
nachfragen.

Hier besteht tatsächlich Klärungsbedarf. Gibt es denn Untersuchungen, die zeigen, daß der Bib-Mac-Index eine Prognose über die zukünftige Entwicklung des Wechselkurses zweier Währungen erlaubt?
Das würde mich interessieren, denn wie ich schon in meinem vorletzten Post angedeutet habe: Der einzige Parameter, den ich gefunden habe, der zumindest in den letzten 12 Jahren recht genau mit dem Verhältnis DM/Euro zu Dollar korreliert war das Verhältnis der Leitzinsen (was einem für eine Prognose natürlich auch nur bedingt hilft, wenn man nicht weiß wie sich die Leitzinsen entwickeln).

Gruß
Peter

Hallo Christian,

Du schreibst:

So, wenn ich das Ganze jetzt vereinfache auf ein Paar Schuhe
von Nike, dann komme ich auf eine andere Lösung als der Autor:
Das US-Unternehmen Nike lässt ein Paar Schuhe in China
fertigen und wechselt aus diesem Grund 10 Dollar in Renminbi
um. Nach der Fertigstellung werden sie an den Händler in
Deutschland verkauft für 30 Euro. Also macht Nike einen Umsatz
von 30 Euro, da aber Nike in Dollar bilanziert wird der Umsatz
wieder Dollar umgewandelt (ca. 40 Dollar). Dies macht dann
ein „Gewinn“ von 30 Dollar für Nike (alles stark vereinfacht!)
und einen Zuwachs für die US Wirtschaft. So fließt auch Geld
in die US Wirtschaft, ohne dass die Handelsbilanz, die nur den
Warenfluß erfasst, dies erfasst. Also doch auch beim Geld
einen betriebswirtschaftlich inneramerikanische Angelegenheit.

Stimmt doch oder liege ich falsch?

Ich glaube Du liegst falsch.

  1. Was macht Nike mit den 30 Dollar? Normalerweise werden sie diese in dem Land reinvestieren, wo die größtmögliche Rendite erwirtschaftet werden kann, wenn das z.B. China ist, wechselt das Geld wieder den Währungsraum und dann ist es währungstechnisch gesehen keine inneramerikanische Angelegenheit mehr.

2.Das entscheidende Argument des Artikels (oder zumindest das was mich interessiert)ist ja ein ganz anderes.
Ist es möglich bei ständigem Handelsbilanzdefizit den Außenwert einer Währung auf Dauer (mit ‚auf Dauer‘ meine ich in den nächsten Jahrzehnten nicht Monaten) konstant zu halten ?
Momentan wird der Dollar offensichtlich vor allem durch Kauf von US-Staatsanleihen durch die asiatischen Notenbanken leidlich konstant gehalten(zumindest gegenüber Yuan und Yen). Aber kann das langfristig funktionieren? Zumindest gegenüber der DM war das nicht so (siehe hierzu die Entwicklung des Dollars gegenüber DM/Euro nach Beendigung von Bretton-Woods)

Grüße Peter

Hallo Peter!

Ich glaube Du liegst falsch.

Das habe ich nicht ausgeschlossen, es war ja nur ein Gedankengang.

  1. Was macht Nike mit den 30 Dollar? Normalerweise werden sie
    diese in dem Land reinvestieren, wo die größtmögliche Rendite
    erwirtschaftet werden kann, wenn das z.B. China ist, wechselt
    das Geld wieder den Währungsraum und dann ist es
    währungstechnisch gesehen keine inneramerikanische
    Angelegenheit mehr.

Klar. Habe ich nicht bedacht in der ganzen Rechnung. Die Dividenden, Kursgewinne und Anleihzinsen etc. werden aber an die jenigen ausgezahlt die in Dollar (Nike) investiert haben. Also für den einzelnen Investor macht es mehr oder weniger Sinn sein Geld in den USA zu investieren, trotz Handelsbilanzdefizit. Ich kann mir erklären, das dadurch der Geldstrom entsteht, der das Ganze am Leben erhält. Das die Währung trotzdem schwächer wird stimmt, aber dann immer noch.

2.Das entscheidende Argument des Artikels (oder zumindest das
was mich interessiert)ist ja ein ganz anderes.
Ist es möglich bei ständigem Handelsbilanzdefizit den
Außenwert einer Währung auf Dauer (mit ‚auf Dauer‘ meine ich
in den nächsten Jahrzehnten nicht Monaten) konstant zu halten
?

