Tut mir leid, da habe ich mich wohl mißverständlich
ausgedrückt. Ich meinte: Wie bist Du auf wer-weiss-was.de
gestoßen?
Auch wenn mir der Sinn der Frage nicht klar ist:
Ganz einfach: Hier tauchen mitunter Leute mit sehr abstrusen Vorstellungen bzgl. Wirtschaft auf. Man beschäftigt sich stundenlang mit den Leuten und ihren Theorien (die meist irgendwo zwischen Marx und Wahnsinn im Internet geklaut worden sind) und stellt dann irgendwann entnervt fest, daß die Leute gar nicht lernen wollen, sondern Bestätigung für ihre abstrusen Theorien suchen und alles andere ignorieren. Hättest Du nun auf meine Frage geantwortet „über google mit den Begriffen Freiwirtschaft und Kapitalismus (oder ähnliches)“ hätte ich mir die genaue Lektüre des verlinkten Artikels gespart und mich wieder hingelegt.
Gehen wir es also an:
Still und unaufhörlich wächst das Handels- und Kapitalbilanzdefizit der USA vor sich hin und hat aufsummiert eine astronomische Größenordnung erreicht. Man ist inzwischen irgendwie daran gewöhnt. Die ganze Welt legt ihr überschüssiges, weil wegen der globalen Überkapazitäten nicht mehr rentabel reinvestierbares Geldkapital in den USA an, indem dort Aktien und Staatsschuldpapiere gekauft werden.
Inhaltlich nicht ganz falsch, aber offensichtlich ideologisch geprägt. Darauf deutet der sinnlose und aus dem Marx´schen entlehnte Begriff „Geldkapital“ hin, ebenso wie die Behauptung, es wäre überschüssig und wegen globaler Überkapazitäten nicht mehr rentabel reinvestierbar - was völliger Quatsch ist.
Mit den beispiellosen Geldschulden, die sie auf diese Weise im Ausland machen, kaufen die USA die überschüssigen Waren derselben Welt auf, für die sich sonst mangels Kaufkraft aufgrund von Rationalisierung, Massenarbeitslosigkeit und Massenarmut keine Käufer mehr finden würden.
Was auch totaler Quatsch ist. Hauptimportgüter der US-Wirtschaft sind Güter, die die USA nicht in hinreichender Menge und/oder Qualität selbst produzieren können, als da wären Öl/Gas, andere Rohstoffe, Autos, Stahl, Maschinen, Lebensmittel und dann irgendwann Konsumgüter, auf die ansatzweise die Beschreibung des Autors zutreffen würde. Natürlich sind die USA ein wesentlicher Nachfrager für die o.g. Güter, aber es ist nicht so, daß sich für den Krempel sonst keiner interessieren würde. Gerade bei Stahl und Öl ist die hohe weltweite Nachfrage ja eine Ursache für die stark gestiegenen Preise.
Die eigentlich fällige Weltwirtschaftskrise wird damit gemildert und ständig weiter hinausgeschoben. Fast scheint es so, als hätte der globale Kapitalismus dank der Absorptionsfähigkeit der letzten Supermacht das ökonomische Perpetuum mobile erfunden.
Warum die Weltwirtschaftskrise fällig sein soll, erläutert der Autor nicht.
Soviel zum ersten Absatz, um mal aufzuzeigen, auf welchem Niveau die „Argumentation“ abläuft.
Kommen wir also zu einzelnen Punkten.
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China
Dort wird mitnichten vor allem für die USA produziert, sondern für eine stark wachsende Inlandsnachfrage. Seit einigen Jahren boomt die Nachfrage aus der Zement- und Betonbranche nach Maschinen und Produktionsanlagen im allgemeinen. Dies ist der Ausgangspunkt für eine nachhaltige Industrialisierung (Straßenbau, Hochbau).
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Inflation durch Nachfrage nach Anleihen und Aktien
Der Autor argumentiert, die Käufer von Anleihen und Aktien müßten ausländische Währung in Dollar umtauschen, was die Geldmenge aufblähen würde. Er vergißt dabei, daß die Importe auch bezahlt werden müssen, d.h. die Importe werden mit Dollars bezahlt, die dann in ausländische Währung getauscht werden. Solange sich das einigermaßen die Waage hält, passiert auch nichts gravierendes.
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massive Kursverluste des Dollars aufgrund dauerhaft negativer Handelsbilanz
Natürlich kann es passieren, daß die Kapitalimporte zurückgehen bzw. versiegen. Die Folge wäre in der Tat ein Kursverlust des Dollars – jede Aussage aber über Ausmaß und Folgen für die Weltwirtschaft ist aber Spekulation. Untergangsszenarien sind jedoch bei den Leuten, die ich in meinem ersten Absatz erwähnte, durchaus beliebt.
Dem nicht neuen Versuch, aus ideologischen Gründen Panik zu schüren, halte ich entgegen, daß die Leistungsbilanz der USA seit Anfang der 1980er praktisch durchgängig negativ ausgefallen ist und sich bis heute immer noch genug Kapital willig in die USA bewegt hat, um die Lücke auszugleichen.
Hinzu kommt, daß die FED bereits gegensteuert und sukzessive die Zinsen erhöht. Dies führt dazu, daß Kapitalanlagen in den USA interessanter werden und die Nachfrage (und damit der Import) gebremst wird.
Zur Wertung des aktuellen Dollarkurses: Der derzeitige Kurs entspricht einem Kurs von 1,50 DM/Dollar. Ich kann mich noch an Kurse von 1,35 DM/Dollar erinnern, ohne daß die Welt untergegangen wäre. Das entspräche dann einem Kurs von 1,45 Dollar je Euro. Auch der Big Mac-Index spricht dafür, daß der Dollar noch ca. 10% an Wert verlieren wird FAQ:284
Bzw. http://www.oanda.com/products/bigmac/bigmac.shtml
Zur Frage, wie sich der Dollar in Zukunft entwickeln wird, sei das Wort Kaufkraftparität in die Runde geworfen, zu weiteren Ausführungen fehlt mir jetzt aber etwas die Zeit. Sollte noch zusätzlicher Klärungsbedarf bestehen, bitte noch mal nachfragen.
Gruß,
Christian