Ich weiss dass das entscheidende Argument ein Anderes ist. Ich wollte damit nur aufzeigen, wie stark bzw. schwach der Artikel durchdacht ist. Ob trotz des hohen Handlesbilanzdefizit der Ausßenwert stabil bleiben kann? Wie war es denn in den 80ern unter Reagen, dort hatte die USA durch die „trickel-down“-Politik teilweise ein noch höheres Handelsbilanzdefizit. Wie verhielt sich das Dollarverhältnis? Vielleicht sollte man sich noch ein paar ähnliche Fälle ansehen und dann kann man es wenigstens empirisch nachweisen. Ein Antwort darauf habe ich nicht, bin aber gespannt ob jemand eine hat.

Momentan wird der Dollar offensichtlich vor allem durch Kauf
von US-Staatsanleihen durch die asiatischen Notenbanken
leidlich konstant gehalten(zumindest gegenüber Yuan und Yen).
Aber kann das langfristig funktionieren? Zumindest gegenüber
der DM war das nicht so (siehe hierzu die Entwicklung des
Dollars gegenüber DM/Euro nach Beendigung von Bretton-Woods)

Und wohin soll das Enden? Dem Szenario des Autors? Irgendwo ist ein Harken… ich kann nur noch nicht finden.

Gruß Christian

Einige Zahlen
Hallo Christian,
Du schreibst:

Wie war es denn in den 80ern
unter Reagen, dort hatte die USA durch die
„trickel-down“-Politik teilweise ein noch höheres
Handelsbilanzdefizit. Wie verhielt sich das Dollarverhältnis?
Vielleicht sollte man sich noch ein paar ähnliche Fälle
ansehen und dann kann man es wenigstens empirisch nachweisen.
Ein Antwort darauf habe ich nicht, bin aber gespannt ob jemand
eine hat.

Das Handelsbilanzdefizit unter Reagan war nicht so hoch wie heute, es betrug nie mehr als 3% des BIP (zur Zeit etwa 6%). Allerdings war das Haushaltsdefizit genauso hoch wie heute, was den Dollar allerdings nicht daran hinderte z.T. kräftig zu steigen. Es gibt also sicher keine Korrelation in dem Sinne, daß ein hohes Zwillingsdefizit kurzfristig zwangsläufig den Wert einer Währung drückt.
Aus Zeitmangel nur folgender link, wo Du ein paar Statistiken findest:
http://www.helaba.de/hlb/generator/Download/MaerkteU…

Und wo soll das enden? Dem Szenario des Autors? Irgendwo
ist ein Haken… ich kann ihn nur noch nicht finden.

Tja ich eben auch nicht. Du studierst doch BWL, frag doch mal deine Profs.

Gruß Peter

Hallo Peter!

Das Handelsbilanzdefizit unter Reagan war nicht so hoch wie
heute, es betrug nie mehr als 3% des BIP (zur Zeit etwa 6%).
Allerdings war das Haushaltsdefizit genauso hoch wie heute,
was den Dollar allerdings nicht daran hinderte z.T. kräftig zu
steigen. Es gibt also sicher keine Korrelation in dem Sinne,
daß ein hohes Zwillingsdefizit kurzfristig zwangsläufig den
Wert einer Währung drückt.
Aus Zeitmangel nur folgender link, wo Du ein paar Statistiken
findest:
http://www.helaba.de/hlb/generator/Download/MaerkteU…

In diesem Link steht aber auch, dass es aufgrund eines Abkommens und zulasten (besonders) der japanischen Wirtschaft zu einem solchen Anstieg des Dollars kam.

Und wo soll das enden? Dem Szenario des Autors? Irgendwo
ist ein Haken… ich kann ihn nur noch nicht finden.

Tja ich eben auch nicht. Du studierst doch BWL, frag doch mal
deine Profs.

Genau! Ich studiere BWL, das ist dann doch etwas anderes wie VWL. ;o)
Aber nochmals zurück zu dem Harken. Solange genug Geld in die USA Wirstchaft fließt ensteht kein Problem, trotz eines Handelsbilanzdefizits. Solange die USA als Anlageland interessant ist werden die Gelder auch fließen. Weitherhin fließen auch die Gelder der eigenen Unternehmen wieder zu eine Großteil ins Land (siehe Nike Beispiel + Erklärung in Antwort 2).
Wenn jetzt das Handelsbilanzdefizit und die Staatsverschuldung wieder etwas geringer werden, sehe ich kein Problem und der Dollar wird wieder steigen. In der speziellen Situation der USA scheint es also langfristig möglich zu sein, dass der Kurs der Währung nicht ins bodenlose sinkt.

Was ich noch sagen wollte. Warscheinlich hättest Du mehr Reaktionen wenn Du die Frage im VWl oder Wirtschaftspolitikbrett gepostet hättest.

Gruß Christian

Hallo,

Daß sich bis jetzt genügend Kapital gefunden hat ist
unbestritten, die Frage ist aber ob das auf Dauer (d.h. die
nächsten Jahrzehnte) so weiter gehen kann ohne zumindest eine
drastische Abwertung des Dollars gegenüber den Ländern zu
denen eine negative Handelsbilanz besteht.

nehmen wir also an, daß dem internationalen Kapital das Interesse abhanden kommt, sich in den USA als Lückenbüßer zu verdingen. Dann sind zwei Szenarien denkbar:
a) Abwertung wird zugelassen. Folge: Der Import der USA geht nach und nach in den Keller, weil das ausländische Zeug einfach zu teuer wird. Entsprechend geht das HB-Defizit zurück und die Leistungsbilanz sieht wieder prächtig aus. Alternative: Die USA importieren trotzdem weiter ausländisches Zeug und damit eine feine Inflation. Das Land geht hoch und das Ende des Abendlandes ist gekommen.
b) der Abwertung der Währung wird durch Devisenverkäufe (anerkanntermaßen völlig sinnloses Unterfangen) oder Zinserhöhungen (anerkanntermaßen erfolgreiche Aktivität) begegnet. Die zweite Variante hätte den Charme, daß sie den Kurs nicht direkt beeinflußt, sondern indireket dafür sorgt, daß das Kapital wieder freiwillig ins Land kommt.

Die Zuordnung von Wahrscheinlichkeite zu den Szenarien überlasse ich Dir.

Es geht mir nicht primär darum, ob die Warnungen vor einer
Weltwirtschaftskrise berechtigt sind sondern ob langfristig
mit einem Wertverlust des Dollars zu rechnen ist. Wenn man
sich mal den langfristigen Verlauf von DM/Euro gegenüber dem
Dollar seit dem Ende von Bretton-Woods anschaut, scheint mir
unterm Stich trotz aller Schwankungen doch eine eindeutige
Abwärtstendenz des Dollars zu bestehen.

Ich weiß nicht:
USD in D-Mark

Jahre Durchschn. Tiefst Höchst
70-75 2,96 2,28-3,64
76-80 2,21 1,70-2,68
81-85 2,40 1,73-3,24
86-90 2,08 1,56-3,46
91-95 1,62 1,38-1,84
96-00 1,66 1,34-2,02
01-05 2,15 1,66-2,38

So einen eindeutigen Trend über die knapp 35 Jahre vermag ich da nicht zu erkennen. Daß der Dollar am Anfang am höchsten war und nur fallen konnte, verfälscht das Bild zusätzlich. Außerdem ist die D-Mark im Prinzip schon seit 1979 eng mit den Währungen der EG-Länder verknüpft gewesen. Die anfänglichen Weichwährungen sind insbesondere in den späten 80ern und frühen 90ern erstarkt (auch wenn es zwischendurch mal eine kleine EWS-Panne gab), so daß es auch hier alternative Erklärungen für eine Tendenz zum schwachen Dollar gäbe, so man denn eine solche Tendenz überhaupt belegen könnte, woran ich wiederum Zweifel habe.

Auch der Big Mac-Index spricht dafür, daß der
Dollar noch ca. 10% an Wert verlieren wird FAQ:284
Bzw. http://www.oanda.com/products/bigmac/bigmac.shtml
Zur Frage, wie sich der Dollar in Zukunft entwickeln wird, sei
das Wort Kaufkraftparität in die Runde geworfen, zu weiteren
Ausführungen fehlt mir jetzt aber etwas die Zeit. Sollte noch
zusätzlicher Klärungsbedarf bestehen, bitte noch mal
nachfragen.

Hier besteht tatsächlich Klärungsbedarf. Gibt es denn
Untersuchungen, die zeigen, daß der Bib-Mac-Index eine
Prognose über die zukünftige Entwicklung des Wechselkurses
zweier Währungen erlaubt?

Jein. Mit dem Big Mac-Index sollen die Kaufkraftniveaus verschiedener Länder vereinfacht vergleichbar gemacht werden. Der zugrundeliegende Ansatz der Kaufpreisparität ist m.W. empirisch bestätigt. Das ist eigentlich auch ganz logisch, denn so lange ein Gut real in Land B billiger ist, wird Land A dieses Gut von dort beziehen. Über Angebot und Nachfrage steigen Preis und/oder Wechselkurs.

Das würde mich interessieren, denn wie ich schon in meinem
vorletzten Post angedeutet habe: Der einzige Parameter, den
ich gefunden habe, der zumindest in den letzten 12 Jahren
recht genau mit dem Verhältnis DM/Euro zu Dollar korreliert
war das Verhältnis der Leitzinsen (was einem für eine Prognose
natürlich auch nur bedingt hilft, wenn man nicht weiß wie sich
die Leitzinsen entwickeln).

Warum auch nicht. Genau aus diesem Grunde ergab sich irgendwann der Gedanke der Zinsparität, die das passende Gegenstück zur Kaufpreisparität ist, allerdings eher zur kurzfristigen Betrachtung dient, während der Ansatz der Kaufpreisparität eher langfristiger Natur ist.

Gruß,
Christian

P.S.
Grad noch gefunden:
http://www.econ.uni-klu.ac.at/vtp/studium/lvinfos/er…

falscher Ansatz
Hi,

Was ich noch sagen wollte. Warscheinlich hättest Du mehr
Reaktionen wenn Du die Frage im VWl oder
Wirtschaftspolitikbrett gepostet hättest.

klar, mehr Reaktionen sicherlich. Ob in der Summe qualitativ hochwertigere: Eher nicht so. Falls die Diskussion umzieht, bin ich raus. Das Thema ist genau das richtige Futter für Frank und andere Währungsphilosphen und das tue ich mir nicht an.

Gruß,
Christian

Hallo Christian

klar, mehr Reaktionen sicherlich. Ob in der Summe qualitativ
hochwertigere: Eher nicht so. Falls die Diskussion umzieht,
bin ich raus. Das Thema ist genau das richtige Futter für
Frank und andere Währungsphilosphen und das tue ich mir nicht
an.

*schmunzel* Da stimme ich Dir zu. Bei manchen Beiträge die man liest rollen sich einem die Zehennägel. Aber mit der Zeit erkennt man welche Beiträge es sich lohnt zulesen oder wo man es besser lässt. Nur nie darüber aufregen. Lustig wird es wenn man in der Visitenkarten von den Spezialgebieten liest und bei BWl&VWL steht: „Kann doch jeder, ist doch Allgemeinwissen“. Das löst schon einen großen Lacher aus.
Aber hier im Forum ist es eher lustig. Traurig wird es wenn ich mit Komolitionen in einer Gruppenarbeit sitze und das Wissen so beschränkt ist oder nur auf das auswendig gelernte für die Klausur beschränkt ist. Dann ist es nicht mehr lustig! Aber ich glaube das Thema mit BWLern die zu 85% kein Interesse an Ihrem Fach haben und von der Uni kommen mit auswendig gelerntem Stoff, ohne den Sinn des Ganze verstanden zu haben, hatten wir schon öfters.

Aber zurück zur Frage:
Kann eine Währung trotz eines hohen Handelsbilanzdefizites auf Dauer den Aussenwet halten?

Gruß Christian

Hallöchen,

*schmunzel* Da stimme ich Dir zu. Bei manchen Beiträge die man
liest rollen sich einem die Zehennägel. Aber mit der Zeit
erkennt man welche Beiträge es sich lohnt zulesen oder wo man
es besser lässt.

man schon, aber wenn ein Neuling DAS sieht, wird mit den Erklärungen im Zusammenhang mit dem Namen der Site ein bißchen kompliziert.

Aber ich glaube das Thema mit BWLern die zu 85% kein Interesse
an Ihrem Fach haben und von der Uni kommen mit auswendig
gelerntem Stoff, ohne den Sinn des Ganze verstanden zu haben,
hatten wir schon öfters.

Tjaja.

Kann eine Währung trotz eines hohen Handelsbilanzdefizites auf
Dauer den Aussenwet halten?

Klar, warum nicht? Wenn dem Währungsangebot (aufgrund des Imports) eine entsprechende Nachfrage (bspw. aufgrund von Kapitalimporten) gegenübersteht… Siehe dazu auch meinen letzten Artikel im anderen Strang.

Gruß,
Christian

Hallo!

Kann eine Währung trotz eines hohen Handelsbilanzdefizites auf
Dauer den Aussenwet halten?

Klar, warum nicht? Wenn dem Währungsangebot (aufgrund des
Imports) eine entsprechende Nachfrage (bspw. aufgrund von
Kapitalimporten) gegenübersteht…

Auf die selbe Lösung bin ich auch gekommen, wobei ich mir dabei nicht 100%ig sicher war. Aber wenn ich nochmals alles durchdenke, schliesse ich mich deiner Meinung an und bin mir jetzt 100%ig sicher!

Siehe dazu auch meinen
letzten Artikel im anderen Strang.

… hab ich doch natürlich gelesen ;o)

Gruß Christian